Elektrochonder: Ich kann hier nicht weiter wohnen (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.01.2016, 22:04 (vor 3255 Tagen)

Auszug aus Elbe Wochenblatt:

Übelkeit, Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen: Seit Jahren klagt Irina P. (Name geändert) aus Lurup über chronische Beschwerden. Sie vermutet, dass die Krankheitssymptome von Problemen mit der Elektrik in ihrer Wohnung kommen. „Die Elektroanlage ist kaputt, sie ist vermutlich nicht geerdet.“ Sie habe auch von Geräten wie beispielsweise dem Bügeleisen Stromschläge bekommen, berichtet sie. Seit einiger Zeit lebt die 57-Jährige bei einer Freundin, zeitweise habe sie auch in einer Obdachlosenunterkunft übernachtet, um den Beschwerden in der Wohnung zu entfliehen. Ihre Saga-Wohnung am Lüdersring sucht die Mieterin nur auf, um nach dem Rechten zu schauen und die Post zu öffnen. „Ich kann hier nicht weiter wohnen“, sagt sie.

Kommentar: Um die Behauptungen der Frau zu objektivieren, wurde laut Medienbericht in ihrer Wohnung sechsmal geprüft, ob die Elektrik in Ordnung ist und welche Werte die NF- und HF-Immission erreicht. Alle Prüfungen ergaben: keine Auffälligkeiten, alles im grünen Bereich. Sogar ein Baubiologe bescheinigte angeblich insgesamt unauffällige Immissionswerte. Dennoch fühlt sich die Frau in ihrer Wohnung nicht wohl, nennt Argumente, wie sie unter überzeugten Elektrosensiblen seit langem kursieren. Das Irrationale an dieser Fallgeschichte macht einmal mehr klar: Elektrosensibilität ist eine Erkrankung der Psyche. Oder Irina spekuliert darauf, dass ihr wegen vorgeblicher EHS eine andere, schönere Wohnung zugewiesen wird. Seitdem die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden, muss leider neben Irrtum auch Schwindel in Betracht gezogen werden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Irrtum, Glaubwürdigkeit, Elektrochonder, Messung, Dissozial, Schwindel, Herzrhythmusstörung

Nichts neues, Lurup bei Hamburg völlig verstrahlt

KlaKla, Donnerstag, 14.01.2016, 13:17 (vor 3254 Tagen) @ H. Lamarr

Meldung aus dem Mieter Journal 1/2011

DIE MIETER AM BÖTTCHERKAMP SIND EINER HOHEN STRAHLENBELASTUNG AUSGESETZT
Die Starkstromleitungen am Bötcherkamp verlaufen direkt über den Häusern der SAGA.

Dieter Frei ist einer der an Krebs erkrankten Mieter.
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Seit 1968 leben Dieter (69) und Monika (64) Frei in einer SAGA-Wohnungam Böttcherkamp in Lurup unter einer Hochspannungsleitung. Ihre gesundheitlichen Beschwerden führen sie auf die hohe Strahlenbelastung zurück, der sie seit Jahrzehnten ausgesetzt sind. In den Häusern unter den Masten gibt es eine erstaunliche Häufung von Krebserkrankungen. Dieter Frei sitzt im Esszimmer. Aus dem Aktenordner zieht er einen handgeschriebenen Zettel mit neun Namen hervor. Hinter einigen hat er ein Kreuz gemalt, wie es oft auf Grabsteinen zusehen ist. Es ist ein Protokoll des Grauens. „Neun Personen sind in den Häusern 117, 127 und 129 in den letzten Jahren am Krebs gestorben“, erzählt der Rentner, „auch meine Frau und ich sind erkrankt“. Dieter Frei hat Prostatakrebs, seine Frau Monika leidet an Brustkrebs. Beide berichten von Schlafstörungen.

Eine Studie der Uni Bern hat festgestellt, dass Personen, die mindestens 15 Jahre weniger als 50 Meter von einer Hochspannungsleitung entfernt wohnen, ein doppelt so hohes Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken. Auch Kopfschmerz, Schwindel und Herzflimmern könnten bei extremer Elektrosmogbelastung auftreten, hatte eine Untersuchungskommission unter der damaligen Umweltministerin Angela Merkel festgestellt.

