Transatlantikkabel: Erster Draht zur neuen Welt (Technik)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 07.08.2019, 08:51 (vor 1718 Tagen)

Eine Gruppe von Finanziers und Spekulanten ließ nach achtjähriger Vorbereitung im Jahre 1858 von Irland nach Neufundland das erste transatlantische Kabel verlegen. 4'000 Tonnen Gesamtgewicht. Die zwei größten Kriegsschiffe der Welt waren die einzigen, die es fertigbrachten ein solches Kabel zu verlegen.

Der Kulturhistoriker Christian Holtorf beschreibt an diesem Beispiel einen Typus der frühkapitalistischen Elans: erst etwas machen, danach es verstehen. Dann aber weitermachen! Kurios: Rund 161 Jahre später beklagen Mobilfunkgegner gleiches Vorgehen bei der Einführung von 5G! Die damals bis dahin unbekannten Abgründe des Atlantikbodens, aber auch das Missverständnis der Elektrizität als eine Strömung wie in einer Wasserleitung oder in den Adern eines Körpers, führten zu einer schlechten Qualität der telegrafischen Übermittlungen. Deshalb speiste man das Kabel zuletzt mit einer so hohen elektrischen Spannung, dass es nach nur drei Wochen Betriebsdauer seinen Dienst völlig einstellte. Die letzte von insgesamt nur etwa 400 übertragenen Nachrichten lautete: "Endlich ist die Übertragung gelungen". Mitten in diesem Text brach der Kontakt ab. Bis heute verbinden große Kabel die Kontinente der Welt. Die Übertragungsgeschwindigkeiten liegen knapp unter der Lichtgeschwindigkeit. Aber immer noch gibt es die winzige Differenz zur „Weltgleichzeitigkeit“, die den materiellen Anker bildet. Bedeutende Physiker wie Faraday und der spätere Lord Kelvin waren an der Entwicklung des ersten Transatlantikkabels beteiligt und haben die Erfahrungen des Fiaskos ausgewertet. "Macht mehr Fehler, wie wollt Ihr sonst lernen!"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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