Elektrosmog stört Magnetsinn von Rotkehlchen (Forschung)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.05.2014, 03:33 (vor 3613 Tagen)

Auszug aus N24 Nachrichten:

Selbst extrem schwache elektromagnetische Strahlung lässt den biologischen Magnetkompass von Rotkehlchen versagen. Das fanden deutsche Forscher heraus und warnen: Das sollte "zu denken geben."

Elektrosmog lässt den biologischen Magnetkompass von Rotkehlchen versagen. Das haben deutsche Forscher der Universität Oldenburg in jahrelangen Experimenten herausgefunden und nun in einem Titel-Aufsatz für die renommierte internationale Fachzeitschrift "Nature" beschrieben. Demnach stört selbst extrem schwache elektromagnetische Abstrahlung im Frequenzbereich von etwa zwei Kilo- bis fünf Megahertz, die vor allem von Elektrogeräten ausgeht, den Orientierungssinn der Vögel.

"Die Auswirkungen der schwachen elektromagnetischen Felder sind bemerkenswert: Sie stören die Funktion eines gesamten sensorischen Systems bei einem gesunden höheren Wirbeltier", erklärte der Biologe Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg. Die Wirkung stelle sich ein, obwohl die Signalstärke nur ein Tausendstel des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unbedenklich eingestuften Grenzwerts betrage. Das sollte "zu denken geben", erklärte Mouritsen weiter.

(Zweitquelle)

Kommentar: Hört sich schlimm an, ist es vielleicht auch, hat mit Mobilfunk jedoch nichts zu tun, denn was die Vögel irritiert ist Elektrosmog im Frequenzbereich 2 kHz ... 5 MHz!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Magnetsinn, Mittelwelle, Magnetkompass, Zugvögel

Elektrosmog stört Orientierung von Rotkehlchen

Dr. Ratto, Donnerstag, 08.05.2014, 09:11 (vor 3613 Tagen) @ H. Lamarr

Gute Nachricht für Rotkehlchen

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.05.2014, 10:14 (vor 3613 Tagen) @ Dr. Ratto

Hier das Original in Nature:

Anthropogenic electromagnetic noise disrupts magnetic compass orientation in a migratory bird.

Der Frequenzbereich, in dem Orientierungsstörungen beobachtet wurden, wird dort anders beziffert als in den deutschsprachigen Artikeln: 50 kHz bis 5 MHz.

In diesem Frequenzbereich liegen die leistungsstarken Mittelwellensender des Rundfunks. Man sollte meinen, orientierungslose Vögel (come in and find out) im Umkreis solcher Sender müssten seit Jahrzehnten beobachtet worden sein. Wer das noch nachholen möchte muss sich beeilen, denn 2015 geht es der Mittelwelle an den Kragen.

Es würde mich nicht wundern, wenn der Gigaherz-Präsident mit dem Gedanken spielt, sich auch des Untergangs der MW-Sender als sein Verdienst zu rühmen, so wie er es bereits mit den stillgelegten KW-Sendern der Schweiz macht.

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Elektrosmog stört Magnetsinn von Rotkehlchen

Dr. Ratto, Donnerstag, 08.05.2014, 14:35 (vor 3613 Tagen) @ Dr. Ratto

Anthropogenic electromagnetic noise disrupts magnetic compass orientation in a migratory bird.

Das sagen die Forscher selber dazu.

Noch lassen orientierungslose Rotkehlchen die Szene kalt

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.05.2014, 16:57 (vor 3613 Tagen) @ Dr. Ratto

Das sagen die Forscher selber dazu.

Bemerkenswert dort ist diese Passage:

Diese Störungen stammen nicht von Stromleitungen oder Mobilfunknetzen“, betont Mouritsen. Das elektromagnetische Rauschen im Frequenzbereich zwei Kilohertz bis fünf Megahertz stamme im Wesentlichen von Elektrogeräten.

Die Wissenschaftler wissen offensichtlich von der Neigung der E-Smog-Szene, Fehlalarme zu verbreiten, und beugen dem mit dieser Passage vor. Ich bin gespannt ob das ausreichen wird, und die Szene das Thema nicht auf hinlänglich bekannte Weise für sich vereinnahmt, z.B. in Form eines "Brennpunkts" der Alarmquelle Nummer Zwei. Noch ist es ruhig, verdächtig ruhig ;-).

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Noch lassen orientierungslose Rotkehlchen die Szene kalt

Der Rutengeher ⌂ @, Kirchberg im Holzland, Donnerstag, 08.05.2014, 22:33 (vor 3612 Tagen) @ H. Lamarr

Das sagen die Forscher selber dazu.

Die Wissenschaftler wissen offensichtlich von der Neigung der E-Smog-Szene, Fehlalarme zu verbreiten, und beugen dem mit dieser Passage vor. Ich bin gespannt ob das ausreichen wird, und die Szene das Thema nicht auf hinlänglich bekannte Weise für sich vereinnahmt, z.B. in Form eines "Brennpunkts" der Alarmquelle Nummer Zwei. Noch ist es ruhig, verdächtig ruhig ;-).

Kei Sorg, bin scho a no do :waving: !

Es ist egal welches Tier man nimmt, fast alle haben Probleme mit diesen niederfrequenten Feldern oder Linien!
Es läßt sich dies relativ einfach beheben, aber wie Charles schon erwähnte, durch das Geschrei und Gezettere der Mobilfunkkritiker, überhört man die leisen Töne!

--
Leben und Leben lassen

Vom Skeptiker zum Rutengeher,
mit Herz, Leib und Seele!

Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

Kuddel, Donnerstag, 08.05.2014, 20:52 (vor 3613 Tagen) @ H. Lamarr

Die diversen Zeitungsartikel und der Abstract ergeben meiner Meinung nach kein stimmiges Bild.

Es "klingt" so, als ob die Forscher garnicht wissen, welche "Störungen" auf ihrem Campus denn nun verantwortlich für den gefundenen Effekt sind, sondern daß sie nur wissen, dass das Ein und Ausschalten der Abschirmung eine Korrelation zur Orientierung/Desorientierung der Vögel hervorrief.

Zitat aus "die Zeit"

Solange man (aber) nicht weiß, was die Störfelder hervorruft, kann man natürlich überhaupt nicht abschätzen, was das im allgemeinen bedeutet.

In dem Youtube-Interview wird davon gesprochen, daß man die Abschirmung ein- und ausschaltete, indem man die Erdung mit der Abschirmung verbunden hat, oder nicht.

Mit Verlaub: Das ergibt so keinen Sinn, denn eine wirksame Abschirmung elektromagnetischer Felder ist überhaupt nicht von einer "Erdung" abhängig, sondern davon, daß ein Raum von einem leitfähigen Material UM-schlossen wird (Faradayscher Käfig).
Wird der Raum dabei nicht vollständig UM-schlossen, dann werden nur elektrische Felder gedämpft, nicht aber die magnetischen Feldkomponenten, von welchen in der Studie die Rede ist (Nanotesla).

Für die Schirmung magnetischer Wechselfelder ist die Erdung völlig irrelevant, sondern dient üblicherweise nur der elektrischen Sicherheit, bzw zu verhindern, daß die Anschirmung eine ungewollte Berührspannung gegen Erde führt.

Wie kann also die Ein-Ausschaltung der "Erde" die Hypothese von elektromagnetischen Feldern unbekannter Herkunft als Ursache erklären, wenn die Erdung für die Abschirmung elektomagnetischer Felder garnicht relevant ist ?

Möglicherweise sind diese Inkonsistenzen auch einer möglichen,unkorrekten Wiedergabe durch die Presse geschuldet ...

[image]
K

[Admin: Titel editiert am 9.5.14, 12 Uhr 50]

Tags:
Faradayscher Käfig, Magnetsinn

Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

charles ⌂ @, Donnerstag, 08.05.2014, 21:12 (vor 3613 Tagen) @ Kuddel

Wenn man eine Abschirmung macht, hat man das Risiko das man eine Ankopplung von elektrischen Feldern hervorruft.
Auch dazu soll man eine Erdung verwenden.

Anderseits muss man damit gut aufpassen, weil eine *schlechte* Erde viele *Schmutzfrequenzen* ins Haus bringen kann.

(In die Niederlande und England wird berichtet, dass Elektrosensitive sich, nachdem sie Abschirmfarbe an die Wand geerdet haben, sich viel schlechter fühlen als vorher.)

Nicht alles blinkt alsob es Gold ist.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

Kuddel, Donnerstag, 08.05.2014, 21:16 (vor 3613 Tagen) @ charles

Wenn man eine Abschirmung macht, hat man das Risiko das man eine Ankopplung von elektrischen Feldern hervorruft.

Richtig. Und genau an diesem Punkt kann ich der Argumentation der Forscher nicht folgen.

Der Magnetsinn der Vögel kann nicht von elektrischen Feldern gestört werden, sondern nur von magnetischen Feldkomponenten, für welche eine "Erdung" aber völlig irrelevant ist.
Entweder durch statische Magnetfelder, welche das Erdmagnetfeld beeinflussen, oder Wechsel-Magnetfelder der zum statischen Magnetfeld passenden Frequenz (Zyklotron-Frequenz)

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Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

Alexander Lerchl @, Freitag, 09.05.2014, 12:12 (vor 3612 Tagen) @ Kuddel

Wenn man eine Abschirmung macht, hat man das Risiko das man eine Ankopplung von elektrischen Feldern hervorruft.

Richtig. Und genau an diesem Punkt kann ich der Argumentation der Forscher nicht folgen.

Der Magnetsinn der Vögel kann nicht von elektrischen Feldern gestört werden, sondern nur von magnetischen Feldkomponenten, für welche eine "Erdung" aber völlig irrelevant ist.
Entweder durch statische Magnetfelder, welche das Erdmagnetfeld beeinflussen, oder Wechsel-Magnetfelder der zum statischen Magnetfeld passenden Frequenz (Zyklotron-Frequenz)

Ich habe mir mal die Abbildungen in der hochinteressanten Veröffentlichung angesehen. Die Erdung der Käfige hatte nicht nur die beschriebenen biologischen Effekte, sondern auch die MESSUNGEN zeigten ganz deutlich verringerte Feldstärken (B und E), wenn die Aluminium-Schirme geerdet wurden. Frequenzabhängig bis zu einem Faktor von 1000. Und was die Unterschiede magnetische / elektrische Felder angeht: wenn ich das richtig sehe, kann man oberhalb 30 kHz die elektrischen und die magnetischen Komponenten nicht mehr auseinanderhalten.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

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Aluminium

Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.05.2014, 12:51 (vor 3612 Tagen) @ Kuddel

Wenn man eine Abschirmung macht, hat man das Risiko das man eine Ankopplung von elektrischen Feldern hervorruft.

