Wahrscheinlichkeiten (Forschung)

Sektor3, Mittwoch, 22.07.2009, 09:45 (vor 5624 Tagen) @ AnKa

Wenn nicht jede einzelne Aussage dokumentiert wäre, würde ich so eine Geschichte auch nicht glauben; niemels!

Man wird die Geschichte als Verschwörungstheorie geiseln.

Die Verschwörungstheorie kommt bestimmt. Das Schöne ist aber, dass alles dokumentiert ist. In der Chronologie listet solche Dokumente auf und ist, was die Beweisführung angeht, wesentlich wichtiger als der Artikel. Sie finden dort auch Sachen, die zuvor noch nicht in der Öffentlichkeit bekannt waren, wie z.B., dass Überla nicht nur Forschungsgeld bekam (wie er behauptet) sondern für Kritiken ein schönes Handgeld kriegte.

Und theoretisch könnte die Tabakindustrie ja unter Wiedergutmachungsvorsatz gehandelt haben: Nachdem man den Menschen ausdauernd die Harmlosigkeit des Rauchens vorgegaukelt hat, möchte man nun wenigstens bei anderen Umweltthemen etwas zurechtrücken. Es gibt auch anderswo Unternehmer, die rund um das Jahr wegen allerhand Klima- und Sozialsünden öffentlich gegeiselt werden, aber oder gerade deswegen über Stiftungen gute Taten tun.

Ich kenne da zwei Sorten von "Wiedergutmachern":
Die einen haben Mist gebaut, bereuen das und tun Gutes. Da liegt aber immer ein zeitlicher Abstand dazwischen.
Die anderen stehen in der Kritik und tun Gutes um sich ein gutes Image zu verschaffen. Die sind eigentlich keine Wiedergutmacher/Bereuende und machen das auch nicht heimlich, sondern so, dass jeder sieht was sie gutes tun.

Fraglich ist mir, ob dieser Zusammenhang wirklich schlüssig ist:

Warum sollte das Starren auf den Mobilfunk die Kritik an den Folgen des Rauchens einschränken?

Ich wollte Sie nicht mit einer riesigen Menge an Dokumenten langweilen. Aus all denen geht hervor, dass genau dies die Strategie der Tabakindustrie war. Über Jahrzehnte wurden systematisch alle potentiellen Gesundheitsgefahren abgegrast. Das Draft Reserch Program des VdC aus dem Jahr 1992 sagt eindeutig:

"The health hazards attributed to smoking by epidemiological studies are to be further explored (on molecular and cellular levels) and be brought into relation with risks of life in general.

2.) Investigation of the effect of the so-called passive smoking (ETS) on human health in the light of endogenous and exogenous influential factors."

Mit den so gewonnenen Informationen wurde (und wird) zum Einen die Öffentlichkeit alarmiert: xyz ist krebserregend

Zum Anderen wurden Gesundheitsbehörden wie die amerikanische Environmental Protection Agency (EPA)angegriffen nach dem Motto:
"Ihr [EPA] sagt, dass Passivrauchen das Gesundheitsrisiko um 30% erhöht und wollt deshalb das Rauchen verbieten. Ihr macht aber nichts gegen Dieselabgase und EMF, obwohl diese das Gesundheitsrisiko auf das 2-3 fache erhöhen.

Konnte die Raucherlobby wirklich realistisch davon ausgehen, dass sich der öffentliche Fokus vom Rauchen auf den Mobilfunk verschiebt?

Eine solch planvolle Absicht wäre doch mit so vielen Fragezeichen behaftet gewesen, dass die Erfolgsaussichten schon damals sehr unwahrscheinlich erschienen sein müssen.

Für die Tabakindustrie ist wichtig, dass die Bevölkerung glaubt, "das Leben ist gefährlich, ganz besonders was Spaß macht oder nützlich ist. Passivrauchen ist da nur eine (kleine) weitere Gefahr".

Von planvoller Absicht kann man bei der Zigarettenindustrie durchaus sprechen.
Die Multimilliardenprozesse in den USA laufen auch alle darauf hinaus.
Die vielen Fragezeichen walzte die Zigarettenindustrie mit Masse nieder. In Deutschland kaufte sie dazu den Präsidenten des Bundesgesundheitsamtes und verbreitete 20 Jahre lang jede Menge Unsinn. Geben Sie sich nochmal den Boss der deutschen Zigarettenindustrie 1991:
„In praktisch allen entwickelten Ländern dieser Welt als auch bei allen zuständigen internationalen Organisationen gelte die Frage der gesundheitlichen Schädigungen durch Passivrauchen als entschieden. Unter wissenschaftlichen Aspekten sei eine solche Schädigung zweifelsfrei anzunehmen. Die einzige wissenschaftliche Gemeinde, in der diese Frage noch offen gehalten werde, sei die Bundesrepublik. Dies sei nicht zuletzt das Verdienst von Professor Prof. A. und der Zusammenarbeit unserer Industrie mit der Wissenschaft.“


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