CERENAT Studie: Mobiltelefone und Gehirntumore (Forschung)

Doris @, Montag, 12.05.2014, 22:29 (vor 3609 Tagen)

Die multizentrische Fall-Kontrollstudie wurde zwischen 2004 und 2006 in 4 Gebieten Frankreichs durchgeführt und zeigt einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzern und Gehirntumoren.

Statistisch signifikant war der Zusammenhang bei starken Nutzern , zwischen Nichtnutzern und normalen Nutzern gab es keinen Unterschied.
Das Risiko war höher bei/für Gliome, temporalen Tumoren, und beruflichen Nutzer sowie Nutzern in Städten.

Studien-Abstract:

Mobile phone use and brain tumours in the CERENAT case-control study
Gaëlle Coureau1,2,3, Ghislaine Bouvier1,2, Pierre Lebailly4,5,6, Pascale Fabbro-Peray7,8, Anne Gruber1, Karen Leffondre2, Jean-Sebastien Guillamo9, Hugues Loiseau10, Simone Mathoulin-Pélissier2, Roger Salamon2,3, Isabelle Baldi

2011 gab es schon mal eine Studie aus Frankreich (Gironde) mit nahezu denselben Wissenschaftlern

Berufliche und häusliche Exposition bei elektromagnetischen Feldern und das Risiko für Hirntumor bei Erwachsenen: eine Fall-Kontroll-Studie in Gironde, Frankreich.

Damals kamen die Autoren zum Schluss, dass extrem niederfrequente Felder in Zusammenhang mit Meningiome stehen könnten. Einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzung und Hirntumoren wurden damals jedoch ausgeschlossen. Der Beobachtungszeitraum war jedoch auch früher (1999 - 2001)

Tags:
Studie, NF, Hirntumor

CERENAT Studie: Mobiltelefone und Gehirntumore

H. Lamarr @, München, Dienstag, 13.05.2014, 00:40 (vor 3608 Tagen) @ Doris

Die multizentrische Fall-Kontrollstudie wurde zwischen 2004 und 2006 in 4 Gebieten Frankreichs durchgeführt und zeigt einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzern und Gehirntumoren.

Statistisch signifikant war der Zusammenhang bei starken Nutzern , zwischen Nichtnutzern und normalen Nutzern gab es keinen Unterschied.
Das Risiko war höher bei/für Gliome, temporalen Tumoren, und beruflichen Nutzer sowie Nutzern in Städten.

Mich erinnert diese Arbeit stark an Interphone. Und die franz. Interphone-Teilstudie kam mit ihrer Datenerhebung von 2001 bis 2003 ja auch zu ähnlichen Ergebnissen. Was mich stutzig macht ist: Interphone hat insgesamt ungleich mehr Probanden gehabt und schlampig war diese Arbeit auch nicht gemacht, dennoch hat die IARC am Ende dieser Großstudie trocken feststellen müssen: "This led to the overall conclusion that bias and error prevent a causal interpretation."

Die Datenerhebung bei "Cerenat" schloß sich nahtlos an die von Interphone (FRA) an. Das heißt: Die erheblichen Einschränkungen, die sich bei Interphone im Laufe der Zeit auch aufgrund der interessanten "Validation studies" bis 2011 heraus schälten, waren der Cerenat-Arbeitsgruppe damals noch nicht bekannt. Womit ich sagen möchte: Auch wenn die Studie erst jetzt im Mai 2014 publiziert wurde, müsste sie die gleichen "Mängel" der Datenerhebung aufweisen wie Interphone. Mit "Mängel" meine ich z.B. das Über-/Unterschätzen von Handy-Nutzungszeiten durch Studienteilnehmer, wodurch die Gruppenzuordnungen (Wenig-/Viel-/Kurz-/Langzeittelefonierer) verfälscht werden. Wahrscheinlich gehen die Autoren im Volltext auf diese Problematik ein.