Richtig. Und genau an diesem Punkt kann ich der Argumentation der Forscher nicht folgen.

Der Magnetsinn der Vögel kann nicht von elektrischen Feldern gestört werden, sondern nur von magnetischen Feldkomponenten, für welche eine "Erdung" aber völlig irrelevant ist.
Entweder durch statische Magnetfelder, welche das Erdmagnetfeld beeinflussen, oder Wechsel-Magnetfelder der zum statischen Magnetfeld passenden Frequenz (Zyklotron-Frequenz)

Erinnern Sie sich noch an den "Metallsaal" der unmittelbar neben einer Bahnlinie für die Staatsanwaltschaft Luzern gebaut wurde? Wir haben das damals diskutiert, allerdings ohne zu einem endgültigen Aha-Ergebnis zu kommen.

Die Oldenburger Wissenschaftler haben jedenfalls keine Alu-Spezialplatten verwendet, sondern 1 mm dickes Standard-Alu, das 2 cm überlappend alle Wände, das Dach und die Tür der Versuchshütte schirmte. Der Boden blieb ungeschirmt. Aber nicht aus Unkenntnis, sondern weil Versuche gezeigt hatten, dass die Schirmwirkung der Hütte mit (provisorisch) geschirmtem Boden nicht besser war als ohne.

Ich habe Prof. Wuschek soeben um eine kurze Stellungnahme gebeten, das Schirmrätsel für uns zu lösen.

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Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

Alexander Lerchl @, Freitag, 09.05.2014, 13:03 (vor 3612 Tagen) @ H. Lamarr

Ich habe Prof. Wuschek soeben um eine kurze Stellungnahme gebeten, das Schirmrätsel für uns zu lösen.

Gute Idee. Vorhin habe ich mit dem korrespondierenden Autor der Studie ein nettes Telefonat geführt. Wir waren uns nicht nur darin einig, dass die Ergebnisse mit höheren Frequenzen (z.B. Mobilfunk) nichts zu tun haben (was er auch in der Studie selbst und in den diversen Artikeln in der Presse betont), sondern auch hinsichtlich der ausgezeichneten Kompetenz von Herrn Prof. Wuschek (der selber vor Ort war).

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Elektrosmog stört Magnetsinn: Schirmrätsel

Kuddel, Freitag, 09.05.2014, 20:55 (vor 3612 Tagen) @ Alexander Lerchl

Sehe ich da etwa Metallgestelle, Kabel und Lampen innerhalb der Versuchsanordnung ?

Wenn ja, fände ich das nicht sehr "glücklich" hinsichtlich der Dosimetrie, weil Metallflächen E-und H-Felder verzerren und weil die Lampenverkabelung die Feldsituation (und mögliche Störeinkopplung) weiter verkompliziert.


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K

Prof. Wuschek: Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

Gast, Sonntag, 11.05.2014, 22:40 (vor 3609 Tagen) @ H. Lamarr

Ich habe Prof. Wuschek soeben um eine kurze Stellungnahme gebeten, das Schirmrätsel für uns zu lösen.

Prof. Matthias Wuschek schreibt heute in seiner Antwort:

In der Tat war ich im Jahr 2012 auf Einladung von Koll. Mouritsen für 1 1/2 Tage in Oldenburg und habe für die dortige Arbeitsgruppe diverse Feldstärkemessungen in und außerhalb der verschiedenen vorhandenen Häuser, in denen die Vogel-Experimente durchgeführt wurden, vorgenommen.

Die in der Veröffentlichung in "Nature" dokumentierten Feldstärkemessungen stammen nicht von mir, sondern wurden von dem Oldenburger Team eigenständig durchgeführt. Vermutlich bereits deutlich vor meinen Messungen, denn die Vogelexperimente wurden ja offensichtlich bereits in den Jahren 2005 bis 2011 durchgeführt.

Ich kann also nichts Detailliertes zu den von der Oldenburger Gruppe durchgeführten Feldstärke-Messungen sagen.

Wenn ich mich recht erinnere, existieren in Oldenburg sowohl Holzhäuser, in denen die Abschirmung "im Eigenbau" hergestellt wurde, aber auch neuere Installationen von professionellen Firmen, die im Bereich Schirmkabinenbau tätig sind.

Die Schirmdämpfung einer geschlossenen Aluminium-Schirmkabine gegen elektrische Felder wirkt bis herunter zur Frequenz 0 (Faradayischer Käfig). Gegenüber magnetischen Gleichfeldern bzw. niederfrequenten Magnetfeldern (z.B. 50 Hz) wirkt die Schirmung bekanntlich nicht. Vernünftige Magnetfeld-Schirmdämpfungswerte bekommen Sie erst bei Frequenzen oberhalb einiger 10 kHz. Allerdings auch bei Aluminium als Abschirmmaterial, da die Schirmung gegen höherfrequente Felder durch die entstehenden Wirbelströme erzeugt wird. Aluminium schirmt dagegen nicht gegen magnetische Gleichfelder oder Niederfrequenz (z.B. 50 Hz). Hierfür benötigt man bekanntlich ferromagnetische Materialien, wie z.B. Eisen oder Mu-Metall.

Die Schirmwirkung von Aluminium kann man sicherlich nicht durch Wegnehmen der Erdung ein- und ausschalten. Die unterschiedlichen Messergebnisse bei geerdeter und nicht geerdeter Schirmung deuten nach meiner Meinung auf eine Einkopplung externer Felder über irgendwelche Wege (leitungsgebunden) in den Messraum (z.B. über die Masse). Derartige Effekte erscheinen mir nicht verwunderlich bei fehlender Erdung.

Ist übrigens auch ganz schön gefährlich ohne Erdung (Potentialausgleich) zu arbeiten (Gefahr von Stromschlägen bei nicht geerdeten metallischen Objekten). Dem Hauselektriker und dem Arbeitsschutzbeauftragten der Universität wird nicht besonders wohl zu Mute gewesen sein, falls sie davon erfahren haben. Gottseidank ist offensichtlich nichts passiert.

Aber egal:

Fakt ist, dass die Vögel offensichtlich reproduzierbar bei vorhandenen Störfeldern im nT- bzw. mV/m-Bereich bereits ihre Orientierungsfähigkeit verloren haben Dabei ist es offensichtlich unerheblich, ob die Felder von extern herrühren oder ob sie intern generiert werden. Der Effekt zeigt sich ja auch bei Vergleichsmessungen mit guter Abschirmung nach außen und eingeschalteten breitbandigen rauschähnlichen elektromagnetischen Störsignalen (Fig. 4).

Von externen Funksendern (Längstwelle, Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle) scheint die Beeinflussung jedoch nicht herzurühren, da sonst auch in der ungeschirmten Hütte außerhalb von Oldenburg die Orientierungsstörung hätte feststellbar sein müssen (Fig. 5). Meine Messungen in Oldenburg zeigten, dass die größten "Radiofelder" vom Längstwellensender "Saterland-Ramsloh" im Emsland (U-Bootfunk bei f = 23 kHz) herrührt. Dieses Längstwellensignal ist am Unicampus und am Standort außerhalb von Oldenburg in etwa gleich stark messbar.

Die Beeinflussung erfolgt also vermutlich über "Man Made Noise" aus der näheren Umgebung (der sich durchaus auch leitungsgebunden über das Stromnetz oder auch als Mantelstrom auf koaxialen Messleitungen verbreiten kann). Typische Quellen sind Stromrichter für Elektromotoren oder Schaltnetzteile, wie sie heute ja immer mehr in elektrischen und elektronischen Geräten verwendet werden, vielleicht auch Signale der Powerline-Communication). Man sieht bei den dokumentierten Messkurven auch meist sehr breitbandige Störbilder. Vermutlich koppeln sich die Störsignale als "vagabundierende Ströme" bei nicht vorhandener Erdung irgendwie in das Innere der Schirmkabinen und generieren dort dann die Störfelder.

Am ländlichen Standort war kein elektrisches Gerät in der Nähe, auch keine Stromleitung. Daher herrscht dort (bis auf die Funksignale) ein ruhiges Spektrum, was die Vögel offensichtlich gut vertragen.

Fazit

Wenn man also davon ausgeht, dass es hier tatsächlich einen Effekt gibt, so wird dieser offensichtlich eher von breitbandigen Signalen generiert, als von schmalbandigen (oder die schmalbandigen externen Funksignale waren zu schwach, um einen Effekt zu erzeugen).

Wenn man sich allerdings überlegt, dass seit etwa 100 Jahren sehr viele leistungsstarke Längst- bis Kurzwellensender z.B. in Europa betrieben wurden (vor 50 Jahren waren es viel, viel mehr Sender als heute, wo das alte "Dampfradio" ja fast ausgedient hat), so müssten Zugvögel seit vielen Jahrzehnten Probleme bei der Orientierung in Europa haben (über Sibirien, Nordkanada, Alaska etc. vermutlich dann eher nicht). Mir ist nicht bekannt, ob es diesbezüglich aus der Vergangenheit irgendwelche Erkenntnisse gibt.

Vielleicht ist es auch so, dass die Vögle nur in der Nähe der zivilisatorischen Störsignale (d.h. in Bodennähe in technisierten Gegenden, wie Städte oder Industriegebiete) in ihrer Orientierung beeinflusst werden , aber kurz nach dem Start in größerer Höhe kein Problem mehr haben, da in diesen Höhen die "Man Made" Felder vermutlich bereits deutlich abgeklungen sind. Daher hat der gefundene Effekt vielleicht auch gar keine signifikante Auswirkung auf die Langstreckennavigation der Tiere.

Aber die Beantwortung dieser Frage war sicherlich nicht Ziel dieses Forschungsprojektes.

Es sind also noch viele Fragen offen. Aus meiner Sicht wäre es nun sehr interessant, genauer nachzusehen, bei welchen Signalen (Signalform, Frequenz, Bandbreite) ein Einfluss auf die Orientierung der Tiere feststellbar ist und insbesondere auch ab welcher Schwelle. Die in Ihrem Forum aufgeworfenen Fragen zeigen auch, dass es beim technischen Setup der Untersuchungen auch noch Verbesserungspotenzial gibt.

