Vodafone schlägt zurück: Dauertelefonieren unschädlich ▼ (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 22.10.2009, 20:43 (vor 5272 Tagen)

Vodafone setzt ein überraschend deutliches Signal gegen Hinweise der Forschung (z.B. Interphone), dass intensiver Handygebrauch über lange Zeit hinweg (10 Jahre) möglicherweise zu einem Kopftumor führt. Sehr selbstsicher schreibt das Unternehmen in einer Presse-Information von heute:

Der Teilkörpergrenzwert berücksichtigt zudem den theoretischen Maximalfall. Das bedeutet: Ein Nutzer kann an sieben Tagen pro Woche jeweils 24 Stunden mobil telefonieren, ohne gesundheitlichen Risiken ausgesetzt zu sein. Alle Handys, die Vodafone anbietet, unterschreiten den zulässigen SAR-Wert von zwei W/kg.

Kommentar: Solange die Hinweise auf negative Folgen bei Langzeitnutzung nicht aus der Welt geräumt sind - diese Hinweise berücksichtigen noch nicht einmal die heutigen (erheblich ungünstigeren) Flatrate-Telefoniergewohnheiten - halte ich solche gezielten Aufrufe für Rund-um-die-Uhr-Telefonate für ziemlich unpassend.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=34917

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Vodafone

Vodafone schlägt vor: Dauertelefonieren unschädlich

ES, Donnerstag, 22.10.2009, 20:59 (vor 5272 Tagen) @ H. Lamarr

Vodafone setzt ein überraschend deutliches Signal gegen Hinweise der Forschung (z.B. Interphone), dass intensiver Handygebrauch über lange Zeit hinweg (10 Jahre) möglicherweise zu einem Kopftumor führt. Sehr selbstsicher schreibt das Unternehmen in einer Presse-Information von heute:

Telefoniert bis euch der Schädel platzt... 24/7

Wenn die wahren Auswirkungen ans Licht kommen, hoffe ich, dass jeder Vodafone-Kunde denen das unter die Nase reibt, am besten mit rechtlicher Unterstützung.
Falls jemand danach sucht, werde ich die Pressemitteilung dann gerne im Netz ausstellen.

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"Allzu oft muss es erst richtig schlecht werden, bevor es besser wird..."

Vodafone schlägt vor: Dauertelefonieren unschädlich

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 22.10.2009, 22:23 (vor 5272 Tagen) @ ES

Wenn die wahren Auswirkungen ans Licht kommen, hoffe ich, dass jeder Vodafone-Kunde denen das unter die Nase reibt, am besten mit rechtlicher Unterstützung.

Sie gehen davon aus, dass es wahre Auswirkungen gibt, dies ist belastbar (wissenschaftlich) bislang aber nicht festgestellt. Sollten Sie recht behalten, dürfte Vodafone die heute ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung allerdings ebenso zu schaffen machen, wie den Tabakmultis ihre Sünden im Anfixen von Kindern und Jugendlichen, die während der großen Tabakhearings in den USA auf den Tisch kamen.

Ungewöhnlich an dieser Presse-Information ist auch, dass die Unbedenklichkeit explizit der Teilkörper-SAR zugestanden wird, nicht der Ganzkörper-SAR. Da ließe sich jetzt gut was hinein interpretieren, ich gehe aber davon aus, dass dies eher eine Unachtsamkeit ist. Sich 0,08 W/kg über 24x7x52 Stunden jedes Jahr auszusetzen, bedeutet allerdings eine Immission von 4,5 ... 10 W/m², die nominell zwar unbedenklich ist, mir nach etlichen Jahren der Auseinandersetzung mit Werten im Bereich µW/m² dennoch unheimlich vorkommt. Vielleicht trifft dies auch auf die Autorin der PI zu.

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Teilkörper-SAR

Vodafone Aussage ist nicht neu

Doris @, Donnerstag, 22.10.2009, 22:46 (vor 5272 Tagen) @ H. Lamarr

dürfte Vodafone die heute ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung

Die Aussage von Vodafone zu 24 Stunden und 7 Tagen pro Woche ist alt und die halten einfach daran fest. Diese Aussage haben wir mW schon einmal hier im Forum diskutiert.

Auch die Aussage "nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Untersuchungen gibt es kein Risiko bis zu 10 Jahren. Bei Nutzung über 10 Jahren zeichnet sich ein geringes Risiko ab" steht in starker Kritik bei der Mobilfunkindustrie. Diese werben nur mit dem ersten Teil der Aussage und bekämpfen anscheinend die Einschränkung bezügl. der ungeklärten Langzeitrisiken. Ich habe das mal irgendwo gelesen. Entweder bei Louis Slesin, es war glaube ich im Zusammenhang mit den verschiedenen Interpretationen der Interphonestudie.

