Radiotipp Schweiz: Sturm auf die Antennen (Medien)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 29.11.2006, 14:52 (vor 6329 Tagen)

Doppelpunkt, Mittwoch, 29. November 2006, 15.03-16.00 h, DRS2
Die Sendung kann überall im DRS2-Webradio mitverfolgt werden (Achtung: Popup-Blocker abschalten, sonst wird ein wichtiges Auswahlfenster unterdrückt. Dort im Zweifelsfall folgenden Auswahlpunkt nehmen: Windows-Media-Stream in diesem Fenster)


Mobilfunkstrahlung - Sturm auf die Antennen

Gefährden Strahlen, die von Handys und Antennen ausgehen, die Gesundheit? Kaum eine öffentliche Diskussion wird so verbissen geführt, wie die um die Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung. Forscher betonen zwar, bis heute seien keinerlei gesundheitliche Auswirkungen der Strahlen auf den Menschen belegt. Trotzdem klagen viele Leute über Beschwerden, die angeblich von Handys und Antennen erzeug sind. An unzähligen Orten der Schweiz laufen Bürgerinnen und Bürger Sturm gegen den Bau neuer Antennen. Der «Doppelpunkt> zeigt, mit welchen Argumenten gegen den Bau von neuen Antennen gekämpft wird, welche Beschwerden Handy-Antennen angeblich verursachen, was die Forschung zur Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung sagt und was Befürworter und Gegner der Mobilfunktechnologie für Forderungen haben. Redaktion: Alex Reichmuth

Nachricht von diagnose-funk

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Sendemastgegner, Diagnose-Funk, Reichmuth

Kernaussagen die gestrichen wurden Teil I

Gast, Donnerstag, 30.11.2006, 18:32 (vor 6328 Tagen) @ H. Lamarr

Als die Redaktion des Schweizer Radios DRS im Vorfeld der Sendung "Sturm auf die Antennen" einen kompetenten Gesprächspartner zum Stand der Wissenschaft über gesundheitliche Auswirkungen von "Handystrahlung" suchte, wurde sie von Sachverständigen an Dipl.-Ing. Lothar Geppert von der Umweltorganisation diagnose-funk verwiesen.

In der später, am 28.11.06, über DRS1 ausgestrahlten Sendung wurden jedoch die Kernaussagen, besonders diejenigen zum Stand der Forschung, leider geschnitten. Weil diese Aussagen jedoch ausserordentlich wichtig sind, um den Problemfall Mobilfunk in seiner Tragweite zu dokumentieren, möchten wir einige der unveröffentlichten Aussagen von Lothar Geppert publizieren.

DRS: Was sind Ihre Berührungspunkte mit dem Thema Mobilfunkstrahlung? Insbesondere: Um was geht es bei den Organisationen "Kombas", "Diagnose-Funk" und "Gigaherz"?

L. Geppert: Zunächst sollte man betonen, dass elektromagnetische Strahlung momentan die am schnellsten wachsende Umweltbelastung sein dürfte. Das Thema muss daher dringend bearbeitet werden.

Die diagnose-funk hat sich darum auf diese Strahlung spezialisiert und schliesst hiermit eine Lücke, die andere Umweltschutzvereine aufgrund der Komplexität des Themas bis heute offen lassen. Es ist so, dass sie EMF nicht riechen und hören können. Die permanente Funkberieselung, der wir alle ausgesetzt sind, wird überhaupt ncht wahrgenommen.
Wenn man Dreck ins Meer kippt, oder Urwälder abbrennt ist es jedem Bürger sofort klar, dass hier ein Problem besteht - und sofort hat ein Verein etliche Mitglieder. Ein Verein der sich aber mit Funkstrahlung beschäftigt, also Strahlung von Handys, Mobilfunkantennen, Schnurlostelefonen, Wireless LAN, Radar, usw., der muss erst einmal den Beweis führen, dass hier ein Problem besteht. Die diagnose-funk ist daher mehr ein wissenschaftlich orientierter Verein.

DRS: Besitzen Sie selber ein Handy? Falls ja: Wie oft nutzen Sie es?