Grundsätzlich erhebt der Ingenieur in mir an dieser Stelle natürlich wieder sein mahnendes Wort, dass bei derartigen biologischen Studien zur Beeinflussung von Lebewesen durch elektromagnetische Felder in der Forschungsgruppe immer auch ein kompetenter Vertreter der Ingenieurwissenschaften (Hochfrequenztechnik, EMV, EMF) vertreten sein sollte, der bezügliche der Feldexposition für Versuchssetups gemäß dem Stand von Wissenschaft und Technik auf diesem Gebiet sorgen kann. Dies wird leider sehr häufig bei derartigen Projekten vernachlässigt. Auch bei diesem Projekt war offensichtlich kein Experte aus dem Gebiet der Feldexposition bei Definition und Aufbau des Versuchssetups und der Durchführung der Messungen beteiligt (jedenfalls sehe ich keinen einschlägig bekannten Namen in der Autorenliste). Schade!

Übrigens: Messergebnisse der BNetzA an irgendwelchen Punkten einige 100 Meter entfernt vom eigentlichen Ort der Versuche haben nur eine beschränkte Aussagekraft, da sie natürlich nicht das kleinräumige Man-Made-Noise erfassen können, was am Ort des Versuches möglicherweise existiert.

Prof.-Dr.-Ing. Matthias Wuschek
Nachrichtenübertragungstechnik, EMV
Technische Hochschule Deggendorf (THD)
Deggendorf Institute of Technology
Fakultät Elektrotechnik und Medientechnik
Edlmairstraße 6+8
D-94469 Deggendorf

Tags:
Störsignal, Gleichfelder, Technik, Messung, Wuschek, Schirmung, Erdung, Frequenzen

Prof. Wuschek: Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

Kuddel, Montag, 12.05.2014, 19:59 (vor 3609 Tagen) @ Gast
bearbeitet von Kuddel, Montag, 12.05.2014, 21:38

Ich danke Herrn Wuschek für seine Mühe, eine solch ausführliche Erklärung zu verfassen.

Ich würde gerne bei dieser Aussage einhaken, denn sie deckt sich mit meinem Verständnis:

Die Schirmwirkung von Aluminium kann man sicherlich nicht durch Wegnehmen der Erdung ein- und ausschalten. Die unterschiedlichen Messergebnisse bei geerdeter und nicht geerdeter Schirmung deuten nach meiner Meinung auf eine Einkopplung externer Felder über irgendwelche Wege (leitungsgebunden) in den Messraum (z.B. über die Masse). Derartige Effekte erscheinen mir nicht verwunderlich bei fehlender Erdung.

Ich gehe davon aus, daß das An- und Abschalten der Erdung die Feldsituation für die Vögel in Wirklichkeit kaum verändert hat. Ich denke, dass die Unterschiede in den Messkurven (blau und rot) auf ein Mess-Artefakt zurückzuführen sind, in der Art, daß z.B. die Leitung der Messantenne selbst ein Potential in die Abschirmung hinein getragen hat, oder auch Zuleitungen einer eventuell vorhandenen Innenraumbbeleuchtung.
Die "Erdung" der Kabine hat dabei lediglich die Potentialdifferenz zwischen Kabine und Antennenzuleitung kurzgeschlossen, nicht aber die Feldsituation für die Vögel innerhalb der Hütte verändert.

Sollte meine Hypothese stimmen, dann
=> haben die Vögel in Wirklichkeit bei An-und Abschaltung der Erde gar keine, oder nur eine geringfügige Expositionsveränderung erfahren.
Das würde die Frage aufwerfen, ob der gefundene Effekt mit der (unwesentlichen) Expositionsänderung in Verbindung gebracht werden kann, oder nicht doch auf einem unerkannten, (z.B. zeitvariablen) Artefakt beruht (Regen, Sonne, Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit Beleuchtung, Futter, Jahreszeiten Stress, etc)

Schließlich ist eines der Schlüssel-Argumente der Studie....

=> Einschalten der Erdung => Vögel orientieren sich
=> Abschalten der Erdung => Vögel sind desorientiert

[image]

Um ehrlich zu sein, sehe ich (als Laie) in der dargestellten Grafik sowieso kaum einen Unterschied in der Verteilung der Punkte zwischen den roten und den blauen Kreisen. Könnte das nicht auch (statistisches) Rauschen, bzw reiner Zufall sein ?


K

Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

H. Lamarr @, München, Montag, 12.05.2014, 23:55 (vor 3608 Tagen) @ Kuddel

Ich gehe davon aus, daß das An- und Abschalten der Erdung die Feldsituation für die Vögel in Wirklichkeit kaum verändert hat. Ich denke, dass die Unterschiede in den Messkurven (blau und rot) auf ein Mess-Artefakt zurückzuführen sind, in der Art, daß z.B. die Leitung der Messantenne selbst ein Potential in die Abschirmung hinein getragen hat, oder auch Zuleitungen einer eventuell vorhandenen Innenraumbbeleuchtung.
Die "Erdung" der Kabine hat dabei lediglich die Potentialdifferenz zwischen Kabine und Antennenzuleitung kurzgeschlossen, nicht aber die Feldsituation für die Vögel innerhalb der Hütte verändert.

Haben Sie diese Passage aus der Arbeit beachtet (Seite 5)?

"All electronic devices were placed outside this cage, disconnected from their protected earths and grounded via the same grounding rod as the Faraday cage. This is necessary because the protected earth from the standard power outlet would act as an antenna and introduce electromagnetic noise into the system."

Und noch'n Detail: Bei den Experimenten außerhalb von Oldenburg kam keine Schleifenantenne zum Einsatz, es wurde kein künstlich erzeugter Elektrosmog in die Hütte eingespeist, wie dies bei den Hütten auf dem Wechloy-Campus der Fall war (wobei mir nicht klar geworden ist, wo genau - innerhalb/außerhalb der Hütte - diese Sendeantenne platziert war):

"In 2010 and 2011, we performed experiments in which we added broadband electromagnetic noise (for details see above). The direction of the static magnetic field and electromagnetic noise conditions in a given hut were changed regularly; usually different conditions were tested concurrently in different huts on any given night. At the rural location, 12 European robins were tested simultaneously in a wooden shelter located in a field (Extended Data Fig. 1c). Here, the birds were tested under natural magnetic conditions without a magnetic coil system. Other testing procedures were the same as in the huts on the University campus."

Gäbe es eine einfache Möglichkeit, ein möglicherweise wirksames Mess-Artefakt festzustellen? Zum Beispiel Holzhammermethode: überschlägige Vergleichsmessung mit batteriegespeister Messtechnik?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

Kuddel, Dienstag, 13.05.2014, 00:59 (vor 3608 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 13.05.2014, 01:44

Gäbe es eine einfache Möglichkeit, ein möglicherweise wirksames Mess-Artefakt festzustellen? Zum Beispiel Holzhammermethode: überschlägige Vergleichsmessung mit batteriegespeister Messtechnik?


Ja, den Messaufbau habe ich mir angesehen.

Ich sehe da folgendes Problem:

Ausgangssituation:
5-seitiger, Faradayscher Käfig, mal geerdet, mal nicht geerdet.
Im ungeerdeten Zustand ist die Abschirmung gleichzeitig Antenne (wurde ja auch in der Studie richtig erkannt) und wird eine (Stör) Spannung zwischen Abschirmung und Erde aufbauen, gespeist z.B. durch Rundfunksender bzw Stör-EMF aus naheliegenden Gebäuden.
Ersatzweise habe ich dafür die rote Spannungsquelle ins Bild eingezeichnet.
Die Situation hängt auch stark von der Bodenleitfähigkeit ab. In Oldenburg wird das Grundwasser vermutlich recht hoch stehen und die Bodenleitfähigkeit gut sein.
Die Feldstärke wird an der unteren Kante der Abschirmung ihr Maximum haben, da hier der Abstand zwischen den "Polen" am geringsten ist. Zur Decke hin wird die Hütte nahezu feldfrei sein, da die Feldlinien zur Erde sehr lang wären. Die Magnetfelder im Innern werden durch die Wirbelströme durch die Nähe zu den leitfähigen Decken/Wänden stark gedämpft.
Immer daran denken: Aufgrund des Skin-Effekts gehen Ströme nicht "durch" das Blech sondern fliessen auf der Oberfläche und müssen den langen Weg um die Kanten gehen, um von einer Seite zur anderen zu gelangen. Im inneren Kern des Blechs fließen keine HF-Ströme.

[image]

Nun kommt dass Messgerät ausserhalb der Hütte ins Spiel, Typ R&S FSW (Netzgespeist d.h- Netzkabel vermutlich mit öffentlichem Stromnetz verbunden).
Laut Beschreibung des Aufbaus ist die Abschirmung des Messkabels zur Antenne am Staberder geerdet, um Fremdspannungen von der Netzzuleitung und dem Messgerät selbst nach Erde abzuleiten.
Problem: In dem Moment, wo die Antenne in die Hütte getragen wird, wird der Feldfreie Raum durch die "Erde" gestört, da die Abschirmung der Hütte selbst ja (Stör) Spannung gegenüber Erdpotential führt. Die bislang nur auf der Aussenseite der Abschirmung fliessenden Ströme bekommen eine Motivation, die Innenwände hoch zu kriechen, um das Erdpotential im Innern der Hütte zu erreichen.
Es bilden sich Feldlinien zwischen Antenne und Abschirmung aus, die vorher nicht da waren. Die Ströme auf den Innenwänden und dem Antennenkabel bilden auch Magnetfelder aus, die vorher nicht da waren (durch Wirbelströme gedämpft wurden)
Das Feld wird in Antennenähe am stärksten sein, da die "Erde" (=Antenne) im Zentrum sitzt.=> D.h. die Antenne selbst verursacht das Feld und das Meßgerät misst die EMK zwischen Abschirmung gegen Erde.

[image]

Nun wird die Abschirmung der Hütte geerdet. In dem Moment wird die Spannung zwischen Hütte (Abschirmung) und "Erde" kurzgeschlossen und auch das Feld zwischen Antenne und Abschirmung bricht zusammen, da die "Erdung" der kürzeste Weg zur Ableitung der EMK ist. Man "misst" nach der Erdung ein sehr geringes Störfeld.

[image]

Batteriegespeistes Messgerät wäre das einzig Richtige, um kein Fremtpotential hin den 5-seitigen Faradayschen Käfig zu schleppen. Allerdings darf das Messgerät nicht von "Mensch" gehalten werden, da dieser ja mit seinen Füßen auf dem Boden steht und aufgrund der guten Leitfähigkeit seines Körpers das Erdpotential näher and die Messantenne bringt.
Das Messgerät sollte auf einem nichtleitenden Stativ (Holz oder Kunststoff) stehen und aus sicherer Entfernung abgelesen werden...sofern möglich...

Ich würde dafür plädieren, den ganzen Kram mit den halbgeschirmten Hütten zu lassen und in einen kompletten Faradayschen Käfig umzuziehen und die Vögel nur noch künstlich zu befelden statt mit vagabundierender EMF....dann kann man auch viel gezielter verschiedene Frequenzen/Leistungen/Modulationen testen.


