Latenzzeit von Hirntumoren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.10.2016, 16:16 (vor 2721 Tagen)

Es herrscht keine Einigkeit in der Wissenschaft darüber, wie lange es dauert, bis nach Einwirkung eines krebsauslösenden Agens ein Hirntumor diagnostiziert werden kann. Die einen sagen so, die anderen so. Ein Überblick will Orientierung geben.

Hintergrund
Bei überzeugten Mobilfunkgegnern ist ein Trend zum Behaupten länger und länger werdenden Latenzzeiten erkennbar. Das Motiv ist klar: Je länger die Latezenzzeit, desto länger lassen sich in der Bevölkerung Ängste gegenüber Mobiltelefonen glaubhaft schüren. Vereinzelt ist auch das Gegenteil der Fall: So wollte die von Mobilfunkgegnern hoch geschätzte Naila-Studie eines fränkischen Allgemeinarztes 2004 herausgefunden haben, dass in den zweiten 5 Jahren nach Inbetriebnahme eines Mobilfunksenders (in Naila) im Nahfeld der Station deutlich mehr Menschen an Krebs erkrankten als zuvor (ersten 5 Jahre). Diese Studie erregte Anfangs großes Aufsehen, dann aber wurden die Mängel bekannt. Heute sucht man z.B. auf der Website des Bundesamt für Strahlenschutz vergeblich nach der Stellungnahme zur Naila-Studie, das Amt hat sie vom Netz genommen. Auch internationale Reviews klammern die Studie mittlerweile aus der Bewertung über Risiken des Mobilfunks aus.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Hirntumor, Gliom, Latenzzeit

Dariusz Leszczynski (2013): deutlich über 10 Jahre

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.10.2016, 16:23 (vor 2721 Tagen) @ H. Lamarr

The latency time for brain cance is well over 10 years.

Kommentar vom 3. März 2013

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Dariusz Leszczynski (2016): deutlich über 10 Jahre

KlaKla, Dienstag, 18.10.2016, 17:37 (vor 2719 Tagen) @ H. Lamarr

In der Studie wurde für einen Tumor eine Latenzzeit von zehn Jahren angenommen - das ist laut Leszczynski zu gering. Er hält es zudem für irreführend, wenn die Australier 29 Jahre Handynutzung in ihrer Arbeit ansetzen. "Das sollte durch höchstens 15 Jahre ersetzt werden, als die Handys wirklich verbreitet waren," schreibt er in seinem Blog.
Juli 2016

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Meine Meinungsäußerung

Michael Kundi (2011): 20-40 Jahre

KlaKla, Sonntag, 16.10.2016, 16:50 (vor 2721 Tagen) @ H. Lamarr

„Das Risiko für einen Hirntumor steigt um etwa 70 Prozent, wenn man zehn oder mehr Jahre mit dem Handy telefoniert“, so Kundi. Bei einer Latenzzeit der Hirntumoren von 20 bis 40 Jahren könne das tatsächliche Risiko aber noch nicht eingeschätzt werden, da bisher nur Studien mit kurzer Beobachtungsdauer (im Durchschnitt vier Jahre) existieren.

Ärztezeitung.at vom 25.06.2011

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Meine Meinungsäußerung

Michael Kundi (2011): 20-40 Jahre

H. Lamarr @, München, Dienstag, 26.07.2022, 21:19 (vor 611 Tagen) @ KlaKla

Gliome: 20-30 Jahre im Durchschnitt (Kranzinger et al. 2001; Sadetzki et al. 2005)
Meningeome: 20-40 Jahre im Durchschnitt (Umansky et al. 2008)
Akustikusneurinome: Verdopplungszeit ~1.7 Jahre -> 25 Jahre Latenzzeit (Mohyuddin et al. 2003; Thomson & Tos 1990)

Quelle: Michael Kundi; Auswirkungen des Mobilfunks auf die Gesundheit – epidemiologische Befunde

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Dr. Franz Adlkofer (2008): besser mehr als 20 Jahre

Gast, Samstag, 29.10.2016, 11:38 (vor 2708 Tagen) @ H. Lamarr

Zehn Jahre Latenzzeit für Krebs und Alzheimer seien zu kurz gegriffen, da müsste man besser mit 20 Jahren rechnen.

