Wir üben Desinformieren (6): Coronakrise ausschlachten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 26.04.2021, 00:34 (vor 1269 Tagen)

Rosenheim: Memon, Anbieter technisch wertloser esoterischer Schutzprodukte gegen Elektrosmog, hat die Coronakrise als Werbeargument entdeckt. Ein entsprechender Werbetext findet sich beispielsweise auf der Website vivanty.de. Memon will einem weismachen, im Homeoffice sei man stärker durch Elektrosmog gefährdet als am Firmen-Arbeitsplatz:

[...] Homeoffice wird für immer mehr Menschen zum Alltag werden. Damit steigt aber auch die Belastung elektromagnetischer Felder, beispielsweise durch WLAN-Router und Bluetooth-Empfänger. Während man den Arbeitsplatz in der Firma jeden Tag wieder verlässt, ist man im Homeoffice der Belastung durch Elektrosmog und Hochfrequenzstrahlung dauerhaft ausgesetzt, selbst im Schlaf. [...]

Klingt erst mal gut und leuchtet, was den dezenten Hinweis auf den Büroschlaf angeht, auch sofort ein – obwohl die Darstellung vollendeter Blödsinn ist. Denn sie lässt außer acht, dass die deutschen EMF-Grenzwerte unterscheiden zwischen privater Exposition und beruflicher. Dumm für Memon: Die Grenzwerte für private Exposition sind deutlich niedriger (strenger) als für berufliche Exposition, so dass sich jeder unbesorgt dauerhaft in seinem schwach "verstrahlten" Homeoffice aufhalten kann, ohne vorsichtshalber ein völlig überflüssiges Produkt von Memon erwerben zu müssen.

Redaktionen angeboten wird die Desinformation zum Vorteil Memons von der Firma Faupel Communication GmbH (Highlights Communication), die mit dem Slogan wirbt: Werbefreie Pressetexte für ihre redaktionelle Arbeit. Wer den Text von Memon gelesen hat darf sich ob dieses Versprechens getrost die Augen reiben. Die Redaktion von Vivanty muss also entweder an einem Augenpaul leiden oder von dem Gratis-Download des Memon-Pressetextes so berührt gewesen sein, dass einem Allerweltsjournalismus angemessene Qualitätsansprüche sogleich zerbröselten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Memon, Rosenheim, Coronakrise, Homeoffice

Wir üben Desinformieren (6): Coronakrise ausschlachten

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 28.04.2021, 22:11 (vor 1266 Tagen) @ H. Lamarr

Damit steigt aber auch die Belastung elektromagnetischer Felder, beispielsweise durch WLAN-Router und Bluetooth-Empfänger.

Die zitierte semantische Stilblüte ist mir erst jetzt aufgefallen. Die armen elektromagnetischen Felder! Sie werden belastet durch W-Lan-Router und Bluetooth-Empfänger. Diese Fürsorge von Memon gegenüber EMF ist sozial vorbildlich, technisch aber nicht ganz einfach nachzuvollziehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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