Randnotiz: Bei Gigaherz weist ein bis dato dort unbekannter "ralf24" auf die "Cerenat-Studie hin. Titel seines Postings: Erneuter Hinweis auf erhötes Hirntumorrisiko. "Erneut"! Das lässt einen schon mal leicht frösteln. Da zu "erneut" aber nicht recht passen mag, dass die Datenerhebung dieser Arbeit vor zehn Jahren begann und vor acht Jahren aufhörte, zitiert der schlaue "ralf24" den Abstract der Studie leicht gekürzt. Da diese subtile Form der Beeinflussung typisch für einen bestimmten Anti-Mobilfunk-Verein ist, gehe ich davon aus, dass "ralf24" gerne Maultaschen isst :waving:.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Nutzungsdauer, Handy-Nutzungszeit

CERENAT Studie: Mobiltelefone und Gehirntumore

Doris @, Dienstag, 13.05.2014, 08:03 (vor 3608 Tagen) @ H. Lamarr

Wahrscheinlich gehen die Autoren im Volltext auf diese Problematik ein.


Von der von mir in meinem Text erstgenannten Studie (Gironde) ist der Volltext verfügbar und dort steht auch was zu der jetzt veröffentlichten CERENAT Studie.

CERENAT Studie: Reaktion vom FMK

Alexander Lerchl @, Dienstag, 13.05.2014, 15:57 (vor 3608 Tagen) @ Doris

FMK Reaktion: Französische Hirtumor-Studie hält Plausibilitätscheck nicht stand

Utl.: Studienergebnis deckt sich nicht mit statistischen Zahlen -
Hirntumore sind rückläufig =

Wien (OTS) - Die soeben in den Medien diskutierte, französische
Hirtumorstudie behauptet, dass wer mehr als 15 Stunden monatlich mit
dem Handy telefoniert, einem höheren Risiko ausgesetzte ist, an einem
Kopftumor zu erkranken.

Dabei wurden weniger als 350 Kopftumorpatienten nach ihrem
Telefonierverhalten befragt.

Diese Studie besteht aber den praktischen Plausibilitätscheck
nicht: Denn wären die Ergebnisse der französischen Studie nur
annähernd im Bereich des Wahrscheinlichen, müsste man heute auch in
der österreichischen Bevölkerung - zählen doch die Österreicher von
Beginn an zu den "Heavy-Usern" des Mobilfunks - eine um zumindest
30% höhere Kopftumor-Inzidenzrate finden als noch vor rund 20 Jahren.
Ein Blick in die Daten der Statistik Austria besagt aber das
Gegenteil: In der Zeit seit Beginn des flächendeckenden
GSM-Mobilfunks 1995 hat sich die Inzidenzrate von Kopftumoren von 9,9
Fälle pro 100.000 sogar auf rund 9 Fälle pro 100.000 reduziert, auch
die Gehirn-Krebsinzidenz ist mit 5,4 Fälle pro 100.000 im Jahr 1996
und rund 5 Fälle pro 100.000 rückläufig.

--
"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
FMK

CERENAT Studie: Reaktion aus Dänemark

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.05.2014, 12:52 (vor 3607 Tagen) @ Alexander Lerchl

FMK Reaktion: Französische Hirtumor-Studie hält Plausibilitätscheck nicht stand

Utl.: Studienergebnis deckt sich nicht mit statistischen Zahlen -
Hirntumore sind rückläufig

Für Österreich mag das stimmen.

In Dänemark sieht es anders aus. Die Kurve unten gilt für Hirntumoren.

[image]

Quelle der Daten ist Nordcan, der jährliche Zuwachs während der vergangenen zehn Jahre beträgt 3,8 Prozent (Männer) und 4,3 Prozent (Frauen).

