Lehrer sollen Angst vor Handyantennen nehmen (Allgemein)

Peter Brill, Schweiz, Dienstag, 10.10.2017, 11:51 (vor 2361 Tagen)

Lehrer sollen Angst vor Handyantennen nehmen

Der Kanton Zürich will seine Schüler über Handystrahlung informieren. Die Pläne seien «Amtsmissbrauch», sagen Kritiker.

Töten Handystrahlen Hamster und sorgen sie für Kopfschmerzen oder sind sie unbedenklich? Die Frage entzweit Forscher und Skeptiker. Der Kanton Zürich will nun die Einwohner auf seine Seite ziehen. Denn während seine Experten in einem neuen Bericht die Strahlungsquelle Mobilfunk als für die Bevölkerung nicht relevant erachten, werden neue Handyantennen vehement bekämpft.

Die Behörden wollen bei den Jugendlichen ansetzen. In den Schulen der Sekundarstufe I und II soll in Zukunft das Thema Mobilfunk behandelt werden – mit zwei Kernbotschaften: Beim Telefonieren sollen die Schüler ihr Handy nicht an den Kopf halten, und sie sollen erfahren, dass die Strahlenbelastung beim Handy tiefer ist, je besser die Abdeckung ist. «Gegen neue Antennen gibt es oft sehr viel Widerstand, aber eine gute Abdeckung kann die Strahlenbelastung beim Endgerät effektiv reduzieren», sagt Valentin Delb, Leiter der Abteilung Luft bei der Baudirektion des Kantons Zürich.

«Potenzial, der Gesundheit zu schaden»

Der Expertenbericht umschreibt das Grundproblem: Alle Mobilfunkanlagen hielten die gesetzlich vorgegebenen Schutzwerte ein. Trotzdem bestehe in der Bevölkerung teilweise eine hohe Skepsis gegenüber Antennen. Hingegen könnten bei der Handynutzung direkt am Kopf oder Körper und bei schlechtem Empfang Belastungen auftreten, die oft höher seien als jene von Antennen. Das sei in der Bevölkerung allerdings wenig bekannt.

Der Regierungsrat will den Schulen nun Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen. Dafür entstehen Kosten von 20'000 Franken. «Es geht vor allem darum, dass Schüler den Zusammenhang zwischen Abdeckung und Strahlung kennen sollen. Je besser die Abdeckung ist, desto weniger muss das Endgerät strahlen und desto tiefer ist die Strahlenbelastung», sagt Delb. In seinem Bericht warnt der Kanton vor Gesundheitsrisiken bei schlechtem Empfang: Dann habe die hohe Sendeleistung von Mobiltelefonen ein «gewisses Potenzial», die Gesundheit zu beeinträchtigen.

«Geht in Richtung Amtsmissbrauch»

SVP-Nationalrätin Yvette Estermann sagt, aus dem Unterricht dürfe kein schlichter Werbespot für Antennen werden. Es sei wichtig, dass auch auf die Strahlenbelastung durch verschiedene elektronische Geräte hingewiesen werde. Zudem wäre es wünschenswert, wenn auch die Bedürfnisse von elektrosensiblen Menschen thematisiert würden, so Estermann. Für diese sei etwa eine strahlungsfreie Zone, wie sie in einer Motion gefordert wird, wichtig.

Nichts von den der Informationsoffensive hält Hans-Ulrich Jakob, Präsident der mobilfunkkritischen IG Gigaherz. «Das geht in Richtung Amtsmissbrauch», sagt er. Dass das Handy, das vielleicht während 15 Minuten am Tag am Ohr sei, gefährlicher sei als Antennen, die ununterbrochen strahlten, sei «die falsche Melodie». «Die Behörden sollen uns nicht vor den Risiken, sondern vor der Strahlung schützen», sagt Jakob. «Es reicht jetzt.»

Wissenschaftlich nicht relevant

Yvonne Gilli, Alt-Nationalrätin der Grünen und Mitglied der Ärzte für Umweltschutz, sagt, die Kampagne sei grundsätzlich in Ordnung. «Sie reicht aber noch nicht. Die Schüler müssen auch lernen, wie man sich sorgfältig verhält im Umgang mit Strahlenquellen.» Die Schulverantwortlichen müssten wissen, wie man ein WLAN geeignet einrichte oder dass mit besonders sensiblen Gruppen wie Kleinkindern besondere Vorsicht gefordert sei.

Mobilfunkstrahlung ist eine von vielen Strahlungsquellen. Zu den aus wissenschaftlicher Sicht gesundheitlich nicht relevanten Strahlungsquellen gehören neben Mobilfunk auch das Magnetfeld der Erde, Radio- und Fernsehsender und kosmische Strahlung. Als für die Bevölkerung relevant werden Radon, das zu Lungenkrebs führen kann, oder die Strahlung der Sonne und von Solarien gezählt. Diese können Hautkrebs auslösen.

