AfD auf Geisterfahrt: Bedenken wegen 5G-Ausbau in Bayern (Allgemein)

Gast, Mittwoch, 18.01.2023, 17:52 (vor 463 Tagen)

Wir sind im Bayerischen Landtag ...

Antrag der Abgeordneten Ralf Stadler, Prof. Dr. Ingo Hahn, Gerd Mannes, Andreas Winhart und Fraktion (AfD).

Technikfolgenabschätzung des Ausbaus der fünften Mobilfunkgeneration (5G) und Studienlage zu möglichen Gefahren für Verbraucher und natürliche Umwelt

Der Landtag wolle beschließen: Die Staatsregierung wird aufgefordert, einen mündlichen und schriftlichen Bericht zum Thema Foresight und Technikfolgenabschätzung der 5G-Technologie zu geben. Dabei ist insbesondere auf folgende Punkte einzugehen:

1. den aktuellen und zukünftig geplanten Ausbaugrad der 5G-Technologie in Bayern
2. die aktuelle Studienlage zu den Auswirkungen von 5G-Technologie auf den Menschen und die natürliche Umwelt
3. die aktuelle Einschätzung der Staatsregierung zu aktuellen und zukünftigen Gefahren der 5G-Technologie für den Menschen und die natürliche Umwelt

Begründung

Der interessierte Verbraucher, der Antworten auf Gesundheitsfragen im Zusammenhang mit dem Ausbau des 5G-Netzes sucht, stößt bei seiner Suche auf unterschiedlichste Aussagen und Schlagzeilen im Internet. Bei der Durchsicht der Internettreffer in Bezug auf die „gesundheitliche Gefährdung durch die Einführung der fünften Mobilfunkgeneration (5G)“ finden sich wissenschaftliche Texte, widersprüchliche Medienberichte, pseudowissenschaftliche Texte, aber auch sogenannte Verschwörungstheorien. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr versucht auf dem Internetauftritt „Deutschland spricht über 5G“, Bedenken über die neue Mobilfunktechnologie zu zerstreuen, indem es auf Fragen eingeht, die sich besorgte Bürger häufig stellen. Leider wird bei den Ausführungen größtenteils auf ältere Studien zum Global System for Mobile Communications (GSM), 3G- oder 4G-Mobilfunkstandard verwiesen und daraus auf die Unbedenklichkeit der 5G-Technologie geschlossen. Aus diesem Grund wäre es richtig und zielführend, einen umfangreichen, unabhängigen und transparenten Überblick über die Studienlage zu Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und die Wirkung auf die natürliche Umwelt, die durch den Ausbau der fünften Mobilfunkgeneration (5G) entstehen, zu erhalten.

1. Der Antrag wurde dem Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz federführend zugewiesen. Weitere Ausschüsse haben sich mit dem Antrag nicht befasst.
2. Der federführende Ausschuss hat den Antrag in seiner 68. Sitzung am 8. Dezember 2022 beraten und mit folgendem Stimmergebnis:

CSU: Ablehnung
B90/GRÜ: Ablehnung
FREIE WÄHLER: Ablehnung
AfD: Zustimmung
SPD: Ablehnung
FDP: Ablehnung

A b l e h n u n g empfohlen.

Tags:
Landtag, TAB, AfD, Technikfolgenabschätzung, Trittbrettfahren

Bayerns Landtagsgrüne stehen hinter 5G und 6G

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 18.01.2023, 18:21 (vor 463 Tagen) @ Gast

B90/GRÜ: Ablehnung

Die Grünen im Bayerischen Landtag haben sich von den Einflüsterungen organisierter Mobilfunkgegner gründlich freigeschwommen. Das war früher ganz anders. Den sichtbaren Meinungsumschwung leitete 2013 die Grüne Jugend (Nachwuchsorganisation der Partei) mit einer Palastrevolte ein. Was die Grünen damals aufgaben greift die AfD heute auf.

Auszüge aus einem Konzeptpapier der Landtagsgrünen vom April 2022:

Ein schneller Zugang zum Internet und zuverlässiger Mobilfunk sind unverzichtbar für den Dienstleistungs- und Hightech-Standort Bayern. Nur so können morgen neue Geschäftsmodelle entstehen, die heute noch Zukunftsmusik sind. Nur mit Glasfaser, 5G und 6G können Betriebe wie Beschäftigte im ländlichen Raum gleichwertig wirtschaften.
[...]
Ein großes Hemmnis für den schnellen Ausbau des Mobilfunknetzes sind umfangreiche und langwierige Baugenehmigungsverfahren. Um den Ausbau zu beschleunigen, wollen wir in der Bayerischen Bauordnung bei der Genehmigungsfreistellung eine Anhebung der Höchstgrenze für Verfahrensfreiheit beim Bau von Mobilfunkmasten von 10 auf 15 Meter im Innenraum und von 15 auf 20 Meter im Außenraum. Denn Mobilfunkmasten mit 10 Metern Höhe sind für 5G und 6G nicht ausreichend. Um neben der Planungsbeschleunigung schnell eine Verbesserung der Versorgung zu erreichen, wollen wir Local Roaming einführen, so dass es auch möglich ist, das Netz eines anderen vor Ort verfügbaren Netzanbieters zu nutzen.

Na also, geht doch!

