Strahlungsarme Handys mit Tablets zu vergleichen? (Allgemein)

diagnose:falsch, Mittwoch, 15.02.2017, 20:27 (vor 2619 Tagen)

Brauche mal wieder Ihre/Eure Expertise:

Der zulässige Grenzwert für Handys liegt bei 2W/kg. Als strahlungsarm gelten Mobilgeräte mit einem SAR-Wert bis maximal 0,6. SAR-Werte von Routern liegen in der Regel zwischen Werten von 0,1 und 0,3 W/kg.

Behauptung: "Strahlungsarme Handys" mit 0,22 W/Kg (Chip) sind mit Tablets zu vergleichen, die über WLAN betrieben werden.


Eine mE ganz gute Zusammenfassung über strahlungsarme Handys bietet Connect

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare. - Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr)

Tags:
SAR, Smartphone, Tablet

Strahlungsarme Handys mit Tablets nicht zu vergleichen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.02.2017, 13:19 (vor 2615 Tagen) @ diagnose:falsch

Brauche mal wieder Ihre/Eure Expertise:

Gern.

Der zulässige Grenzwert für Handys liegt bei 2W/kg.

Stimmt. Er liegt aber nicht nur "bei" 2 W/kg, sondern das "ist" der Grenzwert (genauer EU-Empfehlung).

Als strahlungsarm gelten Mobilgeräte mit einem SAR-Wert bis maximal 0,6.

Die 0,6 W/kg sind lediglich eine willkürliche Festsetzung durch den "Blauen Engel" und gelten daher nur in Deutschland oder meinetwegen in den D-A-CH-Ländern als "strahlungsarm".

Vielleicht sollte man auch einmal wahrnehmen: Der SAR-Wert ist vergleichbar zur Höchstgeschwindigkeit Vmax eines Autos. Bei guten Empfangsbedingungen sind alle Mobiltelefone strahlungsarm und können noch weitaus strahlungsärmer als 0,6 W/kg sein. Das liegt daran, dass die Mobilfunk-Basisstationen (BTS) die Sendeleistung der Telefone bei gutem Empfang auf Minimalwerte runteregeln. Das machen nicht die Telefone in Eigenregie! Auch der Ferrari tuckert im Stadtverkehr mit 50 km/h bis 80 km/h durch die Gegend, obwohl er mehr könnte. Nur bei schlechtem Empfang (Tiefgarage, langer Tunnel, im Innern von Gebäudekomplexen) regelt eine BTS die Sendeleistung von Telefonen auf Maximalwerte hoch. Ein Telefon mit niedrigem SAR-Wert schafft dann keine Verbindung mehr, eines mit hohem SAR-Wert kann noch eine Verbindung aufbauen/halten. Ein hoher SAR-Wert hat also auch durchaus Vorteile, was die Verbindungsqualität anbelangt.

SAR-Werte von Routern liegen in der Regel zwischen Werten von 0,1 und 0,3 W/kg.

Wenn Sie das sagen ...

Behauptung: "Strahlungsarme Handys" mit 0,22 W/Kg (Chip) sind mit Tablets zu vergleichen, die über WLAN betrieben werden.

Chip ist a) keine kompetente Quelle in EMF-Sachfragen und b) konnte ich die Behauptung unter dem Link nicht finden.

Ein Handy mit einem Tablet zu vergleichen kommt mir ohnehin sonderbar vor. Ein Handy/Smartphone wird üblicherweise ständig mitgeführt und dicht am Körper getragen/genutzt. Ein Tablet wird üblicherweise nicht ständig mitgeführt und nicht dicht am Körper getragen/genutzt, sondern es liegt auf irgendeiner Unterlage (Tisch, Arbeitsplatte, Kissen, Matratze) vor dem Benutzer. Da bekanntlich die Sendeleistung eines üblichen W-Lan-Tablets (2,4 GHz) über maximal 100 mW Strahlungsleistung nicht hinauskommt, ein Smartphone hingegen 20-mal mehr, also bis zu 2000 mW Strahlungsleistung aufbringen darf, ist ein W-Lan-Tablet stets auf der sicheren Seite. Dorthin schafft es jedoch unter guten Empfangsbedingungen auch mühelos ein Handy/Smartphone (egal ob strahlungsarm oder nicht, denn nach unten gibt es bei keinem Gerät eine konstruktive Begrenzung der Strahlungsleistung). Das kann sogar so weit gehen, dass bei gutem Empfang ein Handy/Smartphone seinen Besitzer weniger "verstrahlt" als einen Tablet-Besitzer, wenn vergleichbare Bedingungen herrschen (z.B. beide halten das Gerät in Händen).

Diese Betrachtungen haben jedoch bestenfalls akademischen Nutzen, in der Praxis gibt es je nach Situation 1000 und mehr Zwischenstadien, so dass die einzig relevante Größe nicht irgendein willkürlich festgelegter "strahlungsarmer" Vorsorgewert ist, sondern ein wissenschaftlich begründeter Grenzwert (inklusive Sicherheitsfaktor), unter dem kein Anwender ein biologisches Risiko fürchten muss. Es wird allerdings immer besorgte Leute wie Michael Jackson geben, die in der Öffentlichkeit mit Mundschutz unterwegs sind, um sich nichts einzufangen. Sollen sie gerne für sich Vorsorge betreiben, die Umwelt aber bitte nicht öffentlich mit pseudowissenschaftlich begründetem Reichsbedenkentum belästigen. Freiheit bedeutet nicht, das jeder jedem auf die Nerven gehen darf. Wir diskutieren hier ja nicht über reale Risiken dicht an Grenzwerten, sondern nur über hypothetische Risiken, weitab von Grenzwerten. Außerdem sollten Sie im Hinterkopf behalten: Neue Funktechniken sind erheblich schonender als alte, UMTS "verstrahlt" einen Handynutzer z.B. bis zu 100-mal weniger als das betagte "GSM900"; diese Entwicklung wird von hysterischen Gegnern gerne verschwiegen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Strahlungsarme Handys mit Tablets nicht zu vergleichen