Gäbe es in Dänemark ein FMK, könnte dieses die Statistik nicht bemühen, Mobilfunkgegnerin Mona Nilsson dagegen hätte Wasser auf ihre Mühlen. Die Glaubwürdigkeit der freien Autorin Nilsson hat bei mir allerdings schwer gelitten, als bekannt wurde, dass sie auch für den Ex-Tabaklobbyisten Adlkofer in die Tasten greift. Erklärungsnotstand dürfte auch darüber herrschen, dass der Zuwachs der Inzidenzrate nicht erst seit Einführung des GSM-Mobilfunks in den 1990-ern zu erkennen ist, sondern seit den 1950-ern. Allerdings nimmt die Steigung in den jüngeren Jahren leicht zu.

Nicht allein auf Dänemark bezogen, sondern auf alle nordischen Länder sieht es wieder besser aus, der Jahreszuwachs an Hirntumoren während der vergangenen zehn Jahre beträgt dann 0,9 Prozent (m) und 0,4 Prozent (f).

Irgendwas müssen speziell die Dänen falsch machen. Die große Kohortenstudie von Schüz findet offensichtlich genau am richtigen Fleck statt.

--
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Adlkofer, Pandora, Nilsson, Inzidenzrate, Gläubwürdigkeit

CERENAT Studie: Reaktion aus Dänemark

Doris @, Mittwoch, 14.05.2014, 13:33 (vor 3607 Tagen) @ H. Lamarr

Für Österreich mag das stimmen.

In Dänemark sieht es anders aus

Mobilfunkgegnerin Mona Nilsson dagegen hätte Wasser auf ihre Mühlen. Die Glaubwürdigkeit der freien Autorin Nilsson hat bei mir allerdings schwer gelitten, als bekannt wurde, dass sie auch für den Ex-Tabaklobbyisten Adlkofer in die Tasten greift.

Nicht allein auf Dänemark bezogen, sondern auf alle nordischen Länder sieht es wieder besser aus, der Jahreszuwachs an Hirntumoren während der vergangenen zehn Jahre beträgt dann 0,9 Prozent (m) und 0,4 Prozent (f).

Der aktuelle SCENIHR Report wird von den Kritikern auch auseinandergenommen.

Und weil es zu Ihrem oben Geschriebenen passt, hier einen Link zu Mona Nilssons Stellungnahme zum SCENIHR Report

Dort ist eine Tabelle der Gehirntumorentwicklung in den nordischen Ländern Dänemark, Norwegen und Finnland enthalten.

Selbstdarstellerin, schwedische

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 15.05.2014, 01:51 (vor 3606 Tagen) @ Doris

Und weil es zu Ihrem oben Geschriebenen passt, hier einen Link zu Mona Nilssons Stellungnahme zum SCENIHR Report

Was um alles in der Welt qualifiziert eine schwedische Journalistin, eine "Stellungnahme" zum SCENIHR-Report zu verfassen? Ist die Frau Wissenschaftlerin? Hat Sie irgendeine Ausbildung, die sie befähigt, fachlich qualifiziert in der Anti-Mobilfunk-Debatte mitzumischen? Nein, weder das eine noch das andere trifft zu. Mona Nilsson ist Autodidaktin, hat beizeiten die Seite der Mobilfunkgegner gewählt (da kann man so schön den Bürgeranwalt raushängen lassen) und gilt heute in Schweden im Kreis der lieben Mitstreiter als Fachfrau, so wie bei uns beispielsweise ein gelernter Drucker sich als Fachmann für Mobilfunkfragen sieht und eine Blitzkarriere zum "Leiter Ressort Wissenschaft von Diagnose-Funk" hingelegt hat.