L. Geppert: Ich besitze zwar kein Handy, aber für Notfälle finde ich es durchaus sinnvoll. Wenn ich eines hätte würde ich ein Headset benutzen, und Gespräche würde ich so kurz wie möglich halten. Die russische Strahlenschutzbehörde empfiehlt z. Bsp. nicht länger als 3 Min. am Stück zu sprechen. Wissenschaftler, die sich mit Mikrowellen beschäftigen, benutzen Handys nur noch ungern. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Wir versuchen nicht den Mobilfunk abzuschaffen, sondern wir versuchen emissionsarme Funkkonzepte wie Inhouse Repeater oder Fixnet-Einspeisungen durchzusetzen. Solche Konzepte könnten sicherlich bald mit 100fach tieferen Feldstärken arbeiten, sind aber teurer. Ich möchte betonen, dass wir keine Technikfeinde sind. Wir suchen nach neuen Lösungen. Und die gibt es auch schon.

DRS: Welche Hinweise/Beweise gibt es, dass Mobilfunk-Strahlung schädlich ist? Welche Gesundheitsschäden lassen sich auf die Mobilfunkstrahlung zurückführen?

L. Geppert: Eine Antwort hierzu kann leicht einen Abend füllen. Zum Überblick:
Betrachten wir einmal nur alle Studien zum gesamten Hochfrequenz-Spektrum, d.h. UMTS und GSM Mobilfunk, Schnurlostelefone, Wireless-LAN, RADAR, usw.: Hier gibt es nach meiner Schätzung etwa 700 bis 1000 wissenschaftlich publizierte Studien zu Effekten der Strahlung auf gesundheitliche Parameter. Bisher hat das jedoch niemand so genau gezählt.

Vor dem Mobilfunkzeitalter zeigten etwa 80 % dieser Studien Effekte. Wiederum 80 % dieser "Positiv-Studien" zeigten statistisch signifikante Ergebnisse. Im Mobilfunkzeitalter ist der Anteil der Studien, die Effekte finden, dann deutlich gesunken.

Die Palette von Effekte die in solchen Studien gefunden wurde, ist sehr breit, z. Bsp. Erbgutschäden bis hin zu Krebserkrankungen, hormonelle Reaktionen, oder Veränderungen im Blutbild. Es gibt Studien zu Zellveränderungen im Gehirn oder Veränderungen der Gehirnströme und der Konzentrationsfähigkeit. Man fand Befindlichkeitsstörungen wie z. Bsp. Kopfschmerzen, Stressreaktionen, Schlafstörungen usw.

Nach einigen Jahrzehnten Forschung ist die Liste recht lang geworden. Sehr viele Studien zeigen auch Effekte unterhalb der Grenzwerte. Einen guten Überblick zu diesen Verhältnissen findet man in der Zeitung EMF Monitor vom ECOLOG-Institut.

DRS: Gemäss namhaften Wissenschaftlern gibt es keine Beweise/Hinweise, dass Mobilfunkstrahlung (unter Einhaltung der Grenzwerte) gesundheitliche Schäden hervorruft. Wie ist Ihre Meinung dazu?

L. Geppert: Die Top-Wissenschaftler der Bioelectromagnetic Society warnen recht deutlich vor Langzeitfolgen, obwohl es auch viele Studien mit Nulleffekten gibt. Aber für einen Nulleffekt kann es jedoch verschiedene Gründe geben:

Man muss zum Beispiel berücksichtigen, dass die Effekte der Strahlung auf biologische Systeme insgesamt sehr komplex sind. Nehmen wir z. Bsp. Untersuchungen an Zellkulturen: Effekte hängen hier von diversen Faktoren ab, wie Zelltyp, Alter des Spenders, Wachstumsphase, Teilungsaktivität, u.s.w. Bei bestimmten Parametern findet man hier eben Effekte der Strahlung, bei anderen nicht.

Das steht jedoch nicht unbedingt in einem Widerspruch. Es sei denn, es handelt sich um eine echte Reproduktionsstudie. Zu diesem Thema der mehr oder weniger exakten Replikationsstudien oder "Gegenstudien" gibt es seit kurzem auch eine interessante Auswertung von Dr. Slesin und Prof. Lai:

Am Beispiel von neueren Studien zu Erbgutschäden hat man untersucht, ob die Herkunft der Gelder mit denen die Studie finanziert wurde einen Einfluss auf das Ergebnis der Studie hat. Das Ergebnis war ernüchternd: Von den 43 Studien, die Effekte der Strahlung auf genetische Schäden gefunden hatten, waren lediglich 3 von der Industrie oder dem Militär bezahlt. Von den 42 Studien, die keine Effekte fanden, waren aber mindestens 76% von Industrie oder Militär finanziert. Bei 11% war die Finanzierung unklar.

