Oberfeld-Comeback: Wiener Smart-Meter-Schmäh der Ärztekammer (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 05.02.2012, 00:34 (vor 4436 Tagen)

Wer mag, darf sich über die jüngste Presse-Information der Österreichischen Ärztekammer amüsieren, in der sie auf einen Zug nach nirgendwo aufspringt, unter Dampf gesetzt von einem der üblichen Verdächtigen: Neue Stromzähler führen zu mehr Elektrosmog, so titelt die Kammer vor sich hin. Und wenn ich diese albernen Formulierung von "vorauseilendem Gehorsam" lese, zuvor öfters zu hören gewesen in der Szene staatsfeindlicher Mobilfunkgegner, dann den Text der Presse-Information daran messe, meine ich, die Ärztekammer sollte sich besser an die eigne Nase fassen und fragen, wem sie da eigentlich auf jeden noch so schrillen Pfiff gehorsam apportiert.

Das Dr.-Oberfeld-Comeback hätte unglücklicher nicht ausfallen können. Nach einem Skandal wegen eines von ihm gefundenen Krebsclusters um einen nicht vorhandenen C-Netz-Sendemasten verschwand der zuvor sehr medienpräsente Mediziner schlagartig in der Versenkung. Jetzt soll er anscheinend langsam reloaded und neu ins Rampenlicht gesetzt werden.

Diese Methode, nach einer gewissen Phase des Stillhaltens einen neuen Anlauf zu wagen in der Hoffnung, zwischenzeitlich gewachsenes Gras werde die alten Sünden verdecken, hat sich vielfach bewährt. So verzieht die CSU dem ehemaligen Wirtschaftsminister Wiesheu einen schweren Verkehrsunfall mit Todesfolge unter Alkoholeinfluss, die Grünen verziehen dem heutigen Parteiführer Cem Özdemir 1999 schnell und anders als heute Bundespräsident Wulff eine Kreditaufnahme bei einem PR-Berater und als TV-Moderatorin Andrea Kiewel 2007 die Schleichwerbung für ein Schlankheitsprodukt eingestehen musste, dauerte es ungefähr nur so lange wie jetzt bei Dr. med. Oberfeld, bis sie wieder im Fernsehen auftreten durfte.

In gewohnter Gangart geht Oberfeld forsch zu Werke und konstruiert aus dem Stand heraus eine Krebsbedrohung der Bevölkerung wegen Smart Metern. Nebulös spricht der Salzburger von Daten aus den USA, aller Voraussicht nach bezieht er sich damit auf einschlägig bekanntes Material seiner alten Freundin und Baubiologin Cindy Sage, der unumstrittenen Weltmarktführerin in Smart-Meter-Panikmache.

Aber: Es gibt keine einzige seriöse Studie, die Funk-Smart-Metern eine Gesundheitsgefährdung attestiert. Das EMF-Portal listet gegenwärtig überhaupt nur zwei (2!) Arbeiten, die sich mit diesem in den USA frei erfundenen Problemkind wissenschaftlich auseinandersetzen. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass die Felder solcher Geräte weitaus schwächer sind als die bereits bekannter EMF-Quellen (Handy, Mikrowelle, DECT) und deshalb nicht ersichtlich sei, wieso eine Gefahr von ihnen ausgehen sollte. Der Volltext der einen Arbeit ist frei verfügbar.

Unter solchen Umständen die mMn unqualifizierte Presse-Information ihres Umweltreferenten nicht zu stoppen, sondern im Internet zu verbreiten, zeigt ein befremdliches Bild von einer Kammer, deren Aufgabe es eigentlich nicht sein sollte, realitätsentrückte Mutmaßungen der Mitarbeiter ohne jegliche Qualitätskontrolle auf die arglose Bevölkerung der Alpenrepublik los zu lassen. Wie sich das Pamphlet der Kammer mit ärztlicher Ethik vereinbaren lässt ist möglicherweise mit ganz speziellen Wiener Maßstäben zu erklären. Von einem Gebot zur Panikmache ist bei Hippokrates jedenfalls nichts zu lesen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oberfeld, Oesterreich, Krebscluster, Wien, Pamphlet, Aerztekammer, OeAeK, Smart-Meter, Skandal, Qualitätskontrolle

Offener Brief an Dr. Oberfeld

Alexander Lerchl @, Sonntag, 05.02.2012, 13:00 (vor 4436 Tagen) @ H. Lamarr

Sehr geehrter Herr Dr. Oberfeld,

mit großer Verwunderung habe ich die Presseaussendung der ÖÄK zum Thema SmartMeter vom 4.2.2012 gelesen.

