Kritische Berichterstattung unerlässlich (Allgemein)

Sisyphos, Samstag, 16.05.2009, 11:53 (vor 5693 Tagen) @ Skeptiker

Nachdem diese Episode angemessen kurz und knapp abgeschlossen schien, ist es durchaus erfreulich, dass mein Kommentar Herrn Skeptiker veranlasst hat, sich so viel Mühe - bis hin zu intellektuell anregenden erkenntnistheoretischen Erwägungen - zu machen. Das beflügelt mich zu folgender Erwiderung:

Dass ausgerechnet dieser Herr unter dem Pseudonym Skeptiker (wenn das Maskulinum reell ist) reagiert, ist zwar auch deshalb nicht überraschend, weil er ja unmittelbar benannt worden war. Sein Schreibstil erinnert aber interessanterweise sehr an denjenigen des kritisierten Autors. Ebenso frappierend wie amüsant mutet es an, dass kritischen Äußerungen mit der Prämisse "kritische Berichterstattung unerwünscht" begegnet wird. Dies bestätigt die erwähnte Möglichkeit (unbewusster) Projektionen. Herrn Skeptiker und seinen Geistesverwandten scheint es offensichtlich unstatthaft, dass mitunter auch solch vermeintlich erhabene Personen wie vorgeblich kritische Berichterstatter (sowie Pfarrer/Kirche) und deren Äußerungen kritisiert werden.

Fernab allen akademischen Gedankenreichtums bemühe ich lieber einmal schlicht das Sprichwort: "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen." Ähnlich wie schon Herr/Frau KlaKla beanstandet Herr Skeptiker einerseits "Pöbelei gegen die Person", scheut aber andererseits nicht davor zurück, Herrn Sisyphos "Schläue des totalitären Geists" zu unterstellen. Ein souveräner Umgang mit Kritik sollte ohne solche bedauerlichen Verbalinjurien erfolgen.

Mit dem hehren Anspruch an eine Berichterstattung, die "gemeinhin als kritisch bekannt ist", dürfte dies auch nicht vereinbar sein. Anzumerken wäre dazu noch, dass keineswegs eine Forderung nach Trennung von Bericht und Kommentar erhoben wurde - schon gar nicht ultimativ. Vielmehr war dies als charakteristisch für ein Essay bezeichnet worden. Bezogen auf die Werke des Autors in den vergangenen Jahren sollte dabei wahrlich nichts Unmögliches von ihm verlangt werden. Diskurse etwa über die Erkennbarkeit der Welt, die Subjektivität der Objektivität im Sinne des kritischen Rationalismus oder der möglichen Überwindung der Trennung von Objekt und Subjekt im radikalen Konstruktivismus etc. sind dafür sicher nicht erforderlich. Eine schlichte Lösung bestünde etwa in zumindest dem Versuch, Transparenz durch entsprechende Formulierungen und andere Gestaltungsmittel herzustellen. Auch der schlichte Leser sollte wissen, ob der Autor nun gerade berichtet oder seine Meinung mitteilt oder spekuliert. Keinesfalls sollte sich ein Berichterstatter zwingen lassen, das Bemühen darum über Bord zu werfen. Derartige Kapitulation führt jedenfalls nicht zu kritisch zu nennender Berichterstattung, der im Übrigen ohnehin eine fundierte Recherche vorauszugehen hat. Die hilflos wirkende Bemerkung, wonach der Autor durch das Auftreten der "Mobilfunkkritiker" zu derartiger Form "geradezu gezwungen" worden sei, stützt die Vermutung zwanghafter Tendenzen (mit einer Portion Hybris).

All dies ist gerade deshalb so vehement hervorzuheben, weil Skepsis, Zweifel, Kritik u.ä. ungemein bedeutsam und geradezu unerlässlich erscheinen! Frei nach Peter Ustinov vereinen gerade Zweifel die Menschen und ihre Überzeugungen entzweien sie, so dass Zweifel für das gedeihliche Zusammenleben viel wichtiger erscheinen, als bloße Überzeugungen.

