Bundeskabinett gibt Frequenzen für schnelles Internet frei (Allgemein)

Raylauncher @, Freitag, 13.02.2015, 19:18 (vor 3331 Tagen)

Das Bundeskabinett hat die politischen Voraus­setzungen für die Versteigerung der Frequenzen um 700 MHz geschaffen. Die bisherigen Fernseh-Frequenzen sollen im Frühjahr neu vergeben werden und dann den Mobil­funkern für neue Netze zur Breitband-Versorgung zur Verfügung stehen.

Die demnächst zu versteigernden Frequenzblöcke im 700 MHz-Bereich sind aufgrund ihrer relativ großen Wellenlänge für die Funkversorgung ländlicher Gebiete besser geeignet als die Mobilfunkfrequenzen in den höheren Bändern des Spektrums. Dies begründet sich im Wesentlichen durch ausgeprägtere Beugungseffekte und eine geringere Dämpfung durch Vegetation. Das bisher für diesen Zweck eingesetzte 800 MHz-Band umfasst 6 gepaarte 5 MHz-Blöcke. Mit dem 700 MHz-Band kommen nun weitere 6 Blöcke dazu (= 2x30 MHz).

Der Bundestag bringt mit diesem Beschluss den politischen Willen zum Ausdruck, die Breitbandversorgung ländlicher Gebiete noch mehr als bisher auch unter Nutzung von Funkdiensten zu ermöglichen. Damit wird es für Bürgerinitiativen in ländlichen Gebieten wohl zunehmend schwerer werden, Politiker für ihre Interessen zu vereinnahmen und Sendemasten zu verhindern. Für kleinere Ortslagen und zersiedelte Gebiete ist es oft kaum möglich, einen leitergebundenen Ausbau in der geforderten Übertragungsbandbreite zu finanzieren. Für diese Einsatzszenarien sind Funkanwendungen ideal. Ein Politiker, der sich vor den Karren von Funkgegnern spannen lässt, wird es in Zukunft schwer haben, sich seiner Bevölkerung zu erklären, wenn diese am Ende ohne schnelles Internet dasteht. Für kleinere Ortschaften entwickelt sich dieser Sachverhalt zur Existenzfrage. Zahlenmäßig überwiegen deshalb vielerorts bereits die Befürworter eines Mobilfunkausbaus und treten verstärkt öffentlich in Erscheinung, wenn "Wutbürger" gegen einen geplanten Mastbau aufbegehren (z.B.Hauzenberg ). Denn schneller als manchem lieb sein dürfte, wird sich der angebliche Wertverlust des Eigenheims durch einen Sendemast in einen Wertverlust aufgrund fehlender Breitbandanbindung wandeln.

Raylauncher

Tags:
Frequenzen, Mobilfunkausbau

Bundeskabinett gibt Frequenzen für schnelles Internet frei

H. Lamarr @, München, Freitag, 13.02.2015, 22:17 (vor 3330 Tagen) @ Raylauncher

Für kleinere Ortschaften entwickelt sich dieser Sachverhalt zur Existenzfrage.

Was meinen Sie damit? Geschäftsleute?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Bundeskabinett gibt Frequenzen für schnelles Internet frei

Trebron, Samstag, 14.02.2015, 09:22 (vor 3330 Tagen) @ H. Lamarr

Raylauncher schrieb:

Für kleinere Ortschaften entwickelt sich dieser Sachverhalt zur Existenzfrage. … Denn schneller als manchem lieb sein dürfte, wird sich der angebliche Wertverlust des Eigenheims durch einen Sendemast in einen Wertverlust aufgrund fehlender Breitbandanbindung wandeln.

Frage von Spatenpauli:

Was meinen Sie damit? Geschäftsleute?

So kann wirklich nur jemand aus der Großstadt fragen ;-) .
Den Prozess kann man in ländlichen Lokalzeitungen aber gut verfolgen. Früher konnte ein Dorf- oder Kleinstadtbürgermeister mit billigen Grundstücken Gewerbesteuer-Zahler anlocken. Heute wird dazu noch günstige Anbindung an schnelle Straßen und, zwingend(!) schnelle Internet-Verbindung gefordert. Wo das nicht gegeben ist, stagniert das örtliche Gewerbe und setzt sich mittelfristig ab. Post- und Bankfiliale sind schon längst weg, Bäcker und Fleischer werden als Filialen betrieben. Die bürgerliche Gaststätte weicht der Dönerbude. Leerstände von Büros und Werkstätten mehren sich. Nachdem der praktische Arzt aufgegeben hat, wandert die Apotheke ab. Und nimmt Familien mit Schulkindern gleich mit. Darunter der Versicherungsvertreter und der Steuerberater, die weitgehend online arbeiten. Wenn der Domino-Effekt voll zugeschlagen hat, sind nur noch die Rentner mit eigener Immobilie übrig. Alle anderen sind drei Dörfer weiter aufgeschlagen, wo es z.B. Glasfaser gibt. Der Kommune bricht die Gewerbesteuer weg, die laufenden Kosten für die vorhandene Infrastruktur werden aber nicht geringer. Guter Zeiger dafür: Bürgermeister bedrängen die Netzanbieter mit Ausbau-Wünschen und werden dabei von der Grünen-Fraktion unterstützt. Deren Mitgliede sind zwar eher selten Gewerbetreibende. Aber zur heilen Welt gehören eben auch der örtliche Kindergarten und die Grundschule. Und wenn die erst wackeln? Dann merken auch die Gutmenschen, das in einem Freilichtmuseum nicht gut leben ist.
Sorry für den Roman …

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