Artikel zu REFLEX - 2 (Forschung)

Sektor3, Dienstag, 21.07.2009, 17:40 (vor 5612 Tagen) @ Sektor3

Dass unabhängige Forscher bislang keine Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk finden konnten und von der Tabakindustrie gefertigte Studien völlig unglaubwürdig sind, focht die Tabakindustrie nicht an. Im Februar 2001 befand der wissenschaftspolitische Ausschuss der Zigarettenindustrie zwar, dass die Glaubwürdigkeit der Tabakforschung oberstes Ziel sei, „dies wurde jedoch nur als Voraussetzung für die erfolgreiche Einbringung eigener Forschungsdaten in die wissenschaftliche und gesundheitspolitische Diskussion angesehen“.

Mangels brauchbarer externer Studien brachte die Tabakindustrie ihre „eigenen Forschungsdaten“ zur Gefährdung durch Mobilfunk in die Diskussion ein. Die 1992/93 von der Zigarettenindustrie gegründete Stiftung VERUM, deren Daseinszweck laut Tabakkritiker J. Wiebel die Verharmlosung des Passivrauchens ist, mit ihrem Leiter Prof. A., führte von 2000 bis 2005 die REFLEX-Studie durch. Wesentliche Erkenntnisse kamen von Hugo Rüdiger, der 2002/03 sein Silbernes Jubiläum in der Tabakforschung feiern konnte, und seinen Mitarbeitern. Über 20 Jahre Tabakerfahrung hatte auch Johannes Siegrist, der während der REFLEX-Studie im Beirat von VERUM mit der Begutachtung von Projektanträgen befasst war. Die EU förderte die Studie mit über 2 Millionen Euro.

Nach Art der Tabakforschung wurde die REFLEX-Studie vor ihrer (Erst-)Veröffentlichung nicht von anderen Wissenschaftlern im so genannten peer-review geprüft. Statt dessen wurden ungeprüfte Ergebnisse auf Kongressen vorab veröffentlicht. Erhebliche Zweifel an den REFLEX-Ergebnissen kamen auf, nachdem Günter Speit et al. die REFLEX-Ergebnisse nicht reproduzieren konnten und Alexander Lerchl eine Reihe schwerer Unregelmäßigkeiten aufdeckte.

Im Falle von Hirayamas Studie über das Passivrauchen konnten Prof. A. und die Tabakindustrie 20 Jahre lang Wissenschaft und Öffentlichkeit an der Nase herum führen, bis die Wahrheit endlich allgemein anerkannt war. Es ist zu befürchten, dass dies im Falle der angeblichen Gefährdung durch Mobilfunk ebenso lange dauert, wenn nicht endlich Politik und Justiz dem einen Riegel vorschieben.

Es dokumentiert, dass VERUM zum Zeitpunkt der REFLEX-Studie eine Forschungsanstalt der Tabakindustrie war und dass die Tabakindustrie in dieser Zeit Mittel an VERUM bereitstellte. Es ist dokumentiert, dass Prof. A. zum Zeitpunkt der REFLEX-Studie massive Lobbyarbeit für die Tabakindustrie betrieb. Es ist dokumentiert, dass die Tabakindustrie zur Zeit der REFLEX-Studie nach gesundheitsgefährdenden Stoffen suchte und dass die Tabakindustrie in dieser Zeit Glaubwürdigkeit nur als Mittel zum Zweck sah um „eigene Forschungsdaten“ in die öffentliche Diskussion zu bringen. Es ist dokumentiert, dass außer Prof. A. auch Rüdiger Tabakforscher war. Es ist dokumentiert, wie Prof. A. und die Tabakindustrie wahrheitswidrig und wider besseres Wissen Forschungsergebnisse fabrizierte. Es ist dokumentiert, dass Prof. A. versuchte, seine Tabakvergangenheit unter den Teppich zu kehren. Es ist dokumentiert, wie Prof. A. und die Tabakindustrie selbst den Präsidenten des Bundesgesundheitsamtes korrumpierte. Die Unregelmäßigkeiten der REFLEX-Studie sind dokumentiert.

Zum Leidwesen von Ernst-Günther Krause von der Nichtraucher Initiative Deutschland ist das Fälschen von Forschungsergebnissen in Deutschland nicht strafbar. Strafbar ist jedoch Subventionsbetrug. In besonders schweren Fällen kann laut §264 StGB eine Strafe von 6 Monaten bis zu 10 Jahren verhängt werden, wenn der Täter aus grobem Eigennutz für sich oder für einen anderen eine nicht gerechtfertigte Subvention großen Ausmaßes erlangt. Kaum vorstellbar, dass die EU die Tabakindustrie subventionieren wollte.

Prof. A. bemüht sich nach eigenen Aussagen schon wieder um EU Förderungen. Auf den Namen Überla läuft seit 2004 ein Forschungsprojekt, das die EU mit 6 Mio EURO fördert.

Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO hatte 1999 den wenig schmeichelhaften Titel: „SHAMEFUL SCIENCE:
Three Decades of the Tobacco Industry's Hidden Research on Smoking and Health”.
Es ist eine Schande für Deutschland, dass es Prof. A. und der Tabakindustrie möglich war, dem eine weitere Dekade hinzu zu fügen.

Tags:
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