Wie kommen Sie zu folgender Feststellung: „Die zur Verfügung stehenden Übertragungsmöglichkeiten wie Funk oder die Übertragung über das Stromnetz selbst (Powerline Communication, kurz PLC) führen zu gesundheitsschädlichem Elektrosmog.“ Welche Belege gibt es für diese Aussage, die zu einer Verunsicherung der Bevölkerung führen könnten?

Weiters ist mir nicht klar, wie Sie die Einstufung elektromagnetischer Felder als „möglicherweise krebserregend“ durch die WHO als Argument für Ihre Warnungen anbringen können, da diese Einstufung, wie Sie wissen, sich ausschließlich auf die epidemiologischen Befunde zum Thema Mobiltelefone und Gliome (INTERPHONE) im GHz-Bereich bezog. Wie Sie auch wissen, hat die WHO die elektromagnetischen Felder der Umwelt (wozu auch die extrem schwachen Felder der SmartMeter gehören) ausdrücklich ausgeklammert.

Für eine Antwort wäre ich dankbar. Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich betonen, dass ich Ihnen nicht als Vorsitzender des Ausschusses „Nichtionisierende Strahlen“ der SSK schreibe.

Diese Nachricht an Sie habe ich als offenen Brief im Forum des IZgMF gepostet und würde Sie bitten, entweder dort selbst eine Antwort zu schreiben oder mir zu erlauben, Ihre Antwort an mich dort einzustellen. Hier der Link: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=49136

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Lerchl

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Antwort von Dr. Oberfeld - leider nicht öffentlich

Alexander Lerchl @, Dienstag, 07.02.2012, 17:41 (vor 4434 Tagen) @ Alexander Lerchl

Herr Dr. Oberfeld hat geantwortet, aber leider "kein Interesse" daran, hier an der Diskussion teilzunehmen oder seine Antwort veröffentlichen zu lassen.

Schade.

Hier noch ein Link zur Exposition durch SmartMeter (englisch, aber ganz interessant):
http://www.ccst.us/publications/2011/2011smartA.pdf

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Antwort von Dr. Oberfeld - leider nicht öffentlich

KlaKla, Dienstag, 07.02.2012, 18:47 (vor 4434 Tagen) @ Alexander Lerchl

Herr Dr. Oberfeld hat geantwortet, aber leider "kein Interesse" daran, hier an der Diskussion teilzunehmen oder seine Antwort veröffentlichen zu lassen.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie Mobilfunkgegner reagieren, wenn man ihre Aussagen kritisch hinterfragt oder Quellen erbittet.

Haben Sie Ihre Anfrage an das Referat für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) gesendet oder direkt an Dr. Oberfeld?

Das Oberfeld kein Interesse an einer Diskussion oder Veröffentlichung hat, ist seine Sache aber das Referat sollte mVn eine an sie gerichtet Anfrage beantworten. Zumal bekannt ist das die Debatte von einschlägig bekannten Mitstreitern/Nutznießern auf der emotionalen Ebene geführt wird um auch nur diffuse Angst zu schüren um später daraus einen persönlichen Nutzen zu ziehen.

Die Einzelmeinung eines Herrn Oberfeld ist mVn mit Vorsicht zu genießen da er im Interessenkonflikt steht. Er ist als Wissenschaftlicher Berater für den Verband für Baubiologie tätig und dieser Verein profitiert durch die Angst geschürte Debatte. Wie und ob Oberfeld auch davon profitiert, weiss ich nicht aber wenn Sie sich ähnlich verhalten wurden, wäre das ein gefundenes Fressen für die Nutznießer, die dann aller Voraussicht nach dies über Ihre Knoten des Netzwerk ausschlachten würden.

