Repacholi & Lerchl et al. mit Kopftumoren-Literaturstudie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.10.2011, 02:11 (vor 4541 Tagen)

Alexander Lerchl und Mike Repacholi sind zwei der aus Sicht überzeugter Mobilfunkgegner meistgehassten Wissenschaftler. Lerchl geriet 2008 ins Kreuzfeuer weil er mobilfunkkritische Alarmstudien attackiert, die, und dafür gibt es einige Hinweise, von der Tabakindustrie zur Ablenkung von den Diskussionen um die schädlichen Folgen des Rauchens lanciert wurden. Zuvor wurde 2006 Repacholi angefeindet, weil er als Koordinator des EMF-Forschungsprojekts der WHO die Erwartungen von Mobilfunkgegnern nicht erfüllte.

Aus Sicht organisierter Mobilfunkgegner müssen Repacholi und Lerchl sich mit 13 anderen namhaften Autoren zu einer "Achse des Bösen" zusammengefügt haben, die jetzt am 21. Oktober 2011 die leider kostenpflichtige Literaturstudie "Systematic review of wireless phone use and brain cancer and other head tumors" hervorgebracht hat (Systematische Literaturauswertung nach Hirn- und anderen Kopftumoren infolge Mobiltelefonnutzung).

Die 20 Seiten umfassende Arbeit geht der Frage nach, ob der Gebrauch von Mobiltelefonen zu einer erhöhten Inzidenz von Hirntumoren des Typs Gliom oder anderer Kopftumoren führt (Meningeom, Akustikusneurinom und Ohrspeicheldrüsentumor), also dort, wo das Gewebe bei Handytelefonaten durch Absorption die meiste Hochfrequenzenergie aufnimmt.

Die analysierten epidemiologischen Studien zeigten keinen statistisch signifikanten Anstieg des Risikos für Erwachsene. Auch die Analyse der In-vivo-Studien über Onkogenizität, Tumorpromotion und Genotoxizität zeigten keine statistisch signifikante Beziehung zwischen der Exposition mit HF-Feldern und genotoxischen Schäden an Gehirnzellen, oder der Häufigkeit von Hirntumoren und anderer Kopftumoren. Die Bewertung der Analyseergebnisse gemäß den Hill-Kriterien spricht gegen eine kausale Beziehung zwischen Mobiltelefonnutzung und dem Auftreten von Krebserkrankungen bei Erwachsenen in den Bereichen des Kopfes, der die meiste HF-Energie absorbiert. Die Autoren weisen darauf hin, dass ihnen keine ausreichenden Daten vorlagen, um Aussagen über langfristige Handynutzung (≥ 10 Jahre) und Kinder zu machen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Hirntumor, Akustikusneurinome, Gliom, Tumorpromotion

Repacholi & Lerchl et al. mit Kopftumoren-Literaturstudie

Doris @, Sonntag, 23.10.2011, 10:44 (vor 4541 Tagen) @ H. Lamarr

Aus Sicht organisierter Mobilfunkgegner müssen Repacholi und Lerchl sich mit 13 anderen namhaften Autoren zu einer "Achse des Bösen" zusammengefügt haben,

ja, so könnte das durchaus von den Fanatikern gesehen werden.
Aber es gibt bei dieser Review Arbeit bei den Beteiligten auch keinen einzigen Ausreißer, wo ich mich fragen würde, wie hat sich denn der dorthin verirrt.

Die Bewertung der Analyseergebnisse gemäß den Hill-Kriterien spricht gegen eine kausale Beziehung zwischen Mobiltelefonnutzung und dem Auftreten von Krebserkrankungen bei Erwachsenen in den Bereichen des Kopfes, der die meiste HF-Energie absorbiert. Die Autoren weisen darauf hin, dass ihnen keine ausreichenden Daten vorlagen, um Aussagen über langfristige Handynutzung (≥ 10 Jahre) und Kinder zu machen.

