Der Brummton lebt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 08.11.2014, 21:10 (vor 3449 Tagen)

Ein zeitlang waren Brummton-Hörer eine ernsthafte Konkurrenz zu "Elektrosensiblen". Auch Frau W. aus O. in M., eigenen Angaben zufolge UMTS-Sensible, hörte 2006 den Brummton. Von diesem Symptom trennte sie sich allerdings ziemlich schnell, schon lange spricht sie nicht mehr davon. Und auch sonst ist der Brummton in den letzten Jahren unmodern geworden, wie sich z.B. am Verlauf dieses Forums gut erkennen lässt.

Doch tot ist er nicht, der Brummton. In Steinhöring, Gemeinde im Speckgürtel Münchens, soll er wieder zugeschlagen und 50 Opfer gefunden haben (vergl. 2006 Massenhysterie in Oberammergau). Wie bei "Elektrosensiblen" sind dies Menschen, die behaupten etwas wahrzunehmen, was alle anderen unter den selben Bedingungen nicht wahrnehmen. Und natürlich sind wieder Experten und Pseudoexperten im Spiel und wenn belanglose Schalldruckpegel bei den Betroffenen gemessen werden, dann ist die Verschwörungsthese nicht weit (... die haben den Verursacher vor der Messung leiser geschaltet). Hobby-Messtechniker unter den Betroffenen messen dann mit (unkalibrierter) Technik umgehend höhere Werte. Das alles läuft in der Anti-Brummton-Szene weitgehend deckungsgleich zur Anti-Mobilfunk-Szene. Eine Teilmenge der Betroffenen liebäugelt deshalb mit der These, Mobilfunk-Sendemasten könnten die Verursacher des tiefen Brummens sein. Ganz abwegig ist dies bei sehr kurzer Distanz nicht, jedoch nicht wegen der Funkimmission, sondern wegen möglicherweise installierter Kühlaggregate. Als 2002 "unser" Sendemast auf dem Dach des angrenzenden Nachbarhauses in Betrieb ging, klagte eine Mieterin unter uns über ein Brummen, das sie nachts höre. Die Frau zog nach wenigen Monaten u.a. auch wegen der Brummerei aus. Ihre Wohnung liegt im 1. Stock unseres Hauses, zur Basisstation, die im Keller des Nachbarhauses untergebracht ist, sind es nur wenige Meter.

Der "Fall" Steinhöring wurde von der bayerischen TV-Sendung "quer" im März 2014 salonfähig gemacht (ab Minute 36:10), "quer" ist eine Sendung, in der Schräges eine Plattform findet.

Im Oktober kümmerte sich Merkur-online um das Brummen in Steinhöring. Auch die Berichterstattung über Brummtonhörer wirkt wie eine Kopie der Berichterstattung über "Elektrosensible". Merkwürdig an der Geschichte im Merkur finde ich u.a. den Schlenker zu einer Frau Rieber, die seit 2011 Brummtonhörerin im Schwarzwald ist. Wieso strickt ein nicht genannter Autor diese Episode aus dem hunderte Kilometer entfernten Furtwangen zusammenhanglos in seine Steinhöring-Story ein? Für mich ist das ein Zeichen dafür, der Artikel wurde lanciert, der Autor brühwarm mit Fallgeschichten aus der Republik versorgt. Aber warum?

Drauflosspekuliert: Was der wahre Grund ist werden wir nicht erfahren. Vielleicht soll in Steinhöring irgendeine Negativ-Einrichtung gebaut werden, z.B. eine Mülldeponie, ein Asylantenheim, eine Wiederaufarbeitungsanlage ;-) oder sowas. Dann ist es hilfreich, weil ablenkend, eine unheimliche nicht zu fassende Bedrohung der Volksgesundheit in die Öffentlichkeit zu bringen, auf dass sich daran Angst und Unruhe der Steinhöringer erschöpfen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Brummton, BR, Steinhöring, Quer, Kühlaggregat

Der Brummton lebt

Der Rutengeher ⌂ @, Kirchberg im Holzland, Montag, 10.11.2014, 12:56 (vor 3447 Tagen) @ H. Lamarr

Ein zeitlang waren Brummton-Hörer eine ernsthafte Konkurrenz zu "Elektrosensiblen". Auch Frau W. aus O. in M., eigenen Angaben zufolge UMTS-Sensible, hörte 2006 den Brummton.

Hallo Stefan,

auch wenn Frau W. und die Komikertruppe aus der Schweiz sich inzwischen von dieser Thematik gelöst haben, gibt es das Brummtonphänomen immer noch!

Dieses Thema ist aktueller den je, aber leider wird wieder einmal der Gaul von hinten aufgesattelt und die Baubiologie hat ein neues Tätigkeitsfeld entdeckt um den Personen die darunter leiden, per hochempfindlichen Mikrophonen etwas zu bestätigen, was sie schon längst wissen!

Die oft gescholtene Hochfrequenz muss ebenfalls für etwas herhalten, für das sie nichts dafür kann.

Die Personen welche diesen meist tieffrequenten Ton hören, leiden in zweifacher Hinsicht. Einmal unter dem Dauerton und zum anderen unter dem Unverständnis innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis, welche diesen Ton nicht hören können!

Anderseits werden oft irrige Vermutungen angestellt, welche zu Unfrieden in einer Dorfgemeinschaft führen können!

Mit bestem Gruß aus dem Sonnigen Mariazellerland,
der Rutengeher

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Leben und Leben lassen

Vom Skeptiker zum Rutengeher,
mit Herz, Leib und Seele!

Brummton, kein Bedarf für weitere Forschung

Gast, Samstag, 20.05.2017, 06:47 (vor 2526 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug HNAsieben vom 20.03.2017

Zündstoff Wärmepumpe und Co.
Wie moderne Heizungsanlagen für Unfrieden unter Nachbarn sorgen können
Mit einem Forschungsprojekt dem Brummen auf der Spur

...Das Umweltbundesamt geht dem Problem „Tieffrequente Geräusche in der Umgebung von Wohnbebauung“ mit einem Forschungsprojekt auf den Grund. Vergangene Woche wurden Zwischenergebnisse in Berlin vorgestellt: „Die gesetzlichen Lärmrichtwerte werden in den meisten Fällen eingehalten“, hieß es dort mit Blick zur Technik. Zudem: Nicht alles brummt oder vibriert, nicht jeder spürt oder hört, was andere stört. ...

Die bisherigen Ergebnisse der Experten

Messungen in Wohnungen (Geräusche, Magnetfelder, Erschütterungen) brachten sehr geringe Geräuschpegel, meist unter der durchschnittlichen Hörschwelle. Und: „Erschütterungen und Magnetfelder bewegten sich alle unterhalb rechtlicher Grenzwerte“, so das Fazit des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zur LfU-Arbeit. „Kein brauchbarer Hinweis auf eine Quelle des Geräuschs. Gemeinsame akustische Ursache kann ausgeschlossen werden.“ Medizinische Untersuchungen von Brummton-Opfern schlossen Tinnitus aus.
Weiteren Bedarf für zusätzliche Messungen sehe er nicht, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) 2016 auf eine Anfrage im Landtag zum anhaltenden Brummen im Südwesten.

Hintergrund
Brummton-Suche in Steinhöring abgesagt
Betroffene Bürger sollen an den Kosten fürs Gutachten beteiligt werden
Brummton - Ergebnisse der durchgeführten Messungen 2001

Tags:
Brummton, Steinhöring

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