Durch all diese Zusammenhänge ist die Situation recht unübersichtlich. Wer Interesse am Mobilfunk hat, kan daher leicht behaupten, es wäre nichts bewiesen, oder alles nur ein Zufallsergebnis.

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Diagnose-Funk, Verbraucherorganisation, Geppert, Industriefinanziert Studien, Repeater

Acht Milliarden Notrufe?

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 30.11.2006, 20:53 (vor 6328 Tagen) @ Gast

L. Geppert: Ich besitze zwar kein Handy, aber für Notfälle finde ich es durchaus sinnvoll.

Oooops! Hier unterliegt Lothar Geppert meiner Meinung nach einem Denkfehler. Wer Handys für Notfälle gut findet, nickt damit die flächendeckende Mobilfunkversorgung - wie wir sie heute haben - ab.

Denn wenn im Extremfall jeder Handynutzer sagt, er würde nur im Notfall telefonieren, dann müssten die Netzbetreiber dennoch lückenlose Funknetze übers Land ziehen, also den Dienst bereitstellen - denn schließlich will ja jeder im Notfall immer und überall eine Verbindung haben. Im vermeintlich günstigsten Fall hätten wir dann - wenn jeder nur im Notfall telefoniert - eine grobmaschigere Netzstruktur weil die Füllsender zur Kapazitätserhöhung wegfielen. Das aber bedeutet große Funkzellen (hohe Sendeleistung) und dies wiederum geht zu Lasten der unmittelbaren Anrainer der jeweiligen Basisstationen.

Außerdem ist es ein Irrtum, zu glauben, dass, wenn z. B. in Deutschland kein einziges Handytelefonat geführt wird, auch alle Sendemasten schweigen. Das ist beim überall verbreiteten GSM-Funknetz nicht der Fall, denn da bläst immer der so genannte Organisationskanal (der nebenbei auch Platz für sieben Gespräche bietet) mit voller Sendeleistung in die Gegend - nur so kann ein Handy am Rande der Funkzelle die Basisstation überhaupt "sehen", um ggf. einen Notruf absetzen zu können. Das heißt: Pro Funkzelle können bis zu sieben Telefonate abgewickelt werden, ohne dass sich die Sendeleistung der Basisstation gegenüber dem Zustand mit null Telefonat irgendwie ändert. Erst ab dem achten Teilnehmer muss ein neuer Kanal zugeschaltet werden - dies macht sich dann in einer höheren Summen-Sendeleistung bemerkbar, aber nicht viel, weil die Sendeleistung des zweiten Kanals geregelt werden kann (wie bei einem Handy) dieser also nur selten volle Pulle sendet. Fazit: Eine so vor sich hinstrahlende Funkzelle kann also keinen oder gleichzeitig bis zu sieben Notrufe verkraften - ihre Sendeleistung bleibt dabei immerzu gleich. Nur zu Silvester sollte der Elektrosmogteppich seinen Flor ein wenig aufstellen ...

Und schließlich stellt sich noch die Frage, was ist ein Notruf, ich kenne Leute, die betrachten es schon als Notruf, wenn Heinz im Supermarkt zum Handy greift, um Helga zu fragen, ob er Suppenwürfel nun von Knorr oder Maggi kaufen soll. Kein Wunder also, dass allein Vodafone im vergangenen Quartal in Deutschland acht Milliarden Gesprächsminuten vermittelt hat - alles 1-minütige Notrufe ;-)

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Fehler, Diagnose-Funk, Notruf, Irrtum

Acht Milliarden Notrufe?

Doris @, Donnerstag, 30.11.2006, 22:24 (vor 6327 Tagen) @ H. Lamarr

Fazit: Eine so vor sich hinstrahlende Funkzelle kann also keinen oder gleichzeitig bis zu sieben Notrufe verkraften - ihre Sendeleistung bleibt dabei immerzu gleich. Nur zu Silvester sollte der Elektrosmogteppich seinen Flor ein wenig aufstellen ...