Es ist sicher richtig und wichtig, aber ist das nicht schon alles bekannt? Dass sich unter 10 Jahren Handynutzung nichts wirklich Auffallendes zeigt und dass zu Kindern nichts bekannt ist, ist doch der aktuelle Stand der seriösen Wissenschaft. Nur sind es meiner Beobachtung nach genau diese Studien, die dann von den Medien mit entwarnenden Titelzeilen unter die Leute gebracht werden und die Leute beruhigt. Titelzeilen prägen sich beim gewöhnlichen Volk ein, die Einschränkungen werden zum einen nicht von allen Medien gebracht und nicht jeder liest dann so einen Beitrag bis zum letzten Satz.
Deshalb, zu was dienen solche Arbeiten wirklich? Schauen Sie sich mal die Treffer zu der Dänischen Kohortenstudie an..
Nur entwarnende Titelzeilen für das gewöhnliche Volk. Das Kleingedruckte, die Einschränkungen, die Restrisiken, die sind entweder für das gewöhnliche Volk gar nicht zugänglich, oder aber sie werden, wie bei der freien Dänischen Kohortenstudie, nur von der Gruppe gelesen, die sich wirklich gezielt mit diesem Thema beschäftigen. Und die Dänische Kohortenstudie kann eben auch nichts zu Kindern und Handys sagen.

Deshalb frage ich mich schon auch, was bringen solche Arbeiten denn wirklich. Sie tragen eben auch nicht zu der Beantwortung der Frage über die verbliebenen Restrisiken bei: Reagieren Kinder anders auf EMF und bilden sich nach 10, 20 oder 30 Jahren wirklich Gehirntumore durch Handytelefonieren.

Von James C. Lin, den wir hier kürzlich diskutiert haben, gibt es einen neuen Kommentar
Hirntumor-Risiko und Handynutzung.
Natürlich wieder nicht frei zugänglich, aber aus dem Abstract

Epidemiological studies on the use of a cell phone for less than ten years showed no overall association between cell-phone use and increased risk of malignant brain tumors, according to the recently published summary report of a large international study: the INTERPHONE project. This was so with duration of use, years since first use, cumulative number of calls, or cumulative hours of use.

ist zumindest als letzter Satz (bevor es Schluss ist) zu lesen

However, brain tumors are known to have latencies longer than 10 years, and maybe as long as 30 years.

Also Fazit: Telefoniert völlig beruhigt 10 Jahre und was danach ist, werden wir sehen. Bis dahin könnt ihr schon längst an was anderem gestorben sein.

Tags:
Repacholi, Langzeitstudie, Kohortenstudie

Repacholi & Lerchl et al. mit Kopftumoren-Literaturstudie

KlaKla, Sonntag, 23.10.2011, 11:00 (vor 4541 Tagen) @ Doris

Wenn wir von Kindern reden, sollten wir mal diese dem Alter nach mal eingrenzen. Ein Kind ist man mVn bis zum einsetzen der Pubertät also sag ich mal 10-12 Jahre.
Was glauben sie, mit welchem Alter beginnen Kinder regelmäßig mit dem Handy zu telefonieren? Und wie lange dauert es, bis die Diagnose steht, Kind hat Hirntumor?

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Meine Meinungsäußerung

Repacholi & Lerchl et al. mit Kopftumoren-Literaturstudie

Doris @, Sonntag, 23.10.2011, 11:08 (vor 4541 Tagen) @ KlaKla

Wenn wir von Kindern reden, sollten wir mal diese dem Alter nach mal eingrenzen. Ein Kind ist man mVn bis zum einsetzen der Pubertät also sag ich mal 10-12 Jahre.

ok

Was glauben sie, mit welchem Alter beginnen Kinder regelmäßig mit dem Handy zu telefonieren?

Das kommt wohl darauf an, aus welchem Land das Kind ist. In England sollen Kinder früher telefonieren und in Ländern, die statt Festnetz Handy nutzen telefonieren auch schon Kinder. Es geht ja nicht nur um die Situation hier in Deutschland.

Und wie lange dauert es, bis die Diagnose steht, Kind hat Hirntumor?

Weiß das schon jemand? Eben nicht. Laut James C. Lin liegt die Latenzzeit zwischen 10 und 30 Jahren und ob Kinder anders und früher reagieren, weiß eben niemand.

Kopftumoren: Mit NMT450 kommen wir auf 30 Jahre Handy

H. Lamarr @, München, Montag, 24.10.2011, 16:16 (vor 4540 Tagen) @ Doris

Also Fazit: Telefoniert völlig beruhigt 10 Jahre und was danach ist, werden wir sehen. Bis dahin könnt ihr schon längst an was anderem gestorben sein.