100 Jahre Elektrosmog-Panikmache
Maximaler Profit mit minimaler Funkstrahlung

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Meine Meinungsäußerung

Antwort von Dr. Oberfeld - leider nicht öffentlich

RDW ⌂ @, Dienstag, 07.02.2012, 19:10 (vor 4434 Tagen) @ Alexander Lerchl

Herr Dr. Oberfeld hat geantwortet, aber leider "kein Interesse" daran, hier an der Diskussion teilzunehmen oder seine Antwort veröffentlichen zu lassen.

Schade ist das allerdings.
Vielleicht hätten Sie es ja machen sollen wie manche Mobilfunkkritiker: Einfach ungefragt veröffentlichen; dazu womöglich sogar noch zerpflücken, dann selektieren und schließlich geeignet interpretiert ein Heftchen daraus machen.

Was hat Dr. Oberfeld doch für ein Glück, daß Sie nicht so tief gesunken sind wie so viele seiner Mitstreiter. Die schreiben mehr über Anstand, als daß sie ihn besitzen.

RDW

Antwort von Dr. Oberfeld - leider nicht öffentlich

Alexander Lerchl @, Dienstag, 07.02.2012, 21:32 (vor 4434 Tagen) @ RDW

Herr Dr. Oberfeld hat geantwortet, aber leider "kein Interesse" daran, hier an der Diskussion teilzunehmen oder seine Antwort veröffentlichen zu lassen.

Schade ist das allerdings.
Vielleicht hätten Sie es ja machen sollen wie manche Mobilfunkkritiker: Einfach ungefragt veröffentlichen; dazu womöglich sogar noch zerpflücken, dann selektieren und schließlich geeignet interpretiert ein Heftchen daraus machen.

Was hat Dr. Oberfeld doch für ein Glück, daß Sie nicht so tief gesunken sind wie so viele seiner Mitstreiter. Die schreiben mehr über Anstand, als daß sie ihn besitzen.

RDW

Es hat mich schon gejuckt, muss ich zugeben, zumindest die zentrale Aussage der Antwort und damit das kapitale Unverständnis und die Erklärung für die vollkommen haltlose Stellungnahme des Dr. Oberfeld / der ÖÄK darzustellen. Aber Sie haben schon Recht: da wäre ich schlecht beraten.

Dass Dr. Oberfeld das öffentliche Schweigen nach dem öffentlichen Posaunen der öffentlichen Diskussion vorzieht, ist allerdings schon sehr vielsagend. Ich frage mich nur, ob die Österreichische Ärztekammer sich eigentlich dessen bewusst ist, was da in ihrem Namen in die Welt posaunt wird.

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Medienecho auf ÖÄK-Meldung

H. Lamarr @, München, Dienstag, 07.02.2012, 23:57 (vor 4433 Tagen) @ Alexander Lerchl

Es hat mich schon gejuckt, muss ich zugeben, zumindest die zentrale Aussage der Antwort und damit das kapitale Unverständnis und die Erklärung für die vollkommen haltlose Stellungnahme des Dr. Oberfeld / der ÖÄK darzustellen.

Ja aber ...?!

Als Umweltreferent der ÖÄK kann er doch nicht fachlich völlig unbegründet so eine Presse-Information rauslassen! Das wäre in befremdlichen Ausmaß unverantwortlich und mMn Grund für eine fristlose Entlassung. Ist denn gar nichts an Quellen genannt, z.B. ein Link zu einer bislang unbekannten Studie, was Sie unbesorgt rauslassen können?

Heute, drei Tage nach der Presse-Information ist das Medienecho darauf übrigens (noch) recht bescheiden, mit "Futurzone" gibt es gegenwärtig nur 1 echten Treffer. Möglicherweise sind die Medien der ewig gleichen Alarmmeldungen im Elektrosmog-Dunstkreis leid geworden, zumal sich bislang kein einziger Alarm auch nur ansatzweise bewahrheitet hat.

Nachtrag: Mit anderem Suchbegriff wirft Google-News momentan 2 echte Treffer aus.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Medien-Echo, OeAeK, Resterampe

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