Mobilfunk als Thema in der Schule (Allgemein)

Gast, Freitag, 08.12.2006, 23:31 (vor 6320 Tagen)

Mobilfunk als Thema in der Schule
oder:
Von der Verpflichtung eines jeden Lehrers, hier tätig zu werden!

Seit der Einführung eines Handynutzungsverbots an allen bayerischen Schulen, wird an unseren Bildungseinrichtungen vermehrt über das Thema Mobilfunk diskutiert. Einerseits geht es dabei zunächst vor allem um die sinnvolle Umsetzung des Handynutzungsverbots, andererseits aber auch um die Problematiken der Handynutzung bzw. der Mobilfunktechniken insgesamt. Vielfach werden dabei durch Unkenntnis, oder gar durch politische Einstellungen verursacht, Fehlinformationen weitergegeben. Es sind sogar schon Fälle bekannt geworden, wo für Umweltschutz, Gesundheits- und Medienerziehung engagierte Lehrerinnen und Lehrer wegen der Thematisierung der gesundheitlichen Auswirkungen der derzeit verwendeten Mobilfunktechnik von ihren Vorgesetzten gemaßregelt wurden. Als Argumentationshilfe darum hier einige entscheidende Belege für das Aufgreifen dieser Thematik im Unterricht:

1. BESCHLUSS DES BAYERISCHEN LANDTAGS (14.5.2002)
Antrag der Abgeordneten Kreidl, Steinmaßl (CSU)
Handy-Gebrauch durch Kinder und Jugendliche: Informationen an den Schulen

"Die Staatsregierung wird aufgefordert, im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes darauf hinzuwirken, dass an den bayerischen Schulen Kinder und Jugendliche in geeigneter Weise über einen verantwortungsvollen Gebrauch von Mobiltelefonen (Handys) informiert werden. Dabei sollten sie, um die Exposition gegenüber elektromagnetischer Strahlung zu minimieren, angehalten werden, "Dauertelefonate" mit Handys zu vermeiden sowie nach Möglichkeit Freisprecheinrichtungen zu benutzen."

2. Artikel 56 Absatz 5 Bayerisches Erziehungs- und Unterrichtsgesetz
"Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, auszuschalten. Die unterrichtende oder die außerhalb des Unterrichts Aufsicht führende Lehrkraft kann Ausnahmen gestatten. Bei Zuwiderhandlungen kann ein Mobilfunktelefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorübergehend einbehalten werden."

3. Beschluss des Bayerischen Landtags (15.2.2001)
Antrag der Abgeordneten Kaul, Meißner, Knauer u. a. (CSU)
"Die Staatsregierung wird aufgefordert, das freiwillige Engagement von Lehrkräften im Bereich der Umwelterziehung im Sinne der Bayern-Agenda 21 zusammen mit bereits bestehenden Kriterien bei der dienstlichen Beurteilung zu werten."

Mehr Infos zum Thema unter: http://www.uip-online.de/d/mus/index.htm

Hans Schütz

Tags:
Schulprojekt, Argumentationshilfe

Manipulation in der Schule

AnKa, Samstag, 09.12.2006, 02:48 (vor 6320 Tagen) @ Gast

Es sind sogar schon Fälle bekannt geworden, wo für Umweltschutz, Gesundheits- und Medienerziehung engagierte Lehrerinnen und Lehrer wegen der Thematisierung der gesundheitlichen Auswirkungen der derzeit verwendeten Mobilfunktechnik von ihren Vorgesetzten gemaßregelt wurden.

Das ist verständlich.

Es wäre in solchen Fällen angebrachter, die "für Umweltschutz, Gesundheits- und Medienerziehung engagierten Lehrerinnen und Lehrer" würden sich vorrangig an ihre Lehrpläne halten. Da müssten sie doch eigentlich genug zu tun haben.

Ihren Hobbys können Sie dann nach Feierabend nachgehen, wie andere Menschen auch.

Aufklärung in der Schule

KlaKla, Samstag, 09.12.2006, 08:45 (vor 6320 Tagen) @ AnKa

Es wäre in solchen Fällen angebrachter, die "für Umweltschutz, Gesundheits- und Medienerziehung engagierten Lehrerinnen und Lehrer" würden sich vorrangig an ihre Lehrpläne halten.

