Warum wird mein Mobilfunksignal im Zug schwächer? (Technik)

Gast, Sonntag, 17.04.2022, 18:59 (vor 732 Tagen)

Lange Zugfahrten können sich dann besonders lang anfühlen, wenn der Spotify- oder Netflix-Stream ruckelnd zum Stillstand kommt. Unser Experte Iñaki Val verrät, wie schlechte Mobilfunkverbindungen im Bahnverkehr mehr als lediglich Ihr Unterhaltungsprogramm gefährden.

Anrufe, die aus einem fahrenden Zug getätigt werden, beginnen oft mit einer verklausulierten Warnung, dass das Gespräch unerwartet abbrechen könnte, wobei oft die Worte „Ich fahre in einen Tunnel“ fallen.

Warum ist ein gute Verbindung derart schwierig, wenn man mit der Bahn fährt?

„Es liegt ganz einfach am Fehlen eines guten Empfangssignals“, sagt Val, leitender Wissenschaftler für industrielle Drahtloskommunikation bei IKERLAN, einem führenden Forschungsinstitut für Wissenstransfer.

Ihr Mobiltelefon bleibt so lange im Funknetz, wie seine interne Antenne ein Signal von einer externen Quelle empfangen kann, z. B. von einer Basisstationsantenne auf einem Gebäude oder einem Turm. „Wir nennen es Sichtverbindung, was bedeutet, dass die Signalquelle Ihr Telefon ohne Hindernisse und in relativ geringer Entfernung erkennen kann“, erklärt Val.

Das ist alles schön und gut, wenn man auf der Autobahn fährt oder von zu Hause aus mit Mama und Papa telefoniert. Etwas schwieriger wird es jedoch, wenn sich etwas zwischen Ihr Telefon und die Signalquelle schiebt – in Zügen ist so etwas nun einmal häufig der Fall.

„Tunnel sind wahrscheinlich das offensichtlichste Hindernis für eine gute Sichtverbindung, aber unter anderem blockieren auch Berge, Bäume und Gebäude die Mobilfunksignale“, sagt Val.

Sogar der Zug selbst kann Mobilfunksignale blockieren, da er mit unglaublich hoher Geschwindigkeit fährt und zu einem großen Teil aus Metall besteht. Mobilfunksignale haben es schwer, Metall zu durchdringen, und wenn man mit dem Zug reist, bewegt man sich ständig innerhalb und außerhalb der Reichweite unterschiedlicher Basisstationsantennen.

„Kaum ist das Mobiltelefon in Sichtverbindung eines Signals, verlässt es die Reichweite des Sendemastes schon wieder und muss eine neue Verbindung herstellen“, bemerkt Val. „Je schneller der Zug unterwegs ist, desto schneller ändert sich die Signalstärke, was die Wahrscheinlichkeit eines Verbindungsabbruchs erhöht.“

Mehr als eine bloße Unannehmlichkeit

Zwar ist eine unterbrochene Verbindung unbestreitbar ein Ärgernis, aber die Mobilfunkverbindung in Zügen dient nicht nur der Bequemlichkeit für die Fahrgäste, sondern wichtigen Sicherheitsaspekten.

„Die Züge müssen ständig mit der Zentrale kommunizieren“, sagt Val. „Das Problem besteht darin, dass die Züge mit den gleichen Verbindungsproblemen konfrontiert sind wie die Nutzenden von Mobilgeräten, jedoch mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen ist, wenn die Kommunikation ausfällt.“

Zur Veranschaulichung verweist Val auf dem Umstand, wenn ein Zug aufgrund eines mechanischen Problems anhalten muss. „Diese Information muss umgehend an alle nachfolgenden Züge weitergeleitet werden, damit sie bremsen und ihre Geschwindigkeit entsprechend anpassen können“, erklärt er.

Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts Safe4RAIL-2 arbeitet Val an der Verbesserung der Verbindungsqualität, sowohl für die Züge als auch für die Fahrgäste, um so ein sichereres und komfortableres Erlebnis für alle zu gewährleisten.

Selbst wenn Ihr Zug zum Stillstand kommt, wird Ihr aktueller Netflix-Stream dann nicht mehr unterbrochen.

Erfahren Sie mehr über die Forschung von Iñaki Val: Fahrkarte für besser vernetzte Züge.

Quelle: Cordis – Forschungsergebnisse der EU

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