Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 11.03.2006, 15:18 (vor 6593 Tagen)

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Im jüngsten T-Punkt-Prospekt flöten die Weber von Tee-Mobil auf der Titelseite fröhlich: Mit dem Handy zu Hause unglaublich günstig ins deutsche Festnetz telefonieren! Der Dunstkreis um den eigenen Wohnsitz, innerhalb dem man so unglaublich günstig telefonieren können soll, beträgt bis zu 2 km. Das Prinzip ist simpel, anhand der bei einem Gespräch genutzten Mobilfunk-Basisstation erkennt Tee-Mobil, ob der Gebührenzähler mit dem unglaublich günstige Tarif fürs Festnetz tickt, oder eben mit einem anderen, teureren Tarif.

Die Werbebotschaft ist eindeutig: Leute, pfeift aufs Festnetz, nehmt lieber das Handy. Ein bißchen verwässert wird diese Botschaft noch von den DECT-Schnurlostelefonen, die auf der Folgeseite im Prospekt beworben werden, aber dieser Schönheitsfehler wird im Laufe der Zeit vermutlich beseitigt, indem keine DECT-Geräte mehr angeboten werden (wozu auch?).

Was könnte der Grund dafür sein, dass Tee-Mobil mit seinen Handy-Tarifen dem Festnetz das Wasser abgräbt? Nun, vielleicht will die Telekom das Festnetz, weil wartungsintensiv, mittelfristig loswerden. Wäre aus Sicht der Mobilfunker ja auch zu schön, wenn eine Familie dann nicht mehr die eine Grundgebühr für einen Festnetzanschluss zahlen muss, sondern für die Handys in der Familie zusätzlich zu den Gesprächs- auch noch die mehrfachen Grundgebühren anfallen.

Ob diese These stimmt, wird die Zukunft zeigen. Und wenn sie stimmt, dann wird der Tag kommen, da die Inhaber von Festnetzanschlüssen ihren Augen nicht trauen werden, wenn die Gebührenabrechnung ins Haus kommt. Wie sonst, wenn nicht durch saftige Gebührenerhöhungen, könnten hartnäckige Festnetzanwender den Mobilfunknetzen in die Maschen getrieben werden? Also Leute, Augen auf: Die Tarifentwicklung in den Fest- und Mobilfunknetzen zeigt uns, wo es lang gehen wird und ob unsere Festnetztelefone Todgeweihte sind.

Mit Genion hat O2 das jetzt von Tee-Mobil propagierte Tarifmodell schon seit Jahren im Programm und auch Vodafone startet einen solchen Angriff aufs Festnetz.

Gegenwärtig ist unglaublich günstig freilich noch unverschämt teuer, denn pro Minute will Tee-Mobil immerhin noch 4 Cent haben. Da bleibe ich doch lieber beim Festnetz, mit einer Call-by-Call-Vorwahl lassen sich dort Telefonate schon für weniger als 1 Cent/Minute führen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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, Festnetz

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Fee, Samstag, 11.03.2006, 16:40 (vor 6593 Tagen) @ H. Lamarr

Gegenwärtig ist unglaublich günstig freilich noch unverschämt teuer, denn pro Minute will Tee-Mobil immerhin noch 4 Cent haben. Da bleibe ich doch lieber beim Festnetz, mit einer Call-by-Call-Vorwahl lassen sich dort Telefonate schon für weniger als 1 Cent/Minute führen.

Dazu hätte ich eine Frage: haben Sie eigentlich ein Handy?

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 12.03.2006, 15:10 (vor 6592 Tagen) @ Fee

Dazu hätte ich eine Frage: haben Sie eigentlich ein Handy?

