EMF-Grenzwerte vor 30 Jahren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 28.07.2011, 23:54 (vor 4872 Tagen)

Gab es eigentlich vor der 26. BImSchV und den ICNIRP-Guidlines auch schon Grenzwerte für künstlich erzeugte elektromagnetische Felder? Bei Tacitus findet sich dazu zwar noch nichts, etwas später aber schon.

Einst als Ressortredakteur in Diensten der Elektronik-Zeitschriften "Funk-Technik" und "Funkschau", hatte ich Zugang zu allen möglichen Industriedokumentationen. Eine davon war der "Valvo-Brief". Unter der Bezeichnung "Valvo" firmierte der Geschäftsbereich Bauelemente der Philips GmbH, Hamburg, ein seinerzeit mächtiges Unternehmen mit 8000 Mitarbeitern und gut 1 Mrd. DM Jahresumsatz. Mit dem Valvo-Brief gab das Unternehmen gut aufbereitete technische Informationen an Techniker und Ingenieure heraus - und an die Fachpresse.

Warum auch immer, den Valvo Brief vom 31. Juli 1981 habe ich (privat) aufgehoben, und zufällig heute - fast auf den Tag genau 30 Jahre später - wiedergefunden. Das wäre nun keine Erwähnung wert, würde der Titel dieses 8-Seiters nicht lauten: Mikrowellen, biologische Wirkungen und Grenzen. Fasziniert von der Historie habe ich mich gleich darin festgelesen und überrascht festgestellt, bereits damals war von nicht-thermischen Wirkungen die Rede. Wo uns doch überzeugte Mobilfunkgegner immerzu glauben machen möchten, diese Wirkungen würden von der Industrie hartnäckig geleugnet. Noch spannender fand ich jedoch die Nennung der Grenzwerte, die damals Gültigkeit hatten. Auch die Grenzwerte in Russland und der DDR werden nicht verschwiegen. Die Seriosität der Publikation erkenne ich daran, dass im Literaturverzeichnis Paul Brodeur, früher und inzwischen vergessener Star der Anti-Mobilfunkszene, nicht vorkommt.

Der Valvo-Brief erlaubt mMn einen selten guten Rückblick auf die EMF-Grenzwertsituation in der Vergangenheit. Ich werde daher versuchen, den Valvo-Brief wieder zu beleben, und die interessantesten Passagen auf der IZgMF-Website im Original-Wortlaut zu bringen. Das kann jetzt ein Weilchen dauern, sollte aber noch dieses Jahr unter Dach und Fach kommen.

Wie aktuell der alte Valvo-Brief noch heute ist, mag folgendes Textfragment verdeutlichen: Bei Flussdichten oberhalb 100 mW/cm² können Katarakte in den Augenlinsen entstehen. Für Rechenmuffel: 100 mW/cm² sind 1000 W/m². Der zeitgemäße Bezug sind die nukleären Katarakte, die bei Kälbern in der Schweiz schon bei drastisch geringeren Flussdichtewerten vermutet werden. Eigentlich - aus Sicht des Valvo-Briefs - schier ein Ding der Unmöglichkeit.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Grenzwert, Brodeur


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