Wenn ich das richtig verstehe, dann dürften sich die gemessenen Werte um eine Mobilfunkantenne je nach Tageszeit nicht auffallend verändern?
Wir stellen aber fest, dass die WErte am Sonntag morgen z.B. deutlich niedriger sind als am Samstag abend.
Können Sie mir das erklären?

mfg
Doris

Acht Milliarden Notrufe?

Raylauncher @, Donnerstag, 30.11.2006, 22:33 (vor 6327 Tagen) @ Doris

Wenn ich das richtig verstehe, dann dürften sich die gemessenen Werte um eine Mobilfunkantenne je nach Tageszeit nicht auffallend verändern? Wir stellen aber fest, dass die WErte am Sonntag morgen z.B. deutlich niedriger sind als am Samstag abend. Können Sie mir das erklären?

Bei geringer Auslastung der Station stimmt das wohl so einigermaßen. Wenn allerdings mehr als sieben Gespräche über eine Station laufen, kommt mit jedem weiteren Gespräch ein neuer Zeitschlitz dazu. Außerdem können Sie bei Ihrer Messung wohl nicht zwischen Up- und Downlink-Bereich differenzieren und messen auch noch die Immissionen der in Ihrer Umgebung betriebenen Handys und möglicherweise sonstiger Feldquellen mit.

Raylauncher

Acht Milliarden Notrufe?

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 30.11.2006, 22:56 (vor 6327 Tagen) @ Doris

Wenn ich das richtig verstehe, dann dürften sich die gemessenen Werte um eine Mobilfunkantenne je nach Tageszeit nicht auffallend verändern? Wir stellen aber fest, dass die WErte am Sonntag morgen z.B. deutlich niedriger sind als am Samstag abend. Können Sie mir das erklären?

Am Sonntagmorgen messen Sie aller Voraussicht nach den Organisationskanal, also sozusagen die Grundstrahlung ihrer GSM-BTS. Am Samstagabend, wenn die Nachtschwärmer sich spontan verabreden, brummt ihre BTS dagegen auf allen Kanälen (normalerweise vier). Außerdem ist der Einwand von Raylauncher nicht von der Hand zu weisen, dass Sie - ohne dies mit Ihrem Breitbandmessgerät erkennen zu können - am Samstagabend zusätzlich zur BTS auch nahe Handys mitgemessen haben. Dieses Risiko geht übrigens auch Dr. Waldmann-Selsam ein, wenn sie ihre Überschlagsmessungen vor Ort macht - wehe, wenn dann einer um die Ecke steht und telefoniert, dann notiert sie irrtümlich zu hohe Werte für die Basisstation. Norbert Leitgeb höchstpersönlich hat einmal verblüfft feststellen müssen, dass an Messorten bis zu 70 % der gemessen Funkfeldbelastung nicht von DECT oder Mobilfunk-Basisstationen herrühren, sondern von nahen Handys, über die telefoniert wurde. Und Sie wissen ja, ein GSM 900-Handy kommt auf maximal 2 W Sendeleistung (Spitzenwert), ein GSM 1800-Modell auf 1 W. Das ist 4- bis 8-mal stärker als bei DECT, da kann schon was rüberkommen.

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Kernaussagen die gestrichen wurden Teil II

Gast, Donnerstag, 30.11.2006, 18:34 (vor 6328 Tagen) @ H. Lamarr

DRS: Viele namhafte Wissenschaftler sagen, die von den Mobilfunk-Gegner zitierten Studien, die die Gefährlichkeit der Strahlung untermauern sollen, seien wissenschaftlich nicht haltbar. Stimmt das?

L. Geppert: Nehmen wir die epidemiologischen Studien um Mobilfunkantennen als aktuelles Beispiel: Es fällt auf, dass alle 8 wissenschaftlich publizierten Studien statistisch signifikante Effekte auf gesundheitliche Parameter fanden, d.h. das Bild ist insgesamt sehr konsistent.

Dazu zeigen 5 von den 8 Studien sogar signifikante Dosis-Reaktions-Beziehungen, d.h. zum Beispiel je höher die gemessene Feldstärke war, desto häufiger sind die Symptome aufgetreten.

Auch wenn die Qualität mancher dieser Studien noch zu wünschen übrig lässt: Die Risikofaktoren, die hier gefunden wurden sind definitiv viel zu hoch, um sie mit Qualitätsmängeln einfach wegdiskutieren zu können. Auch weil diese Studien in der Regel Effekte unterhalb der Schweizer Vorsorgegrenzwerte zeigen - sofern die Feldstärken gemessen wurden - ist das Gesamtbild daher längst alarmierend.