Wenn Sie damit meinen, ob ich ein Handy zum Telefonieren verwende: Nein, niemand in unserer 5-köpfigen Familie telefoniert mit dem Handy, nicht erst seit gestern, sondern seit vielen Jahren nicht. Dennoch haben wir einige Handys, die wir für Fotos oder Versuche verwenden. Da sind wir dann tatsächlich konsequent, selbst wenn's wirtschaftlich unsinnig ist: Für Monitoring-Versuche mit einem Siemens S4 haben wir mal eine Prepaid-SIM-Karte gekauft. Für die Versuche genügte uns aber die Gratis-Gebührenansage des Betreibers. Nach einem Jahr verfiel das gesamte Guthaben der Karte, weil wir kein einziges gebührenpflichtiges Telefonat geführt hatten. Eine Heldentat war das nicht: Wir haben's einfach nicht gebraucht, wir kommen auch ohne Handy bestens zurecht und trainieren damit (wie früher normal) ständig unsere vorausblickenden Koordinationsfähigkeiten, etwas, was m. M. nach bei Handy-Anwendern im Laufe der Zeit verkümmert.

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Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

shimra, Sonntag, 12.03.2006, 19:26 (vor 6591 Tagen) @ H. Lamarr

Koordinationsfähigkeiten, etwas, was m. M. nach bei Handy-Anwendern im Laufe der Zeit verkümmert.

Genau , und es ist nicht die einzige Fähigkeit , die verkümmert. Das gäbe eine ganze Liste. Zudem wird unser natürliches Bedürfnis nach der Abenteuerlichkeit des Lebens und nach einem gewissen Schutz durch Anonymität völlig untergraben.- Dafür brauchen wir dann umso mehr virtuelle Action , in Form von Gewaltfilmen oder betreiben irgendeinen hirnverrückten Abenteuersport.
shimra

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Doris @, Montag, 13.03.2006, 18:25 (vor 6590 Tagen) @ shimra

Genau , und es ist nicht die einzige Fähigkeit , die verkümmert. Das gäbe eine ganze Liste. Zudem wird unser natürliches Bedürfnis nach der Abenteuerlichkeit des Lebens und nach einem gewissen Schutz durch Anonymität völlig untergraben.- Dafür brauchen wir dann umso mehr virtuelle Action , in Form von Gewaltfilmen oder betreiben irgendeinen hirnverrückten Abenteuersport.

Die Menschen wirken auf mich jedoch nicht glücklicher, seit sie überall erreichbar sind. Man muss mal die Nervosität und Hektik beobachten, die entsteht, wenn ein Handy klingelt. Oft scheint es, sie erkennen nicht mal ihren eigenen gewählten - manchmal grausigen - Klingelton, sondern sobald es klingelt, kramt jeder mit ganz verbissenem Gesicht ganz hektisch in seiner Hosentasche herum. Ich jobbe ein paar Stunden in einem größeren Supermarkt und es ist traurig, dass man bei anstehenden Problemen mit den zuständigen Leitern keine 5 Worte mehr reden kann, ohne dass nicht ihr Handy klingelt. Irgendwann läuft man dann einfach wieder davon, weil man es aufgibt, man kommt nie miteinander ins Gespräch und irgendwann wird es einem zu blöde. Mir tun die Leute wirklich leid, die wissen gar nicht mehr, dass diese ständige Erreichbarkeit furchtbar sein kann.:crying:
Auch wenn ich zu der aussterbenden Art gehören werde, ich bin eigentlich sehr stolz darauf, kein Handy zu haben. Auch wenn die Leute, die mich nach meiner Handynummer fragen, anschauen, wie wenn ich eine ansteckende Krankheit hätte.:lol: :lol2:
Übrigens, Schimra, ich freue mich, dass Sie wieder mal was von sich hören lassen, ich habe schon gedacht, dieses - nach wie vor - sehr harmonische und angenehme Forum hat Sie verloren.;-)

Herzl. Grüße
Doris

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

charles ⌂ @, Montag, 13.03.2006, 20:27 (vor 6590 Tagen) @ Doris

Hallo Doris,

so vergeht es mir auch.

Sie kommen in einem Laden für eine Waschmaschine oder ein Fernseher.
Da gibt es 5 Personen als Personal.
Einer ist mit eine KUnde beschäftigt.
Die vier anderen stehen herum und blabbern in ihr Handy.
Ganz wichtig. Sie schauen mtlerweilen auf Papiere oder sonstiges.
Nach fünf Minuten habe ich es gesehen und gehe in ein anderer Laden.

Da spielt sich das gleiche ab.

