ElektroHYPERsensibilität: Bestätigung durch Studie (Allgemein)

charles ⌂ @, Freitag, 03.02.2012, 13:03 (vor 4438 Tagen)

Diagnose-Funk hat eine Deutsche Fassung der Studie von Genuis und Lipp (2011) ins Netz veröffentlicht.

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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

ElektroHYPERsensibilität: Bestätigung (??) durch Studie

RDW ⌂ @, Freitag, 03.02.2012, 16:11 (vor 4438 Tagen) @ charles

Schon lustig, wie leicht sich das Klientel von Diagnose-Funk & Co beeindrucken lässt: "Bestätigung durch Studie"

Ist es denn Zufall oder Absicht, daß in dieser "Studie" zwar viel referenziert und geschrieben wird, jedoch an keiner Stelle konkrete Aussagen über die jeweiligen Expositionen zu den gefundenen "Ergebnissen" sowie deren fachlicher Qualität gemacht werden?
Fürchtet man etwa, daß sonst all die angeblichen bei wenigen Mikrowatt pro Quadratmeter leidenden "Betroffenen" sich dann aber auch gar nicht mehr vertreten fänden und die "Argumentationskette" unüberbrückbare Lücken aufweisen würde?
Also bleibt auch das wieder nur eine "Studie" für Laien, für diese vielleicht gut zum Beeindrucken von Ihresgleichen, ansonsten aber wertlos für jeglichen Versuch der validen Etablierung einer wie auch immer gearteten Vorsorgeregelung.

RDW

ElektroHYPERsensibilität: Links

H. Lamarr @, München, Sonntag, 05.02.2012, 03:15 (vor 4436 Tagen) @ charles

Diagnose-Funk hat eine Deutsche Fassung der Studie von Genuis und Lipp (2011) ins Netz veröffentlicht.

Link zum Volltext der Studie (englisch)
Abstract (englisch)
Deutsche Übersetzung von Diagnose Funk (PDF)

((Hinweis: Die Übersetzung von Studien durch Mobilfunkgegner hat in der Vergangenheit zu inhaltlichen Verzerrungen geführt. Es empfiehlt sich daher, in Zweifelsfällen die Übersetzung mit dem Original zu vergleichen)).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Zerrbild

Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein

RDW ⌂ @, Sonntag, 05.02.2012, 09:53 (vor 4436 Tagen) @ H. Lamarr

Diagnose-Funk hat eine Deutsche Fassung der Studie von Genuis und Lipp (2011) ins Netz veröffentlicht.

Link zum Volltext der Studie (englisch)
Abstract (englisch)
Deutsche Übersetzung von Diagnose Funk (PDF)

((Hinweis: Die Übersetzung von Studien durch Mobilfunkgegner hat in der Vergangenheit zu inhaltlichen Verzerrungen geführt. Es empfiehlt sich daher, in Zweifelsfällen die Übersetzung mit dem Original zu vergleichen)).

Durch Abweichungen vom Original entstehende Irreführungen und eine Durchmengung mit qualitativ wertlosen Studien ist die eine Sache. Dazu kann aber eine genauere Betrachtung der Referenzen von Diagnose-Funk auch in diesem Fall sicher ganz ungeahnte Konsequenzen haben.
Z. B. bei dem von dieser Laienorganisation hinzugefügten Verweis (3), Esmekaya et al, zu dessen Ergebnissen man im EMF-Portal lesen kann, daß diese bei einer Ganzkörper-Exposition mit einem SAR-Wert von 1,35W/kg gefunden wurden.
"Aha!", denkt sich da der Fachmann, und weiter: "Dann ist es ja gut und angemessen, daß der Ganzkörper-Grenzwert gemäß ICNIRP bei einem SAR-Wert von 0,08W/kg liegt."

Doch so weit will Diagnose-Funk natürlich nicht denken, und ihre Klientel schon gar nicht. Die sieht dank dieser Vorlage wie gewünscht vielmehr auch bei noch einmal tausendfach darunter liegenden Expositionen ihre Schilddrüse "bewiesenermaßen" in Gefahr.

RDW

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Irreführung, Hypersensibilität

Genuis & Lipp: Aufsatz statt Studie

H. Lamarr @, München, Sonntag, 05.02.2012, 22:33 (vor 4436 Tagen) @ charles

Diagnose-Funk hat eine Deutsche Fassung der Studie von Genuis und Lipp (2011) ins Netz veröffentlicht.

Moment mal! Ich habe den Text soeben erst überflogen und enttäuscht festgestellt: Das ist gar keine Studie im herkömmlichen Sinn und schon gar keine Bestätigung von EHS, sondern ein Fachaufsatz, mit dem die Autoren ihre eigentümliche Einschätzung über EHS mitteilen. Eigentümlich deshalb, weil Genuis und Lipp anscheinend die Existenz von EHS annehmen, bislang auf dieser unserer Welt jedoch kein EHS imstande war, seine Feldfühligkeit für Elektrosmog reproduzierbar unter wissenschaftlicher Aufsicht unter Beweis zu stellen. Die Einschätzung der beiden steht im krassen Gegensatz zu dem, was insbesondere Rubin et al. über EHS berichten. Bekanntlich hat der Brite inzwischen rund 60 qualitativ gute EHS-Studien ausgewertet und kommt immer wieder neu zu dem Ergebnis, EHS sei nicht Fakt, sondern Fiktion.

