Funkmast in Schletzenhausen: Sturm im Wasserglas (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 27.11.2022, 17:13 (vor 510 Tagen)

Hessen: Der Widerstand gegen einen Funkmast im Hosenfelder Ortsteil Schletzenhausen nimmt kein Ende. Nachdem Vodafone im Streit um den Bau eines Funkmasten anbietet, auf einen Alternativstandort auszuweichen, stellt sich die Bürgerinitiative erneut quer, schreibt die Fuldaer Zeitung am 25. November 2022.

Was ist da los?

Hintergründe für die irrationalen Ängste der Schletzenhausener erfährt man in einem 25-minütigen sachlich-objektiven Podcast der Fuldaer Zeitung und in einem Artikel der Osthessen News vom September 2022.

Schletzenhausen hat 327 Einwohner. Die Bürgerinitiative "Kein Mobilfunkmast in Schletzenhausen" hat zwar nur 30 Mitglieder, konnte aber in einer Unterschriftenaktion gegen den geplanten 50 Meter hohen Vodafone-Funkmasten 210 Schletzenhausener auf ihre Seite ziehen. Nicht eine Verschandelung der Aussicht stört die Leute dort am meisten, sondern der seit 30 Jahren bewährte Klassiker aus dem Repertoire organisierter Mobilfunkgegner, es ist also die Angst vor gesundheitlich schädlichen Folgen der Funkstrahlung. Nachvollziehbarer wären solche Ängste, stünde der Funkmast nur wenige Meter neben der Wohnbebauung. Dies aber ist nicht der Fall, Vodafone plante den Mast vorsorglich genau in der Mitte zwischen den Rändern der Orte Schletzenhausen und Hosenfeld an einer Stelle, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen. Zu den beiden Ortsrändern gibt es ziemlich genau 500 Meter "Sicherheitsabstand", ein großer Wert, von dem Städter nur träumen können. Wortführer der BI ist Helmut Frimmel, in Schletzenhausen ist er erster Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr, beruflich ist oder war er Produktionsleiter bei dem Kofferhersteller W.AG in Geisa. Über Frimmels Motive, sich aktiv gegen den Mast zu positionieren, geben die Quellen keine Auskunft.

Der geschilderte Sachverhalt in Hessen hat große Ähnlichkeit mit einer vom IZgMF erzählten Geschichte über "Die schreckliche Ignoranz überzeugter Sendemastengegner", die sich 2019 ungefähr 200 km südöstlich in einem oberfränkischen Dorf zugetragen hat. Die Situation dort hat sich seit 2019 nicht verändert, der geplante Funkmast wurde weder an der vorgesehenen Stelle noch anderswo errichtet. Ob die uneinsichtigen Bürger, die mutmaßlich alle ein Smartphone haben und sich dennoch mit wenig Verstand, viel Bauchgefühl und vollgestopft mit Desinformation energisch gegen Mobilfunkmasten in ihrem persönlichen Dunstkreis wehren, dafür auch einmal z.B. mit einem Hirntumor bezahlen müssen, das steht heute noch in den Sternen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Funkmast am Stadtrand erhöht das Hirntumorrisiko

KlaKla, Dienstag, 29.11.2022, 08:24 (vor 508 Tagen) @ H. Lamarr

Ob die uneinsichtigen Bürger, die mutmaßlich alle ein Smartphone haben und sich dennoch mit wenig Verstand, viel Bauchgefühl und vollgestopft mit Desinformation energisch gegen Mobilfunkmasten in ihrem persönlichen Dunstkreis wehren, dafür auch einmal z.B. mit einem Hirntumor bezahlen müssen, das steht heute noch in den Sternen.

Den Zusammenhang zwischen der Immission durch eine Basisstation und durch ein Handy veranschaulicht die folgende Grafik:
[image]

Je größer der Abstand zwischen Funkmast und Handy/Smartphone desto höher die gefürchtete Strahlung, desto höher das Risiko. Darüber wird nicht aufgeklärt, ist aber der Preis, den die aufgewiegelten Wutbürger/Stopfgänse vor Ort erreichen, wenn sie sich durchsetzen. Dabei denkt keiner der Wutbürger/Stopfgänse an die nachfolgende Generation (Kinder)! Der Baubiologe sagt: Die Nutzung eines Smartphones ist selbstbestimmt die eines Funkmasten nicht.