Kuddel, Sonntag, 19.02.2017, 15:24 (vor 2615 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Sonntag, 19.02.2017, 16:46

Spatenpaulis Erklärung schließe ich mich weitestgehend an, allerdings kommt es an folgender Stelle zu einigen begrifflichen Verwirrungen:

.... Da bekanntlich die Sendeleistung eines üblichen W-Lan-Tablets (2,4 GHz) über maximal 100 mW Strahlungsleistung nicht hinauskommt, ein Smartphone hingegen 20-mal mehr, also bis zu 2000 mW Strahlungsleistung aufbringen darf, ist ein W-Lan-Tablet stets auf der sicheren Seite.

Die 100mW beim WLAN sind eine "Äquivalente isotrope Strahlungsleistung", d.h. die Senderausgangsleistung wird mit einem dimensionslosen Faktor multipliziert, welcher die Antennenrichtwirkung (im Fernfeld) im Vergleich zu einer isotrop strahlenden Antenne beschreibt.
Dadurch liegt die Senderausgangsleistung eines 2,4GHz WLAN-Senders in der Regel um Faktor 2...4 unterhalb der 100mW , also bei ca 25..50 mW (bzw 0,025 bis 0,05Watt)

Beim Mobiltelfon gibt es hingegen eine direkte Begrenzung der Sender-Ausgangsleistung (2 Watt bei GSM bzw 0,25 Watt bei UMTS/LTE). Die Antenneneigenschaften bleiben unberücksichtigt.
Wobei zu sagen ist, daß GSM die Maximalleistung im zeitlichen Mittel durch den Puls Pause Faktor von 1/8 ebenfalls nur 2000mW *1/8= 250mW beträgt.

So gesehen liegt also die maximal mögliche ("worst case") Sendeleistung (und das SAR) eines WLAN bei 1/5 bis 1/10 eines Mobiltelefons.

In der Praxis tritt dieser "worst case" aber nur selten ein.
Beim Mobitelefon regelt die Basisstation die Sendeleitung des Mobiltelefons auf das minimal für eine stabile Verbindung erforderliche Maß herunter. Einerseits um die Zellkapazität zu maximieren, andererseits um den Akkuverbrauch des Mobiltelefons zu minimieren.
In Innenräumen ist die für die Verbindung erforderliche Leistung immer deutlich höher, als im Freien, da das Telefon durch die Aussenwände / Fenster senden muss.

Auch beim WLAN erfolgt eine Art indirekte Leistungsregelung über den Puls Pause-Faktor.
Der Puls Pausefaktor hängt beim WLAN von der zu übertragenden Datenmenge/Zeit und der Empfangsstärke ab.

Bekanntermassen kann die Übertragungerate (bit pro Sekunde) bei einem typischen 2,4GHz WLAN zwischen 1 Mbit/s bis zu 300 Mbit/s variieren,also um Faktor 1/300

Bei gutem Empfang schaltet das WLAN automatisch auf eine höherwertige Modulation um, wodurch sich die Sendezeit (für die gleiche Datenmenge) verkürzt bzw sich die Sendepausen verlängern.

Bei einer simplen Sprachverbindung ("VOIP") per WLAN werden nur sehr geringe Übertragungsraten benötigt und das Puls Pauseverhältnis liegt bei gutem Empfang nur bei ca 1/300.
D.h. die mittlere Sendeleistung des WLAN beträgt dann z.B. nur (0,05W / 300 =) 0,00017 Watt.
Beim Streaming eines Videos wird hingegen eine deulich größere Datenmenge übertragen und die mittlere Sendeleistung steigt dadurch an.
Aber erst wenn die obere Kapazitätsgrenze der WLAN -Übertragung (1..300Mbit/s) erreicht ist , kommt man auf die oben erwähnten 25..50mW Sendeleistung.

K

Strahlungsarme Handys mit Tablets nicht zu vergleichen

hans, Sonntag, 19.02.2017, 21:28 (vor 2615 Tagen) @ H. Lamarr

Außerdem sollten Sie im Hinterkopf behalten: Neue Funktechniken sind erheblich schonender als alte, UMTS "verstrahlt" einen Handynutzer z.B. bis zu 100-mal weniger als das betagte "GSM900"; diese Entwicklung wird von hysterischen Gegnern gerne verschwiegen.

Das wird sogar von HUJ so weiterverbreitet (siehe Punkt 10). Eigentlich unglaublich dass Spatenpauli und der Hans-Ueli der gleichen Meinung sind. Schon fast beängstigend :-|

Wobei das Wissen, dass wenn schon ein Handy dann wenigstens ein 3G-Handy, den Hans-Ueli nicht daran hinderte Unterlagen zur Bekämpfung der Umrüstung von GSM-EDGE-Antennen zu UMTS-Antennen zur Verfügung zu stellen :tock:

Leider funktioniert sein interner Link nicht mehr. Da hat wohl ein Homepage-Bastler seine Arbeit nicht richtig gemacht. Wobei ich mal denke, dass der Verlust des Links ein kleiner sein wird. Wenn es überhaupt einer ist :wink:

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