Vorsicht, Sendemast 38 Meter steuerbord voraus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 26.05.2012, 01:14 (vor 4325 Tagen)

In die Baulücke schräg gegenüber von unserer Wohnung wurde ein Haus gesetzt. Nicht der Rede wert, wäre da nicht in unmittelbarer Nähe des Neubaus ein UMTS-Sendemast (Telekom), den regelmäßige Mitleser von vielen Fotos her kennen.

Das folgende Foto (Quelle: Google Earth, Bild bearbeitet) zeigt die Baulücke und rechts den Telekom-Sendemasten, der Mindestabstand des neuen Hauses zum Masten beträgt 38 Meter.

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Das neue Haus ist fast fertig. Mit meiner Knatterbox bewaffnet balancierte ich gestern (Freitag) kurz vor 12:00 Uhr mit strenger Miene an verdutzten bosnischen Bauarbeitern vorbei den dünnen Holzsteg zur Haustüre hinauf, und begab mich übers Treppenhaus ins oberste Stockwerk. Dort gibt es zwei Wohnungen, die Wohnungstüren standen zum Glück noch alle offen. Eine liegt zum Telekom-Masten hin (Whg 1)und hat keinen Balkon, die andere liegt vom Masten weg (Whg 2) und hat einen Balkon. Wie der künftige Bewohner von Whg 2 den Telekom-Masten vom Balkon aus sieht, zeigt folgendes Foto:

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Das Breitbandmessgerät zeigte auf dem Balkon maximal 1900 µW/m² peak an (700 µW/m² RMS). Im Wohnzimmer, das den Zugang zum Balkon bietet, waren es ungefähr 30 µW/m² peak und 15 µW/m² RMS, also recht bescheidene Werte. Aber das war ja auch Whg 2, die vom Telekom-Mast abgewandt liegt. Weil ich nun schon mal da war, wechselte ich in Whg 2 auf die andere Seite (Straßenseite), um zu messen, wie dort "unser" GSM/UMTS-Kombimast (Vodafone) von der gegenüberliegenden Straßenseite herein kommt (Abstand Messpunkt/Mast rd. 76 Meter). Bei offenem Fenster mit Sichtkontakt zu dem Vodafone-Masten habe ich 1900 µW/m² peak gemessen (700 µW/m² RMS). Bei geschlossenem Fenster fielen die Werte an gleicher Stelle auf 30 µW/m² peak (6 µW/m² RMS), in Raummitte waren es 9 µW/m² peak (3 µW/m² RMS). Selbstverständlich habe ich während dieser besonderen Messung mit der Antenne des Messgeräts auch den Vodafone-Masten angepeilt, damit der Telekom-Mast nicht in die Messung eingeht.

In Whg 1 liegen zwei Räume direkt an der (fensterlosen) Außenwand zum Telekom-UMTS-Masten hin. Dort habe ich dicht an der Außenwand Werte zwischen 270 und 700 µW/m² peak gemessen (190 bis 290 µW/m² RMS). Der Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fenstern ging hier gegen Null, da es keine Sichtverbindung zum Telekom-Masten gibt. Einem Baubiologen würde bei diesen Werten das Wasser im Mund zusammenlaufen, "Kuddel" kann uns hoffentlich noch einmal sagen, ob diese Werte bei UMTS gemessen eine Über- oder Unterschätzung des Messwerts darstellen.

Bei der Messerei ist mir wieder einmal in den Sinn gekommen, wie fragwürdig die Nennung nur eines Maximalwerts ist. Denn wenn man die Messgurke langsam hin und her schwenkt, spielen die Messwerte fangen: infolge zeitlich-/räumlich chaotischer Feldverteilung schwanken die Messwerte bei still gehaltenem Messgerät um ungefähr den Faktor 2. Fair wäre es, den am häufigsten vorkommenden Wert zu verwenden. Doch mit der Peak-hold-Funktion etwas besserer Messgeräte wird automatisch der Höchstwert ermittelt, egal ob er zufällig zum Zeitpunkt der Messung am Messort nur ein einziges mal für 100 Millisekunden Dauer auftrat oder aber oft und an vielen Raumpunkten.

