Von Nuancen, Korinthen und gespaltenen Haaren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.07.2010, 13:50 (vor 5263 Tagen) @ Doris

"Irgendwer ;-) " kann/will sich nicht um alles kümmern müßen ..., daher mein Posting an Sie, Doris, zu diesem Satz:
Mittlerweile verfügt jeder Haushalt über eine so hohe hausgemachte Strahlung durch verschiedene Funktechnik, (...)

Ich habe meinen ersten Beitrag deshalb gelöscht, weil ich einen Fehler in meiner Aussage gefunden habe.

Also, ich relativiere meine Aussage auf "nahezu jeder Haushalt" und hoffe, dies genügt Ihnen. Diese Aussage kann ich belegen (s.u.)

Möglicherweise wird Ihre Hoffnung nicht erfüllt, "Doris". Nämlich dann, wenn "Ditche" Ihren Satz anders aufgefasst hat als Sie es annehmen. Schauen wir noch einmal nach. Sie schrieben im Kontext einer einst grenzwertüberschreitenden Befeldung durch Radio Vatikan ...

Mittlerweile verfügt jeder Haushalt über eine so hohe hausgemachte Strahlung durch verschiedene Funktechnik ...

Der Pferdefuß könnte nun im Wörtchen "so" stecken. Irgendwer könnte dies nämlich dahingehend interpretieren, dass Ihrer Einschätzung nach die hausgemachte Strahlung exorbitant hoch ist, nämlich "so" hoch wie die durch Radio Vatikan in dem umliegenden Dörfern bewirkte, stellenweise sogar auch mal über Grenzwert. Anhand Ihrer bisher jedoch anderslautenden Argumentation schließe ich, dass meine mutwillige Interpretation nicht das ist, was Sie sagen wollten. Ich vermute Sie wollten vielmehr sagen:

Mittlerweile herrscht in nahezu jedem Haushalt hohe hausgemachte Strahlung durch verschiedene Funktechnik ...

Wobei Sie mit "hohe" meinen, dass die hausgemachte Strahlung stärker ist als die von außen (Sendemasten, Nachbarn) einwirkende.

Wenn meine Vermutung stimmen sollte, wird "Ditche" Sie fortan mögen und tapfer verteidigen. Denn die "hohe" hausgemachte Strahlung ist nur dann wirklich hoch, wenn der Blick darauf durch die Baubiologenbrille gemacht wird, die bekanntlich nur die allerhöchsten Werte zeigt, hier unter dem Pseudonym "Spitzenwert" oder "Peak" öfters kontrovers diskutiert. Ohne diese Brille und mit Blick auf den "Effektivwert" ist die Strahlung bei allen Signalen mit großem Impuls/Pause-Verhältnis (DECT, W-LAN ohne Datentransfer ...) dagegen keinesfalls hoch, sondern eher verblüffend niedrig (siehe auch hier).

Baubiologen und Laien gehen bekanntlich wie selbstverständlich davon aus, dass es die Spitzenwerte eines HF-Signals sind, die biologische Relevanz entfalten. Die Grenzwerte dagegen beziehen sich auf Effektivwerte, die immer niedriger sind als die Spitzenwerte. Wüßte manch ein Sendemastengegner, dass die 26. BImSchV bei gepulsten Signalen nicht nur bis zu 61 V/m erlaubt (Effektivwert), sondern das 32-fache davon als Spitzenwert (1952 V/m), der Riechsalzabsatz würde sprunghaft ansteigen. Welcher der beiden Werte (Effektiv- oder Spitzenwert) denn nun tatsächlich der biologisch wichtigere ist, darüber habe ich bei Recherchen nur herzlich wenig gefunden und auch Anfragen bei Wissenschaftlern beider Seiten brachten nicht die erwünschte Klärung. ICNIRP selbst räumt in dieser Frage Kenntnisdefizite ein, gezielt nachgegangen wird der Frage mMn jedoch auf wissenschaftlichem Niveau auch nicht mit Nachdruck. Baubiologen dürfen daher bei DECT und Co. den Auftraggebern risikolos mörderisch hohe Spitzenwerte präsentieren, auch wenn nach Umlegen eines Schalters am Messgerät nur noch mickerige Effektivwerte übrig bleiben.

Ich hoffe, sie sehen in meinem Einwand nicht nur Nuancen, Korinthen und gespaltene Haare, sondern auch den Appell an alle, missverständliche Formulierungen nach Kräften zu vermeiden. Denn nach "Murphy's Law" wird immer genau wegen der nicht erwünschten Interpretation ein Fass aufgemacht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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