5G: Das Antennendiagramm – Ein schwarzes Loch (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 24.08.2020, 21:50 (vor 1313 Tagen)

Der pensionierte Physiklehrer André Masson, Schweiz, glaubt, er habe ernst zu nehmende Hinweise darauf entdeckt, sämtliche Standortdatenblätter für Mobilfunksendeanlagen, die in den zurückliegenden 30 Monaten in der Schweiz genehmigt wurden, beruhten auf falschen Berechnungen. Was genau falsch sein soll und wie er seinen Verdacht begründet, darüber erzählt Masson in einem Beitrag auf der Gigaherz-Website leider nur Buchstückhaftes. Etwa das hier:

Ich frage [...] wie man das 5G-Diagramm von Swisscom verstehen müsse, das ganz sicher falsch ist. Man sieht, dass es falsch ist, an den messerscharfen Einbrüchen im Vertikaldiagramm, die in der Enveloppe so scharf nicht sein können. Enveloppe: Summe aller ungünstigen Fälle, über sämtliche Betriebszustände aufsummiert. Bei anderen Frequenzen sind die Einbrüche an unterschiedlichen Stellen, beim Strahltanzen ebenfalls, und wenn man die breit abstrahlenden Signalisationskanäle hinzunimmt – erneut unmöglich, wie es gezeichnet ist.

Wer soll daraus schlau werden?

Im Großen und Ganzen dreht sich Massons Beitrag erstaunlicherweise jedoch nur wenig um seine angebliche Entdeckung, sondern viel mehr darum, dass er bei allen möglichen Stellen nachfragte, ob sein Verdacht zutreffend sei – und weitgehend allein im Regen stehen gelassen wurde. Er mutmaßt, alle seine Anfragen in dieser Angelegenheit seinen von einem Schwarzen Loch verschluckt worden. Niemand wollte ihm antworten. Und wenn doch einmal Antwort eintraf, war er damit unzufrieden. Wiederholt lief der Ex-Lehrer so ins Leere bei ...:

► Prof. Vogt, Berner Fachhochschule Technik und Informatik
► Berner Kantonsfachstelle für nichtionisierende Strahlung
► Schweizer Regulierungsbehörde ComCom
► Swisscom
► Eidgenössisches Institut für Metrologie (Metas)

Seltsam: Gigaherz-Jakob, sonst auf 5G-Antennenrügen spitz wie Oskars Lumpi, äußert sich zu Massons kryptischen Verlautbarungen inhaltlich mit keinem Wort. Wahrscheinlich kapiert er diese ebenso wenig wie ich. Ersatzweise preist Jakob die akademischen Würden seines Fremdautors, indem er diesen gegenüber seinen Lesern als Autorität verklärt (Stammleser des IZgMF-Forums kennen diesen bald 200 Jahre alten Trick bestens: Schopenhauer, Kunstgriff 30, Berufung auf Autoritäten):

André Masson ist pensionierter Gymnasiallehrer und Doktor der Physik. Besser bekannt mit seinen Radioaktivitäts-Messungen rund um Schweizer Atomkraftwerke, welche seinerzeit die Atom-Lobby ganz schön ins Schwitzen gebracht haben. Es ist kaum verwunderlich, aber bezeichnend, wenn sich die Funk-Lobby lieber nicht mit ihm anlegen will.

Soso, die oben aufgelistete "Funklobby" will sich also – womöglich ängstlich zitternd, nicht mit der geballten Fachkompetenz eines pensionierten Physiklehrers anlegen.

Ich kann mir sehr gut ausmalen, Gigaherz-Jakob wird wahrscheinlich versuchen, seine jüngste Kaffeesatzdeutung hin und wieder beiläufig unters Volk zu streuen, um in der Mobilfunkdebatte Misstrauen gegenüber fachkompetenten Stellen zu schüren.

Da ich gerne Kaffee konsumiere, habe auch ich reichlich Gelegenheit, Kaffeesatz zu deuten. Und meine Deutung lautet im konkreten Fall ganz anders.

Aus meiner Sicht konnte sich Herr Masson mit seinen Einwänden nicht nur Jakob und mir gegenüber nicht verständlich machen, sondern auch gegenüber den fünf Opfern seines Überfalls. Da sich der 73-Jährige bereits anderweitig den Ruf eines Querulanten erarbeitet hat, ist es eine verständliche Überlebensstrategie seiner Opfer, sich lieber in Schweigen zu hüllen, anstatt mit einer leichtfertigen Nachfrage, was er denn nun eigentlich glaube beanstanden zu können, in eine schier endlose Diskussion verwickeln zu lassen. Unser ehemaliger Forumteilnehmer "wuff" war ein Meister in dieser Disziplin, er diskutierte sich zuweilen in schwindelerregende Höhen, bevor seine Diskussionspartner erkannten, dass sie es mit einem Hochstapler zu tun hatten und entnervt aufgaben. In der Wissenschaft und der Industrie, in Ämtern und Behörden fehlt dem Personal für derartigen Zeitvertreib üblicherweise die Muße, mehr als zwei oder drei Sprossen der Himmelsleiter zu erklimmen.

Herr Masson könnte meinen Verdacht mühelos entkräften, er müsste dazu auf der Gigaherz-Website nur 1:1 das veröffentlichen, was er seinen Opfern geschrieben hat. Dann könnte man sehen, ob sein Ansinnen rätselhaft ist oder gut verständlich darlegt, wo ihn der Schuh drückt. Seine Leidensgeschichte auf Gigaherz reicht dafür hinten und vorne nicht aus. Denn die Fakten gehören zu dieser Geschichte wie die Butter zum Brot. Warum Jakob und Masson die nette aber belanglose Leidensgeschichte bringen, ohne die viel bedeutsameren Fakten auf den Tisch zu legen, bleibt das Geheimnis der beiden alten Herren.

Gigaherz-Jakob kokettiert damit, der ehemalige Lehrer sei Doktor der Physik. Da aber die Mehrzahl der Fundstellen im www Masson ohne Doktortitel vorstellen, habe ich mich auf die Suche nach etwas Belastbarem gemacht und meine, dies auf der Website des Kantons Zug bei der Direktion für Bildung und Kultur gefunden zu haben. Das PDF ist nun kein schlagender Beweis, dass Masson keinen Doktortitel tragen darf, es belegt aber zumindest begründete Zweifel an Jakobs Behauptung. Masson selbst rühmt sich mWn nicht, Doktor der Physik zu sein.

Hintergrund
Smart Antennas, die unverstanden schlauen Antennen

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

5G: Das Antennendiagramm – Mein Name ist Hase

H. Lamarr @, München, Freitag, 28.08.2020, 14:10 (vor 1309 Tagen) @ H. Lamarr

Was genau falsch sein soll und wie er seinen Verdacht begründet, darüber erzählt Masson in einem Beitrag auf der Gigaherz-Website leider nur Buchstückhaftes.

*grübel* Warum steht in der Grafik dort eigentlich "Haase" und nicht "Hase"? Mal wieder nicht aufgepasst?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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