Dann müssen sich die Lobbyverein IZMF oder FGF auch zurückhalten mit Infoveranstaltungen für Lehrer, die als Fortbildungsmaßnahmen deklariert sind.


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--
Meine Meinungsäußerung

Aufklärung in der Schule

Bernhard, Samstag, 09.12.2006, 10:16 (vor 6320 Tagen) @ KlaKla
bearbeitet von Bernhard, Samstag, 09.12.2006, 12:15

Dann müssen sich die Lobbyverein IZMF oder FGF auch zurückhalten mit Infoveranstaltungen für Lehrer, die als Fortbildungsmaßnahmen deklariert sind.

Hallo Klakla,

IZMF und FGF sind schulexterne Einrichtungen, die sich nur mit einem Angebot an Schulen wenden. Das kann und darf jeder.
Es liegt in der freien Entscheidung der Schulen, ob sie solche Angebote nutzen.

Es ist aber etwas ganz anderes, wenn beamtete Lehrkräfte aus eigenem Antrieb Problematiken in den Unterricht tragen.

Ich kann also Ihrer Logik nicht folgen.

Nur, dass wir uns recht verstehen:
Ich will damit in keiner Weise andeuten, dass Herr Schütz in irgendeiner Weise über seine Aufgaben hinaus schießt.
Es geht mir nur um die Art Ihrer Argumentation.

Bernhard

Aufklärung in der Schule

KlaKla, Sonntag, 10.12.2006, 09:34 (vor 6319 Tagen) @ Bernhard

IZMF und FGF sind schulexterne Einrichtungen, die sich nur mit einem Angebot an Schulen wenden. Das kann und darf jeder. Es liegt in der freien Entscheidung der Schulen, ob sie solche Angebote nutzen.

Das erachte ich als falsch. Denn so gesehen, darf man auch die Informationen von Seiten der BW verbreiten.
Die Logik die hinter meiner Aussage steckt ist doch ganz einfach,
Informationen vom Bundesamt für Strahlenschutz JA, von Lobbyvereinen (IZMF oder BW (PDF)) NEIN.

Nur, dass wir uns recht verstehen:
Ich will damit in keiner Weise andeuten, dass Herr Schütz in irgendeiner Weise über seine Aufgaben hinaus schießt. Es geht mir nur um die Art Ihrer Argumentation.

Ich habe damit kein Problem. Kritisieren Sie ruhig.


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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Lobbyarbeit, Aufklärung, Schulprojekt

Aufklärung in der Schule

Bernhard, Donnerstag, 14.12.2006, 22:01 (vor 6314 Tagen) @ KlaKla

Das erachte ich als falsch. Denn so gesehen, darf man auch die Informationen von Seiten der BW verbreiten. Die Logik die hinter meiner Aussage steckt ist doch ganz einfach, Informationen vom Bundesamt für Strahlenschutz JA, von Lobbyvereinen (IZMF oder BW (PDF)) NEIN.

Vielleicht haben wir jetzt etwas aneinander vorbeigeredet:

Wenn irgendeine Einrichtung mit Mitteilungen (ich vermeide das Wort "Information" ) an eine Schule heran tritt, liegt es in der Pflicht der Schule, die Seriosität und Richtigkeit des Inhalts zu prüfen, bevor derartige Inhalte an Kollegen oder Zöglinge herangetragen werden.
Aber es wird doch jeder ein Ansinnen vortragen dürfen, auch an eine Schule.
Die Schule kann ablehnen, sie ist nicht abhängig.

Etwas ganz anderes ist es aber, wenn jemand aus eigener Überzeugung heraus kraft seines Amtes an von ihm Abhängige heran tritt!

Bernhard

Aufklärung in der Schule

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.12.2006, 00:56 (vor 6314 Tagen) @ Bernhard

Wenn irgendeine Einrichtung mit Mitteilungen (ich vermeide das Wort "Information" ) an eine Schule heran tritt, liegt es in der Pflicht der Schule, die Seriosität und Richtigkeit des Inhalts zu prüfen, bevor derartige Inhalte an Kollegen oder Zöglinge herangetragen werden. Aber es wird doch jeder ein Ansinnen vortragen dürfen, auch an eine Schule.