K

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Faradayscher Käfig, Erdung

Prof. Wuschek: Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

Dr. Ratto, Dienstag, 13.05.2014, 09:44 (vor 3608 Tagen) @ Kuddel

Das würde die Frage aufwerfen, ob der gefundene Effekt mit der (unwesentlichen) Expositionsänderung in Verbindung gebracht werden kann, oder nicht doch auf einem unerkannten, (z.B. zeitvariablen) Artefakt beruht (Regen, Sonne, Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit Beleuchtung, Futter, Jahreszeiten Stress, etc)

Das denke ich eher nicht. Warum sollte einer dieser Parameter, vor allem z.B. das Wetter, mit dem Ein- und Ausschalten der Schirmung korrelieren?

Für gleichmäßige Beleuchtung wurde gesorgt:
The birds were tested for 1 h under dim white light conditions (2.1mWm22) produced by incandescent bulbs (spectrum given in ref. 12).

Gefüttert wurde sicher auch immer gleich, was Jahreszeiten betrifft, sind diese Versuche sowieso nur im Herbst und Frühjahr möglich, wenn die Vögel Zugbereitschaft zeigen:
The tests were performed on the campus of the University of Oldenburg during the spring migratory seasons in 2005 (when we tested 22 birds), 2008 (18 birds) and 2011 (30 birds) and during the autumn migratory seasons in 2010 (24 birds) and 2011 (42 birds).
Dass die Ergebnisse im Herbst und Frühjahr über mehrere Jahre konsistent blieben spricht gegen einen Zufall.

Um ehrlich zu sein, sehe ich (als Laie) in der dargestellten Grafik sowieso kaum einen Unterschied in der Verteilung der Punkte zwischen den roten und den blauen Kreisen. Könnte das nicht auch (statistisches) Rauschen, bzw. reiner Zufall sein?

Zur statistischen Auswertung wurde der Rayleigh Test genutzt, das ist bei derartigen Versuchen Standard. Er zeigt, ob eine Richtung signifikant bevorzugt wurde oder nicht. Der Pfeil in der Mitte des Kreises zeigt die durchschnittliche Richtung an. Seine Länge ist ein Maß für die Signifikanz. Die 1 - 3 inneren gestrichelten Kreise stehen von innen nach außen für p = 0,05, 0,01 und 0,001 (z.B. Abb. 4e; Herbst, statisches Feld um -120 Grad gedreht; normal würden sie nach Südwest fliegen).
[image]
Je länger der Pfeil und je größeren Kreis er erreicht, umso höher die Signifikanz. Das Signifikanzniveau wird auch im Text zu den Abbildungen jeweils angegeben. Für Verhaltenstests ist es gar nicht so schlecht und die Tierzahlen waren pro Versuch auch angemessen (16 - 34). Optisch ist es nicht so gut zu sehen, wenn man aber alle Bilder betrachtet, ist es bei den blauen eher so, dass es in Pfeilrichtung eine Häufung und genau gegenüber eine Lücke gibt, und bei den roten nicht. Es ist auch zu beachten, dass bei physikalischen Messungen nur der Messfehler eine Rolle spielt, bei Tierversuchen überwiegt die individuelle Variabilität zwischen den Tiere. Die ist im Vergleich zum Messfehler riesig.

Weiterhin ist wichtig, ob die Richtung, die signifikant bevorzugt wird, auch biologisch Sinn macht. Rotkehlchen überwintern im Mittelmeerraum. Im Frühjahr tendieren sie generell in den Norden, das ist in allen im Frühjahr durchgeführten Experimenten deutlich zu sehen. Im Herbst orientieren sie sich südlich, es kann aber auch südwestlich sein, wenn sie aus Oldenburg Spanien anpeilen (Abb. 4d).
[image]

[image]Die Tests wurden unter gleichmäßiger schwacher Beleuchtung in Emlen-Trichtern durchgeführt (s. Abb. links). Rotkehlchen ziehen nachts und orientieren sich dabei nach dem Magnetfeld und den Sternen. Sterne waren nicht sichtbar. Sind die Tiere in Zugstimmung (das richtet sich nach der Tageslänge), versuchen sie im Trichter in eine bestimmte Richtung abzuheben und verursachen dabei auf einem Spezialpapier Kratzspuren.


Die Kratzspuren werden von 2-3 Bewertern ausgewertet. Waren sich diese nicht einig, wurden die Ergebnisse verworfen (in diesem Fall 7%). Die Bewerter wussten nicht, welche Tiere exponiert waren, und auch nicht, wo Norden war. Die Auswertung erfolgte aufgrund einer Markierung auf dem Papier, in welche Richtung diese tatsächlich zeigte wurde erst nach der Auswertung offengelegt. Das spricht für eine gute Verblindung.
Sind die Tiere nicht in Zugstimmung, hinterlassen sie nur wenige Kratzspuren die keine Richtung bevorzugen und schlafen dann, da sie, außer wenn sie ziehen, tagaktiv sind. Versuche, in denen weniger als 100 Spuren gezählt wurden, wurden deswegen als "nicht aktiv" verworfen (40%). Dabei kann sein, dass ein nicht aktiver Vogel einige Tage später aktiv wird. Der Zeitraum für die Durchführung derartiger Experimente ist generell kurz.

Biologisch sind die Experimente sehr gut durchgeführt. Jetzt heißt es, die Ergebnisse zu erklären. Ich sehe nur zwei Möglichkeiten - entweder es ist ein Artefakt, dann muss der technische Fehler gefunden werden; oder es ist real, dann muss der biophysikalische Wirkmechanismus geklärt werden. Beides könnte schwierig werden.

Prof. Wuschek: Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

Kuddel, Dienstag, 13.05.2014, 21:15 (vor 3608 Tagen) @ Dr. Ratto
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 13.05.2014, 21:44

Vielen Dank für die interessanten Erläuterungen. Die Darstellung von Signifikanz-Niveaus mit konzentrischen Kreisen war mir neu. Eine intelligente Lösung.

Für gleichmäßige Beleuchtung wurde gesorgt:
The birds were tested for 1 h under dim white light conditions (2.1mWm22) produced by incandescent bulbs (spectrum given in ref. 12).

Das wäre ein weiterer Anhaltspunkt für einen möglichen Confounder.
Die Glühlampen wurden vermutlich mit 220V Wechselstrom aus dem öffentlichen Stromnetz betrieben, oder über einen 12V Transformator (12V Halogen) ?.
Hoffentlich wurde kein Dimmer verwendet, denn Dimmer erzeugen eine Menge zusätzlichen, auch hochfrequenten "Elektrosmog". Im Falle einer 12V Versorgung dürften erhebliche Strome fliessen = Magnetfelder um die Kabel herum.

In dem Bild ist (glaube ich) ein solches Stromkabel zu einer Lampe zu sehen, wobei das Kabel entlang der Blechwand verläuft.
Ferner scheinen dort Metallgestelle zu sein, in welchen vermutlich die Vögel plaziert wurden ?

[image]

Diese "Konstruktion" birgt die Gefahr einer "Kapazitiven Ankopplung" der Spannungsführenden Adern (230 Volt Wechselspannung) in den Stromleitungen an die Abschirmwände. Selbst bei einer 12V Speisung hönnten die Leitungen Spannungen über 12V gegen Erdpotential führen, Weil die Wicklungen des Trafos ebenfalls kapazitiv verkoppelt sind.

Je nach verlegter Leitungslänge entlang der Blechwände kann die Abschirm-Konstruktion dadurch im ungeerdeten Zustand Spannungen von einigen Volt bis über 100 Volt gegen Erdpotential führen...die in dem Moment zusammenbricht, wenn die Hütte "geerdet" wird.

Obendrein ist diese Netzzuleitung ein potentieller Störfaktor für die hochfrequenten Wechselfelder, die sich entlang der Kabel ausbreiten könnten.

Es stellt sich z.B. die Frage, ob die Metallregale elektrisch mit den Wänden verbunden waren.

Wie dem auch sei: In der Nähe dieser Stromleitungen werden (bei ungschirmten Leitungen) recht hohe elektrische Feldstärken vorhanden sein.
Ferner könnten durch die kapazitive Ankopplung zwischen eventuell nicht verbundenen Blechteilen (z.B. Regal zu Wand) erhebliche elektrische Felder entstehen, die sich bei Erdung der Hütte in der Intensität stark ändern.
Sollten die Vögel also auf irgend eine Art und Weise "sensibel" auf niederfrequente elektrische Felder in der Größenordnung einige 10V/m bis zu 100V/m (eff) reagieren (28V..280V Spitze-Spitze) , dann wäre das ein Confounder, der obendrein eine Korrelation zu "Hütte geerdet/nicht geerdet" aufweist.

In der Studie steht zur Erfassung solcher niederfrequenter Wechselfelder sehr wenig, außer, daß ein Messgerät "Narda EFA300" benutzt wurde. Es sind leider keine Messergebnisse zu niederfrequenten elektrischen Wechselfeldern (50Hz in "V/m") dokumentiert, noch an welchen Positionen in der Hütte Messungen durchgeführt wurden.

Alles in allem finde ich die ganze Anordung (Blechwände, mal geerdet, mal ungeerdet, Metallregale, 220V in der Hütte (oder 12V per Trafo), Kabel über ungeerdete Blechteile verlegt !!),... äußerst problematisch.

Insbesondere in Anbetracht dessen, daß ja ein Einfluss elektrischer oder magnetischer Größen auf die Vögel vermutet wird.

Machen eigentlich die Lichtreflexionen der Lampen auf den Aluminium-Blechteilen den Vögeln nichts aus ? => Licht-Reflexe aus verschiedensten Richtungen ? Oder "sehen" die Vögel in ihren Trichtern nichts davon ?
Könnte es sein, dass sich Vögel auch nach Lichtreflexen ausrichten ?

K

Prof. Wuschek: Erdung wirkt sich nicht auf Schirmwirkung aus

charles ⌂ @, Mittwoch, 14.05.2014, 00:51 (vor 3607 Tagen) @ Kuddel

Also, das ist *dicker Mist* was die da gebaut haben.

Nicht hat Kuddel schon recht mit was er da sieht, sondern das ganze ist wieder ein Beweis, dass diese *Wissenschaftler* überhaupt keine Ahnung von Elektrosmog, und deren Einfluss auf biologische Wesen haben können.
Sie haben selber Confounder geschaffen.