Hintergrund
Grüne Mobilfunkpolitik im Wandel der Zeit

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Politik, Landtag, Grünen

AfD auf Geisterfahrt: Bedenken wegen 5G-Ausbau in Deutschland

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 26.01.2023, 21:13 (vor 455 Tagen) @ Gast

1. Der Antrag wurde dem Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz federführend zugewiesen. Weitere Ausschüsse haben sich mit dem Antrag nicht befasst.
2. Der federführende Ausschuss hat den Antrag in seiner 68. Sitzung am 8. Dezember 2022 beraten und mit folgendem Stimmergebnis:

CSU: Ablehnung
B90/GRÜ: Ablehnung
FREIE WÄHLER: Ablehnung
AfD: Zustimmung
SPD: Ablehnung
FDP: Ablehnung

A b l e h n u n g empfohlen.[/i]


Duplizität der Ereignisse

Im Dezember 2020 forderte die AfD bereits im Bundestag eine umfangreiche, unabhängige und transparente Studie in Bezug auf die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und der zu erwartenden Strahlenbelastung elektromagnetischer Felder durch den Ausbau der fünften Mobilfunkgeneration (5G) und deren Auswirkungen auf Erwachsene und Kinder zu erstellen. Damals erlebte die von organisierten Mobilfunkgegnern entfachte 5G-Hysterie in Teilen der Bevölkerung ihre Blütezeit und die AfD nutzte die Gunst der Stunde, sich dem Stimmvolk als Partei der Wahl zu präsentieren. Doch der Antrag der AfD scheiterte Mitte 2021 im Bundestag genauso wie mit großer Wahrscheinlichkeit demnächst im Bayerischen Landtag.

Seinerzeit befassten sich vier Ausschüsse des Bundestages mit dem Antrag und alle vier lehnten diesen mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke. und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der AfD einmütig ab. Ja, auch Die Linke. war dagegen! Federführend war der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, der den Antrag in seiner 120. Sitzung am 23. Juni 2021 abschließend ohne Debatte beraten und abgelehnt hat. Ausschuss-Vorsitzende war die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl, die 2007 einem Antrag wie von der AfD wahrscheinlich noch zugestimmt hätte.

Was lernen wir daraus?

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Risikoeinschätzung des Mobilfunks durch die Grünen, die inzwischen in der Realpolitik angekommen sind und sich des Einflusses der Anti-Mobilfunk-Szene entledigt haben. Für Mobilfunkgegner ist die neue Unterstützung durch die AfD ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite trägt die Partei vom rechten Rand des politischen Spektrums das Geschwalle organisierter Mobilfunkgegner bis in das Hohe Haus. Dies dürfte die Anti-Mobilfunk-Szene teilweise freuen, teilweise verstören. Andererseits unterliegen Anträge der AfD häufig dem Automatismus, dass die anderen Parteien im Bundestag die Vorstöße einstimmig als Ausgeburt eines populistischen Politikverständnisses betrachten und rundweg ablehnen, eben weil sie von der AfD kommen. Die unfreiwillige "Partnerschaft" mit der AfD, – kein Mobilfunkgegner hat sich bislang davon öffentlich distanziert, dürfte dem ohnehin nicht hohe Ansehen der Anti-Mobilfunk-Szene in der Bevölkerung und Politik mutmaßlich mehr schaden als Nutzen stiften. Nämlich dann, wenn die AfD mit ihren Anträgen zum Thema Mobilfunk ein übers andere mal als Geisterfahrer gegen eine Wand der Ablehnung prallt und sich so als erfolgloser Außenseiter präsentiert.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

AfD auf Geisterfahrt: Endstation, bitte aussteigen

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 08.02.2023, 16:28 (vor 442 Tagen) @ H. Lamarr

Wir sind im Bayerischen Landtag ...

Stimmt, wir sind immer noch im Bayerischen Landtag und begleiten die AfD jetzt bis zur Endstation ihrer 5G-Geisterfahrt. Das Ticket für ihre Fahrt in Gegenrichtung fischte die Partei sehr wahrscheinlich von der Website des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk ab, der schon seit längerem behauptet, 5G würde ohne Technikfolgenabschätzung in diesem unserem Lande eingeführt. Wer nur einen Funken Ahnung von 5G hat weiß, dass diese Behauptung populistischer Blödsinn ist, die AfD griff trotzdem zu. Oder gerade deshalb, weil sie sich beim Fischen in den Gewässern von Gesinnungsfreunden sah.

Was bisher geschah ist oben im Strang nachzulesen. Kurz: Der Antrag der AfD, die Bayerische Staatsregierung möge eine Technikfolgenabschätzung des Ausbaus der fünften Mobilfunkgeneration (5G) samt Sichtung der Studienlage zu möglichen Gefahren für Verbraucher und natürliche Umwelt durchführen, fiel im federführenden Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz mit Pauken und Trompeten durch. Offen blieb die Frage: Würde sich das Plenum des Landtags der ablehnenden Beschlussempfehlung des Ausschusses anschließen? Immerhin waren Die Grünen und die Freien Wähler im Landtag einst mit Diagnose-Funk per du.

Am 2. Februar 2023 stand der Antrag der AfD als einer von 43 Anträgen zur Beschlussfassung auf der Tagesordnung des Plenums. Und wie nicht anders zu erwarteten war, der Antrag wurde abgelehnt. Der Beschluss bestätigt zum x-ten Mal die altdeutsche Bauernregel, derzufolge Minus mal Minus zwar Plus ergibt, zwei Idioten aber noch lange kein Genie ergeben :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Landtag, Opposition, Populismus, AfD, Technikfolgenabschätzung, Trittbrettfahren

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