Bernhard, wir leben in einer Zeit des Werteverfalls, da gerät sogar eine auf dem Papier gute Idee die "Seriosität und Richtigkeit des Inhalts zu prüfen, bevor derartige Inhalte an Kollegen oder Zöglinge herangetragen werden", in Verruf. Ich schreibe dies aus konkretem Anlass des Siemens-Schmiergeldskandals: Bei Siemens muss jeder Manager ab einer gewissen Hierachieebene jährlich immer wieder neu ein Moralpapier unterschreiben, in dem sinngemäß drinsteht, dass er auf keinen Fall das machen darf, was einigen Siemens-Topmanagern zur Gewohnheit geworden ist. Die Topleute haben sich von ihren Untergebenen Moralzusagen geben lassen, über die sie sich selber jedoch systematisch hinweggesetzt haben. Papier ist eben geduldig. Auch in Schulen. Und schwupps ist das IZMF mit seinen Mitteilungen bei ihren Kollegen und Zöglingen zur Selbstverständlichkeit geworden.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Manipulation in der Schule

Bernhard, Samstag, 09.12.2006, 11:08 (vor 6320 Tagen) @ AnKa
bearbeitet von Bernhard, Samstag, 09.12.2006, 12:14

Es wäre in solchen Fällen angebrachter, die "für Umweltschutz, Gesundheits- und Medienerziehung engagierten Lehrerinnen und Lehrer" würden sich vorrangig an ihre Lehrpläne halten. Da müssten sie doch eigentlich genug zu tun haben.

Ihren Hobbys können Sie dann nach Feierabend nachgehen, wie andere Menschen auch.


Hallo Anka,

Sie haben ganz recht damit, dass die Lehrkräfte an bayerischen Schulen viel mit der Umsetzung der Lehrpläne und anderer Erziehungsarbeit zu tun haben.

Dazu zählt auch das Projekt Umweltbildung, das seit 1992 durch die Akademie Dillingen offiziell als Bestandteil der Bildungsarbeit in die Schulen gebracht wird.

Es ist also keineswegs ein "Hobby", sondern gehört zu den dienstlichen Aufgaben der Lehrer. Dazu wurden in jedem Landkreis Fachberater berufen, die auf Bezirksebene Arbeitskreise und einen Kreis auf Landesebene bilden.

Alle diese engagierten Lehrkräfte leisten diese Mehrarbeit ohne besondere Anerkennung und müssen deshalb ihre Freizeit kürzen.

Als Fachberater im Landkreis Weilheim-Schongau hat der Betreffende in letzten Jahren zahlreiche aufwändige Projekte in seinem Kreis durchgeführt, die ich nicht als Hobby herabwürdigen möchte.
Diese Arbeit geschieht im Rahmen der Lehrpläne und der entsprechenden Richtlinien!

Seine subjektive Meinung zu Fragen des Mobilfunks ist eine andere Angelegenheit, über die man diskutieren könnte, würde sich Herr Schütz in einem Fachforum stellen.

Stellungnahme der Akademie


Bernhard

Tags:
Kinder, Lehrer, Schule, Eltern, Agenda 21, Laien

Manipulation in der Schule

AnKa, Samstag, 09.12.2006, 14:50 (vor 6320 Tagen) @ Bernhard

Dazu zählt auch das Projekt Umweltbildung, das seit 1992 durch die
Akademie Dillingen offiziell als Bestandteil der Bildungsarbeit in die
Schulen gebracht wird.

Aus der Stellungnahme der Akademie:

Die Nachhaltigkeit (Sustainable Development) wurde zum Leitziel. Die Umweltbildung versucht derzeit mit dem Begriff der Nachhaltigkeit unter Einbeziehung globaler Betrachtungen neue ethisch begründete Denk- und Verhaltensmuster zu schaffen, die die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und einen sorgsamen, nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen mit dem Ziel eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Ökologie und Ökonomie beinhalten.