Aussage SC-Veranstaltung Januar 2008

Tags:
Latenzzeit

Asklepios Kinderklinik: 7 bis 21 Jahre nach Röntgen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.10.2016, 20:50 (vor 2706 Tagen) @ H. Lamarr

Auch ionisierende Strahlen sind in der Lage, Tumoren des ZNS und seiner Hüllstrukturen hervorzurufen. Mit einer Latenz von 7 bis 21 Jahren treten diese als Zweittumoren am Ort einer früheren Bestrahlung auf. Dabei sind Meningeome 4mal häufiger als andere Hirntumoren.

https://www.asklepios.com/sankt-augustin/experten/kinderneurochirurgie/hirntumore/

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Fachbuch der Radiologie (1985): 7 bis 16 Jahre nach Röntgen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.10.2016, 21:59 (vor 2706 Tagen) @ H. Lamarr

In Einzelfällen konnten auch ionisierende Strahlen als Ursache für einen Hirntumor erkannt werden. Im Vordergrund stehen Meningiome mit 23 in der Weltliteratur beschriebenen Fällen, gefolgt von Fibrosarkomen (5 Fälle) und einem Retikulosarkom (SCHMITT 1979). Bei Affen wurden auch ein Glioblastom, ein malignes Lymphom und ein Fibrosarkom beobachtet (KENT u. PICKERING 1958). In fast allen Fällen war der Anlaß zur (hoch dosierten) Bestrahlung ein maligner Primärtumor gewesen. Die Latenzzeit betrug bei Meningiomen rund 25 Jahre, bei Sarkomen 7 1/2 Jahre (W AGA u. HANDA 1976).

Zwei große epidemiologische Studien zur radiogenen Entstehung von Hitntumoren wurden veröffentlicht (ALBERT et al. 1966; MODAN et al. 1974). ALBERT et al. fanden 2 Astrozytome bei 1908 Personen, die wegen einer Pilzerkrankung der Kopfhaut (Tinea capitis) bestrahlt wurden, ebenso sahen sie geistige Störungen und bleibende Haarwachstumsschäden. MODAN et al. (1974) werteten die Daten von ungefähr 11000 Kindern bis zu 15 Jahren aus, die bei der Einwanderung nach Israel einer Epilationsbestrahlung wegen Tinea capitis unterzogen wurden. Sie stellten zwei nicht bestrahlte ebenfalls retrospektiv ausgewertete Kontrollgruppen gegenüber. Die Bestrahlung erfolgte mit 75-100 kV-Röntgenstrahlen und 350-400 R auf 5 Felder, die Dosis im Gehirn wird mit rund 140 rad berechnet. Die bestrahlte Gruppe hatte ein signifikant höheres Risiko zur Entwicklung von malignen und benignen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, besonders im Gehirn, der Parotis und der Schilddrüse. Mit einer Latenzzeit von 7 - 16 Jahren traten 0,7/1000 Hirntumoren auf. Die Autoren halten ihren Bericht für den ersten definitiven Nachweis der Rolle der ionisierenden Strahlen in der Ätiologie von Hirntumoren (außer Meningiomen).

Handbuch der medizinischen Radiologie

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Norbert Vana (2018): 20 bis 25 Jahre

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.12.2018, 01:59 (vor 1930 Tagen) @ H. Lamarr

Diese Meinung teilt er mit Vana: „Die Entstehung eines Karzinoms dauert je nach Art 20 bis 25 Jahre. Dazu bräuchte man jetzt die Information, wie viel eine Testperson vor 20 Jahren telefoniert hat. Doch erst seit etwa zehn bis zwölf Jahren bekommen wir von den Betreibern diese Auskünfte und können damit auch die Strahlenexposition der betroffenen Personen ermitteln.

Univ.-Prof. DI Dr. Norbert Vana vom Wissenschaftlichen Beirat Funk, Österreich

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Tags:
Hirntumor, Latenzzeit, Vana

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