EU-Telkos sehen Netzinvestitionslücke von mindestens 174 Mrd. € (Allgemein)

Gast, Dienstag, 23.05.2023, 00:14 (vor 333 Tagen)

Die Telekommunikationsbranche fordert gegenüber der EU-Kommission gemeinsam neue politische Maßnahmen, um die Führungsrolle der EU im Bereich der Konnektivität zu sichern.

Brüssel, London, 19. Mai 2023 - Die Branchenverbände GSMA und ETNO, die Festnetz- und Mobilfunkbetreiber vertreten, haben die europäischen Entscheidungsträger aufgefordert, energische Maßnahmen zu ergreifen, um die Führungsrolle der EU im Bereich der Konnektivität im nächsten Jahrzehnt zu sichern. In einer gemeinsamen Antwort auf die Konsultation der Europäischen Kommission zur Zukunft des elektronischen Kommunikationssektors und seiner Infrastruktur erklären die Verbände, dass sich Europa an einem Wendepunkt befindet und dringend politische Veränderungen erforderlich sind, um die richtigen Voraussetzungen für eine künftige europäische Führungsrolle im Bereich der Konnektivität zu schaffen und zu verhindern, dass der Kontinent weiter hinter seine globalen Wettbewerber zurückfällt.

Die Zukunft der Konnektivität: ein völlig neues Spiel

Schon heute haben 5G, IoT und Edge-Computing begonnen, nachhaltige Volkswirtschaften und Gesellschaften in ganz Europa zu stärken. In Zukunft wird die Telekommunikationstechnologie von der Netzvirtualisierung geprägt sein, wobei sich "Telcos" in "Tech-Comm"-Unternehmen verwandeln und Konnektivitätsfunktionen in die öffentliche Cloud verlagern.

Derzeit klafft in Europa eine Netzinvestitionslücke von mindestens 174 Milliarden Euro, und die Telekommunikationsmärkte sind übermäßig fragmentiert. Darüber hinaus ist das Verhältnis zwischen den Telekommunikationsbetreibern und den großen Verkehrserzeugern derzeit unausgewogen, wobei der Verkehr einer kleinen Handvoll multinationaler Unternehmen enorme Netzkosten verursacht, die ausschließlich von den Telekommunikationsunternehmen und ihren Kunden getragen werden. Dadurch werden Investitionen in künftige Netze behindert, so dass die europäischen Bürger und Unternehmen weltweit benachteiligt werden.

In diesem Szenario ist Europas offene Strategieautonomie bedroht, und die kühnen Ambitionen der EU für eine zukünftige Führungsrolle im Bereich der Konnektivität werden in Frage gestellt.

Politische Veränderungen: Ein fairer Deal für alle

Als Reaktion auf die Konsultation haben ETNO und die GSMA dringende politische Veränderungen in Europa vorgeschlagen. Diese würden gewährleisten, dass der Kontinent bei 5G, FTTH und neuen Cloud-Technologien an der Spitze bleibt, den inklusiven Ausbau neuer Netze unterstützt und den wichtigen grün-digitalen Übergang fördert. Die Antwort der Verbände enthält folgende Vorschläge:

► Schaffung eines echten europäischen Telekommunikationsbinnenmarktes durch Vereinfachung der Regulierung, u. a. in den Bereichen Telekommunikationsvorschriften, Frequenzpolitik, Verbraucherschutz, Besteuerung und harmonisierte Sicherheitsrahmen;
► Schaffung von Größenvorteilen durch Konsolidierung innerhalb des Marktes als Sprungbrett für einen gesunden europäischen Telekommunikationsmarkt;
► Einführung eines fairen Beitragsmechanismus, der ausgewogene Verhandlungen zwischen Telekommunikationsunternehmen und großen Verkehrserzeugern ermöglicht. Diese großen Verkehrserzeuger ziehen derzeit den größten Nutzen aus den Telekommunikationsinvestitionen, verursachen aber gleichzeitig durch ihren Verkehr eine hohe Kostenbelastung und üben auf den Märkten eine unverhältnismäßig große Macht aus.

Lise Fuhr, Generaldirektorin von ETNO, sagte: "Ein starker Telekommunikationssektor liegt im strategischen Interesse Europas, da sichere und innovative Netze das Rückgrat unserer Gesellschaft sind. Dies erfordert ein besseres Gleichgewicht zwischen mächtigen Tech-Giganten und europäischen Telekommunikationsunternehmen, aber auch eine bessere Marktgröße. Es bedarf eines politischen Wandels, damit wir die Ziele des digitalen Jahrzehnts der EU erreichen und den grünen Wandel beschleunigen können."

John Giusti, Chief Regulatory Officer, GSMA, sagte: "Jetzt ist es an der Zeit, dass die europäischen Entscheidungsträger mutig handeln, um eine weltweit führende Digital-Wirtschaft für die Bürger auf dem gesamten Kontinent zu gewährleisten. Durch die Vereinfachung der Regulierung, die Förderung von Skaleneffekten durch Konsolidierung und die Gewährleistung, dass große internationale Unternehmen, die am meisten vom Zugang zu den europäischen Verbrauchern profitieren, ihren fairen Beitrag zu den Netzinvestitionen leisten, auf die sie angewiesen sind, kann Europa den Konnektivitätsbedarf seiner Bürger und Unternehmen für heute und morgen sichern und eine robuste digitale und grüne Zukunft für alle ermöglichen. Wenn Europa seine Führungsrolle zurückgewinnen will, muss es den Blick nach vorne richten und darf sich nicht länger an die gescheiterten Regulierungsmodelle der Vergangenheit klammern."

Quelle: GSMA-Pressemitteilung vom 19. Mai 2023

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