Von Zuhause rufe ich dann ein Laden an (falls ich durchkomme) und frage was die oder die maschine kostet und was der Lieferzeit ist.
Man bittet mich dan in den Laden vorbei zu kommen, aber dan antworte ich das man keine Zeit für mich hat.

Deswegen machen die Internet-Firmen bessere Geschäfte, weil die normale Läden keine Zeit mehr für ihre Kunden haben.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

shimra, Montag, 13.03.2006, 20:53 (vor 6590 Tagen) @ Doris

Übrigens, Schimra, ich freue mich, dass Sie wieder mal was von sich hören lassen, ich habe schon gedacht, dieses - nach wie vor - sehr harmonische und angenehme Forum hat Sie verloren.;-)


Danke Doris. Nein, nein , mich gibts noch immer in aktiver Form und je länger ich dem Treiben in Sachen Handys zuschaue , umso grausiger finde ich`s.
Die genau gleiche Erfahrung mit dauertelefonierenden handyverklebten Ohren bei Verkäufern oder anderen "Dienstleistern" habe ich gerade vor ein paar Tagen auch gemacht. Als ich mein Auto zur Ueberprüfung eines Klopfgeräusches in die Werkstatt brachte , konnte ich keine 5 Minuten mit dem Mechaniker reden, er untersuchte mein Auto und telefonierte die ganze Zeit über praktisch mit dem Handy. Auf meine Fragen konnte er kaum antworten , man kommt sich dabei wie unsichtbar vor , obwohl man real hier steht. Es ist eine Zumutung , jeder ärgert sich darüber , so behandelt zu werden , aber fast jeder tut es. Es gilt : Wer anruft , hat Vorrang! - Ja klar, weil das aufdringliche Geklingel einem sonst grausam auf die Nerven geht...
Grüsse shimra

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

H. Lamarr @, München, Montag, 13.03.2006, 22:14 (vor 6590 Tagen) @ shimra

Übrigens, Schimra, ich freue mich, dass Sie wieder mal was von sich hören lassen, ich habe schon gedacht, dieses - nach wie vor - sehr harmonische und angenehme Forum hat Sie verloren.;-)

Danke Doris. Nein, nein , mich gibts noch immer in aktiver Form

Mich freut's auch, dass Sie wieder mit dabei sind :waving:

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Schutti @, Dienstag, 14.03.2006, 20:06 (vor 6589 Tagen) @ shimra
bearbeitet von KlaKla, Donnerstag, 16.03.2006, 10:07

Übrigens, Schimra, ich freue mich, dass Sie wieder mal was von sich hören lassen, ich habe schon gedacht, dieses - nach wie vor - sehr harmonische und angenehme Forum hat Sie verloren.;-)


Danke Doris. Nein, nein , mich gibts noch immer in aktiver Form und je länger ich dem Treiben in Sachen Handys zuschaue , umso grausiger finde ich`s. Die genau gleiche Erfahrung mit dauertelefonierenden handyverklebten Ohren bei Verkäufern oder anderen "Dienstleistern" habe ich gerade vor ein paar Tagen auch gemacht. Als ich mein Auto zur Ueberprüfung eines Klopfgeräusches in die Werkstatt brachte , konnte ich keine 5 Minuten mit dem Mechaniker reden, er untersuchte mein Auto und telefonierte die ganze Zeit über praktisch mit dem Handy. Auf meine Fragen konnte er kaum antworten , man kommt sich dabei wie unsichtbar vor , obwohl man real hier steht. Es ist eine Zumutung , jeder ärgert sich darüber , so behandelt zu werden , aber fast jeder tut es. Es gilt : Wer anruft , hat Vorrang! - Ja klar, weil das aufdringliche Geklingel einem sonst grausam auf die Nerven geht...

Sicherlich.
Andererseit erwartet man dass man sofort am Besten gleich den Techniker ans Telefon bekommt.
Wer kann sich heute noch vernünftigen Telefonsupport leisten?

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

charles ⌂ @, Samstag, 11.03.2006, 20:40 (vor 6592 Tagen) @ H. Lamarr

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Ich verstehe das nicht.