Zurück zu den Verhältnissen in Bruchköbel:

Soweit mir das in den vergangenen Jahren und davor bekannt wurde, war und ist dort leider immer noch das Gegenteil einer Kultur des fruchtbaren Diskurses festzustellen. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass es dort in den letzten Jahren mit Ausnahme von sporadischen Meldungen in FAZ, Frankfurter Rundschau oder Hanauer Anzeiger keine öffentliche Meinungsvielfalt mehr gibt. Damit ist dem werbefinanzierten Blättchen, in dem der in seiner Freizeit oder auch nebenberuflich tätige Autor wohl gleichzeitig als eine Art "Chefredakteur" und wohl einziger Schreiber tätig war und ist, ein Quasi-Monopol zugefallen, mit dem es hoffnungslos überfordert scheint. Das belegen auch die hier von anderer Seite schon herangezogenen anfänglich aussichtsreich erscheinenden Versuche einer Art Online-Magazin unter dem Namen "Der Bruchköbler".

Hinzu kam, dass bis zum Ende der etwa drei Jahrzehnte währenden Ära eines homogenen Einparteienblocks auch auf der parlamentarischen Ebene sämtliche Fäden als eindeutig definiert und festgezurrt erschienen und jegliche Beteiligung von Bürgern außerhalb dieses Verbands aussichtslos schien. Diesbezüglich hätte schon eher von dem von Herrn Skeptiker angeführten "totalitären Geist" gesprochen werden können. Obgleich dies erstarrte Gefüge seit der letzten Bürgermeisterwahl in Bewegung geraten ist und aus der ehemaligen faktischen Einparteienlandschaft durch Selbstzerfleischung der ehemals monolitischen Partei in einer Art Zellteilung ein diffuses Gebilde entstanden ist (was übrigens eine treffliche Essayvorlage wäre), wozu sich der Autor weiterhin unermüdlich äußert, scheint damit sein besonderes Geltungsbedürfnis noch nicht befriedigt. Ohne erkennbaren besonderen Anlass hat er nun wohl auch deshalb, weil er sich diesbezüglich in seinem Blättchen offenbar nicht mehr gebührend verwirklichen kann, seinen Text an dieser zunächst exotisch anmutenden Position im Internet untergebracht (und nicht etwa bei www.juergendick.de) und weist nun in einem E-Mail-Rundschreiben "Freundinnen und Freunde, liebe Bekannte, liebe kommunalpolitisch Interessierte, sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren" auf den hier platzierten Text als einen um einige Thesen ergänzten Erfahrungsbericht hin.

Allein dies spricht entweder für weiterhin desolate Meinungsäußerungsmöglichkeiten in Bruchköbel und/oder für eine ganz spezielle Verfassung des Autors. Was dessen jetziger Anlauf überhaupt bewirken soll und wie die derart Angesprochenen darauf reagieren, wäre recht interessant zu erfahren.

Ob dies über die Grenzen des Städtchens hinaus von Belang ist, dürfte weder zutreffend mit Ja noch mit Nein zu beantworten sein. Beides ist wohl der Fall. Ubiquitäre Banalitäten, allgemein menschlich-seifenoperartiges und auch grundsätzlich philosophisch-politisches sind dabei ebenso relevant wie individual- und kollektivpsychische Gegebenheiten. Bei ausreichender Distanz kann die Betrachtung dieser Phänomene durchaus auch emotional-intellektuelles Vergnügen ;-) bereiten (falls es so etwas überhaupt gibt) und unterhaltsam sein, wobei dem Abgleiten ins nihilistisch-polemische entgegenzuwirken wäre.

In diesem Sinne bedanke ich mich trotz der darin enthaltenen Entgleisung für die ansonsten durchaus stringent formulierte Anregung zu diesen Erwägungen, die ohne dieses "wider den Stachel löcken" nicht zum Vorschein gekommen wären.

PS: zwei aktuelle Links/Hinweise zum Thema selbst:

1) In 4 Millionen Haushalten ersetzt das Handy den Festnetzanschluss

2) Elektromagnetische Felder und Gesundheit, Erklärung vom 23.03.2009


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