Schweizer Titelmühlen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.09.2020, 21:33 (vor 1301 Tagen)

Wer einen falschen Titel führt, macht sich strafbar. Trotzdem blüht der Handel, vor allem in der Schweiz. Dort kann man an wunderlichen Hochschulen besonders leicht promovieren - ab 20.000 Euro ist man dabei, die Titelschleudern warten schon. Eine Spurensuche.

[...] Das ist typisch für die Besitzer von Titelmühlen, von denen es in der Schweiz viele gibt. Mehr als 2000 solcher Händler gibt es weltweit, schätzen Experten, in den USA ebenso wie in der nach Osten erweiterten EU, wo das Angebot akademischer Titel in den vergangenen Jahren besonders unübersichtlich geworden ist. Trotzdem ist eine Promotion oder die Ernennung zum Professor in kaum einem anderen Land so einfach wie in der Schweiz.

Die bekannteste der zweifelhaften Hochschulen ist die Freie Universität Teufen. Sie gehört der Firma Cognos für Forschung und Bildung in Appenzell. Die Einzigen, die über deren Besitzer etwas sagen könnten, sind zwei Frauen. Margit Fülöp, kaufmännische Angestellte in St. Gallen, erklärt, sie hätte mit Cognos und der Universität schon lange nichts mehr zu tun. "Aber Sie sind doch im Handelsregister als einzige Aufsichtsrätin eingetragen?" Das sei ihr egal. "Wer ist denn der Besitzer der Cognos?" Dazu will sie nichts sagen.

Legal, illegal, egal

Auch Yvette Estermann nicht, die von 2004 bis 2005 ebenfalls Aufsichtsrätin der Cognos war. Sie stehe absolut hinter der Freien Universität Teufen, und dass man deren Titel in Deutschland nicht führen dürfe, gehe ohnehin auf Hitlers Gesetz über die Führung akademischer Grade vom 9. Juni 1939 zurück. Und heute sei es wieder gleich: Jetzt verbiete es die EU, missliebige Schweizer Doktortitel in Deutschland zu führen. [...]

Quelle: Beitrag Prof. Dr. Hochmut, 2008, Spiegel Job & Karriere

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schweiz, Titelmania, Estermann, Cognos

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