Trower vs. Relotius (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 21.12.2018, 10:55 (vor 2171 Tagen) @ H. Lamarr

Der Brite Barrie Trower ist so etwas wie der Karl May der Anti-Mobilfunk-Szene, nicht zu verwechseln mit Theresa May. Trower erzählt, angeblich aus geheimen Erfahrungen heraus, Bierernstes über schreckliche Gefahren von Mikrowellen, so wie Hochstapler Karl May sich vor gut 100 Jahren Aufregendes über Apachenhäuptling Winnetou aus den Fingern saugte.

Die Geschichten von Barrie Trower sind so hanebüchen, selbst Laien können sie auf Anhieb als Schnapsideen identifizieren. Bei Claas Relotius ist das anders: Der Spiegel-Reporter erzählte erfundene Geschichten so glaubwürdig, dass er dafür, kurz bevor er aufflog, noch in diesem Dezember mit dem Deutschen Reporterpreis 2018 belohnt wurde. Die Juroren würdigten Text "von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert." Denkste, reingefallen! Wie 1983 der "Stern"-Reporter Heidemann auf die vermeintlichen Hitlertagebücher. Den Betrugsfall in der eigenen Redaktion arbeitet das Hamburger Nachrichtenmagazin <hier> öffentlich auf. Was Claas Relotius und Konrad Kujau von Barrie Trower unterscheidet ist der Klassenunterschied: Man musste kein kompletter Vollpfosten sein, um den beiden auf den Leim zu gehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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