Quelle. 20min.ch

Tags:
Handy, Risiko, Lehrer, Schweiz, Aufklärung, Basisstation, Multiplikator, Schüler, Zürich, Estermann

HUJ: Rufer in der Wüste

H. Lamarr @, München, Dienstag, 10.10.2017, 15:48 (vor 2361 Tagen) @ Peter Brill

Der Kanton Zürich will seine Schüler über Handystrahlung informieren. Die Pläne seien «Amtsmissbrauch», sagen Kritiker.

Sagen Kritiker? Nein, nur ein einziger Kritiker sagt das, nämlich die unvermeidliche Drama-Queen aus Schwarzenburg. Für den alten Grantler ist es ebenfalls schon "Amtsmissbrauch", wenn z.B. das Bakom oder das Bafu dem IZgMF eine Frage beantwortet.

Hintergrund
Hans-U. Jakob vs. IZgMF: 5 Jahre Zuchthaus für Kollaborateure

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Jakob, Gigaherz, Querulant

Meinungsmache durch "Blick": Außenseiter groß geredet

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 12.10.2017, 14:06 (vor 2359 Tagen) @ Peter Brill

SVP-Nationalrätin Yvette Estermann sagt, aus dem Unterricht dürfe kein schlichter Werbespot für Antennen werden. Es sei wichtig, dass auch auf die Strahlenbelastung durch verschiedene elektronische Geräte hingewiesen werde. Zudem wäre es wünschenswert, wenn auch die Bedürfnisse von elektrosensiblen Menschen thematisiert würden, so Estermann. Für diese sei etwa eine strahlungsfreie Zone, wie sie in einer Motion gefordert wird, wichtig.
[...]

Yvonne Gilli, Alt-Nationalrätin der Grünen und Mitglied der Ärzte für Umweltschutz, sagt ...

Der "Blick" schürt aus meiner Sicht unbegründete Zweifel an der biologischen Unbedenklichkeit des Mobilfunks. Der Blick ist laut Wikipedia eine deutschsprachige Schweizer Boulevardzeitung mit einer (sinkenden) Auflage (2017) von 133'579 (Vj. 143'329) verkauften bzw. 135'922 (Vj. 143'499) verbreiteten Exemplaren und einer täglichen Reichweite von 519'000 (Vj. 663'000) Lesern.

Der Nationalrat der Schweiz hat 200 Mitglieder, der Blick lässt mit Frau Estermann jedoch ausgerechnet ein Mitglied zu Wort kommen, das erkennbar einen nicht fundierten Kenntnisstand in Bezug auf EMF hat. Frau Estermann ist Ärztin (Dr. med. darf sie sich nicht mehr nennen) und sie zeigte bereits früher eine Vorliebe für den Außenseiterstandpunkt in der E-Smog-Frage.

Wer Yvette Estermann nach Elektrosmog befragt, wie es der Blick tat, weiß von vornherein, welche Antwort er bekommt. Nicht anders verhält es sich mit Yvonne Gilli und mit dem Gigaherz-Jakob.

Estermann, Gilli und Jakob vertreten teils abwegige Außenseitermeinungen, doch der Blick lässt gegen die drei lediglich Valentin Delb zu Wort kommen, Leiter der Abteilung Luft bei der Baudirektion des Kantons Zürich, der einen vernünftigen Standpunkt vorträgt. Für mich sieht es so aus, als ob Delb lediglich Alibifunktion für den tendenziösen Blick-Beitrag hat.

Und warum das Ganze? Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass der Schweiz eine tief reichende Auseinandersetzung anlässlich der Einführung des 5G-Funknetzes bevorsteht. Das Land hat sich in eine Zwickmühle manövrieren lassen, denn 5G verlangt entweder eine Netzverdichtung mit erheblich mehr Standorten für Sendeanlagen oder aber eine Anhebung der Anlagegrenzwerte, damit vorhandene Standorte für Sendeanlagen beibehalten werden können. Gegen beides zeichnet sich Widerstand ab und es ist damit zu rechnen, dass die Bevölkerung der Schweiz von beiden Lagern umworben wird. Von Mobilfunkgegnern mit populistischer Panikmache und Desinformation, von der Mobilfunkbranche und der Regierung mit für Laien schwer verdaulicher Sachinformation. Auf Meinungsmache ausgelegte Medien werden sich der Auseinandersetzung so tendenziös annehmen, wie es der Blick im konkreten Fall vorführt.