Ich komme mit diesen Selbstdarstellern schon lange nicht mehr klar, insbesondere nicht mit deren penetranter Selbstüberschätzung. Das sind mMn Regionalligisten, die glauben in der Bundesliga spielen zu können. Mona will ihr Buch an den Mann bringen und sich als Anti-Mobilfunk-Schreiberin empfehlen (hat mit Adlkofer ja bereits bestens geklappt), der Drucker genießt dagegen mMn die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird seit er auf den Zug der Mobilfunkgegner aufgesprungen ist. Es gibt noch ein paar andere Länder mit solchen auffälligen Elektrosmog-Selbstdarstellern, in UK etwa Eileen O., in Kanada Magda H., in USA Devra D. oder in CH der emsige Peter S.

Mir spricht der nachdenkliche Spaßvogel D. Nuhr ganz aus der Seele, wenn er sagt: Jeder darf eine eigene Meinung haben, er muss aber nicht!

Mona lästet in ihrer "Stellungnahme" z.B. über Schüz' große Kohortenstudie (Dänemark) kräftig ab, als ob sie die Lehrerin sei und das SCENIHR die Schüler. Die Kritikpunkte an dieser Studie haben sich inzwischen herum gesprochen, sie lassen sich alle von Googles Gnaden recherchieren. Und dann tut sie gerade so, als ob diese Kohortenstudie deshalb unter anderem von der IARC glatt vom Tisch gewischt worden sei. Ich hab' das gerade mal im Monograph 102 auf Seite 199f. nachgelesen, was die IARC wirklich sagt und darf feststellen: Mona schreibt tendenziösen Käse, wie ihn eben dilettantische Mobilfunkgegner am laufenden Band produzieren. Wie hart die IARC mit Studien ins Gericht geht, die sie wirklich für Schrottstudien hält, kann man im selben Dokument nachlesen. Man muss nur nach den hinlänglich bekannten Studien des Nailaer Allgemeinarztes H. Eger forschen.

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Tags:
SCENIHR, Autodidakt, Nilsson

CERENAT-Studie: Baldi relativiert Ergebnisse

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 15.05.2014, 13:26 (vor 3606 Tagen) @ Doris

Die multizentrische Fall-Kontrollstudie wurde zwischen 2004 und 2006 in 4 Gebieten Frankreichs durchgeführt und zeigt einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzern und Gehirntumoren.

Das FMK (Österreich) teilt mit:

Wien (OTS) - Die Aussagekraft der soeben in den Medien diskutierten, französischen Hirntumorstudie wird selbst von der Autorin Isabelle Baldi relativiert: "Es ist wichtig zu betonen, dass wir nur über eine Assoziation und nicht über eine Ursache sprechen. Das bedeutet daher nicht, dass die intensive Nutzung von Mobiltelefonen zu Hirntumor führt," betont sie.

Das Originalzitat (französisch) ist <hier> nachzulesen.

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CERENAT-Studie: Fehlinterpretationen

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 15.05.2014, 13:33 (vor 3606 Tagen) @ H. Lamarr

Das Originalzitat (französisch) ist <hier> nachzulesen.

Die englische Variante der verlinkten Seite bringt dann auch gleich noch eine Klarstellung für eine Fehlinterpretation der Studie:

The authors of these studies also point out that an exposure of 896 hours or more in a lifetime is not equivalent to 15 hours per month or 30 minutes per day. This figure is an extrapolation, which leads to confusion. When we talk of 30 minutes per day, everyone feels concerned, because this happens to everyone one day, but not every day.
They also emphasise that the number of calls is not associated with tumours.

Kommentar: Diese Klarstellung ist mMn so unklar, dass sie eine Klarstellung verdient, was denn nun wirklich Sache ist.

Hintergrund
So funktioniert Epidemiologie (englisch)

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CERENAT-Studie: Klarstellung geklärt

H. Lamarr @, München, Freitag, 16.05.2014, 00:03 (vor 3605 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Diese Klarstellung ist mMn so unklar, dass sie eine Klarstellung verdient, was denn nun wirklich Sache ist.

