Verminderter Glukoseumsatz im Gehirn unter Handy-Einfluss (Forschung)

Doris @, Donnerstag, 29.09.2011, 22:31 (vor 4585 Tagen)

Neue Studie zeigt verminderten Glukoseumsatz im Gehirn unter Handy-Einfluss

Im Frühjahr 2011 erlangte eine amerikanische Studie große Aufmerksamkeit, in der an 47 gesunden Probanden gezeigt wurde, dass ein 50-minütiges Handy-Telefonat unter standardisierten Bedingungen im Labor zu einem lokal erhöhten Glukoseumsatz im Gehirn führen kann (Volkow et al. 2011, siehe WIK EMF Brief 37 v. 02. März 2011). Diese Veränderung wurde durch Computertomografien des Gehirns (PET = Positronen-Emissions-Tomografie) nachgewiesen.
Eine finnische Arbeitsgruppe veröffentlichte jetzt unabhängig davon eine Studie, in der 13 junge männliche Probanden mit einem ähnlichen Versuchsaufbau und –design untersucht wurden. Während der 33-minütigen Exposition in einem 902,4 MHz GSM-Mobilfunksignal – typisches Sprachsignal, appliziert mit einem technisch modifizierten Testhandy, das an der rechten Seite des Kopfes befestigt war – erledigten die Testpersonen einfache visuelle Aufmerksamkeitstests. In beiden Studien war an der linken Seite des Kopfes ein zweites Handy befestigt, das aber nicht aktiv war. Im Gegensatz zu der Studie von Volkow et al. wurden in der aktuellen Studie dosimetrische Abschätzungen der SAR-Verteilung im Kopf veröffentlicht (SAR = Spezifische Absorptionsrate, hier über 10 Gramm Gewebe gemittelt: maximal 0,74 W/Kg im Kopf und 0,23 W/kg im Gehirngewebe mit maximaler Absorption im rechten Temporallappen des Gehirns). Temperaturveränderungen im Kopfbereich während der Exposition wurden ebenfalls registriert.
Resultate: Reaktionszeiten und Fehlerraten in den Aufmerksamkeitstests blieben durch die Exposition unbeeinflusst. Die Tomografiebilder zeigten nach der Exposition eine signifikant verminderte relative Glukose-Umsatzrate in zwei außen liegenden Arealen der rechten Gehirnhälfte in enger Nachbarschaft zu der Expositionsquelle. Temperaturveränderungen unter 0,21 °C wurden an der rechten Wange und im rechten Augenwinkel gemessen.
Fazit: In beiden genannten Studien wurden Veränderungen des Glukoseumsatzes im Gehirn nach (unterschiedlich langer) Handy-Feldexposition gemessen. Die Veränderungen sind aber klar gegensätzlich. Weitere Studien mit diesem Studiendesign liegen zurzeit noch nicht vor.
Bibliografie: Kwon et al., J. Cereb. Blood Flow Metab., online publiziert : 14. September 2011 Abstract
Volkow et al., JAMA 305(8), 808-813 (2011) Studienabstract, Editorial zur Studie

Quelle: WIK-EMF Brief vom 29.09.2011

weitere Informationen:

Handyantenne stört Glukosestoffwechsel im Hirn
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Anmerkung: Störungen im Glucosestoffwechsel wird genannt in Zusammenhang mit Morbus Alzheimer, ADHS, Zwangsstörungen, Diabetes mellitus)

Tags:
Alzheimer, Studie, Absorptionsrate, WIK, ADHS, Handy-Exposition

GSM-Handy-Befeldung auf den zerebralen Blutfluss

Doris @, Donnerstag, 29.09.2011, 22:50 (vor 4585 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Doris, Donnerstag, 29.09.2011, 23:18

zeitgleich erschien eine weitere Arbeit von Kwon et al.

Keine Wirkungen einer kurzzeitigen GSM-Handy-Befeldung auf den zerebralen Blutfluss, gemessen unter Verwendung von Positronen-Emissions-Tomographie.

Hauptergebnis der Studie (lt. Autor)
Die Handy-Exposition induzierte einen leichten Temperatur-Anstieg in den Gehörgängen, aber beeinflusste nicht die Hirn-Hämodynamik und die Aufgaben-Ausführung. Die Ergebnisse lieferten keine Evidenz für akute Wirkungen einer kurzzeitigen Mobiltelefon-EXposition auf die Hirndurchblutung

komplette ausgearbeite Studie im EMF-Portal

und eine gute Zusammenfassung in der ELMAR-Datenbank

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Anmerkung:

Einfluss auf den zerebralen Blutfluss im Gehirn haben wir hier im Forum erst kürzlich diskutiert im Zusammenhang mit dem NFP57 Projekt.

Spichtig et al kamen zu einem anderen Ergebnis, verwendeten allerdings auch UMTS Felder. Die Wissenschaftler aus der Schweiz verwendeten ein Nah-Infrarot-System, während bei Kwon et al Positronen-Emissions-Tomographie zum Einsatz kam.

Von Myoung Soo Kwon erschien Anfang des Jahres eine kritische Bewertung von Studien zu Verhalten und Neurophysiologie., die in diesem WIK-EMF Brief detaillierter beschrieben ist.

Tags:
Handy, Hirndurchblutung, Durchblutung

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