Ganz so ist es mMn nicht. In den nordischen Ländern (Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden) wurden 1982 die ersten zellularen Funknetze aufgebaut (NMT450, später NMT900), damals noch mit Analogtechnik. Da die Technik seinerzeit noch nicht so weit entwickelt war, gab es neben klobigen Handys auch "Koffer" mit z.B. 7 Watt Sendeleistung, also ganz schön viel, wobei die Antenne allerdings am Sendeteil befestigt und nicht im Hörer integriert war. Ob es eine Sendeleistungsregelung der Endgeräte gab, oder immer mit voller Pulle gesendet wurde, habe ich auf die Schnelle nicht herausfinden können. Um 1992 herum sollen diese Netze zusammen immerhin schon mehr als 1 Mio. Teilnehmer gehabt haben, von denen anzunehmen ist, dass sie ab 1991 zügig auf die komfortableren GSM-Geräte umgestiegen sind.

Worauf ich hinaus will: Es sollte also eine rund 1 Mio. starke Gruppe von Menschen in den Nordländern geben, die heute auf rund 30 Jahre Mobiltelefongebrauch zurückblicken kann. Sollte sich infolgedessen in dieser Gruppe Kopftumoren breit gemacht haben, weit mehr als normal, dann müsste sich dies bei 1 Mio. "Probanden" und einer ansonsten eher selten auftretenden Krebsform in den Krebsstatistiken der Nordländer bemerkbar gemacht haben, zumindest ansatzweise. Davon aber ist mir nichts bekannt, in Schweden meine ich, gehen die Krebszahlen sogar zurück. Unter der Annahme, jeder Langzeitnutzer bekäme von der Handynutzung einen Kopftumor, müsste es genau andersherum sein und 1 Mio. potenzielle Kopftumorpatienten in den Nordländern müssten für Panik sorgen. Doch diese Million hat sich bislang nicht bemerkbar gemacht, auch nach 30 Jahren noch nicht, sonst wären sie in den Statistiken aufzufinden. Wo sind die? Wo sind die auch unter dem Gesichtspunkt, dass laut Horst-Naila Eger schon 5 Jahre mickrige Sendemastdauerbefeldung genügen, um Krebs auszulösen.

Meine Meinung: Das Thema EMF und Krebs ist nur wegen der extrem großen Anzahl Handynutzer noch ein Thema. Würden sich nur ein paar Hundertausende ein Handy gönnen, wäre die Forschung längst eingestellt. Erst durch die große Anzahl der Teilnehmer wird das Restrisiko zu einem Risiko für eine größere Menschengruppe. Es ist eben ganz anders als beim Rauchen, da wurde der Anfangsverdacht wegen Lungenkrebs im Laufe der Zeit immer konkreter bis hin zum Beweis. Bei EMF sehe ich es umgekehrt: Der Anfangsverdacht verliert von Jahr zu Jahr mit fortschreitender Forschung an Substanz, das Restrisiko versickert in immer kleinere Ritzen. Überzeugte Mobilfunkgegner stehen mMn mit dem Rücken an der Wand, schauen Sie einfach mal ins hese-Forum, dort gibt es noch ein paar "Überzeugte" und lassen Sie es auf sich wirken, über was dort diskutiert wird. Auf mich wirkt es müde und verkrampft, von einer kraftvollen frischen Bewegung mit schlagkräftigen Argumenten keine Spur, eher Renter, die sich die Langeweile vertreiben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Hirntumor, Krebsstatistik, Anlog System

Kopftumoren: Mit C-Netz kommen wir auf 26 Jahre Handy

H. Lamarr @, München, Freitag, 04.11.2011, 19:58 (vor 4528 Tagen) @ H. Lamarr

Also Fazit: Telefoniert völlig beruhigt 10 Jahre und was danach ist, werden wir sehen. Bis dahin könnt ihr schon längst an was anderem gestorben sein.

Ganz so ist es mMn nicht. In den nordischen Ländern (Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden) wurden 1982 die ersten zellularen Funknetze aufgebaut (NMT450, später NMT900), damals noch mit Analogtechnik.