Eine Nachfrage des IZgMF bei Isabelle Baldi hat unten in der Klarstellung zu den beiden rot formatierten Texteinschüben geführt. Ich meine, jetzt ist der Text besser verständlich:

The authors of these studies also point out that an exposure of 896 hours or more in a lifetime is not equivalent to 15 hours per month (this is the way our results have been presented in several journals ... because of a rapid calculation : 900 h in 5 years time - mean duration of phone use in the study - corresponds mathematically to 30 minutes per day) or 30 minutes per day. This figure is an extrapolation, which leads to confusion. When we talk of 30 minutes per day, everyone feels concerned, because this happens to everyone one day, but not every day (to reach 900 hrs in 1 year, it supposes that you have to call 30 minutes EVERY DAY FOR 5 YEARS ... this corresponds to 15 hours per month, which is a very large use of phone, observed mainly in occupational users).
They also emphasise that the number of calls is not associated with tumours.

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Daten zu Mobilfunknutzung in Deutschland

Doris @, Donnerstag, 29.05.2014, 10:09 (vor 3592 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Diese Klarstellung ist mMn so unklar, dass sie eine Klarstellung verdient, was denn nun wirklich Sache ist.

Eine Nachfrage des IZgMF bei Isabelle Baldi hat unten in der Klarstellung zu den beiden rot formatierten Texteinschüben geführt. Ich meine, jetzt ist der Text besser verständlich:

The authors of these studies also point out that an exposure of 896 hours or more in a lifetime is not equivalent to 15 hours per month (this is the way our results have been presented in several journals ... because of a rapid calculation : 900 h in 5 years time - mean duration of phone use in the study - corresponds mathematically to 30 minutes per day) or 30 minutes per day. This figure is an extrapolation, which leads to confusion. When we talk of 30 minutes per day, everyone feels concerned, because this happens to everyone one day, but not every day (to reach 900 hrs in 1 year, it supposes that you have to call 30 minutes EVERY DAY FOR 5 YEARS ... this corresponds to 15 hours per month, which is a very large use of phone, observed mainly in occupational users).
They also emphasise that the number of calls is not associated with tumours.

Verstehe ich hier was falsch, wenn ich den Text der Studienautorin so interpretiere, dass es für den gewöhnlichen Bürger eher ungewöhnlich ist täglich 30 Minuten auf dem Handy zu telefonieren?

Eine aktuelle BfS Studie (eingestellt im Gigaherz-Forum)

Differenzierte Betrachtung der Nutzung und der Wahrnehmung des Mobilfunks

liefert aktuelle Zahlen zum Telefonierverhalten des Bürgers

45 Minuten täglich wird durchschnittlich per Handy telefoniert, die jüngere Generation (25 - 34 Jahren) bringt es auf 60 Minuten täglich.

Bei Kindern und Jugendlichen sieht es so aus, dass Kinder das Handy eher zum Spielen und Musik hören benutzen. Bei den Jugendlichen jedoch steht das Telefonieren mehr im Mittelpunkt. 52 % telefonieren täglich mit dem Handy.

Der Report liefert auch noch weitere interessante Daten rund um Nutzung und Wahrnehmung des Mobilfunks

Daten zu Mobilfunknutzung in Deutschland

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 29.05.2014, 16:30 (vor 3592 Tagen) @ Doris

[...] it supposes that you have to call 30 minutes EVERY DAY FOR 5 YEARS ... this corresponds to 15 hours per month, which is a very large use of phone, observed mainly in occupational users)[/color].

Verstehe ich hier was falsch, wenn ich den Text der Studienautorin so interpretiere, dass es für den gewöhnlichen Bürger eher ungewöhnlich ist täglich 30 Minuten auf dem Handy zu telefonieren?

