Potemkinsches Dorf: Diagnose-Funk kritisiert Alarmstudie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.12.2021, 22:07 (vor 830 Tagen)

Seit rund zehn Jahren versucht der Verein Diagnose-Funk den Deutschen irrationale Ängste gegenüber Funkmasten einzureden. Mittel zum Zweck sind dramatisch übertriebene Alarmmeldungen. Um den Ruf vom radikalen Außenseiter mit Tunnelblick los zu werden, kritisierte der Verein kürzlich erstmals eine EMF-Alarmstudie aus den USA. Reicht das, um vom Rand der Gesellschaft in deren Mitte vorzudringen?

Diagnose-Funk war bislang lupenrein auf Alarm gebürstet, von verkrampft wirkenden Distanzierungen gegenüber dem Schweizer Sektenguru Ivo Sasek und Rechtsauslegern abgesehen. Ergo haben die Stuttgarter mWn auch noch nie eine EMF-Alarmstudie kritisiert, selbst wenn diese noch so weit neben der Spur lag. Eher war damit zu rechnen, dass der Verein derartige Ausreißer ungeniert seiner Alarmstudiendatenbank EMF-Data einverleibt. Wäre da nicht kürzlich der 15. Dezember 2021 gewesen, an dem Diagnose-Funk über seinen eigenen Schatten sprang und eine EMF-Alarmstudie aus den USA nicht wie üblich bejubelt, sondern, – großes Staunen, kritisiert. Was mag die Stuttgarter zu diesem Tabubruch getrieben haben?

Sehnsucht nach Einfluss und Anerkennung

Fakt ist, Diagnose-Funk bemüht sich seit der Gründung 2010 um breite Aufmerksamkeit und Anerkennung. In jüngster Zeit verfolgt der Verein dieses Ziel zunehmend aggressiver, beispielsweise mit heftigen Angriffen auf das Bundesamt für Strahlenschutz. Nennenswerte Erfolge aber blieben aus, punkten können die Kritiker vereinzelt auf kommunaler Ebene, auf Landesebene oder gar Bundesebene blieben sie erfolglos. Einen Grund dafür sehe ich in ihrer konsequent auf übertriebenes Alarmieren getrimmten Ausrichtung. Dies wirkt realitätsfern, manipulativ, unehrlich und somit unglaubwürdig. Die Wirklichkeit ist nicht so einseitig. Selbst Covid-19 hat positive Seiten, denn weil die meisten von uns in sozialen Brennpunkten mit Mund-Nasen-Masken herumlaufen, fordern Infektionskrankheiten wie die Grippe seit 2020 nur noch geringen Tribut an Opfern. Und dem Versandhandel beschert das winzige Virus einen Umsatzrekord nach dem anderen, allerdings zum Leidwesen von Händlern mit Ladengeschäften. Eine differenzierte Betrachtung ist realitätsnah, informativ, ehrlich und somit glaubwürdiger als das Mantra der Alarmmelder.

Unter dieser Maßgabe verfolgt Diagnose-Funk mit der Kritik an Gesinnungsgenossen offenbar das Ziel, glaubwürdiger zu werden und das Image vieler Mobilfunkkritiker abzustreifen, so engstirnig zu sein, dass sie mit beiden Augen durchs selbe Schlüsselloch schauen können. Der Lohn der Mühe wäre ein Zugewinn an Seriosität und Vertrauenswürdigkeit. Beides sind Sprungbretter für mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Und wenn ich mir die Studienkritik der Stuttgarter so ansehe, dann haben sie überraschend gute Arbeit geleistet. Wahrscheinlich wird es nicht bei diesem einen Lichtblick bleiben. Mit seinem Tabubruch ist der Verein also endlich auf dem richtigen Weg, seine ersehnten Ziele zu erreichen – möchte man meinen.

Der Zweck heiligt die Mittel

In den vielen Jahren, die ich Diagnose-Funk auf dem Radar habe, inklusive der rein Schweizerischen Anfangszeit sind es 14 Jahre, bin ich zu der Einschätzung gekommen, es mit rücksichtslosen Desinformanten zu tun zu haben, die vornehmlich Eigeninteressen verfolgen. Diese Wertung gilt besonders für Diagnose-Funk Deutschland, den Schweizer Vereinsgründer Lothar Geppert († 2020) sehe ich weniger negativ. Kein Wunder also, wenn ich die plötzliche Läuterung der Stuttgarter mit großem Misstrauen beäuge.