Vodafone Aussage ist nicht neu

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 22.10.2009, 23:38 (vor 5272 Tagen) @ Doris

Diese werben nur mit dem ersten Teil der Aussage und bekämpfen anscheinend die Einschränkung bezügl. der ungeklärten Langzeitrisiken.

Da es für die Umsätze der Industrie schädlich ist, kann ich das Bekämpfen nachvollziehen. Auch dass es so schon 2005 gesagt wurde scheint mir insofern unbedenklich, da zu diesem Zeitpunkt Interphone noch nicht abgeschlossen war und erst mit Interphone mehrten sich ja die Hinweise auf Langzeitrisiken. So gesehen ist eine Unbedenklichkeitserklärung fürs Dauertelefonieren mMn heute mehr justiziabel als 2005, ggf. muss sich die Industrie den Vorwurf gefallen lassen, trotz Warnungen der Forschung fürs Vieltelefonieren geworben zu haben. Ein Musterfall, wo dies auf vergleichbare Art und Weise zu einer Verurteilung führte ist das berühmte Milupa-Urteil mit den zahnmordenden Nuckel-Nachtfläschchen (gezuckerter Tee) für Kleinkinder. Damals wurde es Milupa zum Verhängnis, dass die Wissenschaft den nächtlichen Kariesbomben beizeiten auf die Schliche kam und Milupa die kommerziell erfolgreichen Fläschchen dennoch nicht vom Markt nahm.

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Vodafone Aussage ist nicht neu

ES, Freitag, 23.10.2009, 18:42 (vor 5271 Tagen) @ Doris

dürfte Vodafone die heute ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung


Die Aussage von Vodafone zu 24 Stunden und 7 Tagen pro Woche ist alt und die halten einfach daran fest. Diese Aussage haben wir mW schon einmal hier im Forum diskutiert.

Haben Sie ein fotografisches Gedächtnis? :-)

Ich konnte im verlinkten Artikel nichts von Vodafone lesen.
Es ist ein anderes Kaliber, wenn sich eine Firma (vage) Aussagen auf die eigene Fahne schreibt und diese über Pressemitteilungen verteilt.

Für mich ist das nach aktueller Lage etwa so, als würde Coca-Cola propagandieren: Trinkt ausschließlich Cola, hier die "wissenschaftliche" Unbedenklichkeitsbescheinigung ...

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Vodafone Aussage ist nicht neu ▼

Doris @, Freitag, 23.10.2009, 23:39 (vor 5271 Tagen) @ ES

Haben Sie ein fotografisches Gedächtnis? :-)

Ich habe wohl allgemein ein sehr gutes Gedächtnis und habe damit schon immer Menschen in meinem persönlichen Umfeld verblüfft. Diese Fähigkeit verdanke ich vielleicht der Funkabstinenz. :cool: Aber auch mein Gedächtnis unterliegt wohl dem normalen Alterungsprozess, ich stelle Schwächen an mir fest ;-)

Ich konnte im verlinkten Artikel nichts von Vodafone lesen.

Nein, von Vodafone steht da auch nichts drin. Es war auf die Schnelle der einzige Artikel den ich mit der Aussagen zu 24/7 gefunden habe und hatte somit zumindest eine Bestätigung der Angabe zu der Aussage, dass es keine "neue" Aussage ist. Aber es gibt auf irgendeiner Seite so eine Aussage von einem Handyhersteller oder Netzbetreiber.

Es ist ein anderes Kaliber, wenn sich eine Firma (vage) Aussagen auf die eigene Fahne schreibt und diese über Pressemitteilungen verteilt.

Die sind überzeugt davon, dass ihre Technik nicht krank macht.

Aber dass evtl. Langzeitrisiken von der Seite der Netzbetreiber doch nicht gänzlich unter den Tisch gefallen lassen werden, dazu erhielt ich heute einen Tipp.

In der aktuellen Broschüre des IZMF "So telefonieren Kinder und Jugendliche sicher mobil: Gesundheit und Medienkompetenz im Fokus" steht auf Seite 24 unten

Ob eine Handynutzung mit einem erhöhten Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, einhergeht, wird, wie bereits oben erwähnt, derzeit untersucht (s. Seite 21). Die Weltgesundheitsorganisation führt hierzu seit Oktober 2000 eine groß angelegte Studie in 13 Ländern (die Interphone-Studie) durch. Sie wird von
der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon koordiniert. Teilergebnisse aus einzelnen Ländern sind bereits veröffentlicht worden. Sie besagen, dass bei Nutzungszeiten von weniger als zehn Jahren keine Risikoerhöhungen beobachtet wurden. Bei Langzeitnutzung von mehr als zehn Jahren liegen Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Hörnervtumoren (Akustikusneurinome) sowie Hirngewebstumoren (Gliome) vor. Insgesamt ist jedoch die Analyse der Daten aller Länder abzuwarten, um verlässliche und aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=34982

Tags:
IARC, Kinder, Broschüren, Akustikusneurinome, Gliom

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