Funkzelle 70 % größer als gedacht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 13.09.2010, 19:22 (vor 4966 Tagen)

Bei der Suche nach dem in NRW verschwundenen zehnjährigen Mirco hat die möglicherweise falsche Angabe eines Betreibers zur Größe einer Funkzelle dazu geführt, dass das Suchgebiet der Polizei zu klein abgesteckt wurde. Bei B2B-Deutschland heißt es dazu:

Ein Kommissionsleiter hatte in der "Bild"-Zeitung kritisiert, dass der Mülleimer, neben dem Mircos Hose gefunden wurde, am Dienstag vergangener Woche geleert und der Müll verbrannt wurde. Dadurch seien möglicherweise wichtige Hinweise für immer verloren.

Die Mönchengladbacher Polizei hat kein Verständnis für die Kritik. "Fest steht, dass unser Suchgebiet weit weg von dem im Westen von Grefrath gelegenen Mülleimer auf einem Parkplatz entfernt gelegen hat. Die Spürhunde haben die Fährte von Mirco im Norden Grefraths aufgenommen, und der Parkplatz gehörte nach Auskunft des Mobilfunkbetreibers nicht zu dem Bereich, wo Mircos Handy zum letzten Mal geortet wurde", sagte Theveßen.

Erst einige Tage später habe die Polizei die Funkwabe des Handys selbst berechnet. Dabei hat sich laut Polizei gezeigt, dass das Gebiet rund 70 Prozent größer sei als vom Mobilfunkanbieter angegeben. Bei den neuen Berechnungen liege der Parkplatz in dem Gebiet. Theveßen kritisierte zudem den Kommissionsleiter. Der arbeite im Ruhrgebiet und habe somit keinen Einblick in die Ermittlungen vor Ort.

Kommentar: Aus dem Umstand, dass die von der Polizei berechnete Funkzelle 70 % größer ist, als der Netzbetreiber dachte, ist nicht nur eine Panne bei der Suche nach Mirco erwachsen, auch können Alarmkritiker das Missverhältnis zum Stricken neuer Thesen missbrauchen, vorausgesetzt, die Angaben in dem Zeitungsbericht stimmen. Haben vielleicht die Experten etwas dazu zu sagen?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Funkzelle

Funkzelle 30 % größer als gedacht

Roger @, Montag, 13.09.2010, 22:25 (vor 4966 Tagen) @ H. Lamarr

Hier war heute beim WDR von 30 % größer ,die Rede .
Bemerkung von mir dazu :Wobei an Einigen der 10 Tagen, Überreichweiten waren . :yes:

Immer die Besserwisser

helmut @, Nürnberg, Dienstag, 14.09.2010, 09:07 (vor 4966 Tagen) @ H. Lamarr

Die theoretisch mögliche Reichweite der Zelle alleine ist vielleicht 70% größer.
Aber nur der Netzbetreiber kennt alle Daten zur Berechnung der wirklichen (genutzten) Größe.

Bei einer Funkverbindung wird z.B. die Laufzeit, also die Entfernung Feststation-Mobiltelefon und damit der Radius um die Feststation festgestellt.

Eventuell war der Akku leer oder die Funkverbindung war zu schlecht (z.B. Transport im Kofferraum) - das Mobiltelefon wurde nach der letzten Messung also noch bewegt.

MfG
Helmut

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In der Mobilfunk-BI und
"In der Abendsonne kann selbst ein kleiner Zwerg große Schatten werfen" (frei nach Volker Pispers)


Meine Kommentare sind stets als persönliche Meinungsäußerung aufzufassen

Immer die Besserwisser

H. Lamarr @, München, Dienstag, 14.09.2010, 10:45 (vor 4966 Tagen) @ helmut

Eventuell war der Akku leer oder die Funkverbindung war zu schlecht (z.B. Transport im Kofferraum) - das Mobiltelefon wurde nach der letzten Messung also noch bewegt.

Danke, "helmut" für die Erklärung. Aber das ist schon so knapp, dass nur die Techniker damit klar kommen. Könnten Sie einen Tick ausführlicher erklären, was schwacher Akku, Handy im Kofferraum oder Bewegung nach dem Ausschalten mit der Fahndungspanne (zu kleiner Suchkreis) zu tun haben?

