Das Geschäft mit Hirntumorprozessen führt über die Ärzte (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 03.02.2016, 10:23 (vor 3237 Tagen) @ H. Lamarr

Mir fiel es dabei wie Schuppen von den Augen:

Scheidsteger und Carlo versuchen gemeinsam das Geschäft mit EMF-Hirntumorprozessen in USA anzuwerfen.

Es sieht ganz danach aus, dass meine Vermutung zutrifft. Unter dem geistreichen Titel "Handy-Strahlung im Kino" schreibt SpringerMedizin.at:

„Ich glaube diese Industrie ist zu groß zum Scheitern.“ Das sagt George L. Carlo, der Star des Films. Carlo will Schadenersatzklagen von Hirntumorpatienten durchsetzen. Ein US-Gericht muss einräumen, dass ein Zusammenhang mit der Handynutzung besteht.

Es ist mMn bemerkenswert, dass die Werbung für den Film in einem Blatt für Ärzte erscheint. Der Grund: Wenn Carlo & Scheidsteger an klagewillige Patienten herankommen wollen, führt ein vielversprechender Weg über - ja genau, die Ärzteschaft!

Die Langfassung der Springer-Meldung, erschien in "Ärzte Woche 51/52/2015". Dort wird auch kurz erläutert, welche Rolle Prof. W. Mosgöller in dieser Inszenierung spielt:

Da Mobilkommunikation eine junge Technologie ist und die Nutzer allfällige Auswirkungen erst in 20 bis 30 Jahren zu gewärtigen haben, rät Prof. Dr. Wilhelm Mosgöller von der MedUni Wien zu einem vorsichtigen Umgang mit den Endgeräten. Der eher unaufgeregte Spezialist für medizinische Zellbiologie tritt im Film mehrmals auf. Er wird im Verfahren um die Zulassung von Schadenersatzklagen in den USA als Experte gehört und begleitet den Regisseur zur Vorpremiere der Doku. „Unsere Forschung hat gezeigt, es (Mikrowellenstrahlung, Anm.) macht tatsächlich etwas. Man muss sich vor einem Risiko schützen.“ Es sei aber nicht so, „dass wir heute telefonieren und morgen alle tot umfallen“.

Und weiter steht dort:

Scheidsteger behauptet im Film nicht, dass Handy telefonieren Krebs verursacht. Er wehrt sich aber gegen ein Denkverbot in diese Richtung.

Das ist mMn banal, weil reiner Selbstschutz: Scheidsteger müsste mit saftigen Schadenersatzklagen rechnen, würde er die Tatsachenbehauptung aufstellen, Handys verursachten Krebs. Und von einem Denkverbot in diese Richtung zu reden ist bereits manipulativ, denn ein solches Verbot gibt es nicht, wie jeder der Medien konsumiert weiß. Ich bin freilich sehr zuversichtlich, der gesamte Film wird es drauf anlegen, den "Fehler im Kopf des Zuschauers stattfinden zu lassen", Handytelefonate führten zu Krebs. Denn nur mit diesem Trick, der in der Anti-Mobilfunk-Szene immer wieder zu beobachten ist, erreicht der Film sein Ziel. Auch der befremdlich anmutende Verhaltenstipp von Prof. Mosgöller (Handys weg vom Körper) dient mMn diesem Ziel. Denn was nach fürsorglicher Vorsorge klingt setzt für den, der 1992 mit den ersten GSM-Handys begonnen hat, nach 24 Jahren das Erinnerungsbit: Wenn ich einen Hirntumor bekomme ist das Handy dran schuld. Dies ist ein Beispiel für die heimliche Programmierung der Zuschauer auf Hirntumorprozesse.

Der Auftritt Mosgöllers ist mMn etwas eigentümlich, denn viel Forschung an EMF-Einwirkung aufs Hirn hat der Wiener Wissenschaftler nicht vorzuweisen. Sollte im Film nicht auch Prof. Lennart Hardell auftreten, wäre dies ein grober Schnitzer.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
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