Messtechnik: Beliebte Schwenkmethode führt zu Überbewertung (Technik)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.06.2019, 23:52 (vor 1760 Tagen)

Unter Baubiologen ist die "Schwenkmethode" zum Auffinden des höchsten HF-Messwerts in einem Raum außerordentlich beliebt. Auch das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) empfahl 2002 diese Methode für GSM-Messungen. Vorteil der Schwenkmethode: Sie führt schnell und einfach zum Ziel. Nachteil: Der gefundene Messwert kann um Größenordnungen über dem maßgeblichen gemittelten Immissionswert liegen.

Während der Spektrumanalysator im Max-Hold-Modus aufzeichnet, schwenkt der Messtechniker die Messantenne im zu untersuchenden Raumbereich so, dass in möglichst allen Punkten des Untersuchungsraumes möglichst alle Polarisationsrichtungen erfasst werden. Ist die Schwenkgeschwindigkeit an die jeweilige Sweep-Zeit des Spektrumanalysators angepasst, erhält man als Ergebnis einen Messwert, der als Worst-Case-Feldstärkeamplitude im untersuchten Raumbereich angesehen werden kann. Unter Miteinbeziehung der Ausführungen von Kapitel 3.2.2.1, und der Tatsache, dass die von praktisch allen Sicherheitsnormen geforderte räumliche und zeitliche Mittelung der Immissionen bei der Schwenkmethode ignoriert wird, ist unmittelbar einsichtig, dass diese Methode unter normalen Umständen zu Überbewertungen der tatsächlichen Immissionen um mehrere Größenordnungen führen kann. Der unbestreitbare Vorteil der Schwenkmethode ist deren Einfachheit und Schnelligkeit.

Quelle: Bestimmung der Exposition bei Verwendung kabelloser Übermittlungsverfahren in Haushalt und Büro; Schriftenreihe Reaktorschutz und Strahlenschutz des Bundesministeriums für Umwelt; Gernot Schmid, Daniel Lager, Patrick Preiner, Richard Überbacher, Georg Neubauer, Stefan Cecil; ARC Seibersdorf research GmbH; ISSN 1612-6386; 2005

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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