Elektrosmog-Report: Misstrauen säen um jeden Preis (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 07.09.2010, 14:04 (vor 4952 Tagen)

Heute kam der neue Elektrosmog-Report (September), der sich im Untertitel "Fachinformationsdienst zur Bedeutung elektromagnetischer Felder für Umwelt und Gesundheit" nennt. Aufgefallen sind mir darin zwei Kurzmeldungen. Die eine titelt ...

Industrieförderung: Keine Veränderungen beim EEG mit der 3. Generation der Mobiltelefone

Und gleich darunter die nächste ...

Keine Effekte bei einer z.T. durch die Mobilfunkindustrie geförderten Studie in Finnland

Diese Überschriften sollen "Heinz & Erna" deutlich machen, dass Studien, in denen Fördermittel der Industrie stecken, nicht zu trauen ist. Die Botschaft scheint der Redaktion des Reports so wichtig zu sein, dass bei der zweiten Meldung die "Warnung" im Titel alles erdrückt und noch nicht einmal mehr der Gegenstand der Studie benannt wird. Ich meine darin einen starken Drang zu etwas zu erkennen, das seit jeher zur Mobilfunkdebatte gehört wie das Salz in der Suppe: Misstrauen säen.

Aus meiner Sicht macht es sich der Elektrosmog-Report jedoch zu einfach, denn eigentlich weiß es doch jeder: Ohne Industrieförderung geht bei klammen Staatskassen nicht mehr viel. Kein geringerer als Prof. Adelkofer, Führungsfigur der Kritikerszene, klagte daher bei der Vorstellung von REFLEX darüber, dass sich "leider kein Industrieunternehmen an dem Projekt beteiligt habe".

Typisch für Szeneblätter wie den Elektrosmog-Report ist das Ausblenden des unerwünschten Gegenteils. Da wird einerseits mit erhobenem Zeigefinger plakativ die Industrieförderung von Studien herausgestellt, dies aber nur dann, wenn diese Studien nichts Alarmierendes gefunden haben. Dummerweise gibt es aber auch industriegeförderte Studien, die einen Effekt melden. In solchen Fällen bleibt bei den Alarmkritikern der Zeigefinger stets diskret unten. Pauschales Verdächtigen einer industriegeförderten Studie ist mMn ebenso falsch wie pauschales Freisprechen. Tendenziell gilt, dass industriegeförderte Studien weniger oft Effekte finden als unabhängig geförderte Arbeiten, so fand es vor ein paar Jahren ein Schweizer Studie heraus.

Pauschal Misstrauen gegenüber Industrieförderung in der Bevölkerung zu schüren halte ich für schädlich und verantwortungslos, die von Behauptungen und Verschwörungstheorien entstellte Mobilfunkdebatte hat mehr Sachbezug verdient. Dass die Industrie sich finanziell an der Erforschung möglicher Risiken einer Technologie beteiligt, mit der sie gute Umsätze macht, halte ich nicht für verwerflich, sondern für folgerichtig und begrüßenswert. Um unqualifizierte Pauschalverdächtigungen zu vermeiden, müsste jedoch zwischen Geldgeber und Geldempfänger eine Entkopplung stattfinden, ähnlich wie dies bei Steuern und Abgaben seit jeher Brauch ist. Ein nur der Wahrheitsfindung verpflichteter Verwalter des Geldes - etwa das BfS - könnte diese Entkopplung gewährleisten und das angreifbare Industriegeld zu neutralen Staatsmitteln entzerren. Das wird zwar die Extremen unter den Alarmkritikern noch immer nicht zufrieden stellen, das macht mMn aber nichts, Behauptungen von Außenseitern dürfen bei einer Lösungsfindung keine Rolle spielen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrosmog-Report, Außenseiter, Fachinformationsdienst

Elektrosmog-Report: Misstrauen säen um jeden Preis

Kuddel, Dienstag, 07.09.2010, 20:09 (vor 4952 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 07.09.2010, 20:49

Diese Überschriften sollen "Heinz & Erna" deutlich machen, dass Studien, in denen Fördermittel der Industrie stecken, nicht zu trauen ist.

Fragen wir doch mal andersrum:
Ist einer Studie zu trauen, welche nicht von der Industrie, sondern z.B. mithilfe eingefleischter Mobilfunkgegner finanziert wurde ?

