Akustikusneurinome und Mobiltelefone (Allgemein)

Doris @, Donnerstag, 25.08.2011, 17:20 (vor 4621 Tagen)

Aus dem aktuellen WIK-EMF Brief Nr. 55 vom 25.08.2011

Resultate der INTERPHONE-Studiengruppe zu einer weiteren Tumorart

Am 23.08.2011 haben Wissenschaftler der INTERPHONE-Studiengruppe bislang noch nicht publizierte Ergebnisse der multinationalen, von der IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO) koordinierten Fall-Kontroll-Studie über das Hirntumorrisiko durch den Gebrauch von Mobiltelefonen veröffentlicht. Nach der Publikation der Gesamtauswertung der Daten aus 13 Ländern zu den Tumorarten Gliom und Meningeom am 17. Mai 2010 (siehe WIK EMF Brief 8 v. 25.05.2010) wurde nun die Gesamtauswertung zum Akustikusneurinom (gutartiger Hörnervtumor) wissenschaftlich veröffentlicht. In der epidemiologischen Studie wurden die Daten zur Mobilfunknutzung von 1105 Patienten mit neu diagnostiziertem Akustikusneurinom und 2145 Personen ohne Krankheitsbefund miteinander verglichen.
Für die Gruppen mit normaler Nutzungsintensität – auch solche, die 10 Jahre oder länger vor ihrer Krebsdiagnose mit der Mobilfunknutzung begannen – fand man kein erhöhtes Risiko durch Handygebrauch an einem Akustikusneurinom zu erkranken. Bei Intensivnutzern mit der höchsten aufsummierten Sprechzeit am Mobiltelefon (mehr als 1640 Stunden) wurde ein erhöhtes Risiko ermittelt, das von den Studienautoren aber aufgrund methodischer Schwierigkeiten bei der INTERPHONE-Studie mit Einschränkungen versehen wird: „Die erhöhten Odds Ratios [„Chancenverhältnisse“, d.h. ein Maß für das relative Risiko, durch den Einflussfaktor zu erkranken; Anm. d. Red.], die beim höchsten Niveau der Gesamtsprechzeit beobachtet wurden, könnten ein Zufallsergebnis sein, so dass offen bleibt, ob es sich um einen systematischen Fehler oder eine ursächliche Wirkung handelt. Da das Akustikusneurinom normalerweise ein langsam wachsender Tumor ist, könnte der Zeitraum zwischen der Einführung von Mobiltelefonen und dem Auftreten des Tumors zu kurz gewesen sein, um einen Effekt zu beobachten – falls es einen gibt“, so die Autoren.
Bibilography: The INTERPHONE Study Group, Cancer Epidemiol., online publiziert: 23.08.2011, Abstract

Tags:
Interphone, Akustikusneurinome, Gliom

Akustikusneurinome und Mobiltelefone

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.08.2011, 23:52 (vor 4621 Tagen) @ Doris

Für die Gruppen mit normaler Nutzungsintensität – auch solche, die 10 Jahre oder länger vor ihrer Krebsdiagnose mit der Mobilfunknutzung begannen – fand man kein erhöhtes Risiko durch Handygebrauch an einem Akustikusneurinom zu erkranken.

Vor sechs Jahren, im August 2005, sagte Gerd Oberfeld im ORF-Interview (DOC) noch das Gegenteil:

"Es gibt Evidenz etwa aus verschiedenen schwedischen Arbeiten von Hardell aber auch von Lönn aus der Arbeitsgruppe Albohm, die klar zeigen konnten, konsistent, dass etwa für Hörnervtumore, das sind Akkustikusneurinome, hier das Tumorrisiko etwa um das Drei- bis Vierfache erhöht ist. Dieses Risiko tritt aber nicht sofort auf, das heißt, man sieht in den ersten Jahren nichts, aber nach einer Latenzzeit von etwa 10 Jahren kommen doch diese Effekte sehr deutlich heraus."

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Akustikusneurinome und Mobiltelefone - Volltext der Studie

Doris @, Freitag, 26.08.2011, 08:07 (vor 4621 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Doris, Freitag, 26.08.2011, 09:11

Aus dem aktuellen WIK-EMF Brief Nr. 55 vom 25.08.2011

Resultate der INTERPHONE-Studiengruppe zu einer weiteren Tumorart

Einen kleinen Bericht dazu gibt es auf der microwaveseite von Louis Slesin.

Dort gibt es auch einen Link auf den Volltext der Studie.

Acoustic neuroma risk in relation to mobile telephone use: Results of the
INTERPHONE international case–control study

Tags:
Slesin

Volltext der Studie - Conflicts with "Cosmos"

H. Lamarr @, München, Freitag, 26.08.2011, 10:50 (vor 4621 Tagen) @ Doris

Dort gibt es auch einen Link auf den Volltext der Studie.

Acoustic neuroma risk in relation to mobile telephone use: Results of the
INTERPHONE international case–control study

Dass die Mitwirkung von Ahlbom und Feychting an der "Cosmos"-Studie als Interessenkonflikt genannt wird, hätte ich nicht erwartet. Und das nur, weil ein staatlicher "Cosmos"-Geldgeber (Vinnova) seinerseits dafür Geld aus der Mobilfunkindustrie bekommen hat (das beliefert Verschwörungsmühlen unter den "lieben Mitstreitern" wieder einmal gratis mit Wasser):

Conflicts of interest
Anders Ahlbom is principal investigator and Maria Feychting co-investigator of the Swedish part of the COSMOS study, an international cohort study of mobile phone use and health. Funding of the Swedish part of COSMOS comes from the Swedish Research Council, AFA Insurance (http://www.afaforsakring.se/WmTemplates/Page.aspx?id=2602), and VINNOVA (The Swedish Governmental Agency for Innovation Systems, http://www.vinnova.se/In-English/About-VINNOVA/). VINNOVA received funds for this purpose from TeliaSonera, Ericsson AB and Telenor. The provision of funds to the COSMOS study investigators via VINNOVA is governed by agreements that guarantees COSMOS’ complete scientific independence.

Der Konflikt, der Ahlbom seinen Sitz beim IARC-Klassifizierungsmeeting im Mai 2011 gekostet hat, wird nicht erwähnt, voraussichtlich deshalb, weil das Manuskript der Arbeit zu diesem Zeitpunkt bereits vom Verlag akzeptiert war.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
COSMOS

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