Rücksichtslos gegen Opfer und Angehörige (Allgemein)

Lilith, Freitag, 09.11.2012, 22:13 (vor 4157 Tagen)

Zur Zeit machen sich Schweizer Mobilfunkgegner über den im März 2012 vorgefallenen, tragischen Busunfall im Schweizer Sierre-Tunnel her.

Bei dem Unglück starben 28 Menschen, darunter 25 Kinder, die in dem Bus wie bereits schon Tausende andere von einer Skifreizeit auf dem Weg nach Hause unterwegs waren.

Der Schweizer Gigaherz-Tarnverein „Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein“ hat sich des Themas nunmehr in geradezu niederträchtiger Weise angenommen. Man nimmt die gesamte Tragik des Unfalles für eine rücksichtslos anmutende Propaganda her, die die alten Thesen von der Gefährlichkeit des Mobilfunks mit dem Unfallgeschehen verknüpfen will.

Die aus der Luft gegriffenen, ausschliesslich aus Vermutungen zusammengebastelten Thesen, die man sich dazu ausgedacht hat, lauten auf einen kurzen Nenner gebracht:

Der Mobilfunk macht das Autofahren gefährlich.
Niemand ist mehr sicher.
Es gibt bereits Tote deswegen.

Der „Dachverband“ schert sich dabei sichtbar nicht um die Gefühle Angehöriger und überlebender Opfer. Das zeigt ein in inquisitorischem Ton gehaltenes Schreiben an die Staatsanwaltschaft Mittelwallis, das man auch gleich im Netz veröffentlicht. Rücksichtslos, ohne jeglichen handfesten oder auch nur halbwegs begründeten Nachweis, instrumentalisiert man darin den Vorgang im Sinne der merkwürdigen Anti-Mobilfunk-Propaganda. Wie zähen Brei giesst man allgemeine Vermutungen über das tragische Thema:

So stellt man z.B. allgemein fest, dass „elektromagnetische Strahlung von Handys, Smartphones, Tablets etc.“ „die empfindliche Fahrzeugelektronik in fataler Weise stören“ könne. Wäre jedoch dies wirklich eine wirksame Unfallursache, hätten wir auf Europas Straßen mit dem Aufkommen des Mobilfunks deutlich ansteigende Unfallzahlen gesehen. Die Statistiken zeigen aber: das Gegenteil ist der Fall.

Man behauptet auch einfach mal so daher, dass eine „negative gesundheitliche Auswirkung von Funkstrahlung auf die Herzfunktion und die Hirntätigkeit“ „in der wissenschaftlichen Literatur“ „belegt“ sei. Aus dem sich so ergebenden „strahlungsbedingten gesundheitlichen Risiko“ ergebe sich u.a. eine „eingeschränkte Fahrtauglichkeit“. In diesem Zusammenhang möchte man offenbar auch gleich den tödlich verunglückten Fahrer des Busses zu einem Herzkranken erklären, der auf den Mobilfunk „besonders empfindlich“ reagiert haben könnte.

Jedoch, „die Problematik ist komplex“, weiss man beim Konkurrenzverein „Dachverband“. Will heissen: beweisen kann der "Dachverband" einen Zusammenhang zwischen Mobilfunkwirkung und tragischem Unfall nicht. Mit dem eigenen Unwissen geht man daher kreativ um. Weil man für keine der eigenen Aussagen und Behauptungen einen relevanten Nachweis liefern kann, schreibt man eben einen im unverschämten, tendenziell unterstellenden Ton gehaltenen „Fragenkatalog“, gerichtet „an die zuständige Staatsanwaltschaft“.

In diesem Pamphlet stellt man nun gezielt solche Fragen, die nicht eindeutig beantwortbar sind, sondern bestenfalls zu neuen Fragen, und zu neuer Verunsicherung bei Opfern, Angehörigen und in der Öffentlichkeit führen können - und dies wohl auch sollen. So wird die Staatsanwaltschaft z.B. gefragt, ob man dort in Erwägung ziehe, dass „die Herztätigkeit oder die Hirnfunktion des Fahrers durch die elektromagnetischen Felder von Handys der in der Nähe sitzenden Fahrgäste beeinträchtigt wurde“.

Wohlwissend, dass hierzu nichts Handfestes herausgefunden werden wird, hofft man offenbar auf den Effekt einer Verunsicherung - der Öffentlichkeit wie der überlebenden Opfer und Angehörigen.

