Missgebildete Kröte: Was können die Ursachen sein? (Allgemein)

KlaKla, Sonntag, 04.03.2018, 09:15 (vor 2235 Tagen)

Auszug Schwarzwälder Bote vom 22.02.2018

Bereits im Juni 2016 wurde bei Vorführungen von Gutachter Tränkle in der Abbruchsohle des Kalksteinabbaus der Firma Holcim eine Kreuzkröte gefunden. Nichts Ungewöhnliches? Die Führung sollte dazu dienen, die hervorragenden Rekultivierungsmaßnahmen zu demonstrieren.

Was ist für die nach Ansicht von Laien "Missbildung" der Auslöser. Sind deren Ursache die durch die bei den Sprengungen frei gesetzten giftigen Stoffe, immerhin sollen jährlich rund 100 Tonnen Sprengstoff verwendet werden, oder die vorhandenen Funkstrahlen auf dem Plettenberg?

Der Funkturm ist rund 300 Meter von dem Abbruchgelände entfernt. An dem Betriebsgebäude der Firma Holcim sind Richtfunk-. Mobilfunk- und Betriebsfunkantennen angebracht. Das Betriebsgebäude befindet sich direkt an den Abbauflächen. ...

Es ist seltsam, dass Konzerne sich alles erlauben dürfen. Die verseuchten Böden, die in der Umgebung der Bebauung von Gemeinden vorhanden sind, werden klein geredet.

Eugen Rominger, Meßstetten

Und hier, die Arbeit von ZAK-Redakteurin Nicole Leukhardt

Fachleute widersprechen

Isabel Koch ist wissenschaftliche Kuratorin an der Stuttgarter Wilhelma. Dort ist sie unter anderem für Amphibien zuständig. Wir haben ihr das Bild gezeigt. Zwar könne sie nicht mit abschließender Sicherheit sagen, dass es sich bei der Kröte um eine Kreuzkröte handelt. „Das lässt sich wegen des Staubs nicht mit letzter Gewissheit erkennen“, erklärt sie. Die Verkrüppelung, die die BI jedoch ausgemacht haben will, sieht die Kuratorin nicht. Auf unsere Anfrage erklärt sie schriftlich: „Zu erkennen ist auf der Aufnahme, dass die gezeigte Kröte von einer parasitierenden Fliege befallen sein dürfte. Diese Fliegen legen ihre Eier in Nasenhöhlen und an die Augen lebender Kröten. Die schlüpfenden Larven fressen die Kröte sozusagen bei lebendigem Leib auf. Kennzeichen dafür sind stark erweiterte Nasenlöcher (manchmal sieht man die Fliegenlarven darin) und später auch leer gefressene Augenhöhlen.“ Sprengstoffrückstände, gar vergiftetes Wasser schließt sie als Ursache für diese Erkrankung aus. „Der Befall mit diesen Parasiten hat mit dem Steinbruch als Lebensraum nichts zu tun“, sagt sie.

Interessant ist, am Ende der Kommentar der Redakteurin

In eigener Sache: Die Glaubwürdigkeit der BI leidet

Eine durch Sprengstoffrückstände verkrüppelte Kröte auf dem Plettenberg – das wäre eine Sensation im negativen Sinn. Vermutlich hätte jeder Journalist Interesse daran, zur Aufdeckung eines Umweltskandals beizutragen. Allein – wir sind dazu auf belegbare Fakten angewiesen. In Zeiten von „Lügenpresse“-Vorwürfen müssen wir vor allem eines vermeiden: unsere Leser mit Falschinformationen zu füttern.

Meine Rechercheinstrumente sind denkbar simpel: Ich nutze Telefon und E-Mail. Die Erfahrung in Sachen Bürgerinitiative lehrt mich außerdem, keine an der Sache beteiligten Behörden oder Fachleute zu befragen. Das Misstrauen ihrer Neutralität gegenüber ist zu groß bei den Aktivisten. Der Vorwurf der Käuflichkeit wird offen ausgesprochen.

Die Stuttgarter Wilhelma und der NABU in Offenburg allerdings schienen mir weit genug weg vom Plettenberg und seinen Protagonisten. Auf die Beurteilung des Krötenbildes musste ich bei beiden nur einen Tag warten. Innerhalb weniger Stunden wurde aus der als verkrüppelt bezeichneten Kröte ein schlicht von Parasiten befallenes Tier. Der Skandal? Geplatzt.

Der Vorwurf, Sprengstoffrückstände würden auf dem Plettenberg zur Veränderung ganzer Organismen beitragen, erwies sich nach nur einem Anruf als etwas ganz anderes: als substanzlose Stimmungsmache.

Bürgerinitiativen haben zweifellos ihre Berechtigung. Man darf, ja muss sogar Großkonzernen auf die Finger schauen, Transparenz von ihnen einfordern und Missstände anklagen. Aber man muss auch Fakten als solche akzeptieren und anerkennen, dass auf dem Plettenberg nicht jede Ameise an „Morbus Holcim“ stirbt.

Man kann im Kampf um eine Herzensangelegenheit vieles verlieren: die Nerven, die Geduld, den Mut. Was die BI aber mit solch leicht widerlegbaren und ungeprüft hinausposaunten Behauptungen verliert, ist ihre Glaubwürdigkeit. Und die lässt sich irgendwann nicht wieder herstellen.

Kommentar: Andere Medien wären gut beraten sich auch wieder verstärkt an Fakten zu orientieren statt BI's nur eine Plattform zu bieten. Nicht nur die BI verliert an Glaubwürdigkeit auch die Medien.

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Meine Meinungsäußerung

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