Was an der Studienkritik sofort auffällt ist der vielsagende Umstand, dass Diagnose-Funk keine halbwegs ernst zu nehmende Alarmstudie durch die Mangel dreht, sondern eine ausgemachte "Schrottstudie". Dies ist mMn kein Zufall oder Unvermögen, sondern Plan. Denn eine offensichtlich abseitige Studie zu zerpflücken bringt dem Verein zwei Vorteile und keinen Nachteil:

► Gegenüber unbedarften Zweiflern an seiner Seriosität kann der Verein für sich reklamieren, nicht mehr der bornierte Einäugige unter Blinden zu sein, sondern der untadelige Zweiäugige.

► Mit der Kritik an einer wissenschaftlich bedeutungslosen Studie schmälert Diagnose-Funk die eigene Argumentationsbasis völlig risikolos um keinen Millimeter. Die wertlose Arbeit würde, wenn überhaupt, auch von anderen zerpflückt, womit sich Diagnose-Funk sogar bestätigt sehen kann.

Sollte der Verein tatsächlich den geschilderten Plan verfolgen, ist er gezwungen, künftig bevorzugt "Schrottstudien" zu entwerten. Da ich davon ausgehe, dass den Verantwortlichen dieses Posting nicht verborgen bleibt, ist damit zu rechnen, dass gelegentlich zur Tarnung des Plans auch qualitativ etwas bessere Alarmstudien kritisiert werden. Davon sollte sich dann niemand blenden lassen. Denn wollte sich Diagnose-Funk wirklich ernsthaft von Pseudoexperten distanzieren, müsste der Verein seine Kontakte z.B. zu Klaus Buchner oder Klaus Scheidsteger ostentativ kündigen, vor allem aber sich von seinen Vorständen Jörn Gutbier und Peter Hensinger trennen. Doch bevor das passiert, friert mutmaßlich eher die Hölle zu.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Hensinger, Einflussnahme, Buchner, Gutbier, Scheidsteger, Diagnose:Funk, Anerkennung, EMF:Data, Kargo-Kult, SUPER-WIR, Rubik, Anmaßung, Schrottstudie, Gaukelei, realitätsfern

Aus der Echokammer, Steffi, Steffi, ich weiß was ...

KlaKla, Dienstag, 21.12.2021, 09:39 (vor 829 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von KlaKla, Dienstag, 21.12.2021, 10:22

Schon mal was von Megalomanie gehört oder Seilschaft verbindet? Der ehemalige grüne Kommunalpolitiker aus Herrenberg versucht die grüne Parteigenossin Steffi Lemke für sich zu gewinnen. Wie verlockend, D:F berät die neue grüne Umweltministerin zum Thema Mobilfunk. :wink:

Seine Botschaft aus der Pressemeldung vom 16.12.2021 lautet: ... Wir haben ein Problem mit der Mobilfunkstrahlung, daher brauchen wir eine engagierte Vorsorgepolitik! Die neuen Reviews zeigen, dass die Bundesregierung zum Schutz der Gesundheit dafür sorgen muss, die Strahlenbelastung der Bürgerinnen und Bürger massiv zu senken. Zuletzt hatte eine Studie für den Ausschuss des EU-Parlaments für Wissenschaft und Technikfolgenabschätzung STOA das krebsauslösende Potenzial der Mobilfunkstrahlung beschrieben – und daher vor dem weiteren Ausbau des Mobilfunks gewarnt. Was von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf EU-Ebene angemahnt wird, gilt auch für die deutsche Politik: Reduzieren Sie die Strahlenbelastung, Frau Ministerin Lemke!“

Kommentar: Die vielen kritischen Kommentare zu D:F und an deren tendenziöse Studiendatenbank EMF:data geht nicht spurlos an ihnen vorbei. D:F wird nicht als "unabhängiger" Berater angefragt. Sie müssen auf sich aufmerksam machen. Auch mit einer etwas anders gearteten Rosienenpickerei (Kritik an einer Schrottstudie) und mit Pressemeldungen.
Bei der Pressemeldung geht es um den Namen der neuen Umweltministerin Steffi Lemke aus Sachsen Anhalt. Sie oder besser ihr Stab soll auf D:F aufmerksam werden. Politiker suchen nach ihren Namen im Internet. :wink: Das Risiko, dass der persönliche Brief an Lemke in der Ablage P verschwindet oder mit den üblichen Textbausteinen beantwortet wird ist bekanntlich groß. ;-)

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Meine Meinungsäußerung

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Baubiologe, Die Grünen, Rentner, Selbstüberschätzung, Seilschaft, Kinderpost, Vorsorgeprinzip, Hochmut, Rosinenpickerei, Filterblase, Plurv, Pseudo-Experte, Polarisierungen

Liebe doofe Mitstreiter

H. Lamarr @, München, Dienstag, 21.12.2021, 11:55 (vor 829 Tagen) @ KlaKla

Reduzieren Sie die Strahlenbelastung, Frau Ministerin Lemke!