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"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

Tags:
Opfer, Schweiz, Stettler, Niedertracht, Unfallursache, Pamphlet, Funkstrahlung, Unfall, Staatsanwaltschaft, Konkurrenzkampf, Rücksichtslosigkeit, Fragenkatalog

Rücksichtslos gegen Opfer und Angehörige

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.11.2012, 23:55 (vor 4157 Tagen) @ Lilith

Der Schweizer Gigaherz-Tarnverein „Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein“ hat sich des Themas nunmehr in geradezu niederträchtiger Weise angenommen. Man nimmt die gesamte Tragik des Unfalles für eine rücksichtslos anmutende Propaganda her, die die alten Thesen von der Gefährlichkeit des Mobilfunks mit dem Unfallgeschehen verknüpfen will.

Ja, das ist in der Tat auch aus meiner Sicht ein penetranter Versuch von Trittbrettfahrerei. Die genannten "Fakten" wirken an den Haaren herbeigezogen. Am Schlimmsten aber ist die Eigenwerbung, die der Verein mit der Veröffentlichung des noch brühwarmen Briefes betreibt. Wären die wirklich ehrlich an der Klärung der Unfallursache interessiert, hätte der Brief nicht veröffentlicht werden müssen oder erst dann, wenn Staatsanwalt Elsig die Handythese ernsthaft als Unfallursache in Erwägung gezogen hätte. Doch davon ist nichts bekannt und ich bin sicher, Elsig hätte dazu auch nicht der Inspiration Schweizer Mobilfunkgegner bedurft, um auf die Idee zu kommen, der Fahrer habe möglicherweise am Steuer telefoniert.

Entlarvend ist der letzte Satz in diesem peinlichen Brief von Markus Lauener:

Kopie an - Medien in der Schweiz und in Belgien

Damit macht der Mann ganz ungeniert klar, worauf es ihm mit seinem Pamphlet wirklich ankommt.

:uebel:

Ich bin jedoch zuversichtlich, dass alle seriösen Medien dem Verein die kalte Schulter zeigen werden. Der Brief datiert vom 7. November, heute, zwei Tage später meldet Google-News:

Ihre Suchanfrage "siders funkstrahlung Tunnel" stimmt mit keinem Nachrichtenergebnis überein.

Gottseidank!

(Was Google unter dieser Zeile einblendet hat mit Google-News nichts zu tun und ist daher belanglos).

Hintergrund
Tagesanzeiger vom 30.08.2012: Auch die Auswertung des Mobiltelefons des Buschauffeurs steht noch aus

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Belgien, Trittbrettfahrer, Entlarven, Lauener, Unfallthese

Rücksichtslos gegen Opfer und Angehörige

RDW ⌂ @, Samstag, 10.11.2012, 07:41 (vor 4157 Tagen) @ Lilith

Zur Zeit machen sich Schweizer Mobilfunkgegner über den im März 2012 vorgefallenen, tragischen Busunfall im Schweizer Sierre-Tunnel her.

Bei dem Unglück starben 28 Menschen, darunter 25 Kinder, die in dem Bus wie bereits schon Tausende andere von einer Skifreizeit auf dem Weg nach Hause unterwegs waren.

Der Schweizer Gigaherz-Tarnverein „Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein“ hat sich des Themas nunmehr in geradezu niederträchtiger Weise angenommen. Man nimmt die gesamte Tragik des Unfalles für eine rücksichtslos anmutende Propaganda her, die die alten Thesen von der Gefährlichkeit des Mobilfunks mit dem Unfallgeschehen verknüpfen will.

Die aus der Luft gegriffenen, ausschliesslich aus Vermutungen zusammengebastelten Thesen, die man sich dazu ausgedacht hat, lauten auf einen kurzen Nenner gebracht:

Der Mobilfunk macht das Autofahren gefährlich.
Niemand ist mehr sicher.
Es gibt bereits Tote deswegen.

Und was ist wohl, wenn all diese voreingenommen gestellten Fragen dieses Laienvereins bereits seriös abgeklärt wurden bzw. werden und sich all das wieder einmal in Luft auflöst?
Hoffen dann diese vermeintlich menschenfreundlichen Kämpfer auf den nächsten Unfall, damit sie sich ein weiteres Mal in den Vordergrund drängen können?
Die unübersehbare Freude dieser Art Mitmenschen über jede Studie, die mehr oder weniger seriös irgendwelche vermeintlichen Auswirkungen des Mobilfunks zeigt bzw. sich in dieser Weise interpretieren lässt, lässt genau dieses stark vermuten. Ebenso wie der Mangel an wirklichem Anstand, der sich bei vielen Mobilfunkkritikern erschreckend klar an ihren Worten und Taten erkennen lässt, die sie gegen jene richten, die sie in ihrem Sinne beeinflussen wollen oder die womöglich nicht ihre Ansichten teilen.

Erbärmlich, einfach erbärmlich.

RDW

Tags:
Unseriös, Voreingenommen, Verein

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