Dr. med. Hans-Christoph Scheiner † (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.06.2012, 01:26 (vor 4548 Tagen)

Er war das Allroundtalent unter den Mobilfunkgegnern, der Tausendsassa, der Hansdampf in allen Gassen. Für Dr. med. Hans-Christoph Scheiner war das Korsett des Allgemeinmediziners ein paar Nummern zu eng, er gründete deshalb eine politische Splitterpartei und ein Institut für holistische Medizin, er versuchte sich als Dichter, nahm Musikunterricht, schrieb Bücher und 1998 war er eigenen Angaben zufolge Gründungsmitglied des Anti-Mobilfunk-Vereins Bürgerwelle. Markenzeichen des gut aussehenden Mediziners waren seine Eloquenz und sein gewandtes Auftreten, beides gab ihm eine gewisse Aura ernster Seriosität.

Die Wege des IZgMF und Dr. Scheiners kreuzten sich erstmals 2002. Mit finanzieller Unterstützung des Vereins "Rettet den Münchener Norden" buchten wir ihn seinerzeit als einen von drei Referenten für eine Informationsveranstaltung gegen Mobilfunk. Mit dabei seine Ehefrau und Managerin Ana. Nach der Veranstaltung wollte ich ihm klar machen, dass das Publikum überfordert sei, wenn jeder Referent die physikalische Größe Leistungsflussdichte in seiner Lieblingsdimension nennen würde, der erste z.B. in nW/m², der zweite in W/m² und der dritte in mW/cm². Doch Scheiner war für solche Details nicht zu gewinnen, er dachte lieber in größeren Maßstäben - und geriet damit immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Im Mai 2007 etwa belehrte er Vertreter des BfS, es gäbe Millionen Bürger, die von Mobilfunk betroffen seien. Eine von ihm frei aus der Luft gegriffene Zahl. Die Dramatik, mit der der Mediziner vor angeblichen Gefahren des Mobilfunks warnte, spaltete auch die damals noch existierende "Funkpause", das Bündnis Münchener Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk, in Scheiner-Anhänger und Scheiner-Gegner. Schon bei unserer Informationsveranstaltung hatte sich dies abgezeichnet, der Habitus des Holistikers polarisierte das Publikum: Wer nicht für ihn war, war gegen ihn, eine Grauzone Unentschlossener ließ sich nicht ausmachen.

Schlecht beraten war Scheiner, als er sich Ende 2007 mit dem zwielichtigen US-Wissenschaftler Dr. G. Carlo einließ. Das mit beträchtlichem Aufwand in Szene gesetzte Gemeinschaftsprojekt "Help for Wirless Victims" zerplatzte freilich noch in der Gründungsphase wie eine Seifenblase. Nicht weniger befremdlich war 2009 Scheiners Auftritt bei der Schweizerischen Sekte AZK (Anti-Zensur-Koalition). Seine schwerste Niederlage musste der Münchener Arzt jedoch schon Mitte 2006 einstecken, als sich sein Klavierlehrer, der wegen eines neuen Sendemasten 2004 über Nacht zum Mobilfunkgegner geworden war, öffentlich von ihm distanzierte und ihm unseriöses unwissenschaftliches Arbeiten vorwarf.

Zuletzt persönlich getroffen haben wir Dr. Scheiner im Juni 2009 anlässlich des Gemeinschaftsprojektes "Ringvorlesung", das er mit Dr. med. M. Kern (vergeblich) versuchte ins Rollen zu bringen. Meine Frau und ich mogelten uns in eine solche Vorlesung, die eigentlich für Ärzte vorgesehen war, jedoch von Laien und überzeugten Elektrosensiblen besucht wurde. Am Ende der Vorlesung kam es zum Eklat zwischen Dr. Kern und uns. Doch Scheiner trat dazwischen und schlichtete den Streit souverän. Auch dies war eine Facette seiner Persönlichkeit, eine keineswegs selbstverständliche, denn das IZgMF hatte ihn zuvor häufig angegriffen.