Der Narda EFA300 ist ein schönes Messgerät, aber hier nützlos.
Er kann nur bis 32kHz messen.
Die auftretende Frequenzen werden rund die 60kHz, 150kHz, 350kHz bis 15MHz auftreten.
Arme Rotkelchen.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

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H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.05.2014, 00:53 (vor 3607 Tagen) @ charles

Die auftretende Frequenzen werden rund die 60kHz, 150kHz, 350kHz bis 15MHz auftreten.

Bitte was?

--
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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charles ⌂ @, Mittwoch, 14.05.2014, 11:22 (vor 3607 Tagen) @ H. Lamarr

[image]

Ja, das,

[image]

und das.

Nein Spatenpauli, das können Sie mit Ihrem Knatterbox nicht messen.
Da braucht man spezielle Spektrumanalysator (1Hz bis 20/30MHz), und MagnoTracker, eine magnetische Richtantenne (1Hz bis 1MHz).

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

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H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.05.2014, 11:55 (vor 3607 Tagen) @ charles

Ja, das,
[...]
und das.

"Charles", Sie zeigen hier Messkurven. Wären Sie so freundlich, den Zusammenhang zu erklären, was Sie mit den Kurven zeigen möchten und was diese mit der Rotkehlchenstudie zu tun haben?

Ich sehe auch nicht, dass die Forscher in Oldenburg Mist gebaut haben, die Arbeit ist sehr präzise dokumentiert und man hat sich große Mühe gegeben, es richtig zu machen. Nur beim "elektrischen Teil" der Studie hat es möglicherweise unerkannte Störer gegeben, die wir hier, so gut es aus der Distanz geht, versuchen beschreibbar zu machen. Wenn Sie sich daran konstruktiv beteiligen möchten, gerne.

--
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charles ⌂ @, Mittwoch, 14.05.2014, 12:42 (vor 3607 Tagen) @ H. Lamarr

Spatenpauli, ich habe auf Ihre Frage: *Bitte was?* eine Antwort gegeben.
Es ist nicht so, dass wir nur 50Hz in die elektrische Leitungen haben.
Ungewollt bekommen wir viel mehr.
Man nennt das *dirty electricity*.
Ich habe das unterteilt in *dirty power*, das sind die Schmutzfrequenzen in die elektrische Leitungen, und *dirty air* was von Kabeln und elektrische Geräte im Raum abgestrahlt werden.

Mit den Spectrumanlysen wollte ich nur beweisen das viel mehr Frequenzen tätig sind als angenommen, und nicxht mit dem Narda Gerät erfasst werden können.

Dabei ist es meine Erfahrung dass Pegel im µV Bereich zu akzeptieren sind, aber wenn sie sich im mV Bereich befinden für gesundheitliche Probleme führen können.
Diese Erfahrung habe ich bei bestimmte Menschen gemacht, und wieso soll das auch nicht bei Tiere zutreffen können?

Wie so oft gestellt, man muss sich vergewissen dass man so viel wie möglich alle Confounder unter die Lupe gehalten hat. Und wie Kuddel schon richtig aufgemerkt hat, ist das hier nicht der Fall gewesen.

Auch wegen der Abschirmiung kann ich noch vieles schreiben.
Wenn ich über Longitudinalwellen (die man auf einfache Weise reflektieren kann) rede, werden viele Leser hier über ihre eigene Beine stolpern.
Bei der Reflektierung von Longitudinalwellen habe ich bei verschiedenen Elektrosensitiven erstaunliche Resultate bekommen.

Wegen *dirty air* habe ich auch grosse Einwände bei Laborversuche auf Zell-Ebene, wo man da gar nicht auf achtet dass es Bioresonanz-Effekte geben kann. Ein Grund warum die Ergebnisse zwischen Labore unterschiedlich sind.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

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Kuddel, Mittwoch, 14.05.2014, 18:29 (vor 3607 Tagen) @ charles
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 14.05.2014, 19:14

Hallo Charles

Es ist nicht so, wie Sie denken:
Die Felder wurden schon über das ganze Spektrum (10Hz..5MHz) gemessen.
Dafür wurde ein R&S FSV3 mit folgenden Antennen verwendet:

The magnetic component between 10 kHz and 5MHz was measured with a calibrated passive loop antenna (ETS Lindgren,Model 6511, 20 Hz–5MHz). The electric component between 10 kHz and 10MHz was measured with a calibrated active biconical antenna (Schwarzbeck Mess-Electronik, EFS 9218, 9 kHz–300MHz). For the low-frequency range (5Hz–32 kHz),we used the EFA-300 system(Narda Safety Solutions). Themagnetic component was measured using the calibrated EFA Magnetic Field Probe 100 cm2 (EFA-300 system,Narda Safety Solutions). The electric component was measured with the calibrated Narda Electric Field Unit (EFA- 300 system, Narda Safety Solutions).

Da die Antennen für den R&S FSV aber nicht unterhalb 10kHz spezifiziert waren, wurde für Frequenzen unter 10kHz das EFA-300 benutzt.

Ich habe jetzt doch die Messergebnisse gefunden(übersehen)

[image]

=> Es wundert mich doch sehr, daß überhaupt kein Feld bei 50Hz zu sehen ist.

Sollte das Licht mit Wechselspannung gespeist worden sein, hätte man m.M.n. eine 50Hz Spitze in der Grafik sehen müssen.

- Entweder war die Beleuchtung während der Messung abgeschaltet,
- oder sie war batteriegespeist.

Darüber schweigt sich die Beschreibung auch aus.

=> Der Tierversuch lief jedenfalls laut Beschreibung mit eingeschaltetem Licht.

The birds were tested for 1 h under dim white light conditions (2.1mWm22) produced by incandescent bulbs...

Es fehlt auch die Angabe, ob die in dem Plot dargestellten Werte mit oder ohne "Erdung" gemessen wurden.

Sollten die Messungen mit ausgeschaltetem Licht getätigt worden sein, wären die Einflüsse der Lampenverkabelung nicht repräsentativ erfasst worden.

=> Alles in allem sind die Feld-Werte unterhalb 10kHz recht dürftig dokumentiert.

Sollten die Lampen über Batterien gespeist worden sein, stellt sich ferner die Frage, welchen Beitrag die Lampenverkabelung zum statischen Magnetfeld hatte (insbesondere, falls ein Lampenkabel in Nähe der Versuchstrichter mit den Vögeln verlegt war, z.B. entlang einer Regalstrebe). Immerhin fließen durch Niedervolt-Halogen-Lampen Ströme von mehreren Ampere.

K

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Dr. Ratto, Donnerstag, 15.05.2014, 13:02 (vor 3606 Tagen) @ Kuddel

=> Der Tierversuch lief jedenfalls laut Beschreibung mit eingeschaltetem Licht.

The birds were tested for 1 h under dim white light conditions (2.1mWm22) produced by incandescent bulbs...

Das ist notwendig, der Sensor (Cryprochrom) ist ein Blaulichtrezeptor und funktioniert nur bei Licht. Ein schwaches Licht, z.B. Mond oder Sterne, reicht. Die Tiere fliegen nachts. In absoluter Dunkelheit funktioniert der Magnetsinn nicht.

Es fehlt auch die Angabe, ob die in dem Plot dargestellten Werte mit oder ohne "Erdung" gemessen wurden.

Dazu wird auf Abb 4 verwiesen: "The colour coding of the traces corresponds to Fig 4."
Dort steht: blau - Gerät sendet nur minimales Rauschen; Grün - Breitbandsignal 20 - 450 kHz; schwarz - Breitbandsignal 600 kHz - 300 MHz; das alles unter Schirmung. Rot steht durchgehend in der ganzen Arbeit für ungeschirmt. Das Problem löst das allerdings nicht.

Kein Feld bei 50 Hz?

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 15.05.2014, 23:41 (vor 3605 Tagen) @ Kuddel

[image]

=> Es wundert mich doch sehr, daß überhaupt kein Feld bei 50Hz zu sehen ist.

Wieso "überhaupt kein Feld bei 50 Hz"? Die magnetische Flussdichte hat bei 50 Hz doch ihr Maximum von rd. 0,1 µT.

--
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Kein Feld bei 50 Hz?

Kuddel, Donnerstag, 15.05.2014, 23:44 (vor 3605 Tagen) @ H. Lamarr

Das war ein Flüchtigkeitsfehler von mir.
Ich hatte diese Spitze erst für ein Artefakt der FFT gehalten (DC Anteil)..bis mir später aufgefallen ist ,daß die Skalierung im unteren Abschnitt weniger Teilstriche hat und der erste Teilstrich 50Hz entspricht.

K

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Dr. Ratto, Donnerstag, 15.05.2014, 15:24 (vor 3606 Tagen) @ Kuddel

Machen eigentlich die Lichtreflexionen der Lampen auf den Aluminium-Blechteilen den Vögeln nichts aus ? => Licht-Reflexe aus verschiedensten Richtungen ? Oder "sehen" die Vögel in ihren Trichtern nichts davon ?
Könnte es sein, dass sich Vögel auch nach Lichtreflexen ausrichten ?

Dazu sagt die Arbeit in den Methoden folgendes:
"...the birds were placed in modified aluminium Emlen funnels (35 cmdiameter, 15 cm high, walls 45u inclined), which were coated with thermal paper on which the birds left scratches as they moved. The top of each funnel was covered with a translucent Plexiglas lid that prevented the birds from seeing any landmarks in the hut." (fett von mir)

Die Tiere konnten also nur die Wände des Trichters und oben eine helle Fläche sehen. Ob sie sich nach Lichtreflexen orientieren würden weiß ich nicht, sicher aber nach sichtbaren Objekten in der Hütte wie Gestell für Käfige, Geräte, Einrichtung (soweit vorhanden). Das meinen die Autoren unter Landmarken.

Max-Planck-Institut für Ornithologie: Stören Sender Zugvögel?

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.05.2014, 23:23 (vor 3606 Tagen) @ Gast

Wenn man sich allerdings überlegt, dass seit etwa 100 Jahren sehr viele leistungsstarke Längst- bis Kurzwellensender z.B. in Europa betrieben wurden (vor 50 Jahren waren es viel, viel mehr Sender als heute, wo das alte "Dampfradio" ja fast ausgedient hat), so müssten Zugvögel seit vielen Jahrzehnten Probleme bei der Orientierung in Europa haben (über Sibirien, Nordkanada, Alaska etc. vermutlich dann eher nicht). Mir ist nicht bekannt, ob es diesbezüglich aus der Vergangenheit irgendwelche Erkenntnisse gibt.