Oder soll man etwa den bei Maes reichlich zitierten Studien über "gepulste elektromagnetische Felder" trauen, in welchen Doktoren und Professoren mit Nebenerwerb als Hersteller von Magnetfeld-basierenden "Therapiegeräten", ihrem eigenen Produkt eine märchenhafte Wirksamkeit bescheinigen und die natürlich zu dem Schluß kommen, dass die verwendeten gepulsten HF Felder "hochwirksam" sind, therapeutisch angewandt aber eine ungemein gute Verträglichkeit und praktisch keine Nebenwirkungen haben ?

Wann ist das Kriterum einer "unabhängigen" Finanzierung erfüllt ?
Ist die Art der Finanzierung überhaupt wichtig ?
Doch wohl nur, wenn der Finanzierer "mitbestimmen" darf, wer das Projekt durchführt und diejenige Person quasi "korrupt" ist.

Ich finde viel wichtiger ist die "Gesinnung" des Forschers , er muß ehrlich sein, selbstkritisch, fachlich kompetent und er muß vor allem ergebnisoffen und neutral an die Sache herangehen.

Tags:
Märchen

Elektrosmog-Report: Misstrauen säen um jeden Preis

H. Lamarr @, München, Dienstag, 07.09.2010, 23:00 (vor 4952 Tagen) @ Kuddel

Ich finde viel wichtiger ist die "Gesinnung" des Forschers , er muß ehrlich sein, selbstkritisch, fachlich kompetent und er muß vor allem ergebnisoffen und neutral an die Sache herangehen.

Wohl wahr, nur ist Gesinnung mMn schwierig zu bestimmen zumal Gesinnungswechsel, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, durchaus möglich sind und ein Kurzstreifzug im Internet über die Gesinnung eines szenefremden Wissenschaftlers eher unergiebig ist. Da ist schnödes Meckern über die Geldquelle viel einfacher, plakativer und so herrlich einleuchtend, dass das "Industriegeld" im Vorurteil schon schmutziges Geld ist, noch bevor es überhaupt ausgegeben wurde. "Wer zahlt, schafft an", heißt es. Punkt. Ich fürchte jedoch, weder Geld noch Gesinnung ist für die Akzeptanz einer Arbeit entscheidend, sondern das Resultat. Wenn "das Falsche" rauskommt, wird sowieso immer gemeckert ;-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Elektrosmog-Report: Misstrauen säen um jeden Preis

KlaKla, Mittwoch, 08.09.2010, 10:18 (vor 4951 Tagen) @ Kuddel

Ist einer Studie zu trauen, welche nicht von der Industrie, sondern z.B. mithilfe eingefleischter Mobilfunkgegner finanziert wurde ?

Heute sag ich Nein. Eingefleischte Mobilfunkgegner sind nicht Ergebnis offen. Sie verfolgen nur das Ziel ihrer Überzeugung. Und wie man lesen kann mit allerlei missen Tricks. (Einen Link verkneif ich mir)

Wann ist das Kriterum einer "unabhängigen" Finanzierung erfüllt ?
Ist die Art der Finanzierung überhaupt wichtig ?

Wenn man eine Lehre zieht aus der Tabakforschung, muss die Finanzierung transparent sein. Die Tabakindustrie hat durch Manipulation in der Forschung mMn das allgemeine Ansehen und Vertrauen in die Wissenschaft massiv beschädigt. Das nutzen Mobilfunkgegener tendenziös für ihre Interessen. Darauf lassen sich bekanntermaßen Verschwörungstheorien basteln.

Doch wohl nur, wenn der Finanzierer "mitbestimmen" darf, wer das Projekt durchführt und diejenige Person quasi "korrupt" ist.

Das deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm hat es mMn richtig gemacht.

Ich finde viel wichtiger ist die "Gesinnung" des Forschers , er muß ehrlich sein, selbstkritisch, fachlich kompetent und er muß vor allem ergebnisoffen und neutral an die Sache herangehen.

"Die Gesinnung ist die durch Werte und Moral begrenzte Grundhaltung bzw. Denkweise eines Menschen, welche den Handlungen, Zielsetzungen, Aussagen und Urteilen des Menschen als zugrundeliegend betrachtet werden kann. Ob die Gesinnung oder die Tat selbst die Sittlichkeit einer Handlung ausmacht, ist ein Problem der Ethik."

Und schon haben sich einige selbst disqualifiziert. ;-)

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Wissenschaft, Tendenziös, Manipulation, Elektrosmog-Report, Moral, Trick, Ethik

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