Powerline-EMF-Emission: keine biologische Wirkung zu erwarten (Technik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 25.02.2020, 19:03 (vor 1514 Tagen)

Auf Anfrage (hier der Anlass), welche EMF-Emission Powerline-Communication (PLC) verursacht, schickte mir die Pressestelle von Devolo den folgenden schon etwas angegrauten Text. Im Begleitschreiben hieß es, Devolo erhalte Anfragen wie die meine extrem selten, weil offenbar die Frage möglicher Auswirkungen der PLC-Technik im Heimvernetzungsbereich in der Praxis nicht wirklich eine Rolle spielt. Daher gäbe es leider auch kein aktuelles Dokument zu dieser Thematik.

Elektromagnetische Beeinflussung durch Powerline im Vergleich

Die spektrale Sendeleistungsdichte beträgt -50 dBm/Hz, auf Amateurfunkfrequenzen -80 dBm/Hz. Da die Einkopplung symmetrisch erfolgt, wird nur ein kleiner Teil dieser Leistung vom Leitersystem der Stromleitung abgestrahlt. Um Ihnen die Sendeleistung eines Powerline-Adapters näher zu veranschaulichen, finden Sie im Folgenden einen Leistungsvergleich mit einem Handy und mobilen Heimtelefon.

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Die SAR (Spezifische Absorptionsrate; Einheit: W/kg) ist eine physikalische Größe und ein Maß für die Absorption von elektromagnetischen Feldern in biologischem Gewebe, welche zu dessen Erwärmung führt. Sie ist sowohl stark von der Frequenz, als auch aufgrund von Resonanzeffekten von der Größe des absorbierenden Körpers abhängig. Da die Größe des absorbierenden Körpers beim Menschen relativ konstant ist, hängt die SAR in besonderem Maße von der Frequenz ab. Wie aus der Grafik ersichtlich, liegt die Powerline-Technologie, verglichen mit der Handy- oder WLAN-Technologie, in einem bis zu 100-fach niedrigeren Frequenzband und bewirkt somit eine wesentlich geringere SAR. Die Powerline-Technologie verwendet als Übertragungsmedium die hausinternen Stromleitungen. Dadurch werden nur extrem kleine Teile des Signals abgestrahlt. Zur Begrenzung der Abstrahlung von durch Telekommunikationseinrichtungen genutzten Leitungen (also auch Powerline) wurde von der RegTP die Nutzungsbestimmung 30 (NB 30) erstellt, welche zum 1. Juli 2001 in Kraft trat. Darin ist die Nutzung von Frequenzen zwischen 9 kHz und 30 MHz (ab 1. Juli 2003 bis 3 GHz) in und längs von Leitern, sowie maximale Störpegel definiert. Die Grenzwerte der Störpegel in drei Metern Entfernung, welche mit einer vorgeschriebenen Messanordnung zu messen sind, siehe nachfolgende Grafik:
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Ein Blick auf die nach der NB30 maximal zulässigen Störaussendungen durch Powerline zeigt, dass diese im Vergleich zu den für "normale" Sendeanlagen in den meisten Ländern gültigen Grenzwerte nach den ICNIRP-Empfehlungen sehr gering sind. In dieser Grafik sind für die maximalen elektrischen Feldstärken neben den ICNIRP-Richtlinien (in blau) die Maximalwerte nach der Nutzungsbestimmung NB 30 (in grün) angegeben, welche für eine Entfernung von 3 Metern zur jeweiligen Leitung gelten. Zieht man zum Vergleich den "Salzburger Vorsorgewert" von 1000 μW/m² heran, so liegt bei Powerline der Maximalwert in 1 cm Abstand immer noch um fast den Faktor 4000 darunter. Eine elektrische Feldstärke von 0,01 V/m entspricht somit einer Leistungsflussdichte von 0,26 μW/m². Eine DECT-Station (schnurloses Heimtelefon) erzeugt in 1,5 m Abstand eine Leistungsflussdichte von 17500 μW/m², liegt also um ein 67000-faches über dem Wert der Powerline-Technologie. Eine GSM-Basisstation erzeugt selbst in 50 m Abstand noch Leistungsflussdichten, die 60000-fach höher sind, als die der Powerline-Adapter. Daher ist das Risiko biologischer Wirkungen bzw. gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Powerline als extrem gering anzusehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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