Ornithologen könnten die fraglichen Erkenntnisse vielleicht haben. Deshalb bat ich im Max-Planck-Institut für Ornithologie um Auskunft. Der Wissenschaftskoordinator dort winkte jedoch ab. Das Institut habe nicht spezifisch untersucht, welchen Einfluss Sender auf die Orientierung von Zugvögeln haben. Dazu Aussagen zu treffen gäben weder die vorhandenen Daten noch der Forschungsansatz des Instituts her. Es seien dort auch keine anekdotischen Beobachtungen bekannt, dass z.B. Zugrouten durch Sender abgelenkt würden. Ausschließen könne man dies jedoch ebenfalls nicht.

--
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Institut, Ornithologe

Max-Planck-Institut für Ornithologie: Stören Sender Zugvögel?

Dr. Ratto, Donnerstag, 15.05.2014, 16:15 (vor 3606 Tagen) @ H. Lamarr

Es seien dort auch keine anekdotischen Beobachtungen bekannt, dass z.B. Zugrouten durch Sender abgelenkt würden.

Das stimmt, zum Vogelzug habe ich auch nichts gefunden.

Es gibt eine ältere Publikation der Vogelwarte Sempach zur Orientierung von Brieftauben um den Schweizer Kurzwellensender Schwarzenburg. Alle Tauben konnten sich einwandfrei orientieren, flogen aber bei eingeschaltetem Sender geringfügig langsamer und tiefer, als wenn der Sender ausgeschaltet war. Tiere, die unter Kurzwelleneinfluss aufgewachsen waren, haben auf das Ein- und Ausschalten des Senders nicht reagiert, daraus schließen die Autoren dass sich Vögel an die Exposition gewöhnen können. Ob diese Ergebnisse überhaupt kausal oder zufällig sind bleibt offen, es ist die einzige belegte Beobachtung dieser Art die ich kenne. Sollte sie stimmen, zeigt sie auch, dass obwohl ein Einfluss der Kurzwelle möglicherweise existiert, führt er zu keinen schwerwiegenden Störungen der Orientierung solange die Tiere außer dem Magnetsinn auch andere Sinne nutzen können.

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Magnetsinn

Frankfurter Allgemeine: Zerstörerischer Elektrosmog

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.05.2014, 12:03 (vor 3612 Tagen) @ H. Lamarr

(Zweitquelle)

Auch die Frankfurter Allgemeine berichtet, der Autor wurde beim Texten der Titelzeile mMn allerdings von der Ukraine-Krise befruchtet: Zerstörerischer Elektrosmog.

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Einspruch von Prof. R. Wiltschko: Gut orientiert im Störfeld

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.05.2014, 23:16 (vor 3611 Tagen) @ H. Lamarr

Selbst extrem schwache elektromagnetische Strahlung lässt den biologischen Magnetkompass von Rotkehlchen versagen.

Eine anerkannte Expertin in der Orientierungsforschung widerspricht in der Frankfurter Allgemeinen:

Die Frankfurter Zoologin Roswitha Wiltschko, die mit ihrem Mann selbst seit einem halben Jahrhundert an Zugvögeln forscht, hat sich die Oldenburger Studie angesehen und ist in ihrem Kommentar vorsichtig skeptisch: „Die Studie ist solide gemacht mit einem umfangreichen Datenmaterial. Die große Empfindlichkeit ist in der Tat seltsam, aber wir haben vor 10 Jahren ähnliche Befunde mit einem Breitbandfeld gemacht (0.1-10 MHz, 80 nT), das allerdings ein bißchen stärker war als die schwächsten Felder hier.

Was uns vor allem wundert, ist die Herkunft der Störfelder, und die nennen die Autoren leider nicht. Sie scheinen davon auszugehen, daß es in allen Städten so verrauscht ist, aber das trifft sicher nicht zu: Wir haben 50 Jahren lang ähnliche Versuche mit Rotkehlchen in Frankfurt gemacht - unsere Versuchsort war das Zoologishe Institut am Ende der Siesmayerstraße neben dem Palmengarten. Wir haben niemals Störfelder abgeschirmt, und unsere Kontrollen waren im Erdmagnetfeld immer gut orientiert - etwaige dort vorhandene Störfelder scheinen ihnen nichts ausgemacht zu haben.
Ich tendiere deshalb dazu, die Oldenburger Stituation eher für eine Ausnahme zu halten, aber solange man nicht weiß, was die Störfelder hervorruft, kann man natürlich überhaupt nicht abschätzen, was das im allgemeinen bedeutet.“

Kommentar: Jetzt müsste man im Zoologische Institut, Frankfurt, am Ende der Siesmayerstraße neben dem Palmengarten noch den E-Smog-Störpegel im relevanten Frequenzbereich professionell ermitteln, dann gäbe es Vergleichsdaten. Ich habe in der EMF-Datenbank der BNetzA nach einem Messpunkt in der Nähe des Instituts gesucht und einen westlich davon in der Landgrafenstraße gefunden. Der Abstand zum Palmengarten beträgt etwa 800 Meter, das ist zu viel, aber besser als gar nichts. Die Grenzwertausschöpfung im Bereich 1 Hz bis 10 MHz (Reizwirkung!) war bei der Messung 2003 relativ hoch, nämlich 1,89 Prozent. Ein zweiter Messpunkt liegt südöstlich des Palmengartens, dort wurde Ende 2004 gemessen, das Ergebnis war 1,69 Prozent Grenzwertausschöpfung.

Der Einwand von Prof. Wltschko, man wisse nicht "was die Störfelder hervorruft", ist allerdings gegenstandslos, die Ursache der Störfelder ist bekannt. Viel spannender fände ich zu wissen, welchen E-Smog-Störpegel sie an ihrem Institut hatte. Denn wenn der in Frankfurt mindestens ebenso hoch ist wie in Oldenburg, dann stellt sich die Frage, warum die Vögel in Frankfurt auch ohne Schirmung nicht desorientiert waren. Problematisch wird sein, den Störpegel zuverlässig für die Zeitpunkte zu bestimmen, bei denen in Frankfurt vergleichbare Experimente mit Rotkehlchen gemacht wurden.

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Tags:
Störsignal, Störpegel

Einspruch von Prof. R. Wiltschko: Gut orientiert im Störfeld

H. Lamarr @, München, Samstag, 10.05.2014, 01:11 (vor 3611 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Jetzt müsste man im Zoologische Institut, Frankfurt, am Ende der Siesmayerstraße neben dem Palmengarten noch den E-Smog-Störpegel im relevanten Frequenzbereich professionell ermitteln, dann gäbe es Vergleichsdaten. Ich habe in der EMF-Datenbank der BNetzA nach einem Messpunkt in der Nähe des Instituts gesucht und einen westlich davon in der Landgrafenstraße gefunden. Der Abstand zum Palmengarten beträgt etwa 800 Meter, das ist zu viel, aber besser als gar nichts. Die Grenzwertausschöpfung im Bereich 1 Hz bis 10 MHz (Reizwirkung!) war bei der Messung 2003 relativ hoch, nämlich 1,89 Prozent. Ein zweiter Messpunkt liegt südöstlich des Palmengartens, dort wurde Ende 2004 gemessen, das Ergebnis war 1,69 Prozent Grenzwertausschöpfung.

In Oldenburg liegt ein Messpunkt etwa 1 km östlich vom Campus Wechloy. Der dort im April 2014 gemessene Wert bedeutet 0,24 Prozent Grenzwertausschöpfung. Dies kann als erster vager Hinweis gesehen werden, dass die Störfelder in Oldenburg schwächer sind als in Frankfurt.

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Einspruch von Prof. R. Wiltschko: Gut orientiert im Störfeld

Dr. Ratto, Montag, 12.05.2014, 16:07 (vor 3609 Tagen) @ H. Lamarr

Die Frankfurter Zoologin Roswitha Wiltschko, die mit ihrem Mann selbst seit einem halben Jahrhundert an Zugvögeln forscht, hat sich die Oldenburger Studie angesehen und ist in ihrem Kommentar vorsichtig skeptisch.

Das sich die Arbeitsgruppen Wiltschko und Mouritsen höflich bekriegen ist normal, es sind zwei konkurrierende Gruppen auf einem Gebiet und beide weltweit führend. Sie werden sich zusammenraufen und eine gemeinsame Lösung finden. Gemeinsam publiziert haben sie bereits.

Es gab schon früher Kontroversen zwischen den beiden - Witschko meinte der Kompass wäre bei Vögeln nur im rechten Auge (1,2,3), Mouritsen sagte in beiden (1,2,3). Heute weiss man, es ist beides möglich, hängt von der Vogelart, Alter und der Situation ab. Zur Lösung des Problems hat Wiltschko selber beigetragen, indem er gezeigt hat, dass sich diese "Lateralization" bei Rotkehlchen erst mit zunenhmendem Alter entwickelt und bei Jungvögeln nicht vorhanden ist.

Wiltschko ist an dem Thema seit 1965 dran und konnte vor allem mit Hilfe von Mitarbeitern aus Chemie und Physik die Rolle der Cryptochrome und den biophysikalischen Wirkmechanismus klären, dafür hat Mouritsen mit modernen Methoden vor allen zur Klärung der neurobiologischen Mechanismen beigetragen.

Es ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass die Orientierung von Vögeln nach dem Magnetfeld durch bestimmte Resonanzfrequenzen im MHz-Bereich gestört werden kann. Diese Eigenschaft hat auch zur Aufklärung des Wirkmechanismus beigetragen.

Vögel können sich nach einer Eingewöhnungszeit von mehreren Stunden auch in einem statischen Magnetfeld orientieren, das nur etwa 10% der magnetischen Flussdichte des Erdmagnetfeldes beträgt, das System ist also extrem empfindlich und anpassungsfähig. Das breitbandige Störfelder von wenigen Nanotesla eine Wirkung haben, ist völlig neu. Den Wirkmechanismus wird man noch finden müssen. Mir ist kein Fehler in der Versuchsanordnung und dem biologischen Teil der Arbeit aufgefallen, man muss die Ergebnisse so im Raum stehen lassen und abwarten, ob sie unabhängig bestätigt oder widerlegt und am Ende erklärt werden.

Die störenden Hintergrundfelder müssten von den Geräten auf dem Campus der beiden Universtäten abhängen und haben sich im Laufe der Zeit sicher verändert. Mouritsen hat Probleme mit der Reproduzierbarkeit seiner Experimente etwa ab 2004 beobachtet, die Wiltschkos haben an dem Thema seit 1965 gearbeitet und ein Großteil ihrer Experimente ist wahrscheinlich älter als 2004. Historisch wir man es nicht mehr nachvollziehen können, die Störungen könnten aber mit der zunehmenden Modernisierung und Technisierung der biologischen Forschung einhergehen.