DRS: Ist das Risiko, das von der Mobilfunkstrahlung aus geht (insbesondere von Antennen) verglichen mit anderen Lebens-Risiken (schlechte Luft, Lärm, UV-Strahlung, Unfall-Risiken etc.) nicht verschwindend klein?

L. Geppert: Hierzu gibt es viele Beispiele. Nehmen wir Luftverschmutzung. Wenn Sie an einer stark befahrenen Strasse wohnen, dann haben Sie ein etwa 30% höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, als wenn Sie auf dem Land wohnen.

Beim Mobilfunk haben erste Pilotstudien um Mobilfunkantennen ein über 300-prozentiges Risiko für diverse Krebsarten im Umkreis von 400m um die Antenne gefunden. Dies ist ein Faktor 10 im Risiko gegenËer Luftbelastungen. Beim Mobilfunk ist die Palette der Krebsarten zudem recht breit, im Gegensatz zu Luft oder Asbest.

DRS: Die Mobilfunk-Betreiber sprechen von Angst-Kampagnen der Gegner. Ihre Meinung dazu?

L. Geppert: Die Probleme bei Kühen welche nach der Installation einer Antenne auftraten haben wahrscheinlich wenig mit Angst zu tun. Zudem melden viele Bürger Beschwerden einige Wochen nach Installation einer neuen Antenne. Und genau die sind es, die sich nachher wehren. Mit einer Kampagne könnte man die nicht vom Sofa hoch holen. Dieser Vorwurf ist definitiv eine "Verzweiflungstat" der Betreiber.

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Tiere, Diagnose-Funk, Geppert, Naila, Qualitätsmängel, Rinder

... vielleicht weil sie schlichtweg falsch sind

Raylauncher @, Donnerstag, 30.11.2006, 22:10 (vor 6327 Tagen) @ Gast

Beim Mobilfunk haben erste Pilotstudien um Mobilfunkantennen ein über 300-prozentiges Risiko für diverse Krebsarten im Umkreis von 400m um die Antenne gefunden. Dies ist ein Faktor 10 im Risiko gegenËer Luftbelastungen. Beim Mobilfunk ist die Palette der Krebsarten zudem recht breit, im Gegensatz zu Luft oder Asbest.

Welche Pilotstudien sollen ergeben haben, dass um Mobilfunkantennen ein 300%iges Krebsrisiko besteht, welches zudem recht breit sei?

Bei diesen "Eckdaten" fällt mir nur die "Naila-Studie" des Dr. Eger ein. Den Rundfunkredakteuren ging es da wohl ähnlich!

Raylauncher

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Naila-Studie

Was blieb übrig ?

Gast, Donnerstag, 30.11.2006, 18:43 (vor 6328 Tagen) @ H. Lamarr

Zur Dokumentation der gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlung (im Bereich der geltenden Grenzwerte) wurden im Vorfeld der Sendung eine tabellarische Studien-Übersicht, eine Präsentation diverser, hoch signifikanter Dosis-Reaktions-Beziehungen, sowie eine Auswertung der Universität Wien schriftlich überreicht. Die schwere der Beweislage wurde in der Sendung jedoch nicht angesprochen. Ganz im Gegenteil: Der von der Mobilfunkindustrie (damals per Inserat) angeheuerte Forscher Dr. Dürrenberger erläuterteausgiebig, dass all diese Studien als ein riesiges statistisches Zufallsereignis anzusehen wären.

Im Interview am 8. September legte die diagnose-funk besonderen Wert darauf, mögliche Lösungen zum Problem aufzuzeigen. Aus diesem Grund wurden emissionsarme Funkkonzepte wie das "Fusion Phone" von Motorola erläutert, welches in England von der British Telecom bereits lanciert wurde. Ein ähnliches Konzept, welches das Signal auch ins Festnetz einspeisen kann, bietet Ericsson seit kurzem an. Dem Zuhörer der Sendung wurde jedoch (auch über den Schlusssatz) eine gewisse Ausweglosigkeit suggeriert: Lässt sich das Risiko vermeiden ohne das Handy abzuschaffen? Dass die Netzbetreiber solche Konzepte vermeiden wollen dürfte klar sein: Durch die aufwändigeren Netze wären die Profitmargen kleiner.