Oder nehmen Sie Deutschland. Hier wurde 1985 das C-Netz eingeführt (analog), das 1996, also nach ein paar Jahren GSM, immerhin noch 600'000 Teilnehmer gehabt haben soll (Ende 1988 rund 100'000). Mehr wie 850'000 aber können es zu keiner Zeit gewesen sein, denn das war die technische Kapazitätsgrenze des C-Netzes.

Auch bei uns hat das Mobilfunkzeitalter nicht erst mit GSM begonnen, mit GSM wurde Mobilfunk nur zum Konsumgut.

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Kopftumoren: Mit C-Netz kommen wir auf 26 Jahre Handy

Kuddel, Freitag, 04.11.2011, 20:01 (vor 4528 Tagen) @ H. Lamarr

C-Netz-Geräte waren aber meist in Fahrzeuge eingebaut (mit externen Fahrzeig-Antennen) und es gab normale (nicht sendende) Hörer.

Kopftumoren: Mit C-Netz kommen wir auf 26 Jahre Handy

Raylauncher @, Freitag, 04.11.2011, 20:45 (vor 4528 Tagen) @ Kuddel

C-Netz-Geräte waren aber meist in Fahrzeuge eingebaut (mit externen Fahrzeig-Antennen) und es gab normale (nicht sendende) Hörer.

Das damalige C-Netz-Handy hatte bei der Post/Telekom die Bezeichnung "Pocky" und war anfangs für Privatleute praktisch unerschwinglich.
Ich erinnere mich noch, dass ich das Gerät nicht in ein Flugzeug hinein nehmen durfte und als Sondergepäck abgeben musste. Beim Rückflug tat ich das Teil gleich in den Koffer, mit dem Ergebnis, dass ich ausgerufen wurde und ihn vor den Sicherheitsbeamten öffnen musste. Die nahmen dann schließlich den Akku aus dem Gerät heraus.

Pocky

Raylauncher

Kopftumoren: Mit C-Netz kommen wir auf 26 Jahre Handy

Kuddel, Freitag, 04.11.2011, 21:25 (vor 4528 Tagen) @ Raylauncher

"Die Post fand den griffigen Namen „Pocky“ und verkaufte Tausende "

"Tausende"...wie niedlich..

Das heißt ja, daß von den echten C-Netz-"Handies's" auf jede der ca 2000 Städte in Deutschland maximal eine Handvoll entfiel...

Ich glaube 1..2 Jahre nach Einführung dieser C-Netz "Handies" wurde dann auch schon auf GSM umgestellt.

Ich kenne aus meiner Jugend nur diese "Koffer", die bis Anfang der 90er benutzt wurden[image]

Tags:
C-Netz, Analog System

Mach' Männchen, Hans-Ueli

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 02.11.2011, 20:20 (vor 4530 Tagen) @ H. Lamarr

Alexander Lerchl und Mike Repacholi sind zwei der aus Sicht überzeugter Mobilfunkgegner meistgehassten Wissenschaftler.

Es hat, wie in der Schweiz üblich, ein bisschen gedauert, aber dann hat sich der noch amtierende Gigaherz-Präsident doch noch aufgerafft, um zu dieser Studie etwas zu sagen. Sein Beitrag titelt Die Anti-IARC und macht deutlich, dass Herr Jakob die 2B-Wertung der IARC noch nicht wirklich verstanden hat.

Habe ich oben geschrieben, Jakob hätte etwas zu der Studie gesagt? Das nehme ich hiermit zurück. Denn der Gigaherz-Präsident, und dies ist wieder einmal ein Novum, bringt es fertig, in seinem Bericht über eine ganze Webseite hinweg nichts eigenes über die Studie zu sagen. Seine ganze Expertise erschöpft sich darin, die Autoren pauschal zu verunglimpfen. Herr Jakob reagiert damit für mich so vorhersehbar wie ein dressierter Königspudel. Das in der Repacholi-Lerchl-Röösli-Studie allein durch die Autorenzusammensetzung enthaltene Kommando lautet: Mach' Männchen, Hans-Ueli! Und das hat er jetzt gemacht. Brav.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Scheinriesen, Schweiz, Gigaherz, Gigaherz-Präsident

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