Dr. Oberfeld: psychosomatische Beschwerden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.06.2013, 00:43 (vor 4213 Tagen) @ Gast

Wie sich die Szenen doch gleichen wenn Betroffene sich wehren und zugleich spüren, dass da irgendwo in ihrem Verhalten der Wurm drin ist.

Geht es gegen einen Funkmasten, beteuern Funkmastengegner gerne, sie seien nicht gegen Funk an sich. Im Grunde sei man sogar für Funk, der aber müsse human sein und nicht so unmenschlich wie der heutige. Denn der sei schädlich. Jedenfalls dann, wenn er vor ihrer Haustür stattfindet (Beispiel).

Geht es um Hochspannungsmasten, beteuern Hochspannungsmastengegner gerne, sie seien grundsätzlich ja für den Netzausbau. Aber deswegen müsse man ja nicht gleich Monstermasten errichten. Die werden zwar seit Jahrzehnten verbaut, aber, nein danke, bitteschön doch nicht in ihrem Sichtfeld. "Wir möchten", heißt es dann hoch sozial "dass die Gesundheit der Anwohner keinen Schaden nimmt!", wobei der Verdacht bleibt, dass der Schreiber dieses frommen Wunsches zuerst einmal sich und die seinen meint (Beispiel).

Als erstaunlich weitsichtig erweist sich in diesem Zusammenhang Dr. Gerd Oberfeld. Er hatte schon 2006 einen "Prüfkatalog" (PDF, 185 Seiten) für die "Salzburgleitung" (380-kV-Freileitung) im Programm. Damals war Oberfeld noch eher der Szene der Mobilfunkgegner ein Begriff, bevor er 2008 den verhängnisvollen Fehler beging, einem Sendemasten in einer aufwendigen Studie zahlreiche Krebsfälle anzudichten, obwohl es diesen Masten gar nicht gegeben hatte.

Seit der Pleite von 2008 tritt Dr. Oberfeld nur noch selten öffentlich auf. Sein Prüfkatalog aus dem Jahr 2006 aber hat alle Stürme überstanden und wird auch 2013 noch von einer Kölner Initiative auszugsweise gegen eine Hochspannungs-Freileitung verwendet.

Der Auszug startet durchaus überraschend mit einer Feststellung, die für ein Oberfeld-Papier ungewöhnlich ist: "Unterschiedliche Studien belegen (siehe Beilage 2), dass Elektrosmog die verschiedensten somatischen Symptome, Störungen und in der Folgen Krankheiten verursachen kann."

Weiter vorne im Original, in einem Abschnitt über die Definition, was eine "Belästigung" sei, findet sich dann sogar ein Hinweis auf Psychosomatik:

"Unzumutbar ist eine Belästigung, wenn sie zu erheblichen Störungen des Wohlbefindens, zu psychosomatischen Beschwerden bzw. zu funktionellen oder organischen Veränderungen führen kann oder über das ortsübliche Ausmaß hinausgeht, wobei in diesem Fall wegen der bestehenden Erwartungshaltung auch die für die Widmung von Liegenschaften maßgebenden Vorschriften zu berücksichtigen sind."

Was somatische Störungen sind und wie sich Somatiker von Hypochondern unterscheiden, wir hier anschaulich erklärt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oberfeld, Erwartungshaltung, Perspektivlosigkeit, Somatoforme Störung, Salzburgleitung, Hochspannungsmast


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