In der Sendng "Sturm auf die Antennen" wurden die unterschiedlichsten Meinungen gegenübergestellt. Dies ist sicherlich der korrekte Ansatz für die Eröffnung einer Reportage. Der Zuhörer wurde jedoch am Ende der Sendung vor diesem "Puzzle" stehen gelassen. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, dem Bürger die reale Gefahr einen Schritt näher zu bringen? In den USA wurde die Asbestkatastrophe durch Wissenschaftsredakteure wie Paul Brodeur zum stoppen gebracht. Ist die Industrie heute schon so mächtig, dass man sich nach Abschluss seiner Recherchen kein Urteil mehr erlauben darf? Und darf man heute den unabhängigen Organisationen nicht etwas mehr glauben schenken als der profitierenden Lobby? Soll etwa jeder Bürger selber die wissenschaftlichen Datenbanken recherchieren?

Gibt es überhaupt noch den investigativen Journalismus, der die Zusammenhänge aufzeigt und sich eine Meinung erlauben darf? Ein Journalismus, der dem realen Risiko ein Stück näher rückt und zum Schutz der Bevölkerung darüber berichtet?

Die ehrenamtlich arbeitende Umweltorganisation diagnose-funk, welche sich für eine Aufklärung zum Schutz der Bürger einsetzt, hat sich bemüht, die Zusammenhänge von unabhängiger Seite zu vermitteln. Vielleicht ist doch noch das ein oder andere zum Bürger durchgedrungen - falls es die jeweils nachfolgenden Kommentare der Lobby noch überdauert hat.

Ihre Redaktion der diagnose-funk


Anmerkungen

[1] "Sturm auf die Antennen, Schweizr Radio DRS1, 28. November 2006, http://www.radiokiosk.ch/musikkatalog/schnellsuche.cfm?SucheAlles=Sturm%20auf%20die%20Antennen
[2] DRS weigerte sich leider, das ungeschnittene Teilinterview mit Lothar Geppert der diagnose-funk zur Auswertung zu überlassen. Die hier aufgeführten Aufzeichnungen entsprechen dem vor und nach dem Gespräch geführten Skript der diagnose-funk und stimmen daher inhaltlich, jedoch nicht unbedingt wörtlich mit dem Originalinterview vom 8.09.2006 überein. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde der Interview-Stil beibehalten. überein. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde der Interview-Stil beibehalten.

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Elektrosmog-Panikmache, Geppert, Brodeur

Was blieb übrig ?

M. Hahn, Donnerstag, 30.11.2006, 22:05 (vor 6327 Tagen) @ Gast

Zur Dokumentation der gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlung wurde im Vorfeld der Sendung eine Auswertung der Universität Wien schriftlich überreicht.
Die Schwere der Beweislage wurde in der Sendung jedoch nicht angesprochen.

Dort in der Auswertung auf Seite 10:
Tabelle 2: Kohortenstudien zum Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber hochfrequenten EMF und Krebsinzidenz bzw. -mortalität
Studie: Lilienfeld et al.1978 (Inzidenz)
Exposition: Radar (Moskauer Botschaft)
Bezugsgruppe: Bevölkerung
Lokalisation: alle Karzinome
RR/SMR(95%-KI):
3.2 (1.1-7.7) G1+)
2.3 (0.9-4.7) G2

G1...Personen, die innerhalb der Botschaft lebten,
G2...die außerhalb lebten

Soll etwa jeder Bürger selber die wissenschaftlichen Datenbanken recherchieren?

Warum eigentlich nicht?
Speziell hierzu habe ich es einfach mal getan. Lesen Sie hier auf Seite 11

Was bleibt dann noch übrig?

Tja, gute Frage. Es bleibt immer was hängen, würde ich sagen.

Vielleicht hatten die Journalisten doch trotz all der bunten "Schwere-der-Beweislage"-Tabellen so einen gewissen Anfangsverdacht... und haben auch einfach mal selbst stichprobenweise nachrecherchiert.
Und dann passiert so was eben.
Man wird nicht ganz ernst genommen, meine ich.

M. Hahn

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Verschwörung, Radar, Diagnose-Funk, Seriös, Fakt, Qualitätsmängel, Lilienfeld-Studie

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