Warum sind Mobilfunkkritiker in aller Regel so alt? (Allgemein)

Lilith, Dienstag, 01.01.2013, 19:37 (vor 4362 Tagen) @ Alexander Lerchl

Die meisten der so genannten Mobilfunkkritiker sind deutlich jenseits der Pensionsgrenze ("wuff", Richter, usw.).

Man kann bei dieser Gelegenheit einmal darüber nachdenken, in welchen Teilen der Gesellschaft Mobilfunkgegner, zumal die älteren unter ihnen, aufzufinden sind.

Jenseits solcher Gesellschaftsmodelle, die nach "Schichten" oder "Klassen" unterscheiden, sind die Sinus-Milieustudien bekannt geworden. Hier wird versucht, Gesellschaftsgruppen in Korrelation zu ihrer erlebten Lebenswelt und Lebensauffassung zu beschreiben, in Milieus einzuordnen und zu quantifizieren.

Man findet dort z.B. das konservativ-etablierte Milieu, das liberal-intellektuelle Milieu und weitere. Die Grenzen zwischen den Gruppen sind fließend, was dem richtigen Leben abgeschaut ist.

Fragt man sich nun, wo da denn nun die Mobilfunkgegner einzuordnen wären, könnte in Anlehnung an die in den Sinus-Studien benutzten Kriterien der Vorschlag so lauten:

Es handelt sich bei Mobilfunkgegnern zumeist um Menschen aus dem "traditionellen Milieu", mit starker Überlappung zum "prekären Milieu".

Traditionalisten sind nach dieser Modellvorstellung Menschen, die die Sicherheit und Ordnung lieben und oft noch der Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration entstammen. Das würde A. Lerchls Beobachtung bestätigen, dass Mobilfunkkritiker mehrheitlich alt sind. In ihrer Lebenseinstellung sind diese Menschen in der alten kleinbürgerlichen Welt verhaftet, bzw. in der traditionellen Arbeiterkultur. Ihnen sind Sparsamkeit, Konformismus und Anpassung an die Notwendigkeiten wichtig - wobei ihnen alles Neue und Dynamische, das das Vertraute in Frage stellt, Sorgen und Ängste bereitet.

Die bei aktiven Mobilfunkgegnern oft anzutreffende rüpelhafte Ausdrucksweise, das Fehlen ordentlicher Manieren und das aggressive Auftreten deuten darauf hin, dass Mobilfunkgegner stark zum prekären Milieu tendieren oder diesem prekären Milieu direkt zugerechnet werden können. Das prekäre Milieu umfasst eine um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht, die mit starken Zukunftsängsten und Ressentiments zu kämpfen hat. Man fühlt sich -oder ist- sozial benachteiligt, sieht für sich keine oder nur geringe Aufstiegsperspektiven (Alter! Bildungsmangel!), und lebt in der Auseinandersetzung mit der Außenwelt eine bloß reaktive Grundhaltung. Den Konsumstandards der breiten Mitte, insbesondere deren schnellem Wandel (Mobilfunk!), fühlen sich Mitglieder des prekären Milieus nicht gut gewachsen.

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