WHO & Tabak/ICNIRP: zwei Märchen eines Stussgenerators (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 14.05.2016, 13:03 (vor 2876 Tagen)

Hans-U. Jakob, intellektuell im Tiefflug operierender Mobilfunkgegner aus Schwarzenburg, Schweiz, schrieb 2005:

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 50 Jahre gebraucht, um zuzugeben, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist. Dieselbe WHO hat nebenher zusätzliche 30 Jahre gebraucht, um zuzugeben, dass Passivrauchen der Gesundheit abträglich ist.

Irgendwelche Quellen für seine Behauptung nennt der Mann nicht, offensichtlich wurde er von dem Roman "Das Urteil" des US-amerikanischen Autors John Grisham aus dem Jahr 1996 inspiriert, den er irrtümlich für einen Tatsachenbericht hält. Wieso aber giftet der Ex-Elektriker Jakob 2005 gegen die WHO?

Jakob hat mit der WHO eine Rechnung offen, denn im Jahr 2000 fragte der Schweizer beim damaligen Generalsekretär der Uno (Kofi Annan) an, ob sein Erzfeind, der Münchener Verein ICNIRP eine "Unterorganisation" der WHO sei (die WHO gehört zur Uno). Erst nach langem Warten und Drängen Jakobs bekam er aus New York zwei Signale: a) dass man ihn für einen Spinner hält und b) nein, die ICNIRP sei keine "Unterorganisation" der WHO. Außer Jakob hatte allerdings auch nie jemand anderes behauptet, die ICNIRP sei eine "Unterorganisation" der WHO. Jakob ließ sich also von der Uno selbst widerlegen und feierte, es ist kaum zu glauben, die Auskunft der Weltorganisation, die allein seine Dummheit dokumentiert, als großartigen Sieg über die ICNIRP.

Wer nun glaubt, dieser Wahnsinn hätte dazu geführt, die wirren Behauptungen Jakobs würden von niemanden mehr ernst genommen, der irrt. Denn je nach Interessenlage wird auch allergrößter Stuss willfährig kolportiert, solange dieser nur den eigenen Interessen dient. Zwei Beispiele mögen dies belegen:

Die Website Wien konkret, nicht zu verwechseln mit einer offiziellen Website der Stadt, bedient sich wahllos bei Jakob (und auch beim IZgMF), um Ängste gegenüber Mobilfunk zu schüren und das Vertrauen in Institutionen zu untergraben. Jakobs Behauptung von einer WHO, die 50 Jahre die Risiken des Rauchens geleugnet habe, findet sich dort.

Noch ärger trieb es die Website "Risiko Elektrosmog Kärnten". Sie erfand zu Jakobs Anfrage bei der Uno kurzerhand 40'000 Unterschriften hinzu, die es in Wahrheit nie gab, und jubelte die peinliche Aktion zum "Bombeneinschlag" hoch:

Da sich die ICNIRP in ihrer außerordentlich hohen Grenzwert-Setzung wenig verbraucherfreundlich erwies, sammelte die Schweizer Bürgerinitiative um Hans-Ulrich Jakob weltweit 40.000 Unterschriften, getragen von 65 Organisationen und 63 Wissenschaftlern, mit dem Begehren, die mobilfunkfreundlichen Mitglieder (Siehe Anlage 1) der ICNIRP durch unabhängige Wissenschaftler zu ersetzen. Diese Petition wurde an den UNO-Generalsekretär Kofi Annan geschickt. Nach einem dreiviertel Jahr des Wartens und der mehrfachen Anfrage kam schließlich die verlegene Antwort der Vertretung des Generalsekretärs, vom Sitz der WHO in Genf, und dieser Brief schlug vom Inhalt ein wie eine Bombe.

Einen Link auf die Kärntener kann ich nicht setzen, denn die unsägliche Website des Dr. Erwin Tripes ist zum Wohle der Menschheit sang- und klanglos in die ewigen Jagdgründe eingegangen.

Hintergrund
Was das www über WHO und Tabak weiß

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
ICNIRP, Jakob, WHO, Dummheit, Narrenhaus, Kärnten, Kolportage, Tripes, Annan

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