In Frankreich sollten die Nutzungsgewohnheiten nicht total anders sein als in Deutschland. Die Fehleinschätzung von Mme Baldi beruht vermutlich auf ihren eigenen Nutzungsprofil und deutet darauf hin, dass sie entweder a) skeptisch gegenüber Handynutzung eingestellt ist wegen möglicher Risiken oder b), dass sie zu den Leuten zählt, die sich der Handymanie aus Prinzip erfolgreich widersetzt haben. Die erste Variante passt dazu, dass ausgerechnet sie an so einer Studie wie Cerenat beteiligt ist, nicht nur aus beruflichem, sondern eben auch aus persönlichem Interesse.

Die i.A. des BfS ermittelten Handy-Nutzungsdaten bei Jugendlichen sind auf jeden Fall ein guter Grund, das "Risiko Handy" mit Nachdruck weiter zu erforschen. Wie Sie wissen, gingen die bisherigen Studien (Interphone ...) von einer erheblich kürzeren Nutzungsdauer aus und meldeten sogar dabei schon bei Langzeitgebrauch, wenn auch nicht widerspruchsfrei, eine Zunahme von Gliom-Kopftumoren.

Wenn ich mich nicht irre ist für die Cosmos-Studie ein erster Zwischenbericht für 2015 angekündigt worden, dieser Zwischenbericht dürfte eine wichtige Weichenstellung einleiten, entweder zu Warnung oder Entwarnung. Bis dahin ist wirksame Vorsorge beim Handy-Telefonieren keine schlechte Idee. "Wirksame" habe ich geschrieben, weil es auch blödsinnige Tipps gibt, wie etwa Handy nachts nicht auf den Nachttisch legen.

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CERENAT-Studie: unfreiwillige Verkaufsförderung

H. Lamarr @, München, Dienstag, 28.07.2015, 10:22 (vor 3167 Tagen) @ H. Lamarr

Eine Nachfrage des IZgMF bei Isabelle Baldi hat unten in der Klarstellung zu den beiden rot formatierten Texteinschüben geführt. Ich meine, jetzt ist der Text besser verständlich:

The authors of these studies also point out that an exposure of 896 hours or more in a lifetime is not equivalent to 15 hours per month (this is the way our results have been presented in several journals ... because of a rapid calculation : 900 h in 5 years time - mean duration of phone use in the study - corresponds mathematically to 30 minutes per day) or 30 minutes per day. This figure is an extrapolation, which leads to confusion. When we talk of 30 minutes per day, everyone feels concerned, because this happens to everyone one day, but not every day (to reach 900 hrs in 1 year, it supposes that you have to call 30 minutes EVERY DAY FOR 5 YEARS ... this corresponds to 15 hours per month, which is a very large use of phone, observed mainly in occupational users).
They also emphasise that the number of calls is not associated with tumours.

Zu spät! Die Täglich-30-Minuten-am-Handy-macht-Krebs-Interpretation der Cerenat-Studie ist zu verlockend, als dass die "Helfer"-Industrien den Verkauf ihre Produkte damit nicht ankurbeln täten (Beispiel).

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CERENAT-Studie: offener Brief von 15 Ärzten in UK

H. Lamarr @, München, Dienstag, 28.07.2015, 11:46 (vor 3167 Tagen) @ H. Lamarr

Zu spät! Die Täglich-30-Minuten-am-Handy-macht-Krebs-Interpretation der Cerenat-Studie ist zu verlockend, als dass die "Helfer"-Industrien den Verkauf ihre Produkte damit nicht ankurbeln täten (Beispiel).

Auch den obligatorischen zutiefst betroffenen "offenen Brief" von Ärzten, diesmal von 15 der ungefähr 238'000 zugelassenen Ärzte Großbritanniens, hat Cerenat auf dem Gewissen. Mit unterzeichnet hat Daueralarmsirene Dr. Erica Mallery Blythe, die kennen wir von hier.

