Risikowahrnehmung: Möhre im Klo (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 16.05.2016, 10:22 (vor 2874 Tagen)

Andreas Hensel ist Chef des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) und seit einiger Zeit mächtig unter Druck, weil er in Sachen Glyphosat (Unkrautvernichter) nicht so mag, wie heiliger und kunstvoll geschürter Volkszorn es gerne hätte. Dem "Spiegel" stand der Institutsleiter in einem Interview plakativ Rede und Antwort (Ausgabe 11/2016) und zeichnete einmal mehr das facettenreiche Bild der Risikowahrnehmung von Laien und Experten, das sich nur in seltenen Fällen deckt. Für die groben Sichtverzerrungen im Lande sind mMn maßgebend die Heerscharen selbsternannter Pseudoexperten verantwortlich, die als www-Ratgeberonkels und -tanten, gerne auch in Gestalt aufgeregter Vereinsmeier, in streng verfolgtem Eigeninteresse die Bevölkerung nicht nur in der Elektrosmogfrage für dumm verkaufen.

Ein Beispiel zur Kontamination von Lebensmitteln mit coliformen Keimen, Salmonellen sind deren bekannteste Vertreter, möge Appetit machen, dieses verstörende Interview zu lesen:

Hensel: Die deutsche Toilette ist vergleichsweise sauber, Kühlschrank und Spüle sind es nicht. Hier liegen die größeren Bakterienherde. [...] Eine Möhre, die Ihnen beim Schälen versehentlich ins Klo gefallen ist, können Sie in der Regel noch essen. Ist sie aber in die Spüle gerutscht, beißen Sie besser nicht hinein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Glyphosat, Pseudoexperten

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