Beim Herumstochern im deutschen Text von Diagnose-Funk bin ich auf Seite 15 auf folgende Passage gestoßen, die mich misstrauisch macht: "Jüngste Beweise in der wissenschaftlichen Fachliteratur weisen darauf hin, dass verschiedene objektive physiologische Veränderungen bei manchen Elektrohypersensiblen augenscheinlich sind, die über Beschwerden nach der Exposition gegenüber bestimmten Frequenzen elektromagnetischer Strahlung klagen (McCarty et al., 2011; Havas et al., 2010)."

Was mögen das für Wissenschaftler sein, die von "Beweisen" (evidence) reden und dann als Beleg u.a. auf die fragwürdige Magda Havas verweisen?

Die Diskrepanz zwischen Genuis & Lipp einerseits und Rubin andererseits könnte darin begründet sein, dass, wie RDW schon anmerkte, die beiden Kanadier weniger anspruchsvoll waren bei der Auswahl der Studien, die sie für ihre Analyse herangezogen haben. Der Bezug auf Havas stützt diese Überlegung nachdrücklich. Anfang 2011 war Genuis übrigens noch gar nicht auf EHS fixiert, sondern auf MCS.

Nachtrag: Auf der Website einer Veranstaltung der Rutengänger von Toronto findet sich noch diese Notiz:

(4) Public Health Officials would be well advised to review the work of Stephen J. Genuis, MD, FRCSC, DABOG, Faculty of Medicine, University of Alberta and his 2006-2007 article in the Journal of the Royal Institute of Public Health "Fielding a current idea: exploring the public health impact of electromagnetic radiation" as he addresses:
EMFs and reproductive dysfunction
EMFs and Cancer
EMFs and human health
EMFs and CNS dysfunction, etc.

Some RF pulses are similar to those that were found to be capable of changing brain waves in sensitive people at a distance of 80 meters.

Tatsächlich erschien der Artikel nicht 2006/2007, sondern 2007 (online) und 2008 (gedruckt) in Public Health.

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Genuis & Lipp: Entzauberter Kronzeuge McCarty

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 08.02.2012, 01:04 (vor 4433 Tagen) @ H. Lamarr

Was mögen das für Wissenschaftler sein, die von "Beweisen" (evidence) reden und dann als Beleg u.a. auf die fragwürdige Magda Havas verweisen?

Auf Seite 9 des deutschen Textes wird neben Magda Havas auf McCarty verwiesen:

"In der Bemühung festzustellen, ob es sich bei der EHS tatsächlich um eine neurologische Krankheit handelt, hat jedoch eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ärzten kürzlich eine doppelblinde Forschungsstudie durchgeführt, die sich mit der Folge der Provokation durch elektromagnetische Strahlung (EMS) befasste. Diese wurde daraufhin im International Journal of Neuroscience (internationale Fachzeitschrift für Neurobiologie) veröffentlicht. (McCarty et al., 2011). Die Forscher konnten bei einer EHS-Patientin körperliche Reaktionen objektiv aufzeigen, zu denen es infolge der Provokation durch EMS kam. Dabei wurden Intensitäten verwendet, wie sie gewöhnlich in der heutigen Umwelt vorkommen. Sie kommen zur Schlussfolgerung, dass "eine HypersensibiIität gegenüber elektromagnetischen Feldern als echtes, durch die Umwelt hervorrufbares neurologisches Syndrom auftreten kann" (McCarty et al., 2011)."

An diesem Textfragment des Diagnose-Funk-Brennpunkts stimmt so ziemlich nichts. Allein schon die Behauptung, McCarty habe eine Provokation mit "elektromagnetischer Strahlung" gemacht, also mit Hochfrequenz (wie Mobilfunk, DECT, W-LAN ...), sie ist falsch. Offensichtlich sind sich weder Genuis & Lipp noch Diagnose-Funk im Klaren darüber, was McCarty in seiner Studie eigentlich gemacht hat.

"Doris" hat mir den richtigen Tipp gegeben, denn über McCarty haben wir im Forum bereits im August 2011 gehirnt. Und dabei ist Substanzielles herausgekommen, entdeckt von "Kuddel", was die McCarty-Studie als Kronzeugin für Elektrosensibilität gegenüber Funkwellen ziemlich alt aussehen lässt:

  • Statt mit Mobilfunk wurde mit Haushaltsstrom-Wechselfeldern exponiert!
  • Falsche Angabe der Feldstärke, tatsächlich wurde erheblich (3-mal) stärker befeldet. Die Behauptung "Dabei wurden Intensitäten verwendet, wie sie gewöhnlich in der heutigen Umwelt vorkommen" ist daher unwahr.
  • Die 60-Hz-Felder wurden mit 10 Hz gepulst, solche synthetischen Felder gibt es in der Umwelt gar nicht.

Dies und noch einiges mehr findet sich alles in diesem Strang.

Und so stellt sich wieder einmal die Frage: Ist es Absicht oder Unvermögen, dass die wenig beeindruckende Arbeit der Kanadier Genuis & Lipp von Diagnose-Funk so hoch gespielt wird, als könne damit mehr als ein Achselzucken erreicht werden. Wahrscheinlich spekuliert der Verein darauf, mit der Arbeit beim Laienpublikum punkten zu können. Sollten Politiker darunter sein, die sich mit Elektrosmog-Gezeter profilieren möchten, werden wir vom "Beweis für Elektrosensibilität" durch die Herren Genuis & Lipp wahrscheinlich noch hie und da hören.

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