Hintergrund
Ärzte und Mobilfunk: schlechte Noten für Mediziner

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CERENAT-Studie: Stellungnahme Joachim Schüz

H. Lamarr @, München, Samstag, 17.05.2014, 20:06 (vor 3604 Tagen) @ Doris

Die multizentrische Fall-Kontrollstudie wurde zwischen 2004 und 2006 in 4 Gebieten Frankreichs durchgeführt und zeigt einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzern und Gehirntumoren.

Für Joachim Schüz (Leiter der Sektion Umwelt und Strahlung bei der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon) ist ein "Zusammenhang" zu wenig, weil kein Kausalzusammenhang. In der Frankfurter Allgemeine nahm Schüz am 16. Mai zur Cerenat-Studie Stellung (gegenüber dem Original ist der Text unten von Spatenpauli ortographisch bereinigt):

Da wir inzwischen viele Studien zu diesem Thema mit großen Probandenzahlen haben, sollte die Frage nicht sein, was die neue Studie aussagt, sondern, was sie an Kenntnissen hinzufügt. Und im Hinblick auf Letzteres wäre meine Antwort: relativ wenige. Sie zeigt erneut eine mögliche Assoziation zwischen sehr häufiger Handynutzung und einem erhöhten Hirntumorrisiko, lässt aber die Frage offen ob dies ein kausaler Zusammenhang ist oder ob es sich möglicherweise um ein methodisches Artefakt dieses Studiendesigns handelt; dann wäre der Zusammenhang nicht kausal. Sollte der Zusammenhang tatsächlich kausaler Natur sein, stellt sich die Frage im Hinblick auf heutige Bedingungen, dass frühere Generationen von Mobiltelefonen stärkere Felder emittierten als die heutigen, selbst wenn man heute viel häufiger telefoniert.
Die große Frage bleibt: Warum zeigen viele Fallkontrollstudien ein erhöhtes relatives Risiko, während gleichzeitig die Inzidenzraten in der relevanten Altersgruppe nicht die Zahl zusätzlicher Erkrankten zeigen, die – wenn diese Schätzungen eines erhöhten relativen Risikos richtig wären – eigentlich auftreten müssten?

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Tags:
Schüz, Hirntumor, Risikobewertung, Handynutzung, Research, Artefakt

CERENAT-Studie: Stellungnahme NHS (England)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.05.2014, 11:45 (vor 3603 Tagen) @ Doris

Was die Presse schreibt ist das eine, was Gesundheitsexperten sagen das andere. Der britische "National Health Service" äußert sich unaufgeregt zu der Cerenat-Studie und weist vor allem auf die Einschränkungen hin, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten sind, und dies sind nicht wenige.

... zur Stellungnahme des NHS (englisch)

Schon fast verärgert kommentiert im "Science Blog" der Website "Cancer Reasearch" eine Bloggerin die öffentliche Berichterstattung:

[...] But when the media report small increases in these already-small chances as meaning people who do a particular, common, thing are “particularly likely” to develop a disease – as one newspaper did – it not only is a complete misrepresentation of what a study says or means. It also scares people.

This may sell newspapers, but it’s extremely unhelpful when trying to help the public understand what they can – and can’t – do to help reduce their chances of cancer.

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Stellungnahme NHS (England) aus Sicht eines Kritikers

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.05.2014, 12:25 (vor 3603 Tagen) @ H. Lamarr

Der britische "National Health Service" äußert sich unaufgeregt zu der Cerenat-Studie und weist vor allem auf die Einschränkungen hin, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten sind, und dies sind nicht wenige.

Zu der NHS-Stellungnahme wiederum äußert sich skeptisch Dariusz Leszczynski (ehemals Stuk, Finnland). Er beanstandet u.a. mit der Definition des "Handy-Standardnutzers" (1 Telefonat pro Woche in mindestens sechs Monaten) allerdings etwas, was nicht der NHS zu verantworten hat, sondern die Studienautoren. Er meint, diese sonderbare Definition, die 2001 von den Interphone-Studienautoren ersonnen wurde, heute noch anzuwenden, sei Quatsch. Da hat er sicher recht. Er übersieht dabei jedoch mMn, dass die Cerenat-Studie zwar erst im Mai 2014 publiziert wurde, dass deren Design jedoch vor mehr als zehn Jahren entstand - und damals haben weder er noch andere etwas an der Definition des "Handy-Standardnutzers" auszusetzen gehabt. Zumindest nicht öffentlich.