Die oben genannten Werte wurden mit einem Messgerät ohne Peak-hold gemessen, ich musste also während des Schwenkens das Display beobachten und so den Maximalwert ermitteln. Diese Methode liefert i.A. niedrigere Messwerte als eine Peak-hold-Messung, denn ein Mensch kann einen nur für z.B. 100 Millisekunden anstehenden hohen Messwert wegen der Kürze nicht vom Display ablesen, ein Peak-hold-Detektor hat damit keine Mühe.

Der UMTS-Sendemast der Telekom ist die Emissionsquelle für meinen schon seit Jahren laufenden Baumversuch. Jetzt hatte ich endlich einmal Gelegenheit, von oben die grüne Hölle hinter dem Masten aus der Nähe zu sehen (siehe folgendes Foto):

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Ich denke, das Bild spricht für sich, von irgendwelchen Baumschäden konnte ich dort weit und breit nichts sehen, obwohl der Mast nun schon seit zehn Jahren in Betrieb ist.

Beim Verlassen des Hauses kam ich mit den Bauarbeitern ins Gespräch. Einer erzählte, auch in Bosnien grassiere die Angst vor Sendemasten, vor Handys fürchte sich dort niemand. Stolz meine er, er habe sein Handy ja auch immer in der Hosentasche mit dabei. Meine Frage, ob das Handy in seiner Hosentasche nun strahle oder nicht, war für ihn keine: natürlich strahle das Handy dort. Ich erzählte ihm von der Salama-Studie, dass nicht die Masten das Problem sind, sondern die Handys - und weil ich das Messgerät zur Hand hatte, machten wir ein Experiment. Ein Kollege sollte mit seinem Handy eine Verbindung aufbauen, am Display des Messgeräts könne er selber mit mir beobachten, ab wann das Handy wirklich anfängt zu senden. Das kleine Experiment begeisterte den Mann, er bedankte sich ganz aufgeregt für die Aufklärung und ich habe seither das gute Gefühl, wahrscheinlich in den Himmel zu kommen ;-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Knatterbox, Sichtkontakt, Messwerte, Immissionswerte

Vorsicht, Sendemast 38 Meter steuerbord voraus

H. Lamarr @, München, Samstag, 26.05.2012, 09:53 (vor 4325 Tagen) @ H. Lamarr

Das folgende Foto (Quelle: Google Earth, Bild bearbeitet) zeigt die Baulücke und rechts den Telekom-Sendemasten, der Mindestabstand des neuen Hauses zum Masten beträgt 38 Meter.

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Das neue Haus ist fast fertig.

Und so schaut es aus, mit seinem roten Dach. Der Spitzboden ganz oben liegt mit den Antennen auf gleicher Höhe - ist jedoch unbewohnt.

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Vorsicht, Sendemast 38 Meter steuerbord voraus

Lilith, Sonntag, 27.05.2012, 08:45 (vor 4324 Tagen) @ H. Lamarr

Und so schaut es aus, mit seinem roten Dach. Der Spitzboden ganz oben liegt mit den Antennen auf gleicher Höhe - ist jedoch unbewohnt.

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Dort, wo die Gauben aus dem Dach herauskommen, kann man sehr deutlich die vollflächigen Metallabschirmungen erkennen. Sogar der Schornstein wurde mit einer Stahlhülse gegen die Strahlung geschützt.

Vermutlich wurden auch die Mauern als Doppelwände mit dazwischenliegenden Stahlplatten errichtet. Das sieht man von außen nicht, ist also sehr geschickt konstruiert worden. Deutschland schirmt sich ab.

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Vorsicht, Sendemast 38 Meter steuerbord voraus

H. Lamarr @, München, Sonntag, 27.05.2012, 14:35 (vor 4324 Tagen) @ Lilith

Sogar der Schornstein wurde mit einer Stahlhülse gegen die Strahlung geschützt.

Ätsch, reingefallen!

Frage 1: Braucht man in einer Großstadt mit Fernheizungsversorgung noch einen Schornstein?
Frage 2: Worin verstecken Mobilfunkbetreiber bevorzugt Antennen?

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