Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen (Allgemein)
Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen
Im jüngsten T-Punkt-Prospekt flöten die Weber von Tee-Mobil auf der Titelseite fröhlich: Mit dem Handy zu Hause unglaublich günstig ins deutsche Festnetz telefonieren! Der Dunstkreis um den eigenen Wohnsitz, innerhalb dem man so unglaublich günstig telefonieren können soll, beträgt bis zu 2 km. Das Prinzip ist simpel, anhand der bei einem Gespräch genutzten Mobilfunk-Basisstation erkennt Tee-Mobil, ob der Gebührenzähler mit dem unglaublich günstige Tarif fürs Festnetz tickt, oder eben mit einem anderen, teureren Tarif.
Die Werbebotschaft ist eindeutig: Leute, pfeift aufs Festnetz, nehmt lieber das Handy. Ein bißchen verwässert wird diese Botschaft noch von den DECT-Schnurlostelefonen, die auf der Folgeseite im Prospekt beworben werden, aber dieser Schönheitsfehler wird im Laufe der Zeit vermutlich beseitigt, indem keine DECT-Geräte mehr angeboten werden (wozu auch?).
Was könnte der Grund dafür sein, dass Tee-Mobil mit seinen Handy-Tarifen dem Festnetz das Wasser abgräbt? Nun, vielleicht will die Telekom das Festnetz, weil wartungsintensiv, mittelfristig loswerden. Wäre aus Sicht der Mobilfunker ja auch zu schön, wenn eine Familie dann nicht mehr die eine Grundgebühr für einen Festnetzanschluss zahlen muss, sondern für die Handys in der Familie zusätzlich zu den Gesprächs- auch noch die mehrfachen Grundgebühren anfallen.
Ob diese These stimmt, wird die Zukunft zeigen. Und wenn sie stimmt, dann wird der Tag kommen, da die Inhaber von Festnetzanschlüssen ihren Augen nicht trauen werden, wenn die Gebührenabrechnung ins Haus kommt. Wie sonst, wenn nicht durch saftige Gebührenerhöhungen, könnten hartnäckige Festnetzanwender den Mobilfunknetzen in die Maschen getrieben werden? Also Leute, Augen auf: Die Tarifentwicklung in den Fest- und Mobilfunknetzen zeigt uns, wo es lang gehen wird und ob unsere Festnetztelefone Todgeweihte sind.
Mit Genion hat O2 das jetzt von Tee-Mobil propagierte Tarifmodell schon seit Jahren im Programm und auch Vodafone startet einen solchen Angriff aufs Festnetz.
Gegenwärtig ist unglaublich günstig freilich noch unverschämt teuer, denn pro Minute will Tee-Mobil immerhin noch 4 Cent haben. Da bleibe ich doch lieber beim Festnetz, mit einer Call-by-Call-Vorwahl lassen sich dort Telefonate schon für weniger als 1 Cent/Minute führen.
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –