... die unter Elektrosmog zu leiden glauben. (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 06.02.2018, 10:57 (vor 2264 Tagen)

"Das nächste Treffen des Agenda-Arbeitskreises Mobilfunk findet am Dienstag, 6. Februar, um 19.30 Uhr im Rathaus in Ravensburg (kleiner Sitzungssaal) statt." So meldet es die Schwäbische Zeitung. Aufregend ist dies nicht. Bemerkenswerter ist die folgende Formulierung, mit der "Betroffene" zur Teilnahme eingeladen werden:

Es sind auch Menschen willkommen, die unter Mobilfunkstrahlung oder Elektrosmog zu leiden glauben und Unterstützung suchen.

Dies impliziert nicht, wie sonst so häufig, "Elektrosensibilität" wäre eine erwiesene Tatsache – und ist daher erfrischend korrekt formuliert. Hier versteht noch jemand sein journalistisches Handwerk.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

... die unter Elektrosmog zu leiden glauben.

hans, Dienstag, 06.02.2018, 23:50 (vor 2263 Tagen) @ H. Lamarr

...die unter Mobilfunkstrahlung oder Elektrosmog zu leiden glauben und Unterstützung suchen...

Naja, wer weiss, vielleicht melde ich mich mal. Gestern hat es mich jedenfalls wieder voll erwischt. Hatte Schicht von 15:30 - 01:15. Danach gute 45 Minuten heimgelaufen, geduscht und noch etwas TV geglotzt. Da ist es doch tatsächlich wieder passiert. Mir sind ein paar Mal die Augen zugefallen. Diesmal allerdings, und da bin ich schon noch froh, ohne nachfolgende Ohnmacht. Denn, und das ist nicht zu unterschätzen, ich sass auf dem Sofa und da kann eine Ohnmacht schlimm enden.
Pauli, nimm den Spaten hervor. Es geht zu Ende mit mir. Ein Gnadenschuss wäre eine schnelle und menschliche Lösung.

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Hunde die bellen beissen nicht. Wuff.
Ein Gnadenschuss wäre eine schnelle und menschliche Lösung (Zitat Eva Weber, München)

Wahnphänomene: Im Bann der falschen Überzeugungen

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 07.02.2018, 12:59 (vor 2263 Tagen) @ hans

Gestern hat es mich jedenfalls wieder voll erwischt.

Tja ... Ich fürchte, wir müssen dich abschreiben. Auszug aus "Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie: Ein individuenzentrierter Ansatz", von Tania Lincoln:

Wahnphänomene

Als besonders charakteristisch gelten Wahnphänomene, die bei etwa 80 bis 90 % aller an Schizophrenie erkrankten Personen im Verlauf der Störung auftreten (Andreasen & Flaum, 1991). Nach DSM-IV werden Wahnvorstellungen definiert als „falsche Überzeugungen, die gewöhnlich mit einer Fehldeutung von Wahrnehmungen und Erfahrungen einhergehen“ (S. 329, DSM-IV, Saß et al., 2003).

Kasten 1: Beispiele für Wahnvorstellungen
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1. Herr V. ist überzeugt davon, dass er im Golfkrieg als Soldat eine herausragende Rolle gespielt hat und mehrfache Heldenauszeichnungen erhalten hat. Auf Nachfrage, ob er die Auszeichnungen zeigen könnte, erwidert er, dass diese im Kriegsfeuer verbrannt seien. Zudem seien die Narben, die er in den Kriegseinsätzen erwarb, alle auf wundersame Weise verheilt, so dass keine Spuren seines Kampfeinsatzes mehr zu sehen seien.

2. Obwohl Anhaltspunkte dafür fehlen, und Herr Z. nicht politisch aktiv ist, ist er überzeugt, dass die chinesische Geheimpolizei hinter ihm her ist und ihn bespitzelt. Er verbrennt deshalb alle seine schriftlichen Dokumente.

3. Frau M. ist davon überzeugt, dass sie mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet und in der Lage ist, in besonderer Weise mit Gott zu kommunizieren und Aufträge von ihm zu erhalten. Manchmal erhält sie den Auftrag, wochenlang das Haus nicht zu verlassen.
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Wahnvorstellungen variieren erheblich sowohl in der Überzeugungsstärke als auch thematisch (vgl. Kasten 1). Am Anfang handelt es sich oft eher um fixe Ideen, überzogene dysfunktionale Konzepte oder Interpretationen. Wenn jemand bereits sehr verfestigte Wahnvorstellungen hat und neue, widersprüchliche Information zunehmend in seine Vorstellungen integriert, bzw. diese entsprechend ausweitet, spricht man von einem Wahnsystem.

Inhaltlich finden sich am häufigsten Verfolgungswahn oder wahnhafte negative oder positive Überzeugungen in Bezug auf das Selbst (z.B. die Überzeugung, dass eigene Gedanken entzogen werden oder die Überzeugung, telepathische Fähigkeiten zu besitzen). Im Prinzip kann eine große Bandbreite an Themen wahnhaft verarbeitet werden. Typisch sind jedoch religiöse oder politische Inhalte, bei denen ein Bezug zum Selbst besteht, die Themen Sexualität und Partnerschaft oder körperbezogene Wahnhalte (z.B. hypochondrischer Wahn). Seltener sind negative oder positive Wahnvorstellungen in Bezug auf die Welt oder andere nicht selbstbezogene Inhalte (vgl. auch Appelbaum, Robbins & Roth, 1999). An wahnhaften Überzeugungen wird in der Regel stark festgehalten. Sie werden also trotz Gegenargumenten, widersprüchlichen Erfahrungen oder falsifizierender Information nicht leicht in Frage gestellt. Klassischerweise beinhalteten Definitionen von Wahn deshalb Kriterien, wie „eine Überzeugung an der mit absoluter Überzeugung festgehalten wird“ und die „unveränderbar durch Erfahrung“ ist. In einem Standardwerk für Psychiatrie und Psychotherapie heißt es: „Die Patienten halten an ihren Wahnideen mit unerschütterlicher Überzeugung fest, unkorrigierbar durch andersartige Erfahrungen oder Argumente anderer“ (Olbrich et al., 2004. S.462). Solche prototypischen Definitionen sind jedoch inzwischen umstritten, weil cs vielfache Belege dafür gibt, dass Wahnphänomene in der Überzeugungsstärke variieren und modifizierbar sind (Chadwick, Lowe, Hörne & Higson, 1994; Moritz et al., 2013; Sharp et al., 1996). Neuere Therapieansätze finden ihren Ursprung in der Annahme, dass die Grenzen zwischen normalen Überzeugungen und Wahn fließend sind und dass Wahn auf einem Kontinuum mit normalen Überzeugungen betrachtet werden sollte (Johns & van Os, 2001; McGovern & Turkington, 2001). Insgesamt wird jedoch die Frage, ob es sich bei Wahnvorstellungen um einen qualitativ anderen Mechanismus handelt oder sich Überzeugungen nur in ihrer Ausprägung auf verschiedenen Dimensionen unterscheiden weiterhin kontrovers diskutiert (David, 2010).

Hintergrund
Neue Mobilfunktechnik brutalmöglichst!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schizophrenie, Psychotherapie, Elektrochonder, Wahnvorstellung, Wahnphänomene

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