Dr. med. Hans-Christoph Scheiner starb im 66. Lebensjahr am 13. Juni 2012 in München nach langer schwerer Krankheit. Man kann ihn als heldenhaften Kämpfer gegen Elektrosmog sehen oder als verantwortungslosen Panikmacher. Ein für seine schräge Thesen berüchtigter Mitstreiter aus der Anti-Mobilfunk-Szene sieht ihn sogar als Märtyrer: Ganz ungezwungen spekuliert der Mann auf seiner Website, der Arzt sei womöglich umgebracht worden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Funkpause, Scheiner, Gründungsmitglied, Holistiker, Seifenblase, Splitterpartei, Nachruf, Komplementärmedizin, Verstorben, Friedhof

Solidarität unter Mobilfunkgegnern: Ex und hopp

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.06.2012, 14:25 (vor 4548 Tagen) @ H. Lamarr

Jetzt dachte ich eigentlich, ich wäre mit meinem Nachruf auf Dr. Scheiner spät dran. Umso überraschender finde ich es, dass der Tod Scheiners von seinen lieben Mitstreitern bisher weitgehend unkommentiert geblieben ist. Hans-U. Jakob schweigt auch am vierten Tag nach dem Ableben des Mediziners und beschäftigt sich lieber mit einem Gerichtsurteil, Diagnose-Funk hat auch im Newsblog nichts über Scheiner zu sagen, Elektrosmognews und Bürgerwelle schweigen zu seinem Tod ebenso wie die sogenannte Kompetenzinitiative.

Nun ist es mit der Solidarität unter Mobilfunkgegnern bekanntermaßen nicht sonderlich weit her und Wochenende sowie die Fussball-Europameisterschaft mögen als Ausrede herhalten, dennoch empfinde ich das kollektive Schweigen zum Tod Scheiners als eine Respektlosigkeit. Daran ändern auch die im hese- und GHz-Forum (bislang) nur vereinzelt aufgestiegenen Gedenk-Sprechblasen nichts.

Aus den Augen aus dem Sinn. So ist das in der Anti-Mobilfunk-Szene eben, so war es vor vielen Jahren beim Ausscheiden von Jörg W. (Gründer von Elektrosmognews), so war es beim Ausscheiden von Volker Hartenstein und so war es erst kürzlich beim Ausscheiden von Ferdinand Ruzicka.

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Solidarität, Elektrosmognews, Gerichtsurteil, Sozialverhalten

Das Gedenken wird für das Geldeinsammeln genutzt

Lilith, Sonntag, 17.06.2012, 19:05 (vor 4548 Tagen) @ H. Lamarr

Jetzt dachte ich eigentlich, ich wäre mit meinem Nachruf auf Dr. Scheiner spät dran. Umso überraschender finde ich es, dass der Tod Scheiners von seinen lieben Mitstreitern bisher weitgehend unkommentiert geblieben ist.

Wahrscheinlich mussten zuvor noch einige Finanzdetails geklärt werden. Denn man benutzt die traurige Nachricht inzwischen zum Einsammeln von Geld.

Zitat:

"Auf Wunsch des Verstorbenen soll auf üppige Blumen verzichtet und das entsprechende Geld lieber für die Fortführung seines Lebenswerkes eingesetzt werden:
KtoNr.: 23 230 923
Blz: 701 500 00
Empfänger: Scheiner
bei der Stadtsparkasse München
Die Todesanzeige und alle weiteren Informationen werden nach und nach auf
www.ulrichweiner.de veröffentlicht."

Es ist bemerkenswert. Die Nachlassverwaltumg inclusive des Todesanzeigenmanagements scheinen bereits in festen Händen zu sein.

Siehe auch hier. [Diese Quelle ist erloschen, hier eine Ersatzquelle 02.05.2014]

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Weiner, Spenden, Nachlass, Tarnkappe, Zuwendung

Das Gedenken wird für das Geldeinsammeln genutzt

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.06.2012, 19:31 (vor 4548 Tagen) @ Lilith

Die Todesanzeige und alle weiteren Informationen werden nach und nach auf www.ulrichweiner.de veröffentlicht."

Uli Weiner schreibt etwas von "überraschendem" Versterben. Das kann ich nicht nachvollziehen, Dr. Scheiner litt unbestätigten Informationen zufolge an Lungenkrebs, kaum vorstellbar, dass ausgerechnet Scheiner-Intimus Weiner nichts von der Schwere der Erkrankung gewusst haben will. Ich erwähne dies nur deshalb, weil Weiner mit seinem "überraschend verstorben" mMn diskret in die Richtung steuert, die Michael Heiming mit seiner unerträglichen Mord-These vorgegeben hat.

[Admin: Posting editiert am 18. Juni 2012, 01:30 Uhr]

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KlaKla, Sonntag, 17.06.2012, 19:36 (vor 4548 Tagen) @ Lilith
bearbeitet von KlaKla, Sonntag, 17.06.2012, 19:59

Zitat:

"Auf Wunsch des Verstorbenen soll auf üppige Blumen verzichtet und das entsprechende Geld lieber für die Fortführung seines Lebenswerkes eingesetzt werden: ...


Für welches Lebenswerk soll man spenden? Die Sache erscheint mir nicht vertrauenswürdig. Ulrich Weiner und auch die die nur Copy-Paste seine Botschaft verbreiten scheinen die Todesanzeige selbst nicht gelesen zu haben. Dr. Scheiner ist nicht überraschen verstorben sondern nach langer schwerer Krankheit. Und das sah man Ihn auch an.