Tags:
Magnetfeld, Vögel, Resonanzfrequenzen, Kontroverse, Störfelder

Ungewöhnlich hohe Werte für magnetische Flußdichte

Kuddel, Donnerstag, 15.05.2014, 21:17 (vor 3606 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Donnerstag, 15.05.2014, 23:58

Die Höhe der gemessenen magnetischen Flußdichten in den Versuchshütten macht mich stutzig.
Die magnetische Flußdichte wurde in der Studie frequenzselektiv gemessen, daher müssen die Beträge pro Frequenz aufaddiert werden, um die gesamte magnetische Flußdichte, sozusagen die "breitbandig" gemessene Flußdichte zu erhalten.

Die Dokumentation der gemessenen Werten unterhalb 10kHz fällt recht dürftig aus, was extrem schade ist, da es mehr Licht in die Sache bringen könnte.
In der (einzigen) Grafik auf Seite 8 (Extended data figure 2) findet man immerhin bei 50Hz eine gemessene Flußdichte von 100nT.

Schon dieser Wert ist erstaunlich hoch.
Zum Vergleich:
-Er entspricht in etwa der Flußdichte von einem eingeschalteten Bügeleisen in 30cm Abstand.
(Quelle1,PDF Quelle2,PDF)
- Entspricht der Flussdichte in ca 20 Meter Abstand zu einer Eisenbahntrasse
- In Luft entspricht dies einer magnetischen Feldstärke von ca 80mA/m.
- Das ist die Flußdichte, die man in ca 1 Meter Abstand zu einem gestreckten, von 5A Strom durchflossenen Leiter messen würde.
=> Entweder befindet sich ein Trafo in unmittelbarer Nähe, oder es fließt irgendwo ein hoher Wechselstrom....(Lampen?)


Auf Seite 9 ist die aufintegrierte Flußdichte über alle Frequenzen wiedergegeben:
[image]

Für den Frequenzbereich 10kHz..5MHz beträgt er in der ungeschirmten Hütte gut 1000nT = 1 Mikrotesla !!!
Dabei liegt das Maximum laut "figure 1" zwischen 100..300kHz (das ist der Bereich, in dem sich üblicherweise Schaltnetzteile "tummeln").
Der empfohlene Grenzwert für die Bevölkerung laut ICNIRP beträgt in diesem Frequenzbereich (wenn man breitbandig messen würde !) um die 5uT

=> Wie kann es sein, daß auf einem Universitätscampus die ICNIRP Grenzwerte bereits zu 1/5 ausgeschöpft werden ?

Ebenfalls interessant:
Die elektrischen Feldstärken passen nicht zu den magnetischen Flußdichten, wie sie bei einer idealen Freifeldausbreitung zu erwarten wären.
In "figure 1" wurde bei einer elektrischen Feldstärke von 0,1V/m eine Flußdichte von 10nT gemessen (laut Dokumentation in 10kHz Bandbreite, was in etwa der Bandbreite eines Langwellen oder Mittelwellensenders entspricht).
Bei einer idealen Freifeldausbreitung würde 0,1V/m einer magnetischen Feldstärke
von H=E/377(Ohm)=0,1/377 = 0,26mA/m entsprechen. Mit B=u0*H und u0= 12,5*10e-7
ergibt sich B=0,33nT. Gemessen wurden aber 10nT, bzw das 30-fache. Das bedeutet, wir sind weit entfernt von einer Freifeld-Bedingung.

Dreht man den Spieß um und berechnet die elektrische Feldstärke, welche im Freifeld einer magnetischen Flußdichte von 1uT entspricht, so ergibt sich rechnerisch eine äquivalente elektrische Feldstärke von 300V/m !!!
Das entspricht in etwa einem Abstand von von 500 Metern zu einem 1 Megawatt Mittelwellensender !

Diese hohen magnetischen Flussdichten sind m.M.n-. nicht durch "(Rund) Funk"-Einstreuung zu erklären, sondern die Quelle dieser Störungen muß sich in unmittelbarer Nähe befinden und ist wahrscheinlich leitungsgebunden.

Ebenso verdächtig ist das unglaublich breitbandige Spektrum der Immission.
Es deutet daruf hin, dass die "Quelle" dieser Immission einen extrem pulsförmigen Charakter aufweist, z.B. durch hohe, getaktete Ströme verursacht.

=> wie z.B. ein pulsweiten-modulierter Dimmer mit hohem Oberschwingungsanteil

Man findet einen Hinweis in der Studie, daß bei wiederholten Messungen unterschiedliche Spektren und Werte gefunden wurden. Das ließe sich z.B. durch die geänderte Taktung eines Dimmers bei unterschiedlicher Helligkeitseinstellung erklären.

Falls die Ursache dieser Störung tatsächlich in der Beleuchtung zu suchen ist, stellt sich die Frage, ob das Versuchspersonal während der "Messungen" der Feldstärken und auch während der Exposition auch immer das Licht auf exakt gleiche Helligkeit eingestellt hatte, oder z.B. während der Feldmessungen das Licht "Hell" und während der Vogelexposition "dunkel" eingestellt hatte.

Eine anderer offener Punkt:
Die Messungen zeigen vermutlich RMS Werte je Frequenz (spektrale Dichte)
Wie hoch waren aber die Peak-Werte, wenn man breitbandig messen würde ?
Das breitbandige Spektrum deutet auf ein kurze Pulse und lange Pausen hin, was bedeutet, der "Peak"-Wert der magnetischen Flußdichte könnte ein Vielfaches von 1uT betragen haben. ICNIRP empfiehlt eine Grenze für den Spitzenwert (oberhalb 150kHz) von maximal 10uT.

Dann wäre da noch die Frage, ob die gemessenen Flußdichten repräsentativ für alle 7..9 Vögel galten, bzw. ob das Feld in der Hütte "homogen" war, oder womöglich einige Vögel stärker exponiert wurden, als andere.
Schließlich ist so ein Vogel ja wesentlich kleiner, als die verwendeten Mess-Sonden, so dass lokale Inhomogenitäten in "Vogelgröße" kaum zu erfassen sind.
Sollte sich herausstellen, daß die Lampenverkabelung die Imissionsquelle war, dann wären Vägel in Nähe eines der stromführenden Leitung stärker exponiert, als Vögel mit größerer Distanz zu einem der Leitungen.
(B ist proportional zu H und H ist proportional zu 1/r)

K

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Freifeld

Ungewöhnlich hohe Werte für magnetische Flußdichte

Dr. Ratto, Freitag, 16.05.2014, 09:27 (vor 3605 Tagen) @ Kuddel

Die Messungen zeigen vermutlich RMS Werte je Frequenz (spektrale Dichte)
Wie hoch waren aber die Peak-Werte, wenn man breitbandig messen würde ?

Es sind Spitzenwerte:
"The signal analyser was set to ‘max hold’ and a resolution bandwidth of 10 kHz. For each condition we measured the fields for a period of 40 min."
(S. 5, Methoden, rechts unten)

Ungewöhnlich hohe Werte für magnetische Flußdichte

Kuddel, Freitag, 16.05.2014, 19:36 (vor 3605 Tagen) @ Dr. Ratto

Es sind Spitzenwerte:
"The signal analyser was set to ‘max hold’ and a resolution bandwidth of 10 kHz. For each condition we measured the fields for a period of 40 min."
(S. 5, Methoden, rechts unten)

"Maxhold" ist nicht gleichbedeutend mit "Peak detection" = Spitzenwert-Erfassung.
"Maxhold" kann sowohl mit "Peak" als auch mit "RMS" Detektor angewendet werden.
"Maxhold" bedeutet, dass bei mehreren "Sweeps" über den erfassten Frequenbereich der Analysator alle Sweeps überlagert- und den Maximalwert (pro Frequnezfenster) festhält.
Innerhalb eines jeden einzelnen Sweeps bestimmer aber der gewählte Detektortyp, ob "Spitzenwerte" oder "RMS" Werte gemessen werden.
Von Bedeuting ist "Maxhold", wenn die Werte zwischen mehreren aufeinanderfolgenden "Sweeps" stark schwanken.
"Maxhold" wird z.B. auch bei der Schwenkmethode angewendet, um den "worst case" an verschiedenen Positionen festzuhalten.

Es ist aber richtig, daß "Maxhold" zu einer Überbewertung der Gesamamtimmission führt.
Es kann gut sein, daß bei breitbandiger Messung ein kleinerer Wert gemessen würde, als mit der frequenzselektiven Methode mit anschließender rechnerischer Integration der Einzebeträge pro Frequenzfenster (10kHz).
Der Grad der Überbewertung hängt davon ab, wie "variabel" das gemessene Signal über den Erfassungszeitraum ist.
Ist das Signal zeitlich stabil, (alle Sweeps identisch) dann geht die Überbewertung gegen 0.
Weist das Signal selbst eine langsame Amplituden oder Frequenzmodulation auf ("langsamer" als eine Sweep-Periode), dann ist die Überbewertung besonders hoch.

K

Ungewöhnlich hohe Werte für magnetische Flußdichte

Dr. Ratto, Freitag, 16.05.2014, 19:53 (vor 3605 Tagen) @ Kuddel

"Maxhold" ist nicht gleichbedeutend mit "Peak detection"

Danke, kapiert! :yes:

Elektrosmog stört Magnetsinn von Rotkehlchen

charles ⌂ @, Freitag, 16.05.2014, 08:33 (vor 3605 Tagen) @ H. Lamarr

Anscheind bemüht DARPA sich auch mit diese Materie.

http://www.darpa.mil/NewsEvents/Releases/2014/05/09.aspx

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Bundesamt für Strahlenschutz äußert sich zur Magnetsinnstudie

H. Lamarr @, München, Freitag, 16.05.2014, 09:50 (vor 3605 Tagen) @ H. Lamarr

Die Frankfurter Allgemeine schreibt:

Schwacher Elektrosmog verändert den Magnetsinn von Vögeln, war jüngst zu lesen. Kann er auch Menschen schaden? Die Bundesbehörde hat Stellung bezogen.

... zum Beitrag

Kommentar: Der Beitrag hat den Titel "Elektrosmog: Bundesamt bei Magnetfeldern skeptisch". Von einer Skepsis des BfS findet sich mMn im Text dann jedoch keine Spur. Die Lust an einer Dramatisierung des Themas Elektrosmog in seinen Titelzeilen wird bei Redakteur Joachim Müller-Jung nicht zum ersten mal beobachtet. Schon die Magnetsinn-Studie hat der Journalist mit dem dramatischen Titel "Verblüffende Studie: Zerstörerischer Elektrosmog" seinen Lesern nahe gebracht. Für meinen Geschmack sind beide Titelzeilen unangemessen und irreführend, Zeilen wie diese bewirken in der Bevölkerung dieses unartikulierbare dumpfe Unbehagen gegenüber Elektrosmog, das bei Meinungsumfragen regelmäßig sichtbar wird und Geschäftemachern in die Hände spielt. Das Thema ist auch so spannend genug, um attraktive Titelzeilen zuzulassen, die nicht mit der Angst vor dem Unsichtbaren spielen.