Die Idee, einem Mobilfunkgegner als Gegenmeinung einen ernst zu nehmenden Wissenschaftler oder Fachmann gegenüber zu stellen, um so beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, ist eine ehrenwerte und gute Idee. Wirklich? Nein, denn im konkreten Fall bildet ein Meinungsaußenseiter (Mobilfunkgegner) zu einem Vertreter der Meinungsmehrheit (Wissenschaftler) den Gegenpol. Doch dieses 1:1 spiegelt in keiner Weise die Kräfteverhältnisse auf dem Wissensmarkt wider, der Mobilfunkgegner wird als Außenseiter ungerechtfertigt aufgewertet. Das daraus resultierende Risiko ist hoch, denn wenn der Außenseiter ein rhetorisch geschickter Populist ist, kann er einen spröden Wissenschaftler leicht an die Wand reden und sich mit seiner Außenseitermeinung durchsetzen. Stünde dem Mobilfunkgegner jedoch nicht nur ein einziger Meinungsgegner gegenüber, sondern z.B. deren 50, gäbe dies die tatsächlichen Kräfteverhältnisse von 50:1 zutreffend wieder und der geschickte Populist wäre auch von Laien als Außenseiter gut auszumachen. Bei Blick hingegen werden die wahren Kräfteverhältnisse mit 1:3 glatt auf den Kopf gestellt, ich erkenne darin die Absicht des Blattes, die öffentliche Meinung im Sinne der Gegner zu modellieren. Einschränkend ist zu sagen, dass ein einzelner Artikel nicht aller Tage Abend ist, eine belastbare Beurteilung muss weitere EMF-Artikel des Blick umfassen.

Die politische Partei AFD war vor der jüngsten Bundestagswahl ebenfalls Außenseiter. Nach der Wahl hieß es im "Spiegel": Wie der Rechtsruck herbeigetalkt wurde. Ob Mobilfunkgegner oder AFD, die Mechanismen, Bedeutung zu erlangen, sind dieselben und die Medien spielen dabei eine zentrale und keineswegs rühmliche Rolle. Da Medien Wirtschaftsunternehmen sind, wird sich an ihrer Anfälligkeit für das "Spektakuläre" (hier: Außenseitermeinung) mMn in den nächsten 1000 Jahren grundlegend auch nichts ändern.

Hintergrund
Wie sich US-Gerichte gegen Gutachter mit Außenseitermeinung schützen
Weltweit 40 bis 55 wegen Mobilfunk besorgte Wissenschaftler

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Widerstand, Zweifel, Funkloch, Medien, Minderheit, Manipulation, Inkompetenz, Elektrochonder, Populismus, Außenseiter, Multiplikator, 5G, Boulevardzeitung, Gilli, Estermann, Nationalrat

Medien brauchen Außenseiter

KlaKla, Freitag, 13.10.2017, 09:21 (vor 2358 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von KlaKla, Freitag, 13.10.2017, 09:45

Auszug Schwäbische vom 12. Okt. 2017

Die Deutsche Funkturm GmbH, 100-prozentige Tochter der Telekom, errichtet zwischen Dr.-Klein-Straße und Langenargener Straße einen rund 35 Meter hohen Mobilfunkmast. Anwohner sind verärgert, fühlen sich schlecht informiert und haben Angst vor einer gesundheitlichen Beeinträchtigung.

Keiner der Anwohner habe bis vor wenigen Tagen gewusst, dass an dieser Stelle ein Mobilfunk-Sendemast aufgestellt werde, teilt ein Betroffener, der namentlich nicht genannt werden möchte, mit. ...

„Meine Befürchtungen sind natürlich die massiven gesundheitliche Beeinträchtigungen“, berichtet der Anwohner. Auf seiner Homepage beteuert das Unternehmen, dass es keine gesundheitlichen Schäden für die Anwohner gibt und Grenzwerte für Strahlung eingehalten werden. Auch seitens des Bundesamtes für Strahlenschutz heißt es: „Der Verdacht, dass hochfrequente elektromagnetische Felder von Mobilfunk-Basisstationen negative gesundheitliche Wirkungen, wie zum Beispiel Krebserkrankungen, haben können, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Studien, die einen derartigen Zusammenhang beobachten, weisen meist methodische Mängel auf und berücksichtigen beispielsweise die wichtigsten Risikofaktoren für Krebs (Alter, Geschlecht, Rauchen, Ernährung, etc.) nicht. In sorgfältig durchgeführten Studien wurde bisher kein Zusammenhang beobachtet.“

Dennoch ist die Angst bei den Anwohnern da, dennoch werden die Auswirkungen von Mobilfunk auf die menschliche Gesundheit vielerorts kontrovers diskutiert. „Auch hierzu könnte eine sachliche und fachliche Aufklärung dazu beitragen, Ängste zu nehmen“, schreibt der Betroffene.

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Kommentar: Ist der Betroffene, der namentlich nicht genannt werden möchte vielleicht ein Baubiologe, Rutengeher, Heilpraktiker oder Architekt? Der Weg ist das Ziel!
Kontroverse Diskussionen ja, weil es Selbstdarsteller gibt, die sich als Experte ausgeben und keine Fachkompetenz vorweisen können. Die kommerziellen Absichten dieser "Experten" werden gerne ignoriert. Verängstigte Laien gehen Scharlatanen auf den Leim. Sie glauben noch an den "angesehen" Umweltverein, der die Umwelt und den Menschen schützen will. Über den Filz wissen die Laien zu meist nichts. Und die Medien profitieren von diesem Theater. Wie hier zu sehen ist, sie machen daraus eine kleine regionalen Meldung.

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Schwäbische, Medien, Außenseiter, Fachkompetenz

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