Diagnose-Funk ließ App für Android-Handys programmieren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 24.09.2022, 22:13 (vor 572 Tagen)

Jannik Hummer ist begeisterter Web- und App-Entwickler in der Schwabenmetropole Stuttgart. Und als der dort ortsansässige Verein Diagnose-Funk Programmierprojekte zu vergeben hatte, funkte es bald zwischen den Geschäftspartnern. Auffälligstes Ergebnis ist eine App für Android-Smartphones.

Hummer schreibt über das Smartphone-Projekt, er sollte eine Mobile-App für Android-Geräte entwickeln, die die Strahlungen von Mobilfunk, Bluetooth und Wlan misst und sowohl visuell als auch auditiv darstellt bzw. wiedergibt. Was der Entwickler sonst noch über seine App zu sagen hat kann man sich auf seiner Website anschauen inklusive einiger Screenshots, welche die Bedienoberfläche der App zeigen, und eines Tippfehlers.

Wer findet innerhalb von 20 Sekunden den Tippfehler?
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Die "auditive" Wiedergabe der Strahlung folgt dem bekannten Baubiologen-Geschäftsmodell, Immissionswerte akustisch mit einem disharmonischen Knattergeschäusch unangenehm hörbar zu machen. Frei nach dem Motto: Je lauter desto schlimmer. Tatsächlich ist die Lautstärkecharakteristik jedoch völlig willkürlich und folgt keiner wissenschaftlich ermittelten Kennlinie, selbst ein sehr lautes Signal ist deshalb in aller Regel völlig ungefährlich, auch wenn die begleitende Messwertanzeige mit der Einheit nW/m² einem Laien mörderisch hohe Werte vorgaukelt.

Das Bemerkenswerteste an der Diagnose-Funk App aber ist: Obwohl seit 2019 fertig, gibt es sie nicht. Jedenfalls nicht dort, wo man sie zuerst suchen würde, im Play-Store von Google. Weder dort noch anderswo ließ sich die Diagnose-Funk-App ausfindig machen. Offensichtlich bekamen die Verantwortlichen kalte Füße und verzichtete auf die Vermarktung der fertig entwickelten App, vielleicht befürchteten sie unerfreuliche Rückwirkungen auf den Verein. Schließlich mutet es schon ziemlich schräg an, würde sich ausgerechnet ein Verein, der Mobilfunk für Teufelszeug hält, mit einer möglicherweise allzu neugierigen App dem Verdacht aussetzen, eine Datenkrake zu betreiben.

Konkrete Anhaltspunkte für den Rückzieher von Diagnose-Funk konnte ich nicht finden, mit der App ElectroSmart gibt es im Play-Store jedoch eine Anwendung, die gut und gerne als "Weiterentwicklung" der Diagnose-Funk-App angesehen werden darf. Denn insbesondere das auffällige Alleinstellungsmerkmal, Mobilfunk, Bluetooth und W-Lan messen zu können, ist identisch. Auch zeitlich würde es passen. Diagnose-Funk trennt sich noch 2019 von der App, die Website von ElectroSmart (Frankreich) wird im Juni 2019 erstmals vom Robot des Webarchivs erkannt. Tatsächlich sind die erkennbaren Unterschiede zwischen den beiden Apps eher kosmetischer Natur. Mitte 2020 hatten wir die ElectroSmart-App schon einmal auf dem Radar, damals mit der Schlussempfehlung "Finger weg!".

Diagnose-Funk teilt sich Hummer mit anderen

2019 realisierte Hummer für Klaus Scheidsteger eine WordPress-Website, auf der neben Infos über den Film "Faktencheck Mobilfunkstrahlung" durch eine Video-on-Demand-Funktion der Film gekauft, gemietet und online angesehen werden kann. Sowohl die Website als auch der Film ist in drei Sprachen verfügbar.

Im selben Jahr war Hummer für die sogenannte Kompetenzinitiative tätig. Im Rahmen eines Tagungsevents (Symposium in Mainz) sollte eine Eventseite mit Shopsystem entwickelt werden, über die Interessierte Informationen zum Event erhalten und ein Ticket kaufen können. Anschließend wurde die Seite regelmäßig um neue Inhalte und Funktionen erweitert, so dass sie auch die kommende Veranstaltung in Düsseldorf handhaben kann.

2021 programmierte der Stuttgarter für Diagnose-Funk die Website Diagnose-EHS. Auf dieser Website wird die Erkrankung EHS aus Sicht von Betroffenen beschrieben und "Elektrosensible" erhalten dort z.B. Listen mit behandelnden Ärzten und Links in tiefere Etagen der Szene. Hummers Website zufolge war dies sein bislang letztes Projekt für die deutsche Anti-Mobilfunk-Szene.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Kompetenzinitiative, Scheidsteger, Android-App, ElectroSmart, Mobilfunkstrahlung messen, Hummer

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