Die früheste Kritik an der 1-Telefonat-pro-Woche-Definition (Interphone), die ich hier im Forum finden konnte, datiert vom 31. Januar 2006.

Für mich nicht nachvollziehbar ist der Umstand, dass die Datenerhebung für Cerenat zwischen 2004 und 2006 stattfand, die Studie jedoch erst sieben Jahre später am 23 Juli 2013 zur Veröffentlichung eingereicht wurde.

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Stellungnahme NHS (England) aus Sicht eines Kritikers

Doris @, Sonntag, 18.05.2014, 13:47 (vor 3603 Tagen) @ H. Lamarr

Für mich nicht nachvollziehbar ist der Umstand, dass die Datenerhebung für Cerenat zwischen 2004 und 2006 stattfand, die Studie jedoch erst sieben Jahre später am 23 Juli 2013 zur Veröffentlichung eingereicht wurde.

Aus meiner Laien-Sicht wundere ich mich generell immer über die lange Zeit zwischen Studienbeginn und Veröffentlichung.

Bei der Gironde Studie vom selben Autorenteam, lag zwischen Datenerhebung (1999 - 2001) und Veröffentlichung über 10 Jahre.

Cerenat-Studie: Hetzt uns nicht

H. Lamarr @, München, Montag, 19.05.2014, 22:34 (vor 3601 Tagen) @ H. Lamarr

Für mich nicht nachvollziehbar ist der Umstand, dass die Datenerhebung für Cerenat zwischen 2004 und 2006 stattfand, die Studie jedoch erst sieben Jahre später am 23 Juli 2013 zur Veröffentlichung eingereicht wurde.

Datenerhebung Fälle: Bei wem in vier französischen Ballunggebieten zwischen Mai 2004 und Juni 2006 ein gut- oder bösartiger Hirntumor diagnostiziert wurde, der wurde für Cerenat zum Fall.

Datenerhebung Kontrollen: Für jeden Fall wurden zwei Kontrollpersonen gesucht, die keinen Hirntumor hatten, die nahezu gleichaltrig wie der Fall waren und auch im Geschlecht und im Wohngebiet zum Fall passten. Diese Prozedur dauerte von 2005 bis 2008.

Die Lücke bis zur Manuskripteinreichung schrumpft damit von sieben auf fünf Jahre.

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CERENAT Studie: Stellungnahme WBF

H. Lamarr @, München, Dienstag, 28.07.2015, 09:58 (vor 3167 Tagen) @ Doris

Kritisch äußerte sich im Juni 2014 auch der WBF (Wissenschaftlicher Beirat Funk) – unabhängiges Beratungsgremium des BMVIT, Österreich:

"Zur eben erschienenen Studie von Coureau et al. ist anzumerken, dass sich die Ergebnisse und Auswertungen als nicht überzeugend präsentieren. Einerseits beruht diese retrospektive Studie auf der Befragung von – zum Teil nur einigen wenigen – Personen über deren Mobilfunknutzung vor langer Zeit. Andererseits wurde eine Reihe von Auswertungen ganz gezielt so vorgenommen, dass statistisch signifikante Ergebnisse erreicht werden konnten. Hätte man Untergruppen von Nutzern anders gebildet, dann wären die Ergebnisse nicht signifikant gewesen“, fasst Univ.-Prof. Dr. Gerald HAIDINGER (Medizinische Universität Wien, Zentrum für Public Health, Abteilung für Epidemiologie) die Meinung des WBF zusammen.

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Tags:
Oesterreich, WBF

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