Die Anziehung der dramatisierenden Titelzeilen auf Dramatiker zeigt sich z.B. unten am Fuß der Seite am unqualifizierten Kommentar des "Olaf Weink(r)amp(f)" (wahrscheinlich nur ein Pseudonym), der sich beeilt zu vermelden: Wem dient das BfS und wer glaubt ihm? Auf bekannte Weise versucht dort ein Guerillakämpfer die Kompetenz des Amtes infrage zu stellen und Misstrauen gegenüber staatlichen Intitutionen zu wecken (siehe auch IZgMF-Beitrag). Zweifel sähen, das ist das Geschäft dieses Olaf. Er betreibt es systematisch in der Frankfurter Allgemeinen, auch das Krebsgeschehen bringt er dort hurtig in Zusammenhang mit Elektrosmog.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Entwertung, Inkompetenz

Bundesamt für Strahlenschutz äußert sich zur Magnetsinnstudie

Dr. Ratto, Freitag, 16.05.2014, 14:11 (vor 3605 Tagen) @ H. Lamarr

am unqualifizierten Kommentar des "Olaf Weink(r)amp(f)"

Am Ende seiner Behauptung stellt er Fragen die nicht völlig sinnfrei sind und die sich möglicherweise auch andere Leute, die nicht mit dem Thema vertraut sind, stellen. Auch das Bundesamt sollte, wenn es etwas behauptet, belegen, dass es stimmt. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies bei einer kurzen Stellungnahme für die Presse nicht möglich ist.

"Könnte es nicht sein, dass Menschen noch Rudimente eines Magnetsinns haben? Ist es wissenschaftlich bewiesen, dass dies nicht der Fall ist?"

Die Vermutung, dass der Mensch einen Magnetsinn haben könnte, kam aufgrund von Verhaltensexperimenten an Menschen in den 70-Jahren auf. In weiteren Replikationsversuchen konnte es nie bestätigt werden, die ganze Geschichte sowie der letzte Nachweis dass es beim Menschen nicht funktioniert wurde 1985 publiziert: HUMAN HOMING: STILL NO EVIDENCE DESPITE GEOMAGNETIC CONTROLS. Danach hat sich damit in Verhaltenstests niemand mehr ernsthaft beschäftig.

"Und dass die vorliegenden Ergebnisse keine gesundheitsrelevante Bedeutung hätten, wäre allein richtig, wenn a) der Mensch keinerlei magnetische Rezeptoren hätte"

Von Seiten der Physiologen wurde mehrmals angemerkt, dass es im Gehirn Magnetitpartikel gibt, die an einem Magnetsinn beteiligt sein könnten, es gibt aber keine Hinweise darauf, dass es funktioniert. Die von Tieren bekannten Mechanismen zur Wahrnehmung von Magnetfeldern hat der Mensch nicht.

"und b) bei den Vögeln allein ein Störungsmechanismus über den Magnetsinn (und nicht etwa das Gehirn) vorliegt."

Es spricht alles dafür, das der in der Netzhaut angesiedelte Magnetsinn gestört ist und nichts anderes, dass sehen die Autoren der Studie auch so.

Magnetsinn von Vögeln: Breitband-EMF stört, Schmalband nicht

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.07.2017, 12:59 (vor 2441 Tagen) @ H. Lamarr

Elektrosmog lässt den biologischen Magnetkompass von Rotkehlchen versagen. Das haben deutsche Forscher der Universität Oldenburg in jahrelangen Experimenten herausgefunden und nun in einem Titel-Aufsatz für die renommierte internationale Fachzeitschrift "Nature" beschrieben.

Das war 2014. Wie die AG um H. Mouritsen berichtet, brachten mehr als 500 Zeitungen in aller Welt die Nachricht von den orientierungslosen Rotkehlchen sowie zusätzlich mindestens 20 Radio- und Fernsehstationen.

Und was ist seither geschehen, hat die AG Mouritsen sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht? Mitnichten. Die Gruppe publizierte seither nicht weniger als elf weitere Arbeiten, die allerdings von der Öffentlichkeit nicht mehr beachtet wurden. Die unten verlinkte Arbeit von 2016 (Weak broadband electromagnetic fields ...) nennt neue technische Details der Versuchsanlage auf dem Gelände der Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg.

2016: Warrant E., Frost B.J., Green K., Mouritsen H., Dreyer D., Adden A., Brauburger K., Heinze S. (2016) "The Australien Bogong moth Agrotis infusa: A long-distance nocturnal navigator". Frontierts in Behavioral Neuroscience 10, 77. doi: 10.3389/fnbeh.2016.00077

2016: Hore P.J., Mouritsen H. (2016) "The radical pair mechansim of magnetoreception". Annual Review in Biophysics 45. doi: 10.1146/annurev-biophys-032116-094545

2016: Schwarze S., Schneider N-L., Reichl T., Dreyer D., Lefeldt N., Engels S., Baker N., Hore P. J., Mouritsen H. (2016) "Weak broadband electromagnetic fields are more disruptive to magnetic compass orientation in night-migratory songbird (Erithacus rubecula) than strong narrow-band fields. Frontierts in Behavioral Neuroscience 10,55. doi: 10.3389/fnbeh.2016.00055

2016: Hiscock H.G., Worster S., Kattnig D.R., Steers C., Jin Y., Manolopoulos D.E., Mouritsen H., Hore P.J. (2016) "The quantum needle of the avian magnetic compass". PNAS in press. doi: 10.1073/pnas.1600341113

2016: Bolte P., Bleibaum F., Einwich A., Günther A., Liedvogel M., Heyers D., Depping A., Wöhlbrand L., Rabus R., Janssen-Bienhold U., Mouritsen H. (2016) "Localisation of the Putative Magnetoreceptor Chryptochrome 1b in the Rentinae of Migratory Birds and Homing Pigeons". PloS ONE 11: e0147819. doi: 10.1371/journal.pone.0147819

2016: Mouritsen, H., Heyers, D., Güntürkün, O. (2016) The Neural Basis of Long-Distance Navigation in Birds. Annual Reviews in Physiology 76, 10.1-10.22. doi:10.1146/annurev-physiol-021115-105054.

2015: Kishkinev, D., Chernetsov, N., Pakhomov, A., Heyers, D., Mouritsen, H. (2015) Eurasian reed warblers compensate for virtual magnetic displacement. Current Biology 25, R822-R824. doi:10.1016/j.cub.2015.08.012

2015: Alert, B., Michalik, A., Thiele, N., Bottesch, M., Mouritsen, H. (2015) Re-calibration of the magnetic compass in hand-raised European robins (Erithacus rubecula). Scientific Reports 5, 14323. doi:10.1038/srep14323

2015: Alert, B., Michalik, A., Helduser, S., Mouritsen, H., Güntürkün, O. (2015) Perceptual strategies of pigeons to detect a rotational centre – A hint for star compass learning? PLOS ONE 10(3): e0119919. doi:10.1371/journal.pone.0119919.

2015: Lefeldt, N., Dreyer, D., Steenken, F., Schneider, N.-L. & Mouritsen, H. (2015) Migratory blackcaps tested in Emlen funnels can orient at 85 but not at 88 degrees magnetic inclination. J. Exp. Biol. 218, 206-211. doi:10.1242/jeb.107235

2014: Lefeldt, N., Heyers, D., Schneider, N.-L., Engels, S., Elbers, D. & Mouritsen, H. (2014) Magnetic field-driven induction of ZENK in the trigeminal system of pigeons (Columba livia). J. Royal Soc. Interface 11, 20140777 doi: 10.1098/rsif.2014.0777

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Magnetsinn: quantenphysikalisches Phänomen in einem Biomolekül

H. Lamarr @, München, Sonntag, 27.06.2021, 12:16 (vor 1006 Tagen) @ H. Lamarr

Elektrosmog lässt den biologischen Magnetkompass von Rotkehlchen versagen. Das haben deutsche Forscher der Universität Oldenburg in jahrelangen Experimenten herausgefunden und nun in einem Titel-Aufsatz für die renommierte internationale Fachzeitschrift "Nature" beschrieben. Demnach stört selbst extrem schwache elektromagnetische Abstrahlung im Frequenzbereich von etwa zwei Kilo- bis fünf Megahertz, die vor allem von Elektrogeräten ausgeht, den Orientierungssinn der Vögel.

Sieben Jahre später berichtet spektrum.de Neues über den Magnetsinn von Vögeln.

Für ein kleines Rotkehlchen ist der Weg ins tausende Kilometer entfernte Winterquartier oft alles andere als einfach. Während junge Kraniche, Gänse oder Enten gemeinsam mit den Alttieren abfliegen, zeigt bei den kleineren Arten niemand den Jungtieren den Weg. Dass sie trotzdem am Ziel ankommen, verdanken sie unter anderem einem groben Flugplan im Erbgut. Er schlägt ihnen zum Beispiel aus Mitteleuropa kommend einen dreiwöchigen Flug nach Südwesten vor, an den sich zwei Wochen Richtung Südsüdost anschließen. Auf dieser Route landen sie zwangsweise irgendwo in Westafrika, und das ist schließlich genau dort, wo sie und viele andere Vögel überwintern.

Das klappt allerdings nur mit einem Wegweiser, der den nächtlichen Fliegern selbst bei geschlossener Wolkendecke die korrekte Richtung anzeigt: einem Magnetkompass. Aber wie funktioniert er? »Das ist ein großes Rätsel«, sagt der Zoologe Eric Warrant von der Universität im schwedischen Lund, »die Wahrnehmung von Magnetfeldern ist im Grunde der letzte verbliebene Sinn, den wir nicht verstanden haben.«

Nun aber gibt es womöglich entscheidende Fortschritte zu vermelden. Dass der Magnetsinn der Vögel in ihrem Auge zu sitzen scheint, fand der Biologe Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg bereits 2009 heraus. Sehr wahrscheinlich, schreiben nun Mouritsen, seine Mitarbeiterin Jingjing Xu und ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts »Nature«, spielt dabei ein komplexes quantenphysikalisches Phänomen in einem Biomolekül die Schlüsselrolle: die zappelnden Spins zweier Elektronen. weiter ...

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