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Immer die Besserwisser

helmut @, Nürnberg, Dienstag, 14.09.2010, 19:24 (vor 4965 Tagen) @ H. Lamarr

Ich meine damit, dass der Auffindeort nicht unbedingt mit dem letzten Location-Update des Mobiltelefones in Zusammenhang stehen muß, da es evtl wegen zu schwachen Akkus nicht mehr funktionsfähig war und nach der letzen Meldung z.B. im Kofferraum (zu schlechter Pegel) transportiert wurde.

Ich z.B. habe ein Telefon mit älterem Akku dessen Akkuanzeige und Display noch lange anzeigt, obwohl eine Funkverbindung schon mehrere Stunden vorher nicht mehr funktioniert. Deshalb muß ich es schon vor dem letzten Anzeigeelement neu aufladen. Mit neuem Akku ist es auch bei "leerer" Akkuanzeige noch funktionsfähig.

MfG
Helmut

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Funkzelle 70 % größer als gedacht

Christopher, Dienstag, 14.09.2010, 19:49 (vor 4965 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Aus dem Umstand, dass die von der Polizei berechnete Funkzelle 70 % größer ist, als der Netzbetreiber dachte, ist nicht nur eine Panne bei der Suche nach Mirco erwachsen, auch können Alarmkritiker das Missverhältnis zum Stricken neuer Thesen missbrauchen, vorausgesetzt, die Angaben in dem Zeitungsbericht stimmen. Haben vielleicht die Experten etwas dazu zu sagen?

Als Nicht-Experte würde ich mal spekulieren, daß sich die Berechnungsmethoden allein schon aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzung von Netzbetreiber und Polizei unterscheiden: Der Netzbetreiber ist vor allem an der Ausdehnung der Zelle unter worst case-Bedingungen interessiert - daher wird er wohl tendenziell die Größe unterschätzen. Die Polizei wird dagegen eher von der Reichweite des Masten unter optimalen Bedingungen ausgehen und so sicher einen größeren Radius ermitteln - erscheint mir jedenfalls plausibel.

Funkzelle 70 % größer als gedacht

Raylauncher @, Dienstag, 14.09.2010, 22:01 (vor 4965 Tagen) @ Christopher

Kommentar: Aus dem Umstand, dass die von der Polizei berechnete Funkzelle 70 % größer ist, als der Netzbetreiber dachte, ist nicht nur eine Panne bei der Suche nach Mirco erwachsen, auch können Alarmkritiker das Missverhältnis zum Stricken neuer Thesen missbrauchen, vorausgesetzt, die Angaben in dem Zeitungsbericht stimmen. Haben vielleicht die Experten etwas dazu zu sagen?

Als Nicht-Experte würde ich mal spekulieren, daß sich die Berechnungsmethoden allein schon aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzung von Netzbetreiber und Polizei unterscheiden: Der Netzbetreiber ist vor allem an der Ausdehnung der Zelle unter worst case-Bedingungen interessiert - daher wird er wohl tendenziell die Größe unterschätzen. Die Polizei wird dagegen eher von der Reichweite des Masten unter optimalen Bedingungen ausgehen und so sicher einen größeren Radius ermitteln - erscheint mir jedenfalls plausibel.

Die Ausdehnung einer Funkzelle im Netz ergibt sich im Kontext mit den benachbarten Funkzellen unter Berücksichtigung der Netzparameter. Davon zu unterscheiden ist die physikalische Reichweite einer Funkzelle. Diese ergibt sich aus den Standortparametern und der Topographie. D.h. es ist ein Unterschied bezüglich einer aufgrund der Funkausbreitung möglichen Ausdehnung der Funkzelle und der Ausdehnung unter realen Bedingungen im Funknetz. Bei Ausfall einer Station bedeutet dies auch, dass sich die benachbarten Funkzellen - soweit die Funkausbreitung dies zulässt - in die Lücke ausdehnen. Meist kommt es dabei jedoch zu Qualitätseinbußen durch Interferenzen, da die geänderte Netzgeometrie bei der Frequenzplanung i.d.R. nicht berücksichtigt werden kann.