Himmel nochmal, wann hört die Szene endlich auf, sich mit kindischem Kurbeln an ihren Gebetsmühlen öffentlich lächerlich zu machen!

Solche peinlichen "Pressemitteilungen" erreichen nicht die Adressaten, sie dienen allein dem Zweck, sich gegenüber der eigenen Gefolgschaft aufzuspielen. Doch daran, dass die Lautsprecher der Szene – trotz aller Misserfolge – unbeirrt immer wieder neu kurbeln, ist erkennbar: Sie halten ihre Mitstreiter offensichtlich für doof :no:.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Diagnose-Funk, Infantil, Pressemitteilung

Dem Anthroposoph ist nichts zu doof

KlaKla, Dienstag, 21.12.2021, 13:20 (vor 829 Tagen) @ H. Lamarr

Solche peinlichen "Pressemitteilungen" erreichen nicht die Adressaten, sie dienen allein dem Zweck, sich gegenüber der eigenen Gefolgschaft aufzuspielen. ...

Ja, das auch. Über ihren eMail-Verteiler verbreitet D:F seinen Rückblick aufs Jahr 2021. Besonders erwähnenswert finden sie ihre Videos die sie über YouTube verbreiten. Sechs davon sollte man gesehen haben so D:F.

Aber so richtig lustig finde ich den Satz,

Wir nahmen die Studie von Rubik/Brown zum Zusammenhang zwischen Corona und 5G unter die Lupe und stellten fest: sie hält nicht, was sie suggeriert.

Wer recherchieren kann, muss nicht warten bis D:F das Trittbrett erklommen hat um seinen Senf abzudrücken. D:F rechnet fest mit der Faulheit und Dummheit ihrer Mitläufer. Die sich ihrer Platzpatronen bedienen und sich damit den Spott anderer aussetzen. Die die Platzpatronen bereit stellen, sitzen im der Dachkammer von Stuttgart und produzieren einfach neue. :hungry:

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Meine Meinungsäußerung

Dem Anthroposoph ist nichts zu doof

H. Lamarr @, München, Dienstag, 21.12.2021, 21:03 (vor 828 Tagen) @ KlaKla

Wir nahmen die Studie von Rubik/Brown zum Zusammenhang zwischen Corona und 5G unter die Lupe und stellten fest: sie hält nicht, was sie suggeriert.

Wer eine Lupe braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, sollte häufiger mal im IZgMF-Forum vorbeischauen oder schleunigst einen Termin bei einem Augenarzt vereinbaren :yes:.

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Größenwahn muss nicht per se schlecht sein

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.01.2022, 19:06 (vor 817 Tagen) @ KlaKla

Schon mal was von Megalomanie gehört oder Seilschaft verbindet?

Größenwahn muss nicht per se schlecht sein. Das sagt der Psychotherapeut Theodor Itten. Ein Gespräch über den Nutzen und die Gefahren massiver Selbstüberschätzung.

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Größenwahn

Scheinkritik: Frank Peter Hellmann kann's besser

H. Lamarr @, München, Sonntag, 09.01.2022, 13:51 (vor 810 Tagen) @ H. Lamarr

Seit rund zehn Jahren versucht der Verein Diagnose-Funk den Deutschen irrationale Ängste gegenüber Funkmasten einzureden. Mittel zum Zweck sind dramatisch übertriebene Alarmmeldungen. Um den Ruf vom radikalen Außenseiter mit Tunnelblick los zu werden, kritisierte der Verein kürzlich erstmals eine EMF-Alarmstudie aus den USA.

Diagnose-Funk kritisiert bierernst eine Schrottstudie, um sich dem Anschein von Seriosität zu geben. Der Satiriker Frank Peter Hellmann stellt die Stuttgarter in den Schatten. Er kritisiert eine Verschwörungstheorie, um sich darüber lustig zu machen, indem er dem blanken Unsinn bierernst einen noch größeren Blödsinn entgegenhält. So weit ist Diagnose-Funk noch nicht.

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