Das Festnetz bedient auch mit ADSL das Internet.
Über Internet kann man schon frei günstig auch telefonieren, und man will Fernsehen auch über Internet propagieren.

Wenn das Festnetz wegfallen würde muss man zum Kabelanschluss umsteigen.

Ist das der Hintergrund?

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Schutti @, Sonntag, 12.03.2006, 01:29 (vor 6592 Tagen) @ charles
bearbeitet von KlaKla, Donnerstag, 16.03.2006, 10:05

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Ich verstehe das nicht. Das Festnetz bedient auch mit ADSL das Internet. Über Internet kann man schon frei günstig auch telefonieren, und man will Fernsehen auch über Internet propagieren. Wenn das Festnetz wegfallen würde muss man zum Kabelanschluss umsteigen.

Mein Festnetztelefon ist mittels Kabel angeschlossen.
Ich meine dass mein Betreiber nicht die Kupferdrähte nutzt sondern jenes KAbel welches auch die TV Programme liefert und über das ich ins Internet gehe.
Ausser dass da eine Telefondose ist welche ihrerseits an den Westernstecker der Kabelinstallation angeschlossen ist ist kein Unterschied, ich benutze normale Telefone daran.
Voip ist der nächste Schritt.

Bei uns in AT ist es aber bereits so dass Festnetzt nur mehr genommen wird wenn es nix extra kostet, jeder hat ein Handy.

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

H. Lamarr @, München, Montag, 13.03.2006, 22:38 (vor 6590 Tagen) @ charles

Das Festnetz bedient auch mit ADSL das Internet.

ADSL2+ bietet 16 MBit/s bis 25 MBit/s, VDSL legt später nochmal nach und kommt auf 50 MBit/s. Damit ist beim Festnetz erst einmal Schluss. Nicht so bei den Funkern. Da kommt der neue W-LAN-Standard 802.11n mit theoretischen Datenraten von sagenhaften 300 MBit/s bis 600 MBit/s.

Ich stelle mir das so vor, dass in ein paar Jahren Neubaugebiete gar nicht mehr flächendeckend mit Telefonkabeln erschlossen werden, sondern gleich die Funkanbindung an die diversen Netze (WiMax, UMTS, 4G) praktiziert wird. Noch ein paar Jahre später könnte dann das Auflassen (Rückbau) der vorhandenen Telefonkabel-Infrastruktur beginnen. Ist alles nur eine Hypothese, die mir aber plausibel erscheint und als Frühindikator scheint mir die Tarifentwicklung für Festnetz- und Funkanschluss das richtige Lackmuspapier zu sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Der Angriff auf das Festnetz hat begonnen

Schutti @, Dienstag, 14.03.2006, 18:10 (vor 6589 Tagen) @ H. Lamarr

Ich stelle mir das so vor, dass in ein paar Jahren Neubaugebiete gar nicht mehr flächendeckend mit Telefonkabeln erschlossen werden, sondern gleich die Funkanbindung an die diversen Netze (WiMax, UMTS, 4G) praktiziert wird. Noch ein paar Jahre später könnte dann das Auflassen (Rückbau) der vorhandenen Telefonkabel-Infrastruktur beginnen. Ist alles nur eine Hypothese, die mir aber plausibel erscheint und als Frühindikator scheint mir die Tarifentwicklung für Festnetz- und Funkanschluss das richtige Lackmuspapier zu sein.

Bei uns sind die Wohngebiete flächendeckend mit Kupferdrähte versorgt.
Im Osten zum Beispiel war bis zur Wende ein eigenes Telefon etwas sehr seltenes.
Dort macht man sich teilweise nicht die Mühe erst die veralterten und stark überlasteten Drähte zu nutzen sondern stellt lieber viel einfacher gleich Sendemesten auf.
Inklusive aller Vorteile des mobilen Telefons inklusive.
Genauso gehts vielen Ländern ausserhalb der 1ten Welt.
Einzelne Pukte wie Sendemasten lassen sich leichter aufstellen wie Drähte verlegen (oder bei größeren Distanzen spannen) und Richtfunkstrecken lassen sich micht so leicht zwecks Kupfergewinnung klauen.

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