Offen gesprochen wird über das Thema selten. Wie mit den drohenden Gefahr um gegangen wird, zeigt das Beispiel der Schule Böttcherkamp, wo Monika Frei 30 Jahre lang als Reinigungskraft tätig war: „Wenn Pause war, spielten die Kinder nur auf einer Seite des Schulhofs – dort, wo keine Hochspannungsleitung war. Das zeigt doch, wie gefährlich das ist.“Die Freis sind keine Panikmacher. Aber sie haben Angst. Wenn sie im Sommer auf ihrer gemütlich her gerichteten Terrasse sitzen und ins Grüne schauen, schwebt die 110 kV-Hochspannungsleitung wie ein Damoklesschwert über ihnen. Seit Jahren versuchen sich die Freis Gehör zu verschaffen – bei ihrem Vermieter SAGA GWG, bei der Stadt, bei Lokalpolitikern. Doch die reagieren meist ebenso ratlos wie die Hilfesuchenden.

Frei zeigt Fotos aus Wohnungen im Haus, in denen bis vor kurzem alte Leute gewohnt haben. Keine Einbauküche, abgenutzte Fußböden – mit Charme der späten 1960er-Jahre ist der Zustand der Wohnungen noch wohlwollend beschrieben. Die Familie Frei hat 20.000 Euro in ihre 68,3 Quadratmeter große Wohnung investiert: Küche, Bad und Fußböden, alles neu gemacht. Wegen der Strahlen ausziehen? „Ich werde im nächsten Jahr 70“, sinniert Frei, „soll ich jetzt alles auflösen, was ich mir in Jahren aufgebaut habe? “Eine Situation zum Verzweifeln. „Die Mieter kommen nicht mehr zur Ruhe“,bedauert Wilfried Lehmpfuhl von Mieterverein zu Hamburg. Hoffnung kam auf,als die Stadt im August 2008 endlich eine Strahlenmessung durchführen ließ. Das im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ermittelte Ergebnis verunsicherte die Freis und ihre Nachbarn noch mehr. Einerseits war der in der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung festgelegte Grenzwert weit unterschritten. „Verglichen mit der Verteilung der Werte der magnetischen Flussdichte in 1.300 deutschen Wohnungen“, heißt es in dem Messbericht, „sind die Messwerte in der Wohnung Böttcherkamp 129 deutlich erhöht.

“Fazit des Gutachtens: „Nach dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen Bewertungen“ gebe es „keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern in der hier nachgewiesenen Stärke und dem Auftreten von Krebs bei Erwachsenen“. Allein die Formulierung „bei Erwachsenen“ lässt auf horchen. Zahlreiche Studien deuten an, dass Kinder, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen wohnen, häufiger Blutkrebs bekommen. So kam eine in Kalifornien durchgeführte Untersuchung zu dem Ergebnis, dass sich für Kinder, die dauerhaft einer Belastung von mehr als 0,4 Mikrotesla ausgesetzt sind, das Risiko einer Leukämie-Erkränkung bereits verdoppele. Das Bundesamt für Strahlenschutz geht jedoch davon aus, dass erst ab einem Grenzwert von 100 Mikrotesla ein Gesundheitsrisiko durch Hochspannungsleitungen zu vermuten sei.

BUND-Elektrosmogexperte Bernd Rainer Müller kritisiert: „Das sind Empfehlungen einer einseitig besetzten Expertenkommission.“ Transparenz sei nicht gegeben. Dieter Frei erstaunt diese Aussage nicht. Auch viele Experten trauen den Grenzwerten und der dadurch vorgegaukelten Sicherheit nicht. Als Frei den Prüfer von der Umweltbehörde fragte, ob er hier wohnen wollte, habe der entsetzt geantwortet: „Um Gottes Willen!“

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Hochspannungsleitung, Alarm

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