Unter diesem Leitziel sind Fragen des Umgangs mit dem Handy nur sehr schwer unterzubringen.

Es wäre zu fragen, warum dann nicht auch das Telefonieren allgemein, oder etwa auch das X-Box-Spielen, das mp3-Player-Abspielen und das TV-Gucken hierunter gefasst werden müssten. Oder aber, der Titel ist irreführend, weil sich darunter ein moralistisch geprägter Erziehungsanspruch verbirgt. Das nämlich scheint hier angestrebt zu sein.

Und was den Bereich "Gesundheitsschädlichkeit und Mobilfunk" betrifft: "Aufklärer", die ihre "Informationen" zum Beispiel aus den Verlautbarungen von Frau Dr. Waldmann-Selsam und ihren Anhängern beziehen (eindeutige Abgrenzungen innerhalb der Mobilfunkgegnerschaft, die dem gegenüber auf rationales Erkenntnisbestreben setzen, sind leider nicht erkennbar), die sollte man von vorn herein und tunlichst von Kindern fernhalten.

Solcherart Erziehung durch Leute, die ihrem Unbehagen in der modernen Kultur durch krudes Technikmißtrauen und ahnungsvolles "Wissen" über "Lobbys" Luft verschaffen, flößt den Kindern ein chronisches Gefühl des Unbehagens ein. Manchen von ihnen unter Umständen für ihr ganzes Leben. Streng genommen findet damit eine Körperverletzung statt.

Manipulation in der Schule

Bernhard, Sonntag, 10.12.2006, 21:29 (vor 6319 Tagen) @ AnKa
bearbeitet von Bernhard, Sonntag, 10.12.2006, 23:35

Und was den Bereich "Gesundheitsschädlichkeit und Mobilfunk" betrifft:
"Aufklärer", die ihre "Informationen" zum Beispiel aus den Verlautbarungen von Frau Dr. Waldmann-Selsam und ihren Anhängern beziehen (eindeutige Abgrenzungen innerhalb der Mobilfunkgegnerschaft, die dem gegenüber auf rationales Erkenntnisbestreben setzen, sind leider nicht erkennbar),


Leider kommt das vor.
Informationen werden von fragwürdigen Quellen bezogen, die aber von diesen Personen als seriös eingeschätzt werden. Hinzu kommt ein völliger Mangel an Überblick, was natürlich auch selektierte Daten als solche nicht erkennen lässt.
In Diskussionen bekommt man da mit Sachinformationen nicht weiter.
Mit dem Argument, Ärzte sagen, Mobilfunk sei gesundheitsschädlich, ist man sowieso schon erledigt. Dann werden noch einzelne Aussagen von "Wissenschaftlern" im Stile Carlos nachgeplappert, die man über Bürgerwellenbrief oder Hartensteinpost erfahren hat, ohne sich jemals mit dem Inhalt auch nur im geringsten auseinandergesetzt zu haben. Die üblichen Verdrehungen von BfS-Aussagen oder die steigenden Schadenskosten der Versicherungswirtschaft werden als unwiderlegbares Beweismaterial präsentiert. Baubiologen gelten wegen der schön klingenden Benennung als Wissenschaftler. Deren Aussagen zählen. U.s.w. In vielen Fällen kommt dann ein unerkärlicher Aktionismustrieb dazu, der sich ungehemmt entfaltet.
Was kann man da tun?

Ich würde mit Ihnen gerne einmal ein Gespräch führen, falls Sie Zeit dazu haben.

Bernhard

Manipulation in der Schule

AnKa, Dienstag, 12.12.2006, 18:54 (vor 6317 Tagen) @ Bernhard

Ich würde mit Ihnen gerne einmal ein Gespräch führen, falls Sie Zeit dazu
haben.

Ich weiss nicht, wie hier das interne mailsystem funktioniert.

Internes Mailsystem

H. Lamarr @, München, Dienstag, 12.12.2006, 19:48 (vor 6317 Tagen) @ AnKa

Ich weiss nicht, wie hier das interne mailsystem funktioniert.

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