Raylauncher

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Funkzelle, Interferenzen

Funkzelle provisorisch mit einem Handy vermessen

H. Lamarr @, München, Dienstag, 14.09.2010, 23:04 (vor 4965 Tagen) @ H. Lamarr

Besten Dank für die Antworten, die eigentliche Frage geht aber, meine ich, in eine andere Richtung. Ich probier's noch einmal:

1) Auf der Suche nach Mirco kommt die Polizei auf die Idee, ihn über sein Handy zu orten.
2) Die Polizei fragt beim Netzbetreiber an, in welcher Funkzelle Mircos Handy zuletzt eingebucht war, wo diese ist und welchen Durchmesser diese hat.
3) Der Netzbetreiber erteilt die gewünschte Auskünfte und die Polizei durchsucht mit hunderten von Polizisten die Fläche der angegebenen Funkzelle - ergebnislos.
4) Die Hose von Mirco wird später von einer Zeugin gefunden, nicht irgendwo, sondern zwar außerhalb aber doch in der Nähe des ursprünglichen Suchkreises auf einem Parkplatz. Unglücklicherweise wurden die Mülltonnen des Parkplatzes kurz zuvor geleert, so dass möglicherweise wichtige Spuren unrettbar verloren sind.
5) Die Polizei muss sich Fragen gefallen lassen, wieso sie nicht auch am Parkplatz gesucht hat.
6) Die Polizei berechnet selber die Größe der Funkzelle. Bei dieser Berechnung ist die Funkzelle deutlich größer, als vom Betreiber zuvor angegeben. Hätte der Betreiber diese "große" Funkzelle genannt, wäre die Hose von Mirco eventuell früher gefunden worden, bevor am Parkplatz dort die Tonnen geleert wurden.

Die Frage lautet also, wie ist eigentlich die Größe einer Funkzelle definiert? Dass das kein randscharfer Bereich sein kann, der auf den Meter genau stimmt, liegt auf der Hand. Aber wie genau treffen denn nun die Angaben zur Größe einer Funkzelle zu? 70 % mehr ist schon üppig, wobei aus den Zeitungsberichten nicht klar hervor geht, was genau gemeint ist, 70 % mehr Radius, Durchmesser, Fläche?

Ein Siemens S4 im Monitormodus zeigt auch die Kennung der Basisstation an, auf der das Handy momentan eingebucht ist. Wenn ich in einer Funkzelle zum Rand laufe und am Display beobachte, wann ich in eine andere Zelle umgebucht werde, müsste ich doch mit vier oder fünf gleichmäßig auf 360 ° verteilten Stichproben die Abmessungen der Funkzelle ziemlich genau bestimmen können. Auf jeden Fall so genau, um den besagten Parkplatz nun der einen oder der anderen Funkzelle zuordnen zu können. Wäre so eine "Messung" mit einem Handy (S4) korrekt? Ich habe da so meine Zweifel, denn wenn ich hier am Schreibtisch das Display eines S4 im Monitormodus beobachte, werde ich schon mal umgebucht, obwohl das Handy keinen Millimeter bewegt wurde. Ich erkläre mir das mit dynamischen Umbuchvorgängen zugunsten von "an-/abreisenden" Teilnehmern mit schlechtem Empfang. Da wird dann einer mit gutem Empfang schon mal umgebucht, um Platz zu machen für einen, dessen Verbindung sonst abzureißen droht.

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Monitormodus, Funkzelle

Funkzelle provisorisch mit einem Handy vermessen

helmut @, Nürnberg, Mittwoch, 15.09.2010, 10:33 (vor 4965 Tagen) @ H. Lamarr

Um die Frage beantworten zu können - warum - müßte man definitiv wissen, ob das Handy gefunden wurde und ob es noch eingeschaltet war. Alles andere ist Theorie.

Wenn das Handy nicht gefunden wurde (und dazu noch eingeschaltet und betriebsfähig) kann man nur Raylaunchers und meine theoretischen Überlegungen durchdenken, da man nicht weiß, was in der Zwischenzeit zwischen letzter Handymeldung im Netz und dem Auffinden der Hose passiert ist. Das Handy kann ja in der Zwischenzeit ausgeschaltet oder im Kofferraum kilometerweit bewegt worden sein. Der Täter könnte es ja auch entdeckt und ausgeschaltet haben. Alles eben nur Halbwissen und Infos um den Tathergang.


Man könnte mal hinschauen an die zwei Orte, in welche Zelle man jeweils eingebucht ist, aber selbst dann kann man nicht unbedingt den damaligen Zeitpunkt nachvollziehen


MfG
Helmut

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