»Abgefackelt«: Der Roman zum Aufreger Elektrosmog (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 10.04.2020, 18:58 (vor 1449 Tagen)

Prof. Michael Tsokos, im echten Leben Chef der Rechtsmedizin an der Berliner Charité, schreibt privat Romane. Einer seiner literarischen Helden ist der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, den Tsokos erstmals in seinem Roman "Abgeschlagen", verfilmt mit Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu, auftreten ließ. Im zweiten Buch der Paul-Herzfeld-Reihe, dem Anfang 2020 erschienen Roman "Abgefackelt", spielt Elektrosmog eine wichtige Rolle. Und wer sich den folgenden Textauszug aus dem Buch durchliest könnte meinen, der Autor hat sich z.B. hier und im Gigaherz-Forum darüber informiert, welche schrägen Gerüchte über diese Universalnoxe des 21. Jahrhunderts kursieren, um sie realitätsnah in seine Geschichte einzubauen:

[...] »Worum geht es?«, fragte Lars, dessen Neugier augenblicklich geweckt schien. »Hast du schon mal was von Elektrostrahlung in Zusammenhang mit Mobilfunksendemasten gehört?«, fragte Herzfeld und schloss parallel die Apartmenttür auf.

»Elektrostrahlung? Damit meinst du vermutlich Elektrosmog. Und ja, das ist tatsächlich gerade in aller Munde.«

»Elektrosmog?«, wiederholte Herzfeld.

»Ja. Elektrosmog. Belastung der Umwelt und des Menschen durch elektrische Strahlung. Wundert mich, dass du davon noch nichts gehört hast. Das kommt wohl davon, wenn man zu viele Fachartikel über Tote liest, dann verliert man manchmal den Blick für die Dinge, die in der Welt der Lebenden vor sich gehen«, antwortete Lars, gefolgt von einem Kichern.

Du Sprachrohr deiner Schwester, ging es Herzfeld durch den Kopf, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern fragte, während er sich aus seinem Parka schälte und dann auf einem der Plastikstühle Platz nahm: »Und was hat es damit auf sich? Ich meine, kennst du dich da aus?«

»Du hast Glück. Ich habe tatsächlich Ende letzten Jahres eine vierteilige Serie zu dem Thema hier in der Redaktion betreut. Unser Wissenschaftsredakteur und ich haben uns mit allen Seiten auseinandergesetzt. Mit denjenigen, die eindringlich vor den Gefahren von Elektrosmog warnen und ein düsteres Zukunftsszenario zeichnen, und mit der Gegenseite, mit denen, die das Ganze für unnötige Panikmache oder gezielte Desinformation der Bevölkerung halten, aus welchen Motiven auch immer. Pro und Kontra. Und das Ganze haben wir uns sowohl von Wissenschaftlern, Greenpeace und anderen Umweltorganisationen und auch von der Industrie erklären und kommentieren lassen.«

»Und?«, wollte Herzfeld ungeduldig wissen.

»Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus konnte bis heute kein schädlicher Einfluss von Mobilfunk auf Mensch oder Umwelt nachgewiesen werden.«

Genau das, was ich befürchtet hatte, dachte Herzfeld. Also ist das alles doch nur Lüdgers' Einbildung? Aber wieso sollte sich dann jemand solche Mühe machen, um Petersens Forschungen verschwinden zu lassen? Und was ist mit den gehäuft auftretenden Schilddrüsenkrebserkrankungen, den unerklärlichen Krebsclustern in Teilen von Schleswig-Holstein?

»Aber«, fuhr Lars fort und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, »aber es gibt durchaus ernst zu nehmende Quellen, wie zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation, die warnende Worte äußert. Die flächendeckende Verbreitung von Mobilfunkanlagen hat erst vor einigen Jahren begonnen, und seitdem schreitet sie in exponentiellem Ausmaß voran, das heißt, sie explodiert förmlich, und so richtig erst in den letzten zehn Jahren. Daher, so sagen zumindest einige durchaus ernst zu nehmende Wissenschaftler, sind wir noch gar nicht in der Lage, die eventuellen Langzeitfolgen abzuschätzen, auch wenn Versuche mit Ratten und anderen Versuchstieren bisher keine Schädigungen nachweisen konnten.« [...]

Längere Leseprobe ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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