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Meine Meinungsäußerung

Der Ursprung der "Mord-These" von M. Heiming

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.06.2012, 19:46 (vor 4548 Tagen) @ H. Lamarr

Ganz ungezwungen spekuliert der Mann auf seiner Website, der Arzt sei womöglich umgebracht worden.

Diese unsägliche Spekulation von Michael Heiming hat sich Dr. Scheiner 2008 durch eine unbedachte Äußerung selbst eingebrockt. Allerdings muss einer schon extrem weit neben der Spur sein, um aus der Äußerung eine Mord-These zu konstruieren :no:.

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Das Gedenken wird für das Geldeinsammeln genutzt

Lilith, Montag, 18.06.2012, 08:19 (vor 4547 Tagen) @ H. Lamarr

Die Todesanzeige und alle weiteren Informationen werden nach und nach auf www.ulrichweiner.de veröffentlicht."

Uli Weiner schreibt etwas von "überraschendem" Versterben. Das kann ich nicht nachvollziehen, Dr. Scheiner litt unbestätigten Informationen zufolge an Lungenkrebs, kaum vorstellbar, dass ausgerechnet Scheiner-Intimus Weiner nichts von der Schwere der Erkrankung gewusst haben will. Ich erwähne dies nur deshalb, weil Weiner mit seinem "überraschend verstorben" mMn diskret in die Richtung steuert, die Michael Heiming mit seiner unerträglichen Mord-These vorgegeben hat.

[Admin: Posting editiert am 18. Juni 2012, 01:30 Uhr]

Stimmt - heute steht dort immer noch zu lesen: "Unser langjähriger Mitstreiter Dr. med. Hans-Christoph Scheiner ist überraschend verstorben."

Ich vermute, dieser Weiner hatte keinerlei wirklich menschliche Beziehung zu dem Verstorbenen.

Was ihn aber sichtlich nicht daran hindert, sofort ans Geldsammeln zu gehen.

Ich finde das bodenlos.

Vielleicht sollte man die Angehörigen darüber informieren.

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Das Gedenken wird für das Geldeinsammeln genutzt

Doris @, Mittwoch, 20.06.2012, 17:00 (vor 4545 Tagen) @ Lilith

Stimmt - heute steht dort immer noch zu lesen: "Unser langjähriger Mitstreiter Dr. med. Hans-Christoph Scheiner ist überraschend verstorben."

Ich vermute, dieser Weiner hatte keinerlei wirklich menschliche Beziehung zu dem Verstorbenen.

Was ihn aber sichtlich nicht daran hindert, sofort ans Geldsammeln zu gehen.

Ich finde das bodenlos.

Vielleicht sollte man die Angehörigen darüber informieren.

Auf der Seite von Ulrich Weiner ist ein Nachruf von Klaus Scheidsteger. Laut seiner Aussage erlag Dr. Scheiner seinem Herzleiden und auch sonst erfährt der Leser da so einiges über Dr. Scheiner und sein Engagement.

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Scheidsteger

"Das Gedenken"

RDW ⌂ @, Mittwoch, 20.06.2012, 18:30 (vor 4545 Tagen) @ Doris

Auf der Seite von Ulrich Weiner ist ein Nachruf von Klaus Scheidsteger. Laut seiner Aussage erlag Dr. Scheiner seinem Herzleiden und auch sonst erfährt der Leser da so einiges über Dr. Scheiner und sein Engagement.

Eine Passage daraus:
"In der Küche beruhigte Ana den fünfhundertsten mobilfunkgeschädigten Anrufer an diesem Tag,...."

Wer soll diese Zahl denn glauben? Massenabfertigung im Minutentakt?
Ein echter Freund hätte zumindest bei dieser Gelegenheit eines Nachrufs auf das Schwindeln und maßlose Übertreiben verzichtet, das dieses Umfeld so unsäglich charakterisiert.

RDW

"Kompetenzinitiative" mit Nachruf

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 20.06.2012, 23:48 (vor 4545 Tagen) @ Doris

Auf der Seite von Ulrich Weiner ist ein Nachruf von Klaus Scheidsteger. Laut seiner Aussage erlag Dr. Scheiner seinem Herzleiden und auch sonst erfährt der Leser da so einiges über Dr. Scheiner und sein Engagement.

Auch die sogenannte Kompetenzinitiative hat seit gestern einen Nachruf auf Dr. Scheiner auf ihrer Seite, einen selbst verfassten, keinen Copy-Paste-Nachruf.

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Copy-Paste, Strahlenfühler

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