Pseudo-Experten und kommerzielle Interessierte (Baubiologen, Messtechniker, Buchautoren oder Filmemacher) wettern massiv gegen seriöse Quellen, um diese zu entwerten. Dabei geht es ihnen um ihren eigenen Profit.

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Meine Meinungsäußerung

Funkmast am Stadtrand erhöht eventuell das Hirntumorrisiko

H. Lamarr @, München, Dienstag, 29.11.2022, 12:19 (vor 508 Tagen) @ KlaKla

"Funkmast am Stadtrand erhöht das Hirntumorrisiko" würde ich an deiner Stelle vor Gericht so nicht wiederholen. Denn es gibt keinen einzigen Beweis, dass diese kühne Behauptung den Tatsachen entspricht. Was es zugunsten der Behauptung gibt sind lediglich Hinweise, die aber sind das schwächste Glied in einer Indizienkette. Ein solcher Hinweis wäre, dass Studien vereinzelt zu dem Befund kamen, intensiver Gebrauch von Mobiltelefonen könnte das Risiko von Hirntumoren etwas erhöhen. Da Hirntumoren generell selten sind, ist eine vermeintlich erhebliche Erhöhung des relativen Risikos um sagen wir mal 40 Prozent allerdings in konkreten Zahlen gerechnet wenig dramatisch. Denn dann bekommen von 100'000 Personen schlimmstenfalls nicht sechs einen Hirntumor, sondern acht. Nach inzwischen rd. 30 Jahren Massenfunk ist also selbst dann in keiner Weise von einer Hirntumor-Pandemie im Corona-Maßstab auszugehen, würde die dramatische Schwarzmalerei organisierter Mobilfunkgegner auch nur annähernd zutreffen. Bislang beruht die Schwarzmalerei jedoch allein auf wackeligen wissenschaftlichen Hinweisen, die noch dazu im Widerspruch zu anderslautenden Studienergebnissen stehen. "Funkmast am Stadtrand erhöht das Hirntumorrisiko" ist daher mMn als Tatsachenbehauptung nicht zulässig, als Verdachtsbehauptung hingegen schon (Funkmast am Stadtrand erhöht möglicherweise das Hirntumorrisiko).

Die wenigen Studien, die Hirntumoren in Verbindung mit Mobilfunk bringen, sehen als Verursacher nicht Funkmasten, sondern Endgeräte wie Mobil- und teils sogar Schnurlostelefone. So gesehen ist die Behauptung Funkmast am Stadtrand erhöht möglicherweise das Hirntumorrisiko physikalisch plausibel, denn wenn ein Mobiltelefon unnötig große Strecken zu einem abseits gelegenen Funkmasten überbrücken muss, gelingt dies nur, wenn das Gerät mit höherer Sendeleistung funkt. Gemäß dem alten Toxikologen-Leitsatz "Die Dosis macht das Gift" könnte es daher tatsächlich so sein, dass Personen, die sich in Unkenntnis der Zusammenhänge Funkmasten möglichst weit vom eigenen Hals weg halten, unabsichtlich Gefahr laufen, sich (und anderen) mit ihrer Blockadehaltung ein höheres Hirntumorrisiko einzuhandeln. Die gängige populistische Entgegnung vonseiten der Mobilfunkgegner zu diesem Verdacht lautet: Ein Funkmast unterzieht seine Opfer rund um die Uhr einer "Zwangsbestrahlung". Das ist so simpel, das versteht sogar jeder blutige Laie auf Anhieb. Um die Augenwischerei in dieser Entgegnung zu erkennen bedarf es hingegen einiger Fachkenntnis. Die hatte Dr. Heinrich Eder vom Landesamt für Umwelt, Bayern, als er 2007 Frappierendes berichtete:

Sie können sich rd. 2 1/2 Jahre lang Tag für Tag in 100 m Abstand zu einer städtischen Mobilfunk-Basisstation aufhalten. Ihr Kopf nimmt in dieser Zeit nicht mehr Energie auf wie bei einem einzigen 45-Minuten-Gespräch mit einem schon ziemlich strahlungsarmen Handy!

Eders Darstellung beruht auf Annahmen, die häufig zutreffen aber nicht immer. Denn Funkmasten gibt es in einer so großen Vielfalt wie Autos auf Straßen, was einer zutreffenden Verallgemeinerung im Weg steht. Eine kritische Auseinandersetzung mit Eders Berechnung ist hier zu finden.

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