Fehldiagnose EHS (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Freitag, 06.05.2022, 17:53 (vor 714 Tagen)

Überzeugte Elektrosensible berichten von allerlei Symptomen, die sie unter EMF-Einwirkung entwickeln wollen.

Häufige Symptome sind: die "wandernde Röte", grippeähnliche Beschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwellungen der Lymphknoten, allgemeine chronische Schmerzen, Kopf- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfungszustände, Herzbeschwerden, Hautprobleme, Sehstörungen, Gehörprobleme, Lähmungserscheinungen und psychische Probleme.

Schaut man sich die Symptomkataloge von "Elektrosensiblen" an, finden sich dort die allermeisten dieser Symptome und noch etliche andere mehr. Ein einst von einem bekannten "Elektrosensiblen" mit Hilfe des IZgMF publizierter Symptomkatalog umfasste z.B. nicht weniger als 84 weitgehend unspezifische Symptome.

Der Haken an der Sache: Die oben genannten Symptome sind diesem Artikel der NZZ entnommen und dort gar nicht "Elektrosensiblen" zugeordnet, sondern Menschen, die nach einem Zeckenstich an Borreliose erkrankten. Von der "wandernden Röte" abgesehen sind die Symptome dieser Krankheit deckungsgleich mit denen überzeugter Elektrosensibler. Wobei es schwierig ist, mehrere Symptome einem einzelnen "Elektrosensiblen" konkret zuzuordnen, da Betroffene von der freien Auswahl aus den kursierenden Symptomkatalogen Gebrauch machen.

Worauf ich hinaus will: Ein unter schwacher Borreliose Leidender, der irrtümlich glaubt "elektrosensibel" zu sein und seinen Arzt bedrängt, ihm "Elektrosensibilität" zu diagnostizieren, kann mMn einen Arzt leicht in die Irre führen und in Einzelfällen sogar zu einer Fehldiagnose verleiten. Klassisches Beispiel: Ein Facharzt für Orthopädie in Oberammergau bescheinigte einer dort wohnhaften überzeugten "Elektrosensiblen" lebensbedrohliche und notfallmässig zu behandelnden Entgleisungen ihres Elektrolythaushaltes unter EMF-Einwirkung. Dieser Fall liegt wegen des speziellen Symptoms zwar etwas anders als bei Borreliose, eine bakterielle Infektion mit Borrelioseerregern lässt sich jedoch, liegt die Infektion länger als ein paar Tage zurück, zuverlässig mit einem Bluttest feststellen. Ärzte könnten sich und ihre Patienten so mit wenig Aufwand vor einer peinlichen Fehldiagnose schützen, auch wenn der Patient von der Diagnose Borreliose möglicherweise enttäuscht sein wird.

Entgegen anderslautender Meldungen sind stark betroffene "Elektrosensible" selten wie Eisbären in der Sahara. Meinem Hausarzt z.B. ist noch keiner unter gekommen. Dies deckt sich mit dem Borreliose-Erkrankungsrisiko. Laut RKI erkrankt nur ein kleiner Teil der Infizierten. Insgesamt sei bei nur 0,3 Prozent bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Symptome, Elektrosensibilität, Elektrochonder, Mediziner, Borreliose, Fehldiagnose

Gezielte Fehldiagnose und das lukrative Geschäft mit IGeL

KlaKla, Samstag, 07.05.2022, 08:45 (vor 714 Tagen) @ H. Lamarr

Worauf ich hinaus will: Ein unter schwacher Borreliose Leidender, der irrtümlich glaubt "elektrosensibel" zu sein und seinen Arzt bedrängt, ihm "Elektrosensibilität" zu diagnostizieren, kann mMn einen Arzt leicht in die Irre führen und in Einzelfällen sogar zu einer Fehldiagnose verleiten...

Ach ja, Borreliose, hatten die Baubiologen 2012 auf dem Schirm. Siehe
"Was haben Mikroorganismen mit elektromagnetischen Feldern zu tun? Borreliose und Co. plus Elektrosmog"
von Baubiologe W. Maes

Zitat: Bei hartnäckigen, persistierenden Infektionen, neurologischen oder immunologischen Erkrankungen: kein Handy, kein DECT, kein WLAN, so wenig Elektrosmogbelastung wie eben möglich, speziell im Schlafbereich, ganz wenig Chemie und Schadstoffe, ganz wenig Bakterien und Pilze.

In den Fallgeschichten der Nervenärztin Dr. med. Christine Aschermann kommt Borreliose auch vor. Siehe "Elektrohypersensibilität Risiko für Individuum und Gesellschaft", kein Fachmagazin sondern lediglich eine Broschüre der Laienorganisation KO-Ini.

Und im Internet findet man Empfehlungen von Ärzte im Ruhestand, zur begleitenden Behandlung der Borreliose, unterstützende individuelle Therapieformen wie Akupunktur, Frequenztherapie, Phytotherapie, Ernährungstherapie und kolloidales Silber. Alles gut abgestimmt, auf den Geldbeutel des jeweiligen Patienten.

Jeden Morgen steh ein Dummer auf, man muss ihn nur finden.

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