Auswirkungen von Mobilfunk auf den Schlaf - Neuer Ansatz (Forschung)

Doris @, Donnerstag, 18.08.2011, 21:15 (vor 4607 Tagen)

Meine Hoffnung bezüglich einer guten Zusammenfassung in deutscher Sprache lag auf WIK, als ich die aktuelle Studie von Sarah Loughran vor zwei Wochen im EMF-Portal entdeckte. Dort liegt sie mittlerweile auch in ausgearbeiteter Form vor.

Die Zusammenfassung aus dem aktuellen WIK-EMF-Brief:

Individuelle Unterschiede in den Auswirkungen von Mobilfunk-Exposition auf den menschlichen Schlaf: Ein neuer Ansatz

Auswirkungen von Mobilfunk-Exposition auf das menschliche Elektroenzephalogramm (EEG) sind sowohl im Wach- als auch im Schlafzustand gezeigt worden, wenn auch mit leichten Unterschieden hinsichtlich der betroffenen EEG-Frequenzbänder. Diese Diskrepanz hat zusammen mit solchen Studien, in denen keine Auswirkungen gefunden wurden, vielfach zu dem Schluss geführt, dass es keine konsistenten Effekte gibt. Für den neuen Ansatz sind die Studienautoren von der Annahme ausgegangen, dass die unterschiedlichen Resultate teilweise auf eine individuelle Variabilität in der Reaktion der Probanden zurückzuführen sein können, und dass Mobilfunk-Emissionen in der Tat beträchtliche, aber unterschiedlich stark ausgeprägte Auswirkungen auf die menschliche Hirnaktivität haben können.
Zwanzig Testpersonen, die an einer früheren Studie teilgenommen hatten, wurden dafür nach einer Anpassungsnacht in den zwei folgenden Nächten nach dem Zufallsprinzip entweder exponiert oder scheinexponiert. Unter aktiver Exposition war die spektrale Leistungsdichte des EEG im Schlafspindel-Frequenzbereich in den ersten 30 Minuten des Nicht-Rapid-Eye-Movement-Schlafes (non-REM) erhöht. Dieser Anstieg war ausgeprägter bei den Teilnehmern, bei denen in der früheren Studie ebenfalls ein Anstieg festgestellt worden war. Diese Ergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen, in denen eine Beeinflussung des non-REM EEG durch simulierte Mobilfunkfelder gezeigt wurde. Bedeutend ist laut den Autoren, dass gezeigt werden konnte, dass dieser geringe Effekt abhängig von individuellen Unterschieden ist. Darüber hinaus deute dies darauf hin, dass die bisherigen negativen Untersuchungsergebnisse kein überzeugender Nachweis für das Fehlen einer Wirkung sind, und dass man angesichts der weit reichenden Schlussfolgerungen aus der Mobilfunk-Forschung vielleicht die Interpretation der Ergebnisse und die Art und Weise, in der Forschung auf diesem Gebiet durchgeführt wird, überdenken sollte.

Bibliografie: Loughran et al., Bioelectromagnetics, first published online: 3 AUG 2011, Abstract

Die Studie im EMF-Portal:

Individuelle Unterschiede in den Auswirkungen von Handy-Exposition auf den menschlichen Schlaf: Überdenken des Problems.

Von: Loughran SP, McKenzie RJ, Jackson ML, Howard ME, Croft RJ

Die Expositionsdaten liegen etwas höher als die, bei denen die dramatischsten Symptome geschildert werden.

Diese aktuelle Arbeit von Dr. Sarah Loughran gilt als Replikationsstudie zu ihrer Arbeit aus dem Jahre 2005.

Auswirkungen von Mobilfunk auf den Schlaf - Neuer Ansatz

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.08.2011, 22:06 (vor 4604 Tagen) @ Doris

Für den neuen Ansatz sind die Studienautoren von der Annahme ausgegangen, dass die unterschiedlichen Resultate teilweise auf eine individuelle Variabilität in der Reaktion der Probanden zurückzuführen sein können, und dass Mobilfunk-Emissionen in der Tat beträchtliche, aber unterschiedlich stark ausgeprägte Auswirkungen auf die menschliche Hirnaktivität haben können.

Hmm, was bitte ist denn daran neu?

Zwanzig Testpersonen, die an einer früheren Studie teilgenommen hatten, wurden dafür nach einer Anpassungsnacht in den zwei folgenden Nächten nach dem Zufallsprinzip entweder exponiert oder scheinexponiert. Unter aktiver Exposition war die spektrale Leistungsdichte des EEG im Schlafspindel-Frequenzbereich in den ersten 30 Minuten des Nicht-Rapid-Eye-Movement-Schlafes (non-REM) erhöht.

Ich dachte, das wäre prinzipiell längst bekannt, sagen wir mal seit LvK.

Also ich weiß nicht recht, das Studiendesign kommt mir etwas gekünstelt vor, denn außer frisch Verliebten dürften nicht allzu viele vor dem Schlafengehen 30 Minuten oder länger am Handy hängen. Im Jahr 2010 stieg die durchschnittliche Handynutzung in Deutschland von zuvor 71 Minuten im Monat zwar sprunghaft an auf 140 Minuten im Monat, aber selbst dies hat nur eine durchschnittliche Tagesnutzung von weniger als 5 Minuten zur Folge.

Also, wer glaubt, Dauertelefonate vor der Nachtruhe führen zu müssen, der ist mMn ebenso am schlechten Schlaf selber schuld wie der, der sich ins Bett legt, dort drei Tassen starken Kaffee trinkt und sich dann wundert, wenn er kein Auge mehr zumachen kann oder nur leichten Schlaf findet. Ein besorgnis erregendes Gesundheitsrisiko vermag ich darin nicht zu erkennen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schlaf, Studiendesign

Auswirkungen von Mobilfunk auf den Schlaf - Neuer Ansatz

Doris @, Sonntag, 21.08.2011, 23:58 (vor 4603 Tagen) @ H. Lamarr

Zwanzig Testpersonen, die an einer früheren Studie teilgenommen hatten, wurden dafür nach einer Anpassungsnacht in den zwei folgenden Nächten nach dem Zufallsprinzip entweder exponiert oder scheinexponiert. Unter aktiver Exposition war die spektrale Leistungsdichte des EEG im Schlafspindel-Frequenzbereich in den ersten 30 Minuten des Nicht-Rapid-Eye-Movement-Schlafes (non-REM) erhöht.

Ich dachte, das wäre prinzipiell längst bekannt, sagen wir mal seit LvK.

Die Studie von LvK wird unter "themenverwandt" nirgends gelistet. Weder in der aktuellen Studie, noch in der 2005er noch in den Achermann/Huber Studien, um die es auch geht.

Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich habe versucht mich schlau zu machen was die Studie "Neues" bringt, aber bisher blieb die Anwort aus.

Fazit: Es fehlt der dritte Mann, der vielleicht was dazu sagen könnte. Mit Ihnen und mir klappt zumindest das nicht. :wink:

Tags:
Achermann

Auswirkungen von Mobilfunk auf den Schlaf - Neuer Ansatz

H. Lamarr @, München, Montag, 22.08.2011, 00:25 (vor 4603 Tagen) @ Doris

Fazit: Es fehlt der dritte Mann ...

Verdammt, ich dachte die ganze Zeit, Sie wären eine Frau!

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